Let It Snow - A Christmas Story - Teil 9

Autor: Caro
veröffentlicht am: 10.12.2012


Am 11. Dezember ging ich zum Briefkasten und fand einen Umschlag voll mit Tannennadeln vor. "Weihnachten, was ist so toll daran? Tannenbäume! Am besten noch wunderschön geschmückt und wunderschön duftend. Um halb 3 erwarte ich dich an der Ecke Westford, Sky Avenue. Wir kaufen euch einen Weihnachtsbaum. Ich hoffe ihr habt noch keinen.. :) - Ben".
Weihnachtsbäume. Noch so eine Sache, die ich an Weihnachten hasste. Sie piksen.
Seufzend ging ich duschen und fuhr in die Uni. Meine letzte Vorlesung endete um 14 Ur. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Ben meinen Stundenplan auswendig konnte.
In der Uni machte ich mir fleißig Notizen und plante meinen nächsten Artikel. Einen Test Artikel mussten wir direkt abgeben. Nächste Woche würde eine Klausur anstehen und dafür musste ich ersthaft mal lerne. Für mich echt ein fremdes Wort, lernen. Ich hatte nie viel für die Schule getan. Mir war alles zugeflogen. Ich hätte, wenn ich schlecht gewesen wäre, die besten Nachhilfelehrer New Yorks haben können.
Wir hatten eigenverantwortliches Arbeiten, als mein Professor plötzlich reinkam.
„Ich möchte ihnen jemanden vorstellen“, sagte er. Alle in dem Hörsaal blickten von ihren Laptops auf und schauten auf die Türe.
„Er wird bis Ende des Monats unser Gast-Professor für Rechtswesen im Marketing Bereich sein“, sagte er. Rechtswesen im Marketing Bereich. Ich hasste so Jura Schnösel schon immer. Das Fach nervte eh total und ich fand, dass es das unnötigste Fach der ganzen Uni war. Welchen Artikel darf man jetzt veröffentlichen und welchen nicht. Und wenn nicht, warum?
„Ben Carter“, sagte er und ich starrte wie eine Idiotin auf den hineinlaufenden Ben.
„Er ist der jüngste Professor im ganzen Staat New York und wir haben das Glück ihn bis Ende des Monats unser eigen nennen zu können“, sagte mein Professor stolz. Ben schaute in die Runde und entdeckte mich. Alle Farbe wich ihm aus dem Gesicht und er schluckte schwer. Einen Augenblick später begann er damit sich vorzustellen und sich abzulenken.
„Ja, wie Mr. Collister schon sagte, bin ich Ben Carter. Mit 22 promovierte ich in Rechtswissenschaften und stehe jetzt hier“, sagte er und die Runde lächelte.
„Ich habe also den großen Schritt aus der Uni in die Uni geschafft“, sagte er und schaffte damit ein allgemeines Lachen.
„Ok, noch Fragen zu meiner Person?“, fragte er. Ich fühlte mich herausgefordert und meldete mich. Ben schaute mich an und nahm mich mit zielender Hand dran.
„Ms..? Wie ist ihr Name“, fragte er. Ich schaute ihn böse an und versuchte gleichmäßig zu atmen.
„Scott, Madison Scott“, sagte ich.
„Ok, Ms. Scott, ich bin 24 Jahre alt“, sagte er und schaute mit herausfordernd an.
„Frage genügend beantwortet?“, fragte er grinsend.
„Ja“, sagte ich kleinlaut und fand meinen Stift plötzlich total interessant. 24. Er war noch recht jung, aber ich dachte er wäre jünger. Promoviert mit 22. Er war das totale Über-Brain, damit hatte ich nie gerechnet.
Die Stunde verging schnell und ich merkte, auch wenn es mich ein bisschen reizte, Ben war verdammt schlau. Die Studenten verließen schnell den Hörsaal und Mr. Collister und Ben unterhielten sich noch kurz.
