Wenn die Erde atmet - Teil 2

Autor: Caprice
veröffentlicht am: 23.11.2012


Seine Augen erinnerten an Jade. Sie sahen beinahe so aus, wie der Ring, den ich trug. Das letzte Geschenk meiner Mutter, bevor sie starb. Sie gab ihn mir zu meinem 17 zigsten Geburtstag.
Es war ein Sterling mit einem weiß- grünen Jadestein in der Mitte. Er war alles was mir von ihr geblieben ist, außer meinen Erinnerungen natürlich. Seit ich bei Joe lebe darf ich ihn nicht mal mehr abnehmen und jedes mal wenn ich nach dem Grund dafür frage, blockt er, oder verschwindet urplötzlich auf wichtige, geschäftliche Termine. Das Übliche. Irgendwann werde ich auch dieses Rätsel lösen, denke ich und konzentriere mich wieder auf wesentlicheres. Sein dumpfer Atem blies mir unaufhaltsam in die Nase. Hatte etwas von einer frischen Sommerbrise. Nur an den morschigen Geruch musste ich mich gewöhnen. Er schien mich nicht fressen zu wollen, was mich langsam ruhiger werden ließ. Und auch mutiger. Er wurde es offensichtlich auch. Ich erschrak und zuckte zusammen, als er meine Stirn mit seiner Nasenspitze antippte, die sich kalt und nass anfühlte. Ich kniff erneut meine Augen zusammen und nur um sicher zu gehen, dass ich mich nicht doch geirrt hatte und er nur einen freundlich Eindruck machte, hielt ich, für alle fälle, den Atem an. Vielleicht werde ich ja bewusstlos ehe ich etwas davon mitbekomme wie er seine Zähne in meiner Halsschlagader versänkt, denke ich und fange an zu zählen. 120 und auch dieses mal, passierte nichts. Ich brauchte ein paar Minuten und Sauerstoff. Jede Menge, bis ich wieder klar denken konnte. In dieser Zeit wandte sich der Puma schnaufend ab und als er sich umdrehte, mir den Rücken zukehrte, kniete ich mich entschlossen vor die eingeklemmte Pfote. Die metallischen Zähne der Bärenfalle saßen fest und ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt stark genug war sie auseinander hebeln zu können.

„Ich werde jetzt versuchen dir zu helfen“, flüsterte ich, als wolle ich ihn vorwarnen. Wissend, dass er mich nicht verstand. Nicht verstehen konnte. Sein Fell fühlte sich unbeschreiblich warm und samtig an, als ich mich endlich traute es anzufassen. Ich bereute es nicht. Wie Seide, viel schöner. Besser als alles, was ich je gefühlt habe.
Sowie meine Hand sein Fell streifte, richtete er sich auf. Sein skeptischer Blick kreuzte meinen. Viel zu intensiv. Ich zog meine Hand zurück und legte meinen Kopf schräg, sodass wir uns genau gegenüber saßen.
Aus irgendeinem Grund hatte ich keine Angst mehr. Sie war verschwunden. Ich fühlte mich merkwürdig geborgen. Auch der Puma schien jetzt anders. Ruhiger.
Als er sich wieder hinlegte, wand ich mich rasch der Falle zu.
Ich brauchte eine Weile bis ich zwei rostige Lücken fand. Als ich sie hatte, klemmte ich meine Finger zwischen das ungespannte Eisen und drückte meine Knie in die Erde um einen besseren halt zu bekommen.
Ich fühlte wie sich das harte Eisen in meine Handflächen und meine Finger bohrte. Nichts wollte sich lockern. Bin in Sekunden begann ich zu schwitzen, ich spürte wie meine Kiefer mahlten. Ich brauchte irgendetwas, dass ich zwischen das hinterhältige Metallgebiss zwingen könnte, um es aufzuhebeln. Einen stabilen Ast oder so etwas.
Zwar hatten sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt, doch im näheren Umfeld gab es nichts, was als Werkzeug geeignet schien.
Ich zerrte so sehr an der verdammten Falle, dass ich befürchtete meine Arme würden an den Ellbogen abreissen.
Meine Haare fielen ständig in mein Gesicht, sodass ich alle paar Sekunden den Kopf zur Seite warf.
Ein letztes Mal holte ich tief Luft und mit dem letzten Auferbieten all meiner Kräfte schrie ich meine Finger an, dass sie mir gehorchen mögen. Endlich knackte es. Die Wucht mit der die Falle plötzlich aufsprang schleuderte mich zur Seite. Ich konnte mich nicht schnell genug fangen, zumal ich den Puma immer noch fixierte. Als mein Kopf auf etwas hartes traf, blendete mich ein grelles, weißes Leuchten. Ich erinnere mich noch an Waldboden, der Rot und pulsierend war.






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