Dämonisch bissige Liebe - Teil 5

Autor: Noa
veröffentlicht am: 14.01.2013


Es geht mal wieder weiter :D Hoffe ihr habt Spaß ;D


Noa

Kapitel 5 – Feuerfeste Flucht

Ich zog meine Schultern zurück und hielt die Luft an. Aus meiner Nase rann der letzte Atemzug.
Gleich würde er sich zu mir umdrehen, mir in die Augen schauen und wissen, wer ich war. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner heißen Haut aus. Aber laut seiner Worte deutete alles daraufhin, dass er mich schon vorher kannte. Sein Starren im Zug war also beabsichtigt? Ob er mir gefolgt war? Aber wie sollte das möglich sein? Wenn überhaupt, dann sah er mich in Maggon aussteigen.
Der Verwirrungsgrad in meinem Kopf nahm stark zu. Alles überkreuzte sich, passte nicht zusammen oder hörte sich verdreht an. Verdammt! Wer war dieser Vampir?
Mitch stöhnte auf. Seine Füße schlitterten über den Boden und begaben sich in Richtung Ausgang. Noch für einen Augenblick lang stoppte er und lief auf unsere Kabine zu. Der Schatten seiner Beine drang zu unseren Füßen. Womöglich fragte er sich warum es so still blieb. Was sollte man sonst in einer Toilettenkabine tun? Rein theoretisch; aufs Klo gehen!
»Ich bin zwar ein Magier, aber noch lang nicht dumm. Hier ist es arschkalt! Denkst du ich bin blöd? Wer bist du?«, rief Mitch überraschenderweise.
Mein Körper zuckte ruckartig zusammen, als ob mir jemand einen Stromschlag verpasst hätte. Selbst in meinen ängstlichen, überhitzten Körper drang Kälte hinein. Meine Flügel kitzelten, denn sie wollten davon fliegen. Wenn über mir bloß keine Decke wäre!
Doch der Vampir schwieg und der Kreislauf wiederholte sich. Jetzt waren schon zwei Hasen in ihrer Höhle gefangen und der Wolf lief hungrig auf und ab. Er gab nicht auf und bewachte weiterhin die Kabine.
Aber Mitch war ziemlich ungeduldig und schlug nach einer knappen Minuten gegen die Kabinentür. Der halb dumpfe, halb laute Knall veranlasste mich dazu reflexartig meine Ohren zuzuhalten. Sogar der Vampir zuckte erschrocken zusammen.
Aber auch ihn machte Mitchs Verhalten wütend. Da schloss er die Kabine auf und ließ einen Lichtspalt hindurchbrechen.
Da sah ich seine Augen zum ersten Mal. Sie leuchteten wie das Aufblitzen einer Rakete. Die Iris war eisblau. Seine restlichen Proportionen waren zu schattig und dunkel um sie erkennen zu können. Aber die Augen ließen für einen Moment meine Angst verfliegen, da sie mir eine gewisse Sicherheit gaben. Sie hypnotisierten mich.
Auf seinen erröteten Lippen bemerkte ich ein kleines Lächeln. Er schien Mitch als unwürdigen Gegner zu betrachten. Damit hatte er auch vollkommen Recht. Magier konnten nur mächtig sein, wenn sie die Zeit dazu hatten ihre Sprüche aufzusagen. Aber ein Vampir war so schnell, das es meistens dafür zu spät war.
Er lief aus seiner Höhle. Direkt zum Wolf und schaute ihm in die Augen. Die Tür klappte wieder zu. Mitchs Füße schleiften über den Boden.
»Wusste ich es doch. Diese Aura ist so unglaublich auffällig, dass sogar jedes normale Wesen deine Anwesenheit bemerken könnte. Vampiren war es ohne Erlaubnisbescheinigung nicht gestattet sich in der Öffentlichkeit der Magierstadt aufzuhalten. Sag an, Vampir, was willst du hier?«
Es herrschte eine kurze Stille, aber ich spürte, das Mitch ungeduldig auf seine Antwort wartete. Aber er schwieg weiterhin, was mich verdutzte. Mitch hasste es warten zu müssen.
Plötzlich ächzte und keuchte Mitch. Ich stieß mich erschrocken von der Wand ab und es hörte sich so an als bekäme er keine Luft. Erstickte er gerade? Was ging da draußen vor sich?
Meine Hände zitterten und ich streckte meine Flügel gegen die Kabinenwände. Langsam schritt ich zur Tür und öffnete sie unauffällig. Aber der Vampir stand nur starr da. Mit den Händen in den Hosentaschen schaute er anscheinend zu Mitch, den ich von meiner Position aus nicht sehen konnte.