„Mr. Collister, würde es ihnen was ausmachen, wenn ich mich kurz mit Mr. Carter unterhalte? Ich habe eine recht komplizierte Frage zum Veröffentlichen eines Artikels mit rechtsextremen Informationen. Ich würde gerne wissen, was ich beachten und veröffentlichen darf, sodass es gegen nichts verstößt“, sagte ich und wartete auf seine Reaktion. Mr. Collister nickte, zwinkerte Ben zu und verließ den Saal. Sobald ich das Schloss klicken hörte drehte ich mich aufgebracht um.
„Was fällt dir ein?“, fragte ich ihn.
„Was soll mir einfallen?“, fragte er perplex.
„Einfach hier einen auf Professor zu machen und an meine Uni zu kommen. Und was soll der Quatsch mit dem promoviert mit 22?“, fragte er genervt.
„1. Tue ich nicht nur auf Professor. 2. Ich habe mit 22 promoviert“, sagte er und grinste mich an. „Hättest nicht gedacht, dass ich so schlau bin, nicht war?“, grinste er.
„Ne, es wird nur andere Probleme geben. Studenten dürfen nichts mit Professoren haben“, sagte ich, was ich jedoch eine Sekunde später wieder bereute.
„Also haben wir was miteinander?“, grinste Ben und ging einen Schritt auf mich zu. Gänsehaut kroch über meinen Rücken und mein Herz klopfte schneller.
„Äh, wollten wir nicht einen Weihnachtsbaum kaufen?“, fragte ich und schaute Ben nicht in die Augen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Knallrote Wangen und beschämt.
„Wollten wir, also los!“, sagte er und ging aus dem Saal. Ich folgte ein paar Sekunden später und stieg draußen unauffällig bei ihm ins Auto ein.
„Wieso hast du Affe mir nichts gesagt?“, fragte ich sauer und starrte den vorbeifliegenden Schnee an.
„Was? Dass ich 4 Jahre früher als normal promoviert habe und der jüngste meines Abschluss war und, dass ich Gast Professor bin? Was dachtest du denn, was ich mache. Cheesburger verkaufen?“, fragte er und schaute mich an.
„Ja, zum Beispiel. Wäre immer noch normaler als jüngster Professor New Yorks zu sein“, sagte ich.
„Wo liegt denn jetzt dein Problem?“, fragte er.
„Wenn die uns zusammen sehen, bekommen wir richtig Stress“, sagte ich.
„Dann verlierst du vielleicht dein Gast Dings Bums“, fügte ich hinzu.
„Ach, mach dir mal keine Sorgen“, sagte er.
„Wenigstens weiß ich jetzt, wo ich hingehen muss, wenn ich Nachhilfe brauche“, sagte ich grinsend.
„Brauchst du nicht, du stehst 1 bei Mr. Collister. Bei ca. 97 Punkten“, sagte er, stieg aus dem Auto und ließ mich sprachlos zurück. Oha, 1. Nicht schlecht, doch neben Ben fühlte ich mich trotzdem noch dumm. Ein totales Super-brain der Kerl.
„Kommst du?“, fragte er und machte mir die Türe auf. Er grinste fett.
„Können wir jetzt mal bitte eben die Uni Sache vergessen?“, fragte er und gab mir die Hand. Ich griff zu und ließ mich aus dem Auto ziehen.
„Gerne“, sagte ich, zog noch mal an der Hand und viel ihm in die Arme.
„Hey! Schön dich zu sehen, wie war dein Tag bisher?“, fragte ich grinsend und schlug die Auto Tür zu. Ben grinste nur, schloss das Auto ab und wir gingen ein paar Meter zu Fuß bis zum Weihnachtsbaumverkauf. Überall standen dunkel grüne Tannen, die von Schnee wie Puderzucker überzogen waren. Hier und da vielen ein paar Klümpchen runter und landeten im Neuschnee. Seit Tagen schneite es durch. Eine dicke Frau diskutierte mit ihrem dünnen Mann über die Tanne und unterhielt den ganzen Mop an Menschen, die darauf warteten an der Reihe zu sein.
„Komm mit“, sagte Ben, nahm mich an seine warme Hand und zog mich hinter ein paar Tannen. Wie auf einen Schlag war es still. Der Lärm war weg. Die Tannen sogen so viel Lautstärke auf, dass man fast nichts mehr hörte. Überall um uns herum waren grün-weiße Bäume und Lichterketten.
„Toll oder?“, fragte er grinsend.
„Ja, so still“, sagte ich begeistert und hörte die Schneeflocken fallen.
„Weißt du, seit ich klein bin, kaufen meine Eltern und ich hier jedes Jahr unseren Baum. Und jedes Jahr bin ich hier zwischen die Tannen gelaufen und habe die Stille genossen, bis irgendein Idiot die große Tanne da vorne oder auch da vorne einfach weggenommen hatte mit dem Spruch 'Was hältst du davon Herbert?' und meine Stille zerstört war“, sagte er leise. Wie süß was das denn bitte. Mein Herz pochte lauter und Spontanität überkam mich. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn an mich ran.
„Weißt du wofür Stille noch toll ist?“, fragte ich und lächelte ihn an. Plötzlich fing er an zu lachen. Knallrot ließ ich ihn wieder los, doch er griff nach und hielt mich wieder fest. Seine Hände platzierte er an meinen Hüften und schaute zu mir runter.
„Warum hast du gelacht?“, fragte ich sauer.
„War das nicht eher so ne Jungen Anmache?“, fragte er grinsend.
„Ja wenn du nix machst, soll ich mich hier vollschneien lassen und warten bis die Marta fertig ist mit Baum aussuchen und dann einfach wieder gehen?“, fragte ich verwirrt.
„Hättest du echt gedacht, dass ich so lange gewartet hätte?“, fragte er. Mein Herz gab mir die Antwort. Gänsehaut verstreute sich überall auf meinem Körper.
Im Hintergrund lief die ganze Zeit Weihnachtsmusik. Man hörte „A Drop In The Ocean“ und Ben lächelte mich mit seinem Zahnpasta Lächeln an und zog mich sanft hoch.
Sein warmer Atem verdampft in einer kleinen Wolke vor meinen Augen und ich hörte ihn atmen. Einen Herzschlag waren seine Lippen entfernt, als eine tiefe Stimme schrie:“Hilde? Was hältst du von dieser dunklen Nordmann Tanne?", und grelles Scheinwerfer Licht viel mir in die Augen. Ben schloss die Augen und seufzte.
„Sag ich doch“, sagte er leise. Ich stellte mich von den Zehenspitzen wieder auf die komplette Fußsohle und ging mit Ben hinten rum wieder vor die Tannenwand.
„Den?“, fragte er und zeigte auf den erst besten Baum. Ich nickte direkt und wollte eigentlich nicht mehr hier sein. Er nahm den Baum hoch, der eigentlich sogar ganz schick aussah. Er gab ihm den Russen an dem Einpacktrichter und half ihm den Baum in das Monster Kondom zu schieben. Doof stand ich daneben und schaute zu. 5 Minuten hatten später hatten wir gezahlt und gingen still zum Auto zurück. Solche Momente waren einfach nur peinlich. Dadurch, dass sie so rar waren, konnte man sie nicht einfach 5 Minuten später wiederholen. Es war besonders. Betonung lag hier auf >war<.
Er lud den Baum ins Auto und wir fuhren los. Die ganze Fahrt über sagte keiner was. Er trug mir den Baum hoch, half mir schnell ihn aufzustellen und verabschiedete sich dann mit einem Kuss auf die Wange und peinlicher Sichtkontaktvermeidung von mir.
„Bis.. Morgen“, sagte ich und schloss die Tür. Knall rot rannte ich die Treppe hoch, setzte mich auf das Sofa und beobachtete unseren neuen Baum. Die Lichterkette leuchteten und tauchten den Raum in ein wunderschönes Orange.





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