Let It Snow - A Christmas Story - Teil 14

Autor: Caro
veröffentlicht am: 21.12.2012


Als ich aufwachte, merkte ich schnell, dass ich nicht in meinem Bett lag. Es roch anders und die Bettwäsche kannte ich nicht. Ich setzte mich auf und schaute mich um. Ich saß in einem sauberen und aufgeräumten Raum, indem eine Wand nur mit Bücherregalen bedeckt war. Daneben stand ein Schreibtisch mit Bergen von Heften und einem Laptop.
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass ich bei Ben im Bett lag. Ich hatte noch die Kleidung von Vorabend an und es war draußen hell. Wieviel Uhr es war wusste ich nicht. Wackelig stand ich auf und öffnete die Türe. Als ich niemanden auf dem Flur fand, ging ich zur Treppe. Schnell hier weg, damit ich Ben erst gar nicht an der Backe hatte. Mir war es tierisch unangenehm, dass die Krankenschwester ihn angerufen hatte. Ich wollte nicht abhängig von ihm sein. Als ich ein Knacken und ein Quietschen hörte, schreckte ich auf und drehte mich um. Ben stand in Boxershort und T-Shirt im Türrahmen von einem Nebenzimmer. Er starrte mich an und schaute dann auf die Treppe.
"Geh, wenn du willst, aber ich wollte dir eigentlich noch sagen, dass jemand aus dem Krankenhaus angerufen hatte, aber wenn du vor mir flüchten willst", sagte er und zuckte mit den Schultern.
"Was haben sie denn gesagt?", fragte ich und schaute ihn an. Er wirkte kurz erleichtert und atmete auf.
"Deiner Mutter geht's gut. Sie ist aufgewacht und im stabilen Zustand", sagte er.
Automatisch stiegen mir die Tränen in die Augen. Es überkam mich einfach wieder. Unbeschreiblich wuchs der Kloß in meinem Hals und Dämme brachen. Ben kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich fing bitterlich an zu schluchzen und lehnte mich an seine Brust. Sein Geruch war beruhigend und vertraut. Sein graues T-Shirt wurde an der Stelle wo meine Tränen hin tropften dunkel grau. Ich hörte sein Herz schlagen. Schneller als ein normaler Herzschlag. Unruhig und in keinem Rhythmus.
"Geht's dir gut?", fragte ich und schaute ihn verwirrt an.
"Ja, wieso?", fragte er und schaute von meinen Augen zu meinen Lippen und zurück.
"Weil dein Herz total aus dem Takt klopft. Also so unruhig", sagte ich verwirrt.
"Ich, ich hab manchmal Herz-Rhythmus Störungen", stammelte er und drückte mich leicht weg. Herz Rhythmus Störungen also.
"Soll ich dich nach Hause bringen?", fragte er und nickte in Richtung Treppe.
"Ja, das wäre spitze", sagte ich. Er nickte, ging ins Bad und fing an zu duschen.
10 Minuten später kam er geduscht aus dem Bad und wir gingen zum Auto.
Beim zweiten Versuch sprang das Auto an und wir fuhren los.
Er bog um die Ecke, fuhr 3 Minuten grade aus und blieb an meinem Haus stehen.
"Wenn du jemanden brauchst, der dich ins Krankenhaus fährt, melde dich!", sagte er hnd schaute mich ernst an. Seine braunen Augen meinten es ernst. Es war zwar hell draussen und von der Uhrzeit her irgendwas um die Mittagszeit, aber es fühlte sich an wie mitten in der Nacht. Seine Augen waren die einzige Helligkeit an die ich mich Klammern konnte. Mein Herz klopfte schneller, wenn er mich so ansah. Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit, und das Gefühl, dass er mich kannte. Und zwar verdammt gut.
Er stieg aus, ließ mich raus, schloss meine Türe und brachte mich hoch zur Türe.
Ich drehte mich um und schaute ihn an und sah die Sorge in seinen Augen.
"Du kommst klar?", fragte er und schaute mich an. Ich musste ernsthaft kurz überlegen. Ich hätte ihn gerne bei mir gehabt, doch wie schon öfters gesagt, wollte ich es nicht.
Ben nahm meine Hand und fing sie gedankenverloren an zu streicheln.