Er hechelte noch immer, japste nach Luft und fiel schließlich zu Boden. Es blieb still und dann drehten sich seine Augen zu mir. Durch den gleißenden Schein des grellen Lichtes erkannte ich nun sein Gesicht.
Makellose, weiße Haut umgab sein Gesicht. Sie war eiskalt und sonderte durch die Wärme und das Licht Dunst ab. Er war jedoch so hauchzart, das nur ein höheres Wesen, wie ich es war, erkennen konnte. Das Blau in seinen wundervollen, perfekt geformten Augen leuchtete auf und er schob langsam seine Kapuze vom Kopf, als wollte er sich mir ganz entblößen.
Dunkelbraune, fast schwarze, kurze Haare ragten unter dem Pullover hervor. Sie waren seitlich nur auf wenige Millimeter kürzer als auf der Mitte des Kopfes. Seine Wangen zeigten nicht einmal Stoppeln auf. Nur makellose, reine Haut.
Ich war völlig perplex bei solch einem Anblick. Er sagte auch nichts, sondern warf mir nur weiterhin wenige Blicke zu. Was nun?
»Wir müssen hier raus«, sagte er und reichte mir seine Hand. Ich konnte nicht. Es würde ihn verletzten, wenn er meine Haut berührte. Das musste er doch selbst wissen. Meine Gestalt als Dämon war mehr als auffällig.
Stattdessen öffnete ich nur noch weiter die Kabine und zeigte meine vollkommene Gestalt. In seinen Augen erkannte ich einen Hauch von Verwunderung und Begeisterung. Es war so undeutlich und so unglaublich leise, dass selbst mein dämonisches Gehör seine Worte nicht verstand. Es klang wie ein »Wow«. Aber ich konnte mich auch verhört haben.
»Wirst du dich wieder zurückverwandeln können?«, fragte er und ich schluckte. Ob er ahnen konnte dass ich eine Phyne war? Wohl eher nicht. Dämonen trugen eine genauso menschliche Erscheinung in sich wie jedes andere Wesen. Menschen. Eine längst ausgestorbene Rasse.
»Ich versuch’s«, gab ich stotternd zu. Meine ersten Worte.
Ich lief zum Waschbecken und umfasste es wieder. Mit viel Mühe musste ich versuchen meine Flügel wieder einfahren zu können. Aber ich hatte zu große Angst. Enttäuscht ließ ich den Kopf hängen und bemerkte wie sehr meine Beine schlotterten.
»I-Ich kann nicht. Ich habe Angst.«
Daraufhin sagte er kein Wort, sondern deutete, mit einem passenden Gesichtsausdruck, zu warten. Ich hechelte und umfasste verkrampft weiterhin das Becken. Einen Dämon zu zügeln war weder einfach, noch praktisch ihn in sich zu tragen.
Ich seufzte.
Es dauerte nicht lange, da stand der Vampir mit einem Kleiderhaufen vor mir. Er war verdammt schnell. Ich hatte ihn erst gar nicht realisieren können, da war er schon in wenigen Millisekunden bei mir.
»Draußen läuft eine Magierbande umher und suchen-« Er schaute hinunter zu Mitch. »-ihren Freund.«
Dann warf er den Stapel zu Boden und zog eine Verbandsrolle in die Länge. Er schaute mich mit einem kalten Blick an und legte vorsichtig, mit viel Bedacht, seine Hand auf meine Flügel. Er berührte sie zart, als ob sie jeden Moment zerbrechen könnten.
Der weiße Verband wurde an meine Flügel gelegt und mit viel Kraft presste er sie so gut es ging an meinen Rücken. Er wickelte es bis zu fünfzehn Mal um mich. Ich hob meine Arme nach oben. Jedoch sah man sie immer noch.
Ich blickte schockiert in den Spiegel und merkte wie nervös ich wurde. Die Slumbande stand immerhin vor den Toilettenräumen und suchten Mitch, der mir auf unerklärliche Weise zu Boden gefallen war.
»Was machen wir nun?«, fragte ich keuchend und drehte mich mit dem Rücken zum Spiegel. Sie waren geschickt zusammengebunden worden. Aber warum half er mir? Es gab im Kopf Fragen um Fragen, aber es war ein schlechter Zeitpunkt sie ihm alle zu stellen.
