Verschollene Erinnerungen - Teil 2

Autor: laurii_key
veröffentlicht am: 16.11.2012


Kapitel 1

Sie hat es wieder getan. Es ist wieder geschehen. Das Lächeln auf seinem Gesicht lässt sich nicht verbergen. Diesen Kampf würde er gewinnen. Sanft streicht er ihr durchs Haar, streichelt ihren Rücken. „Schsch…Alles wird gut. Ich verspreche es dir. Du hattest nur wieder einen Schub.“ Niemand würde sie deshalb verurteilen, niemand sich beklagen. Gewisse Menschen hatten es einfach verdient. Was seid ihr nur töricht und dumm in euren Handlungen, dachte er bei sich. Sanft lenkte er das Mädchen in das Auto hinein. Sie mussten trotzdem von hier verschwinden. Es war nur zu ihrem eigenen Schutz. Und hatte er das nicht immer gewollt? Sie zu beschützen, ihr die Liebe zu geben, die ihr verwehrt blieb? Dafür nahm er gerne das ständige Reisen in Kauf und all die abscheulichen Dinge die das Mädchen tat. Wobei es für ihn nichts Abscheuliches an ihr gab. Für ihn gab es nur die Gerechtigkeit die dahinter steckte. Ihre Aufgabe erfüllte seine Zwecke, auch wenn es sehr gefährlich wurde. Gerade in ihrer jetzigen Verfassung durfte er nichts falsch machen. Sie war so zerbrechlich. Er stieg ins Auto und knallte die Tür zu. Ein Fehler, das wusste er. Nie geschah es in einer Ankündigung, nie konnte er es wirklich einschätzen. Ein nicht deutbarer Laut kam aus ihrer Kehle, das Gesicht war wie eingefallen und schon erhob sie ihre Hand. Kurz wollte er aufschreien doch er riss sich zusammen. Sobald sie herausfand, dass es ihm etwas ausmachte wäre seine Strafe schlimmer. Stattdessen nahm er sich ein Pflaster und klebte es, mit Hilfe des Rückspiegels, auf seine Wange. Die Wunde war sauber, nur ein Kratzer, keine Narbe wäre erkennbar. „Damian?“ der Klang ihrer süßen Stimme bereitete ihm Schmerzen. Wie sehr er dieses Mädchen liebte… Zärtlich sah er sie an. Nicht weinen, bloß nicht weinen, dachte er, sonst erschreckt sie sich und zieht sich zurück. Diesen Moment musste er auskosten. Sie war bei klarem Verstand, erkannte ihn mit Namen, liebte ihn bedingungslos. „Leni…“ mehr als ihren Namen brachte er vorerst nicht zustande. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er hob seine Hand und umfasste ihr Gesicht, küsste sie vorsichtig. „Ich liebe dich.“ sagte er leise. „Damian, was ist passiert?“ Die Panik machte sich in ihr breit. Sie wollte raus aus dem Auto, an die frische Luft. Dafür hatte er Sicherheitsmaßnahmen getroffen. „Leni beruhige dich!“ Worte allein halfen nicht. Da ruckelte sie auch schon am Türgriff und schrie „Lass mich hier raus! Ich will RAUS! Ich kriege keine Luft hier drin!“ Ihr schreien ging in weinen über und sie wurde hysterischer. Schnell langte Damian nach hinten. Auf der Rückbank war ein kleiner Koffer. Er nahm die Spritze raus und füllte sie mit einem Medikament. Zuerst vorsichtig versuchte er ihr die Spritze zu verabreichen, was nicht ganz gelang. Sie bewegte sich zu schnell und schlug wild um sich. Auch seine Geduld war langsam am Ende und so stach er zu, kniff die Augen dabei zusammen. Es wurde ruhig im Auto. Das Medikament wirkte schnell. Die Zeit war gekommen aufzubrechen. Wer weiß wie lange sie noch schlief…
*
Das Radio lief leise im Hintergrund, der Motor war an aber im ersten Moment fiel es ihr schwer die Geräusche einzuordnen. Sie fühlte sich wie benebelt. Es schien alles wie ein Traum. Nachdem sie vernommen hatte, dass sie in einem Auto saß, wagte sie es nicht die Augen zu öffnen. Schließlich fuhr jemand diesen Wagen. „Damian“ schoss ihr da durch den Kopf. Aber sie wollte nicht mit ihm reden, ihn nicht ansehen. Wusste sie wo oben und unten war? Verschiedene Stückchen des Traumes drangen zu ihr durch. Sie hätte sich gern geschüttelt. Wusste nicht was richtig und was falsch war. Eins war sicher, alle Teile dieses Puzzles waren schrecklich. Wann hatte sie das letzte Mal gut geschlafen und gut geträumt? Ständig spukten nur Albträume durch ihren Kopf. Ein Bild drang immer wieder durch, ein Mensch, immer wieder ein anderes Gesicht, egal ob Mann, Frau oder Kind und dazu das Entsetzen auf ihren Gesichtern. Die blanke Panik, die Angst und das stumme Gebet das sie gen Himmel schickten. Immer wieder fragte sie sich was es damit auf sich hatte. Kannte sie diese Menschen? Oder waren sie ihr gleichgültig? War es ein Traum oder die Realität? Und was noch viel schlimmer war, hatte sie etwas getan was diesen Ausdruck in den Gesichtern dieser Menschen verursachte? Sie wollte nicht weiter darüber nachgrübeln und kniff die Augen zusammen. Drinnen im Auto war es angenehm warm, es schunkelte sanft hin und her. So überließ sie sich wieder dem Schlaf und hoffte inständig nicht wieder zu träumen.






Teil 1 Teil 2


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