"Ben, danke für alles, wirklich. Was hätte ich nur ohne dich gemacht?", fragte ich verlegen. Mein Herz klopfte laut und ich spürte ihn nah an mir atmen.
"Ich bin immer für dich da Madison", sagte er leise. Ich spürte seine Hand auf meinem Rücken.
"Ben, bitte ich will das nicht. Also eigentlich doch, aber ich, nein ich versau dir alles. Ben, ich finde wir sollten einfach, geh, bitte, ich will jetzt alleine sein", sagte ich, als mir die Tränen kamen. Ich ging rückwärts und schloss die Türe hinter mir. Ben blieb auf der Treppe stehen und ich sah nur kurz sein verwundertes Gesicht.
Ich rutschte rückwärts die Türe hinunter und setzte mich hin. Krampfhaft fing ich an zu weinen. Alles war zu viel. Ben war zu lieb zu mir, obwohl ich ihn gebeten hatte es nicht zu tun. Meine Mutter lag im Krankenhaus und ich saß hier alleine und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war alleine in meinem Haus, in meinem leeren Haus. Ich hatte grade den nettesten Typen, den ich je kennen gelernt hatte die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Ich glaube ich war Masochistin. Ich stand auf den Schmerz den ich mit täglich zufügte.
Mit Kakao setzte ich mich wieder vor den TV und verschwendete meine Zeit mit Trash Fernsehen.
Ben rief noch ein mal an, dann gab er auf. Auf der Treppe hatte er den Umschlag mit der 21. hinterlassen.
"Weihnachten, was ist so toll daran? Geschenke. Dies ist ein Gutschein. Ich hole dich egal wo du willst, egal wann und egal wie ab.. Nochmal :) -Ben", schrieb er.
Wie konnte er so nett sein, obwohl ich so eine Idioten war? Schrecklich.
Ich werde ihn einfach nicht mehr anrufen, ihn nicht mehr ansprechen, morgen am letzten Uni Tag und ihn einfach aus meinem Kopf löschen. So weh es auch tat. Es war so mies, aber ich musste einfach verstehen, dass Ben zu gut für mich war. Er hatte fertig studiert, hat mir bisher 21 Umschläge in den Briefkasten geworfen. Er war traumhaft, aber irgendwie war es falsch.
Ich schaute aus dem Fenster und sah die Flocken fallen. Es hatte immer noch nicht aufgehört. Der Schnee bedeckte ganz New York und ließ es so unschuldig wirken, fast schon steril. Keiner würde glauben, was darunter verborgen lag. Hass, Betrug, Gewalt, Politik, eigene Meinungen. Sowas verstummt um Weihnachten herum. Keiner macht mehr ein Fass auf, und jeder lässt das Leben einfach geschehen.
Ich hörte je ersten Schneeschippen über den Boden kratzen, als sich die Gänsehaut über meinen Körper ausbreitete. Das Geräusch war schrecklich. Dad hatte früher auch immer Schnee geschippt. Aus dem an Seite geschafften Schnee hatten Nick und ich immer Schneemänner gebaut und damit Schneeballschlachten gemacht.
In 3 Tagen war Weihnachten. Mein Hass-Fest. Alleine hier in meinem Haus, ohne meine Mutter und ohne Ben. Amy! Noch bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, hielt ich mein Handy in der Hand und hatte sie am anderen Ende. Ich brauchte etwas sie zu überreden mit mir Heiligabend zu verbringen, bis wir uns geeinigt hatten Abends zusammen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, auch wenn ich ihn hasste. Aber wenigstens musste ich den Abend nicht komplett alleine verbringen.
Am Abend weinte ich mich mal wieder in den Schlaf. Unruhig lief ich Ben im Traum hinterher und traf Luca in meinem Bett wieder. Amy und Josh trieben es auf meinem Teppich und Nick war wieder da. Nick. Mit Tränen im Gesichte wachte ich wieder auf und setzte mich geschockt in meinem Bett auf. Es war erst halb 2, ich konnte weiter schlafen, vielleicht diesmal ohne Traum. Einmal ohne schlechten Traum, ich musste einfach mal ein paar Stunden durchschlafen.





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz