Farben der Liebe - Teil 13

Autor: Janine
veröffentlicht am: 10.01.2013


…die Wahrheit und die Wut
Ich blickte ihr kurz nach bevor ich mich umdrehte, um zu Adrian zu gehen, doch er stand bereits hinter mir.
„Bevor du irgendetwas sagst oder tust, muss ich mit dir reden“, meinte ich ernst und schluckte.
Er nickte zur Antwort und wollte sich setzten, doch ich schüttelte den Kopf: „Nicht hier. Können wir zu unserem See fahren?“
„Sicher“, antwortete er mir und nahm meine Hand in die seine.
Gemeinsam verließen wir unter Lob für unsere Gesangseinlage das Lokal und ließ mich von ihm zu seinem Auto führen.
Der eher kalte Nachtwind wehte uns entgegen und ich begann leicht zu frösteln, wusste aber nicht so genau ob es nun der Wind oder die Angst vor Adrians Reaktion war, welche mich zu dieser Regung trieb.
Die Fahrt zum See erwies sich für mich als Qual. Ich hatte keine Ahnung wie ich es ihm sagen sollte, aber vermutlich würde ich nicht ohne Tränen dieses Geständnis ablegen.
Sobald wir an diesem verhängnisvollen Ort angekommen waren, stieg ich aus und ging an jene Stelle an welche wir oft gesessen hatten. Ich hörte, wie er sich hinter mich stellte und die Arme um mich schlingen wollte, doch ich ging einige Schritte nach vorne und drehte mich um.
„Ich weiß nicht so genau ob du das noch tun wollen würdest, wenn ich dir erzählt habe, was ich dir nun schon ziemlich lange verschweige“, begründete ich meine Abwehr ihm gegenüber. So ließ er seine Hände lose zu seinen Seiten hinabsinken und schwieg.
„Ich,…Ich… Du…“, stotterte ich und zwang mich tief durchzuatmen bevor ich nochmals zum Sprechen ansetzte: „Weißt du noch, wie wir damals miteinander hier im Wald die Nacht verbracht hatten?“
„Ja, aber was willst du…“, begann er, aber ich schüttelte den Kopf: „Lass mich dir zunächst das erzählen, was ich bereits vor Jahren hätte tun sollen, bevor mich der Mut wieder verlässt.“
So klappte er seinen Mund wieder zu und blickte mich abwartend an.
„Ich wollte während der unpassendsten Situation wissen ob du mich liebtest. Dafür gab es einen Grund. Den wichtigen Grund, dass falls ich schwanger werden würde, jemanden an meiner Seite wüsste. Wir hatten nämlich nicht verhütet und dies wurde mir klar, als du bereits in mich eingedrungen warst“, erklärte ich und holte tief Luft, als ich den sich langsam wandelnden Gesichtsausdruck Adrians bemerkte.
„Am nächsten Tag, als mir dann klar wurde, dass dir dies nicht halb so viel bedeutet hatte wie mir und dass du mich angelogen hattest, wollte nicht mehr bei meinen Eltern bleiben und so ging ich mit meiner Schwester mit in die Stadt. Doch in den zwei Monaten, welche ich dort verbracht hatte, hatte ich eigenartige Essensvorlieben, kleinere Kreislaufprobleme und eine tägliche Morgenübelkeit entwickelt. Auch blieben meine Tage aus. Kurz um, die typischen Anzeichen einer Schwangerschaft, aber ich wollte es nicht einsehen. Redete mir ein, dass dies nur eine Phase war. Tja, bis dann die Ärztin zu mir sagte, dass ich schwanger war. Mit Zwillingen.“
Ich stoppte kurz und sah ihm vorsichtig in die Augen, doch sein Blick hätte ausdrucksloser nicht sein können. Tränen stiegen mir in die Augen, aber mit fester Stimme erzählte ich weiter: „Ich spielte kurz mit den Gedanken sie abtreiben zu lassen, brachte es aber schließlich nicht übers Herz. So wollte ich dich anrufen und dir von der Schwangerschaft erzählen, aber ich hatte Angst. Konnte es dir nicht sagen, auch weil ich noch immer darunter gelitten hatte, dass du nichts für mich empfandst. Und dein „Ich weiß nicht was ich dir gegenüber empfinde“ half mir auch nicht viel weiter. So verschwieg ich es dir. Danach kam ihre Geburt und ich wünschte mir nichts sehnlichster, als dich als ihr Vater dabei zu haben, doch es waren nur meine Eltern und meine Schwester da, welche mich unterstützten. Maya fragte mich, ob ich es dir nicht doch erzählen wollte, aber ich konnte es immer noch nicht. Irgendetwas hinderte mich daran, und nun nach vier Jahren, in denen ich mich damit abfand die Kleinen ohne Vater aufzuziehen, traf ich dich wieder und alles kam zurück.“
Meine Wangen waren vor lauter Tränen nass und ich unterdrückte ein Aufschluchzen. Meine Stimme brach weg, als ich sagte: „Es tut mir so leid! Bitte verzeih mir.“
Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken oder einfach vor ihm weggelaufen, als er mit leiser Stimme, welche nur so vor unterdrückter Wut bebte, sagte: „Wie konntest du nur so bescheuert sein mir nicht zu erzählen, dass ich dich geschwängert hatte? Du hast mir drei Jahre meine Kinder vorenthalten! Weißt du, auch Väter haben gewisse Rechte, und ich als Anwalt kenne diese nur zu gut. Ich könnte rechtliche Schritte gegen dich einleiten.“
„Das tust du nicht!“, hauchte ich und meinem Herz versetzte es einen Stich.
„Woher willst du das wissen?“, zischte er.