»Zieh das an«, forderte er mich auf und hielt mir eine dicke Winterjacke hin. Ich schlüpfte hinein und tatsächlich waren all meine Flügel verschwunden. Nur auf einen genauen Hinblick erkannte man eine leichte Wölbung. Sie wirkte jedoch eher wie ein Buckel. Ich zog den Reißverschluss zu und nahm meine Tasche in die Hand. Ich wollte gerade mein Handy herausholen, als er es wieder hineindrückte.
»Später«, warnte er mich und nahm meine brennende Hand. Ich zuckte und spürte wie kalt sie war. Aber…
…das ist unmöglich! Ein Vampir und ein Dämon konnten sich nicht anfassen, es sei denn-
-dieser Junge vor mir war ein Phyne. Ich konnte es nicht fassen und hielt erschrocken den Atem an. Wie versteinert starrte ich auf seine Hand und spürte das neue Gefühl auf meiner Haut. Die Faszination dieses Moment kettete mich an den Boden.
Er zog kurz die Augenbrauen zusammen, als ob er fühlen könnte, was ich gerade dachte. Er nahm sie noch fester und entriss mich aus meinem Anker.
»Verhalte dich absolut unauffällig«, flüsterte er und flüchtete mit mir aus der Herrentoilette. Er drehte sich mit seinem Kopf zur Seite und schloss konzentriert die Augen. Seine Lider zitterten. Sein Ohr zeigte in die Richtung des U-Bahn-Flures.
»Es sind vier Magier«, teilte er mit und riss seine Augen wieder auf. Mit einem prüfenden Blick auf mich zog er die Kapuze meiner Jacke über meinen Kopf. Dabei versteckte er die roten Haare in meiner am Rücken zerrissenen Bluse und strich wenige Strähnen hinter meine Ohren. Er zog den Reißverschluss bis zu meinem Kinn hoch und prüfte noch einmal alles nach. Es durfte nichts schief gehen. Sein Blick wanderte zum Flur und zum Schluss versteckte er sein Gesicht ebenfalls in seiner Kapuze. Sein Brustkorb hob und senkte sich.
»Bereit?«, fragte er. Seine Stimme klang nervös. Ich nickte. »Denk außerdem daran deine Augen zu verstecken.«
Ich hatte sie schon beinahe vergessen gehabt.
Er legte einen Arm um meine Schultern und zog meine Hand zu seinem Rücken. Er begann den ersten Schritt zu machen und ich tat ihm gleich.
Wir hatten den Flur erreicht und in der Ferne sah ich schon den ersten Slumagier uns entgegen kommen. Elena Sool. Es war die Zwillingsschwester von Mitch. Sie hatte den gleichen, grauenhaften Charakter wie er. Sprich, sie war ein weiblicher Mitch. Bis auf ihre Haare, die glatt schwarz waren und ihr in einem geraden Schnitt bis zum Kinn fielen, glichen sie sich bis ins kleinste Detail.
Ich schauderte, als ich nicht anders konnte und sie anstarren musste. Krampfhaft umschlang ich die Rückenmuskulatur des Vampirs. Er zog mich noch näher an sich heran. Die Tarnung durfte nicht auffliegen. Aber je näher ich ihr kam, umso tiefer sanken meine Lider. Sie durfte meine rote Iris nicht sehen.
Mein Herz pochte wie bei einem Trommelwirbel, immer schneller, je näher ich mich Elena näherte. Ich wusste, dass sie mich ausgiebig betrachtete und ihre inbrünstigen Blicke versuchten mein Inneres zu treffen. Aber ich blieb konstant und blendete ihre Anwesenheit aus.
Als wir an ihr vorbeigingen, hatte sie zum Stehen angesetzt und ich wusste sie schaute uns nach. Aber es fiel kein Wort. Die erste Hürde war offensichtlich überstanden. Noch wenige Meter und der Vampir bog mit mir in einen weiteren Flur ein.
»Nur noch eine Abbiegung und wir sind draußen«, flüsterte er so leise, dass nur ich es hören konnte. Ich spürte wie meine Flügel schrumpften. Die Angst schien langsam, aber sicher zu verschwinden.
