Singstar Teil 2

Autor: m
veröffentlicht am: 10.06.2006




Etliche weinende und enttäuschte und vereinzelte überglückliche und strahlende Gesichter später wurde meine Nummer aufgerufen. Ich war inzwischen unheimlich nervös geworden. Meine Hände waren klatschnass und mein Herz klopfte wie noch nie. 'Scheiße, Lily, ich bin dran. Ich pack das nicht. Ich will nach Hause!' Lily lachte mich aus, doch auch ihr Lachen sah gestellt aus, so wie das vieler anderer hier, sie war ebenso nervös wie ich. Sie zog mich von meinem Sessel, zur Tür und stieß mich dadurch. Ich versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu gehen und stolperte bei meinem Stolziergang über meine eigenen Beine und fiel der Jury direkt vor die Füße. Na klasse, dachte ich, das fängt ja gut an. Ich rappelte mich auf. 'Hallo', sagte ich wohlerzogen und grinste dümmlich, wie immer wenn ich nervös war. Das war ja noch schlimmer als eine Doppelstunde bei meinem Physiklehrer und bisher hatte ich immer gedacht, das wäre die Hölle gewesen.
Die Jury lächelte mich freundlich an, besonders die Frau, die sich als Katharina B. vorstellte. Der Herr zu ihrer rechten hieß Ernst M. und der Name des linken war Dietmar O.. Er war etwa wie der Dieter Bohlen bei Deutschland sucht den Superstar und fing jetzt an zu sprechen. 'Ja, hallo Ana-Maria...'
'Ana', verbesserte ich ihn. Nicht unterbrechen, hörte ich Lilys Stimme in meinem Inneren mahnen. Das ist unhöflich, hatte sie mir gepredigt.
'Nun gut, Ana. Wie alt bist du?'
'Fünfzehn.' Nachdem ich etwas über mich erzählt hatte, sagte Katharina B., dass ich jetzt anfangen könnte, zu singen. 'Muss ich?', fragte ich entsetzt. Sie sah mich etwas irritiert an. 'Deswegen bist du doch hier, oder?'
Ich hätte mich umbringen können. Warum musste ich mich immer daneben benehmen?? Ich nickte mit hochrotem Kopf und begann, die ersten Töne zu singen. Leider konnte ich an keinen der drei Gesichter ablesen, ob ihnen gefiel, was ich gerade fabrizierte, oder ob sie mich am liebsten in hohem Bogen aus dem Gebäude geschmissen hätten. Ich sang den Refrain von 'Living to love you', wurde jedoch unterbrochen, als ich eine Strophe singen wollte. Ob ich denn noch etwas anderes mitgebracht hätte, wollten sie wissen. Zum Glück hatte ich auch noch 'Hero' von Mariah Carey vorbeireitet. Als ich geendet hatte, sah ich die Jury abwartend und nervös an. 'Tja, Ana-Maria. Das gefiel mir ja schon ganz gut. Aber versuch beim nächsten Mal, schnellere Lieder zu singen. Die langen Töne kannst du aber wunderbar.' Ich versuchte, mir meine Freude nicht anmerken zu lassen und nickte heftig. 'Danke', stammelte ich, bevor ich hinausstürzen wollte. 'Hey, warte!', rief Katharina B.. Hatte ich alles nur falsch verstanden und war doch nicht weiter? Mit klopfendem Herzen wartete ich ab. Die drei beratschlagten sich und schließlich schrieb Dietmar O. etwas auf einen Zettel, lächelte mich an und überreichte ihn mir. 'Komm in zwei Wochen wieder und bereite die Lieder vor, die da drauf stehen. Bis dann.' Ich nickte wieder und verschwand ganz schnell, bevor sie mich noch mal aufhalten konnten. Ich stürzte nach draußen, fiel Lily, die dort wartete, um den Hals und kreischte: 'Ich bin weiter! Lily, ich bin weiter!' Sie löste sich aus der Umarmung und sagte: 'Super! Ich bin stolz auf dich.' Ich schaute mich um, sah viele neugierige, aber auch missgünstige Gesichter. Doch die waren mir egal, die Hauptsache war, dass ich weiter war. Lily und ich ließen uns wieder auf zwei Sessel nieder, doch lange blieben wir nicht dort sitzen, weil sie gleich darauf hineingebeten wurde. Kaum war Lily in dem Raum verschwunden, ließ sich jemand auf den freien Platz neben fallen. Ich drehte den Kopf, und blickte in zwei grüne Augen. Als ich genauer hinsah, entpuppte sich die Person neben mir als der Typ namens Sebastian, der hier arbeitete. 'Glückwunsch', grinste er. 'Oh, ähm, danke.' Ich lächelte schüchtern. 'Meine Freundin denkt, ich steh auf dich', erzählte ich ihm. Verdammt, musste ich so was ausplaudern? Wir hätten darüber sprechen können, wo wir herkamen, wie alt wir waren, ob wir Geschwister hatten. Aber nein, nicht ich. Er grinste wieder. 'Und?'
'Was und?'
'Na, hat sie Recht?'
'Ich kenn dich doch gar nicht!', sagte ich empört. Konnte er nicht mal aufhören zu grinsen? Ich konnte meinen Blick kaum von ihm wenden.
'Nun, das können wir ja ändern. Wie wär's mit Sonntag um zwei hier vor der Halle?''Also, ähm ... ich weiß nicht...'
'Also bis dann. Ich verlass mich auf dich.' Wieder war er einfach verschwunden und hatte mich hier alleine gelassen. Als Lily aus dem Raum kam, sprang ich auf und sprudelte los: 'Lily, ich hab Sonntag ein Date. Kannst du mir deinen schwarzen Pulli leihen?'

Fortsetzung folgt...







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