„Wenn du ein Kerl wärst, dann würde ich dich dafür windelweich schlagen. Du hättest es nämlich nicht anders verdient für deine Blödheit!“, tobte er weiter und begann vor mir auf und ab zu tigern.
„Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich und sank immer mehr in mich zusammen. Ich wusste ja, dass er wütend auf mich werden würde, aber dass es nun so schlimm war, hatte ich nicht gedacht.
„Das hilft jetzt auch nicht mehr viel! Verdammt noch mal! Du warst schwanger! Wieso zum Teufel hast du nicht einfach deine sonst so große Klappe aufgemacht und es mir gesagt so schwer wäre dies gar nicht einmal gewesen!“, fluchte er umher und nun wurde auch ich langsam wütend. Konnte er mich nicht wenigstens ein Bisschen verstehen?
„Hör auf mich als Blöd abzustempeln, Joshua!“
„Warum sollte ich das tun? Immerhin gibst du mir nicht den geringsten Beweis dafür, dass dies dem Gegenteil entspricht!“
„Lass uns doch vernünftig darüber reden, und hör endlich auf hin und her zu gehen, sondern schau mich gefälligst an, wenn du mich schon anschreien musst!“, fuhr ich ihn an, denn dieses hin und hergehen machte mich fertig.
„Ich will verflucht noch eins nicht vernünftig reden! Es grenzt an ein Wunder, dass ich dich noch nicht angeschrien habe, so wütend bin ich!“
„Ich glaube du verwechselst anschreien mit Stimme erheben“, meinte ich trocken und blitzte ihn wütend an.
Er blickte mich ebenso an, als er kalt antwortete: „Werde jetzt bloß nicht frech, Noemi!“
„Du hättest sie nicht gewollt!“
„Woher hättest du das wissen sollen? Vielleicht hätte ich sie ja gewollt, wenn du mir von ihrer Existenz berichtet hättest!“, setzte er fort und blieb endlich stehen.
„Hast du eigentlich eine Ahnung was für ein Arschloch du damals warst?“, fragte ich und ließ ihn noch nicht einmal antworten: „Du hast mich benutzt wie eine Hure, mich zuvor angelogen und anschließend einfach so gehen lassen! Meinen Glückwunsch, Herr Kors, Sie haben sich zu einem noch größeren Arschloch entwickelt!“
„Wie bitte?!“
„Du hattest doch gar keinen blassen Schimmer wie ich mich gefühlt hatte, nachdem du mir sagtest, dass du nichts für mich empfindest. Dass diese Nacht nur so geendet hatte, weil du besoffen warst. Denkst du ich habe darüber einfach nur die Schultern gezuckt?“
„Du warst nicht die Einzige, der es schlecht ging“, gab er in normaler Lautstärke zurück.
„Die Kinder werden das Wochenende bei mir verbringen“, sagte er schließlich und nun regten sich meine Beschützerinstinkte und ließen mich zu meiner vollen Größe aufrichten: „Das kannst du so was von vergessen! Glaubst du denn ernsthaft sie würden bei einem ihn fremden Mann übernachten, auch wenn ihnen bewusst ist, dass es ihr Vater ist? Und wir fahren morgen Nachmittag nach Hause. Wir waren lange genug hier!“
„Sie wissen es?“, fragte er und wirkte total aus dem Konzept gebracht.
„Ja natürlich wissen sie es! Denkst du ich würde ihnen ohne Grund unsere Geschichte erzählen? Trotzdem wirst du sie nicht bekommen. Um nichts auf der Welt“, fauchte ich und verschränkte in einer abwehrenden Haltung meine Arme.
„Emi, du schuldest mir drei Jahre!“
„Nein, sie werden nicht bei dir bleiben! Wir werden morgen zu mir in die Wohnung fahren und fertig!“, hielt ich stur dagegen.
„Ich will doch bloß nur zwei Tage. Verdammt, du hast sie mir drei Jahre verschwiegen!“
„Seit wann weißt du, dass du mich liebst?“, fragte ich plötzlich, was ihn verwirrt die Stirn runzeln ließ.
„Ich weiß nicht so genau, aber was hat das jetzt damit zum tun?“
„Hast du mich damals bereits geliebt, als wir unsere Nacht verbrachten?“, harkte ich weiter nach.
„Ich glaube schon“, antwortete er leise.
„Ja oder Nein?“
„Ja, ich liebte dich damals schon, dachte aber es wäre zu wenig. Zu wenig, als dass es gereicht hätte unsere Freundschaft in etwas Tiefergehendes zu verwandeln.“
„Wie kann eine Liebe nicht stark genug sein, wenn sie nach all den Jahren immer noch existiert?“, fragte ich leise und setzte lauter fort: „Ich habe einen Fehler gemacht, als ich dir nicht von Devin und Diara erzählt habe, aber siehst du nicht dass du auch daran Schuld warst, indem du dir selbst nicht genug vertraut hast?“
„Also gibst du mir die Schuld?“
„Nein, wir sind beide daran schuld, okay? Ich wollte dir bloß zeigen, dass du mir nicht alles unterstellen kannst ohne dich nicht selber an den Ohren zu ziehen.“
„Du sagst dies so überzeugend, dass ich dir fast glaube“, sagte er schließlich leicht verdutzt und ich antwortete schlicht: „Ich sage dir nur meine Meinung, aber dennoch lasse ich sie nicht zu dir.“
„Du hörst dich so an als würde ich sie schlagen wollen.“
„Sie bleiben bei mir, Adrian, und das ist mein letztes Wort! Gute Nacht!“, damit drehte ich mich um und ging in den Wald. Ließ ihn zum zweiten Mal für diesen Abend stehen.
Wenn er seine Kinder wollte, dann sollte er sich gefälligst um sie bemühen, aber mich konnte er nun vergessen.





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