Was, wenn es wahr ist? - Teil 3

Autor: Tess
veröffentlicht am: 18.01.2013


An der Haltestelle wartete Alex bereits auf mich.
Er trug eine grasgrüne Sweatshirt Jacke, ein weißes Hemd, schwarze Jeans und Chucks.
Alles passte perfekt. Zusammen mit seinen längeren, dunkelblonden Haaren und den dunkelbraunen Augen sah er nahezu perfekt aus. Aber das musste er doch auch sein, immerhin war er eine Art Model. Ein wirklich netter Anblick, ich mochte seinen Stil.
Er war sehr groß, bestimmt an die 1,90cm was mich neben ihm wie einen Zwerg aussehen ließ.
Das war jedoch nicht wirklich schwer.
„Da bist du ja.“, sagte er freundlich und umarmte mich zur Begrüßung.
„Wartest du schon lange?“
„Nein, ich bin selbst eben erst gekommen.“, sagte er und grinste mich an.
„Was ist so lustig?“, fragte ich verwirrt und sah an mir runter.
„Nichts, nichts.“
„Oh, okay. Nun, was möchtest du sehen?“
„Alles.“
„Alles ist aber ganz schön viel.“, sagte ich und musste lachen.
„Fangen wir doch mit der Stadt an.“
„Okay.“, sagte ich und lächelte.
Mir fiel grade erst auf, das er gar keinen englischen Akzent hatte, immerhin kam er doch aus Amerika.
Ich würde ihn später danach fragen.
Schweigend stiegen wir in die Bahn ein und fuhren in die Stadt.
Ich zeigte ihm die Shoppingmeile, die Altstadt und die Rheinpromenade.
Irgendwann machten wir eine Pause und setzten uns auf eine kleine Mauer am Rhein.
„Dieser Kerl von heute Vormittag.. Was wollte der eigentlich von dir?“, begann Alex irgendwann.
„Das weiß ich selbst nicht genau. Ich kann ihn nicht ausstehen.“
„Das hat man gesehen. Macht er das öfter?“
„Du hast Jenny doch gehört. Er ist der größte Macho den es gibt. Er bildet sich etwas darauf ein, das er der Schulmannschaft letztes Schuljahr zum Meistertitel verholfen hat.“
„Ätzend solche Kerle.“, murmelte Alex.
„Wieso hast du dich eigentlich nicht neben Melody gesetzt? Immerhin kennt ihr euch doch..“
„Woher weißt du das?“, fragte er nun verwirrt und sah mich ebenso an.
„Melody hat mir das Foto von euch beiden gezeigt, was der eigentliche Grund für ihre Party heute Abend ist.“
„Das Foto? Oh nein..“, er vergrub sein Gesicht in den Händen.
„Es scheint dir peinlich zu sein. Du sahst auch unglücklich aus.“
„Woher weißt du, dass ich unglücklich war? Ich meine, es stimmt, mir war nicht wirklich wohl bei der Sache..“
„Ich fotografiere selbst ganz oft.. Ist sowas wie mein Hobby. Und du warst total angespannt und sahst angestrengt aus.“
„Wow.“, sagte er und nahm nun die Hände wieder runter.
„Naja. Jeder der oft mit Menschen zusammenarbeitet hätte dir das sagen können. So. Und jetzt geb ich dir einen Kaffee oder was du möchtest aus!“
Ich stand auf und stellte mich vor ihn.
Alex lächelte ein strahlendes Lächeln und stand ebenfalls auf.
„Ein Eis wäre mir grade sehr recht.“
„Eis klingt gut.“, antwortete ich und ging mit ihm zur nächstbesten Eisdiele mit Außenanlage.
Wir setzten uns an einen freien Tisch und bestellten, ich einen Erdbeerbecher, Alex einen Schokoladenbecher.
„Wieso hast du eigentlich keinen englischen Akzent? Du kommst doch aus Amerika, oder?“, fragte ich während wir auf unser Eis warteten.
„Meine beiden Elternteile stammen aus Deutschland und ich wurde auch hier geboren. Auch in Amerika haben wir zuhause nur Deutsch gesprochen.“
„Ach so, okay, das macht Sinn.“
„Gehst du heute Abend zu der Party?“, fragte Alex und sah mich an.
„Vermutlich schon. Und du?“
„Wenn wir zusammen hingehen schon. Ich weiß nämlich nicht wo diese Melody wohnt..“
„Oh, okay. Ich denke, das wird kein Problem sein.“
„Schön.“, sagte Alex und lächelte.
Der Kellner brachte uns unsere Eisbecher und wir begannen schweigend zu essen.
Kurze Zeit später schob ich das Eis weg, da mir einfiel das es sich heute Abend um eine Poolparty handelte.
„Was ist los?“, fragte Alex überrascht. Schokoladeneis klebte ihm am Mundwinkel.
„Ich bin satt.“, sagte ich und lachte über seinen Anblick.
„Was ist so lustig?“, fragte er amüsiert und sah mich an.
„Du hast da was am Mundwinkel.“
Er nahm die Rückseite des Löffels und spiegelte sich darin, auch er musste lachen bis er sich den Mund abwischte.
„Wie kann jemand so schüchternes wie du eigentlich mit fremden Menschen zusammenarbeiten?“
„Ich arbeite nicht mit fremden Menschen zusammen. Ich fotografiere nur Freunde.“
„Ach so, okay, das macht Sinn.“
Der Kellner kam wieder zu uns, räumte den Tisch ab und ich bezahlte.
„Können wir? Ich muss nochmal nachhause und mich umziehen.“, sagte ich als ich einen Blick auf den Display meines Handys warf.
„Klar. Wo treffen wir uns denn dann später?“
„Am selben Treffpunkt wie vorhin, würde ich sagen. Von da aus müssen wir mit der 18 weiter. So gegen halb 8?“
„Okay, das sollte ich schaffen.“
„Das will ich doch hoffen, sonst fahre ich alleine.“, sagte ich und lachte.
Gemeinsam gingen wir zurück zur Bahn und stiegen ein.
Wir fanden zwei Sitzplätze, genau gegenüber von einander.
Ich sah aus dem Fenster und spürte seinen Blick auf mir, doch ich ließ mir nichts anmerken, obwohl es mich nervös machte. Ich hasste es angestarrt zu werden.
Als ich aussteigen musste, umarmten wir uns erneut zum Abschied und Alex fuhr alleine weiter.

Dan war noch immer nicht zuhause. Er war sicher grade auf dem Weg zu seinem zweiten Job in einer Bar, wo er Cocktails mischte. Er hatte insgesamt drei Jobs, einen Hauptberuflich und zwei kleine Nebenjobs. Die musste er auch haben, sonst könnten wir nicht überleben.
Ich hatte damals zwar gesagt das ich mit der Schule aufhören möchte um mir eine Ausbildung zu suchen, doch mein Bruder bestand darauf das ich mein Abitur machte, was momentan echt schlecht aussah. Das würde noch einen riesen Streit geben, da war ich mir sicher.
Ich nahm mir meine Badeklamotten aus dem Kleiderschrank und zog sie mir unter meine Kleidung.
Ich entschied mich für eine dunkelblaue Hotpants und ein schlichtes, schwarzes Top.
Ich wusste wie sehr Mel es hasste wenn sie nicht der Star des Abends war, weswegen ich mich sicher war das sie mit mir keine Probleme haben würde. Ich hielt mich lieber im Hintergrund auf.
Das Handy in meiner Hosentasche begann wie wild zu vibrieren, also ging ich ran.
„Hey Mary, was gibt es?“
„Ich hab dich vorhin gesehen. Mit dem Neuen, Alexander.“
„Ich hab ihm die Stadt gezeigt.“, sagte ich und setzte mich auf den Balkon.
„Das ist nett von dir.“
„Ach, ich wollte mich nur für heute Vormittag bedanken.“
„Ach ja, die Sache mit Marc. Er sah ziemlich wütend aus als er gegangen ist. Kommt der heute Abend etwa auch?“
Mein Seufzen schien ihr Antwort genug zu sein.
„Also ja. Na hoffen wir mal dass das nicht in einer Katastrophe endet.“
„Das wäre wirklich unschön.“
„Fährst du mit uns oder kommst du alleine?“
„Nein, ich begleite Alex, er weiß schließlich nicht wo Melody wohnt.“
„Oh, du hast recht. Mel hat nach dem Unterricht noch damit geprahlt das sie sich Alex heute Abend klar machen möchte.“
„Aha?“, sagte ich und sah auf die Uhr.
„Ja, du kennst sie ja. Was sie will, bekommt sie auch meistens.“
„Das ist wahr.“, sagte ich und musste lachen.
„Naja, wir sehen uns dann später. Die Mädels kommen gleich, wir wollen vortrinken.“
„Okay, aber übertreibt es nicht, ich will später nicht auf einer Trauerfeier sein weil eine von euch ertrunken ist oder so..“
„Das wird schon nicht passieren. Naja, bis später.“, sagte Mary und legte lachend auf.
„Na hoffentlich hast du recht..“, murmelte ich nur und steckte das Handy wieder in meine Hosentasche.
Ich entschied mich dafür, noch eine Weile so sitzen zu bleiben und zu lesen.
Um viertel nach 7 machte ich mich schließlich auf den Weg zur Bahn und fuhr zu Alex und meinem Treffpunkt.






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