Doch dann tauchten die nächsten Magier auf. Mason Bruck und Zero Loss. Der erste Magier mit seinen grünen leuchtenden Augen entdeckte mich, verhielt sich jedoch ruhig. In seinem Gesicht erkannte ich den frechen Ausdruck. Stimmt, er war das Omega dieses verfluchten Wolfrudels! Sein Blick musterte mich und so folgte Zero, der Eiskalte in der Gruppe. Er gehorchte seinem Alphaboss nicht und trotzdem sahen sie nicht ihn als Omega an. Im Gegenteil, denn er war ein starker und mächtiger Gegner. Ohne ihn hätte die Slumbande keinen berüchtigten Namen. Deshalb hieß es; Vorsicht walten lassen. Aber so viel ich mitbekam, interessierte Zero sich nicht für mich und betrachtete mich daher nicht als Feind. Das war ein riesiger Vorteil für mein Leben.
Aber der Vampir spürte seine Macht und umklammerte meine Schultern noch fester. Sogar meine dämonischen Alarmglocken begannen auf Hochtouren zu läuten. Zeros kalter Blick schien als brennender Schauer meinen Rücken hinunter zu gleiten. Ich senkte erneut meine Lider und unbesorgt und gemütlich liefen wir an den beiden vorbei. Aber auch ihre Blicke verfolgten uns. Ich war mir noch immer nicht sicher, ob es an der kalten Aura des Vampires lag oder an meiner glühenden, die unsere Körperausstrahlung bedeckt hielt.
Die letzte Abbiegung. »Dahinten ist schon der Ausgang«, sagte er und lenkte seinen Kopf zur Treppe. Vorhin traf ich von dort oben auf die Slumbande.
Aber dann tauchte die letzte und schrecklichste von allen auf. Victoria Cusina. Ihre beinahe schwarzen Augen entdeckten mich schon von der Ferne. Sie betrachtete uns mit Bedacht und ich hatte solche Angst, dass sie mich bemerkte. Ihre Zaubersprüche waren einfach einmalig. Aber sie konnte mit ihnen schlecht umgehen. Ich erkannte ihr Vorhaben, wenn sie ihre Lippen bewegte und brauchte bloß einen Gegenzauber anzuwenden. Allerdings hatte ich schon das Gefühl von einem mir unerklärlichen Schild umgeben zu sein. Unauffällig schaute ich zu dem Vampir hinauf, der eine ausdrucklose Mimik aufgesetzt hatte. Seine Maske war unglaublich echtwirkend.
Ich machte wenige Schritte auf sie zu, versuchte langsamer zu gehen, aber der Vampir bestand darauf unser Tempo beizubehalten. Er hatte ja auch Recht. Victoria würde es auffallen, wenn sie die veränderten Schritte bemerkt hätte. Ich riss mich noch einmal zusammen, atmete ein und aus. Ihre schwarze Schminke ließ ihr Gesicht noch düsterer wirken.
Meine Lider waren ein drittes Mal gesenkt und ich schaute solange auf den Boden, bis wir an ihr vorbeigelaufen waren. Ihr stechender Blick ruhte nun in meinem Nacken, wobei sich meine Härchen aufgestellt hatten.
Wir hatten die Stufen betreten, kamen bis zur Hälfte. Meine Schultern wollte sich gerade entspannen, als ihre Stimme hinter uns erklang.
»Hey, ihr beiden!«, rief sie und der Vampir blieb mit mir stehen, ohne sich umzudrehen.
»Hab keine Angst. Lauf, wenn ich es dir sage, okay?«, flüsterte er wieder in einem extrem leisen Ton, den kein Magier verstand.
Er ließ von mir, meine Beine begannen wieder zu zittern und wurden weicher. Die Unsicherheit kehrte in mir zurück. Alles um mich herum wurde kälter.
»Ja?«, meldete sich der Vampir und stieg die Stufen wieder hinab. Er begutachtete sie dabei, aber Victoria ließ ihren Blick nicht von mir ab, bis er sich vor sie gestellt hatte und ihr die Sicht so versperrte.
Dann drehte er sich zu mir um. »Das Taxi steht schon oben.«
Das war wohl sein Zeichen. Ich schluckte, warf ihm noch einen ängstlichen Blick zu und versuchte gelassen die Treppen hinaufzusteigen. Mein Herz pochte und schlug wild gegen meinen Brustkorb. Ich konnte in allen Gelenken die pulsierenden Adern spüren. Mir wurde noch kälter.
»Stopp!«, ertönte hinter mir Victorias energische Stimme. Meine Beinen hielten ruckartig an, aber ich wollte mich nicht zu ihr umdrehen. »Ich will mit dem Mädchen reden.«
Dann ertönte ein deutliches Knurren aus der Kehle des Vampirs. Sogar mich durchzuckte es bei diesem bedrohlichem Ton. Victoria musste es nicht gehört haben, aber sie sollte vorsichtig sein. Schließlich hatte er Mitch in die Knie gezwungen.
