Die Kunst zu lieben - Teil 18

Autor: I.AMsterdam
veröffentlicht am: 15.07.2013


– Tag 19 –

Es ist Sonntag.
Ich habe mein Zimmer schon seit Freitagabend nicht mehr verlassen, zumindest kommt es mir so vor. Dass ich natürlich an den täglichen stattfindenden Mahlzeiten teilnehme und hin und wieder auch dem Bad einen Besuch abstatte, ist selbstverständlich, dennoch nehme ich es kaum noch wahr.
Viel zu sehr bin ich mit meinen Gedanken beschäftigt und versuche mich noch immer an diese seltsame Stimmung zu gewöhnen, welche in der Luft hängt. Die angespannte Atmosphäre Zuhause umhüllt uns alle wie ein Kokon, aus dem wir einfach nicht ausbrechen können. Ich weiß nicht, was meine Schwester am Freitag zu meiner Mutter gesagt hat und ehrlich gesagt bin ich auch ziemlich froh, diesen Moment verpasst zu haben und stattdessen…
Hart beiße ich mir auf die Unterlippe.
Autsch.
Die Enttäuschung sitzt immer noch sehr tief. Dass Milan vorgestern einfach von dannen gezogen ist und mich verwirrt, erschüttert und mit einem großen Gefühlschaos zurück gelassen hat, lässt mein Herz noch immer schmerzhaft zusammenziehen.
In meinem Kopf kreisen die Fragen, auf die ich einfach keine Antwort bekomme. Warum hat er mich nach diesem schönen Moment einfach stehen gelassen und ist weggelaufen? Was ging in ihm vor?
Seufzend vergrabe ich meinen Kopf tiefer in das Kissen und atme den intensiven Geruch von Waschpulver ein. Im Hintergrund höre ich den schrillen Klingelton des Telefons und halte mir die Ohren zu.
Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ein einziger Mensch es schaffen könnte, so einen Kummer zu verursachen. Das ist schrecklich und es sollte verdammt nochmal verboten werden!
„Leona?“, höre ich die Stimme meiner Schwester, welche zaghaft an meiner Zimmertür klopft.
Brummend nehme ich mein Gesicht vom Kissen und ringe nach Luft, ehe ich mir mürrisch einige zerzauste Strähnen aus dem Sichtfeld streiche. „Ich habe jetzt keine Lust zu reden!“
Lydia öffnet die Tür, das Telefon an ihre Brust gepresst. „Hier ist jemand für dich dran. Nia, glaube ich“
Erstaunt blinzele ich, bevor ich mich ächzend vom Bett erhebe und das Telefon an mich nehme. Mit einem nachsichtigen Lächeln verschwindet Lydia wieder. „Hallo?“
„Hi!“, vernehme ich die fröhliche Stimme meiner besten Freundin.
Erleichtert seufzend lasse ich mich rücklings auf das Bett sinken und starre an die blankweiße Decke. „Und? Wie ist es in Nürnberg?“
„Entgegen der Erwartungen… ganz gut“, meint sie und beginnt mir von ihrem bisherigen Wochenende zu erzählen. Von der langen Fahrt, wo sie sich verfahren haben, bis zum gemeinsamen Frühstück heute Morgen. Gespannt lausche ich ihren Worten und bin froh, ein wenig von meinen trüben Gedanken abgelenkt zu werden.
„Das klingt doch gar nicht mal so schlecht“, bemerke ich schließlich, als sie mit ihrer Erzählung geendet hat. „Ich meine, die Unterwelt habe ich mir eindeutig anders vorgestellt“
„Hast du heute Morgen einen Clown gefrühstückt oder warum höre ich da so viel Sarkasmus?“, entgegnet Nia belustigt.
Ich versuche, in ihr Lachen miteinzustimmen, bemerke aber selber, dass es sich mehr als falsch anhört und seufze tief – woraufhin Nias empfindliche Sinnes-Antennen natürlich sofort anfangen Alarm zu schlagen.
„Hey, was ist los? Ist irgendetwas passiert?“
„Oh ja, eine Menge ist passiert“, erwidere ich unglücklich, ehe alles auf einmal wie ein Wasserfall aus mir herausplatzt. „Meine Schwester hat meiner Mutter die Stirn geboten und Klartext geredet, ich habe den Freitag mit Milan verbracht, es war wunderschön, und dann sind wir zu dem Auftritt der Schulband gegangen, die ist wirklich gut, und dann hat Milan mich geküsst und war auf einmal weg, und jetzt bin ich total verwirrt und Zuhause ist auch auf einmal alles anders und–“
„Woha, nicht so schnell!“, unterbricht mich Nia am anderen Ende der Leitung und abrupt halte ich inne. Meine beste Freundin holt tief Luft. „Okay, das klingt nach einer Menge Chaos. Erzähl doch mal lieber ganz von vorne“
Also tue ich das.
Ich lasse den Freitag noch einmal Revue passieren, erkläre ihr meine Sorgen, Gedanken und die Verwirrung und stelle am Ende fest, dass ich im Grunde genommen nur noch frustrierter bin.
„Ich glaube, ich habe mich verliebt“, beklage ich mich und verziehe das Gesicht zu einer Grimasse. Diese Worte das erste Mal so laut und klar und mit vollem Gewissen auszusprechen, lässt einerseits mein Herz schneller schlagen und gleichzeitig verkrampft es sich qualvoll.
Ich höre Nia leise lachen. „Aus deinem Mund hört sich das an, als wäre es die Pest“
„So fühlt es sich auch an“
„Ach, Leona“, seufzt sie theatralisch. Ich rolle mich auf dem Bett auf die Seite und ziehe die Beine in einer typischen Embryo-Haltung an meine Brust. „Ich glaube, Milan muss sich erst einmal selbst seiner Gefühle bewusst werden und das alles auf sich wirken lassen“
„Aber er hätte doch nicht gleich weglaufen müssen“, beschwere ich mich.
„Das stimmt allerdings“, bestätigt Nia und im Hintergrund höre ich eine laute Stimme, die ihren Namen ruft. Meine Freundin seufzt genervt. „Céline will, dass ich mich beeile. Wir wollen gleich noch los. Hör mal, Leona, denk nicht so viel darüber nach, okay? Das ist alles nur halb so schlimm, da bin ich mir sicher“
„Meinst du?“, frage ich zweifelnd.
„Natürlich! Genieß einfach die Ferien, lenk dich ein wenig ab, schau dir irgendwelche Filme an und schaufele nebenbei ein wenig Frustfutter in dich hinein, das tut wirklich gut, glaub mir“, redet meine Freundin aufmunternd auf mich ein.
Ich lächele schwach bei ihren Worten. „Okay. Danke, Nia“
„Keine Ursache! Bis dann!“
„Viel Spaß!“, wünsche ich ihr noch schnell, bevor Nia das Telefonat beendet. Es war schön, endlich wieder ihre Stimme zu vernehmen und ihre Meinung zu hören, auch wenn die Enttäuschung bleibt.
Ich kann mir einfach keinen Reim aus Milans Handeln machen.
Wollte er mich extra ärgern? War das alles womöglich geplant, um mir einen Seitenhieb zu verpassen, damit er es später allen in der Schule erzählen kann, um nicht mehr ein Außenseiter zu sein?
Aber das würde einfach keinen Sinn ergeben, schon aus vielerlei Gründen. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Er erschien mir immer sehr aufrichtig und ehrlich, es würde nicht zu ihm passen, mit meinen Gefühlen zu spielen, etwas vorzuheucheln.
Oder?
Ich drehe mich im Kreis.
Nie werde ich auf ein Ergebnis kommen, wenn ich Milan nicht persönlich darauf anspreche – aber selbst das ist zumindest während der Herbstferien schier unmöglich. Ich weiß nicht, wo er wohnt und sehen tue ich ihn erst in der Schule wieder.
Wirklich clever, Milan.

••

Lustlos lasse ich den Löffel in der Suppe kreisen.
Das bedrückte Schweigen am Tisch ist mir so fremd wie das ätzende Gefühl, welches seit Milans spurlosem Verschwinden an mir haftet. Normalerweise würde Mama schon längst vom neuesten Klatsch und Tratsch berichten, uns wieder ihre Zukunftsvisionen erklären und uns den Knigge unter die Nase reiben.
Doch heute bleibt sie stumm.
Vorsichtig schiele ich zu Lydia, die unsere Eltern wachsam beobachtet.
Papa starrt die ganze Zeit die Suppe an, die er langsam auslöffelt, als würde er in der Brühe krampfhaft nach einer Antwort suchen, während unsere Mutter verkniffen die Lippen aufeinander presst und sich immer wieder mit einer Serviette die Mundwinkel abtupft.
Als Mama aufschaut, begegnen sich unsere Blicke. Sie zuckt kurz zusammen, ehe sie ihre Schultern strafft und die Serviette auf ihren Schoß legt.
„Im Supermarkt habe ich Maria getroffen“, beginnt sie die altbekannte und geliebte Gerüchteküche zum Brodeln zu bringen. Als niemand etwas mit dem Frauennamen anfangen kann, fügt sie eilig hinzu: „Maria Manders“
Bei dem Nachnamen klingelt es irgendwo bei mir, doch ich kann ihn nirgendwo einordnen. Ich habe den Familiennamen schon einmal gehört, ganz sicher. Aber wo?
Lydia scheint sich zu erinnern. „Manders? Ist das nicht die Familie, mit denen wir erst vor kurzem im Restaurant waren?“
Meine Augenbrauen schnellen in die Höhe, als es mir wieder einfällt.
Yoel. Yoel Manders.
Mama nickt bestätigend und seufzt theatralisch. „Sie tut mir so leid“
Verwirrt runzele ich die Stirn. „Was ist denn passiert?“
Ihr Blick huscht kurz zu mir, ehe sie die Serviette auf ihrem Schoß glatt streicht und die Augen auf ihren Teller richtet. „Sie hat mir erzählt, dass ihr Sohn einen Unfall hatte, am Freitagabend. Seitdem liegt der Arme im Krankenhaus. Maria war sehr erschüttert, ich habe ihr gleich angesehen, dass es ihr nicht gut ging“
Mein Herz setzt einen langen Schlag aus. „Ein… Unfall?“
„Autounfall“, erklärt Mama schroff.
Scharf ziehe ich die Luft ein und lasse mich geschockt nach hinten gegen die Stuhllehne sinken. In meinem Kopf tauchen allerlei Bilder von einem blutbefleckten Yoel auf, wie er bewusstlos auf dem Asphalt liegt, während unaufhörlich roter Lebenssaft aus einer Platzwunde am Kopf strömt.
Ein Schauer jagt mir den Rücken hinab, während ich das Gefühl habe, völlig gelähmt zu sein. Das kann einfach nicht wahr sein. Zu irreal. Eine kalte Hand umklammert mein Herz.
In einem Anflug von Zorn frage ich mich, wieso um alles in der Welt plötzlich alles aus den Fugen geraten muss? Zuerst Milan, der mich stehen lässt und nun auch noch ein Unfall? Das ist einfach nicht fair!
Abrupt stehe ich auf, so dass der Stuhl unangenehm über den Boden schabt. „Mir ist der Appetit vergangen…“
Mit schnellen Schritten verschwinde ich aus der Küche, laufe die Treppe nach oben und verharre für einen Moment völlig regungslos in meinem Zimmer. Ich muss unbedingt zu Yoel, mich einfach vergewissern, dass es ihm gut geht! Auch, wenn er nicht mein bester Freund ist und wir eine ziemlich chaotische Partynacht miteinander verbracht haben, so ist mir der Junge nicht unwichtig, als das diese Information spurlos an mir vorbeigehen würde.
Hastig greife ich nach meiner Tasche und bleibe erschrocken stehen, als ich meine Schwester im Türrahmen stehen sehe. In ihrer Hand hält sie einen Autoschlüssel, den sie nun klimpernd hochhält.
„Ich bringe dich ins Krankenhaus“, meint sie und geht voraus.
Ich bin viel zu aufgewühlt, um mich zu wundern oder ein Danke zu sagen und folge ihr stattdessen schweigend. Meine Hände zitternd aufgeregt, als ich mich am Treppengeländer festhalte.
Ganz ruhig, Leona. Alles wird wieder gut, versuche ich mir selbst einzureden und wiederhole dieses Mantra immer wieder.

••

Es ist nun schon das zweite Mal diese Woche, dass ich das Krankenhaus betrete.
Ich spüre, wie sich meine Nackenhaare aufstellen, als ich eilig durch die Gänge schreite, während ständig ein und dieselbe Frage in meinem Kopf schwirrt: Wie geht es Yoel?
Mit schweißnassen Händen bleibe ich schließlich vor dem Krankenzimmer stehen, in dem sich – laut der freundlichen Dame am Empfang – Yoel befindet. Einzig und allein die Tatsache, dass es ihm scheinbar so gut geht, dass man ihn besuchen darf, beruhigt mich ein wenig. Doch die Sorge bleibt.
„Ich warte hier auf dich“, meint meine Schwester und lehnt sich an die Wand. Fahrig spiele ich am Saum meines Ärmels und werfe ihr ein schwaches, dankbares Lächeln zu. Mehr bringe ich im Moment einfach nicht zu Stande.
Dann gebe ich mir einen Ruck und trete in das Patientenzimmer ein. Mein Herz hämmert nervös gegen die Brust, während ich mich umschaue. Eine weiße Gardine befindet sich vor dem großen Fenster und ein gelber Sessel dient als Sitzplatz für Besucher. Doch viel wichtiger sind die beiden Betten, welche in einigem Abstand nebeneinander stehen.
Auf dem Bett am Fenster liegt ein mir unbekannter Junge, dem ich keine allzu große Beachtung schenke. Sofort richten sich meine Augen auf Yoel, welcher ein paar Mal erstaunt blinzelt, als er mich sieht.
„Leona?“, fragt er verblüfft und mustert mich mit seinen himmelblauen Augen eingehend, um auch wirklich sicherzugehen, dass ich es bin.
Lächelnd trete ich an sein Bett und lasse meinen Blick über sein Gesicht schweifen. Ein paar Kratzer zieren seine makellose Haut und ein weißes Pflaster klebt ihm am Kinn. Er wirkt ein wenig angeschlagen und müde, aber ansonsten scheint es ihm gut zu gehen.
Ich spüre, wie die Sorgen von mir abfallen und sich stattdessen Erleichterung in mir breit macht. Spontan greife ich nach seiner Hand und drücke seine Finger.
„Du bist so ein Idiot!“, schimpfe ich leise, dennoch verziehen sich meine Mundwinkel nach oben.
Yoel schaut mich immer noch fassungslos an. „Was machst du denn hier?“
„Ich habe von dem Unfall gehört…“, erkläre ich und senke den Blick. „Ich wollte einfach sicher gehen, dass du okay bist“
Baff streicht er sich ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht, während seine Augen an mir haften. Er scheint ziemlich verwirrt zu sein.
„Dir geht es doch gut, oder?“, hake ich vorsichtig nach.
„Ja, ja, ich… habe nur ein paar Prellungen und eine Rippe ist gebrochen, aber ansonsten geht es mir gut. Heute Abend werde ich schon wieder entlassen“
Ich stoße die Luft aus uns lasse seine Hand wieder los.
Lange Zeit sagt keiner von uns irgendetwas. Ich bin einfach nur froh, dass Yoel ohne bleibende Schäden davongekommen ist.
Auf einmal kräuseln sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen. „Du bist die erste, die nicht fragt, wie der Unfall passiert ist“
Überrascht hebe ich die Augenbrauen. „Oh, ich… ehrlich gesagt hat mich das gar nicht wirklich interessiert, dein Wohlbefinden war mich wichtiger“
Ein verbittertes Lächeln umspielt seine Lippen. „Die haben Drogen in meinem Blut nachgewiesen“
Ich schweige bedrückt.
„Cannabis“, fährt Yoel unaufgefordert fort. „Ich rauche diesen Scheiß eigentlich gar nicht sooft, aber… verdammt!“
„Was sagt die Polizei dazu?“, frage ich ihn.
Der Blondschopf verzieht das Gesicht zu einer abschätzigen Grimasse. „Anzeige und Geldstrafe. Ich bin ja nicht Auto gefahren, darf ich auch noch gar nicht, sondern war nur Beifahrer“
„Und deine Eltern?“
„Die müssen erst einmal realisieren, dass ihr Sohn ein böser, böser Junge ist“, meint er und schnaubt verächtlich.
Ich presse die Lippen aufeinander und richte meinen Blick auf den Boden.
Yoel hatte wirklich Glück im Unglück. Er kann froh sein, dass es ihn beim Unfall nicht noch schlimmer erwischt und die Polizei ihn nicht mit anderen Drogen ausfindig gemacht hat.
Dennoch befindet er sich in einer ziemlich verzwickten Situation.
„Hör mal, Leona“, beginnt Yoel auf einmal. Ich schaue auf und kann sehen, wie ihn etwas beschäftigt. „Ich find’s wirklich cool, dass du gekommen bist, damit habe ich nicht gerechnet, aber…“
Er stockt und beißt sich auf die Unterlippe.
„Du hegst doch nicht irgendwelche Hoffnungen, oder?“, fragt er mich und studiert meine Reaktion eingehend.
Verwirrt runzele ich die Stirn und frage mich im ersten Moment, worauf Yoel anspielt, als es mir schlagartig wie Schuppen von den Augen fällt. Die Party! Der Kuss!
Augenblicklich färben sich meine Wangen rot.
„Oh Gott, nein! Ich… ich bin nicht in dich verliebt oder so“, erkläre ich schnell.
Erleichtert atmet Yoel aus und lehnt sich zurück. „Gut, das wäre ansonsten nämlich echt scheiße. Ich meine, auf der Party… das war eine einmalige Sache. Das verstehst du doch, oder?“
Ich schmunzele. „Natürlich, für mich war das auch nur eine einmalige Sache. Wir beide waren einfach nicht wir selbst“
Yoel lacht leise, woraufhin er sich aber im nächsten Moment keuchend an die Rippen fasst und das Gesicht verzieht. „Also mir hat deine hemmungslose Seite auch gefallen, muss ich sagen“
Und meine Wangen werden noch eine Spur röter.
„Kein Grund verlegen zu werden, Leona“, neckt er mich und grinst.
Ich erwidere sein Lächeln nur halbherzig, ehe ich wieder ernst werde und tief Luft hole. Die nächsten Worte kommen nur stockend über meine Lippen: „Ich wollte mich noch bei dir bedanken“
„Wofür?“, fragt er verblüfft, ehe er schelmisch grinst. „Für den atemberaubenden Kuss?“
Kopfschüttelnd lächele ich, bevor ich auf meine Füße schaue. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, diese Worte auszusprechen, aber irgendwie will ich sie loswerden und Yoel einfach meine Dankbarkeit ausdrücken. Er hat es verdient. „Nein, ich… das mag sich für dich vielleicht seltsam anhören, aber… du hast unter anderem dafür gesorgt, dass ich… so geworden bin, wie ich jetzt nun mal bin“
Ratlos zieht er die Stirn kraus. „Ich kann dir nicht ganz folgen“
„Das musst du auch nicht“, erwidere ich und nestele an den Knöpfen meiner Bluse. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. „Wichtig ist nur, dass du weißt, dass ich dir dankbar bin“
Skeptisch schaut er mich an. „Okay…“
Ich lächele tapfer und drücke noch einmal schnell seine Hand, ehe ich mich beeile, aus dem Zimmer zu kommen. Eine eigenartige Erkenntnis hat sich in meinem Kopf breit gemacht, der mich nun nicht mehr loslässt.
Draußen im Flur schaut Lydia mich fragend an und mustert mich prüfend. Ihre Augenbrauen ziehen sich in der Mitte zusammen, als sie die schimmernden Tränen in meinen Augen sieht. „Alles in Ordnung?“
Ich nicke hastig und lache erstickt. „Ich bin einfach nur glücklich, weißt du?“
Ihre Miene glättet sich und mitfühlend tätschelt sie mir den Arm, während wir beide das Krankenhaus verlassen.
Womöglich denkt Lydia, ich wäre so aufgelöst, weil ich froh darüber bin, dass es Yoel gut geht – was natürlich auch stimmt. Aber das ist nicht der Grund, weshalb mir plötzlich die Tränen in die Augen schießen.
Mit einem Mal ist mir klar geworden, dass ich nur dank Nia, Yoel und Milan, welche allesamt urplötzlich in mein Leben getreten sind, überhaupt weiterhin am Leben bleibe. Wären sie nicht gewesen, dann wäre ich übermorgen schon tot, hätte nie diese wunderbaren Seiten des Lebens kennengelernt.
Aber sie alle, so unterschiedlich jeder einzelne von ihnen ist, sind meine Retter. Vor ein paar Wochen noch habe ich ihnen diese Eigenschaft, mich durch ihre natürliche Art so aus der Fassung bringen zu können, übel genommen, habe mich gegen jeden einzelnen von ihnen gesträubt.
Doch nun bin ich ihnen sehr dankbar.

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Hui, hier ist schon der nächste Teil – nicht viel Tamtam, aber Yoel ist wieder für einen kurzen Moment auf der Bildfläche erschienen, das musste einfach zum Abschluss noch einmal sein. :-)
Dabei ist noch zu erwähnen: Dies ist das vorletzte Kapitel. Das nächste wird schon das Ende sein! :o
Aber bis dahin müsst ihr euch leider noch gedulden, denn erst mal werde ich für zwei Wochen in den Urlaub fahren und die Ferien genießen. ;-)
Ich hoffe, ihr haltet es bis dahin noch aus & ich bedanke mich noch einmal für all die lieben Kommentare, ihr zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht! ♥

Liebe Grüße!






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