»Was willst du von ihr?«, sagte der Vampir, aber seine Tonart klang wesentlich drohender.
Victoria ignorierte seine Worte und lief an ihm einfach vorbei. Sie stieg die Stufen hinauf. Mein Herz sprengte beinahe den Brustkorb. Alles in mir gefror zu Eis. Der Verband drohte an meinem Rücken zu reißen und ich atmete einen feurigen Atem aus. Ich blickte zu meinen Händen. Die Fingernägel verformten sich zu scharfen Spitzen. Die Verwandlung wurde immer dämonischer.
Da packte sie jemand blitzschnell an der Schulter. »Ich fragte, was willst du von ihr?«
Ich hörte wie Victoria einen Spruch aufsagen wollte, drehte mich zu ihr um und der Vampir hielt seine Hand in ihr Gesicht. Ein erschrockener, heiser Schrei entglitt ihren Lippen und ich sah wie sie erstarrt umfiel. Ihr Gesicht war zu Eis gefroren. Wie hatte er das gemacht? War das eine Vampirfähigkeit oder eine andere Macht von seiner zweiten Hälfte? Ich war verwirrt und schaute Victoria nach, die die Treppen hinunterschlitterte. Das Eis knackste als sie mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug.
Seine Augen blickten zu mir. Besorgt und panisch. »Lauf!«
Im selben Moment kamen Mason und Zero herbeigelaufen. Der Omega rannte auf uns zu und biss wütend auf die Zähne. Dabei gab er knurrende Töne von sich. Zero blickte mich auf der Treppe an und ich wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als mich jetzt aufzuhalten. Immerhin lag Victoria vereist auf dem Boden.
Erst als der Vampir mir ein weiteren, auffordernden Blick zuwarf, setzte ich meine schlotternden Beine in Bewegung. Ich rannte die restlichen Treppen hinauf, als ich gegen eine Magiebarriere stieß, die mich wieder zurückschleuderte und ich dadurch beinahe die Treppe hinunter gefallen wäre.
Zero.
Niemand konnte Zaubersprüche so unauffällig aussprechen wie er. Wenn Victoria und er eins wären, wären sie der perfekte Magier. Mich schauderte der Gedanke davor.
Mason stieg schon die Treppen hinauf und wollte den Vampir angreifen, als dieser blitzschnell neben ihm stand und mit einer unglaublichen Kraft Mason hinunterstieß.
Zero hatte einen weiteren Angriff gestartet und hatte den Vampir in einem Magiekäfig eingeschlossen. Er war der perfekte Fallenleger.
Zero sah zu mir herauf. »Jolina, du interessierst mich eigentlich nicht die Bohne, aber ich werde den Vampir hier behalten. Ich lasse dich laufen.«
Ich schenkte seinen Worten Glauben, als ich merkte wie die Magiebarriere verschwand. Ich stand auf und lief hindurch.
Aber was tat ich denn da? Der Vampir, der Phyne, war nun in Gefangenschaft. Zero könnte ihn an die Regierung verfüttern. Dafür gab es eine fette Belohnung.
Das Rudel hatte den Hasen in seinen Klauen. Das durfte ich nicht zulassen und sprintete wieder die Treppen hinunter, als der Phyne mich anschrie. »Verschwinde von hier! Lauf jetzt!«
Ich zuckte zusammen. Wie wütend und aggressiv er nun klang. Das machte mir Angst. Sein Blick ließ mich schwächeln und ich blieb vorerst fassungslos stehen. »Worauf wartest du? Verschwinde endlich!«
Mein Herz zog sich zusammen. Mein Atem erstickte.
»Ich würde auf ihn hören. Victoria wird langsam wieder wach«, bemerkte Zero und zeigte auf die am bodenliegende Magierin, die sich langsam wieder regte. Verdammt! Was sollte ich bloß tun?
Schließlich und letztendlich gehorchte ich dem Phyne und rannte so schnell ich konnte die Treppen wieder hinauf.
Meine Beine hatten mich noch nie so weit getragen und da entdeckte ich am Parkplatz des Bahnhofes das glänzende, metalllackierte, schwarze Auto. Mein Vater stand mit verschränkten, muskulösen Armen davor. Er warf mir einen mürrischen Ausdruck entgegen.
Ich blickte in seine trüben, hellblauen Augen. Er schüttelte bloß den Kopf und ließ sich die Autotür von einem Butler öffnen. Dieser ließ mich auch höflich einsteigen und das Auto fuhr los.






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