Die Kunst zu lieben - Teil 9

Autor: I.AMsterdam
veröffentlicht am: 06.12.2012


Wow, Leute!
Ihr erschlagt mich ja mit euren Kommentaren! Vielen, vielen lieben Dank dafür & ich bin wirklich erstaunt, dass die Geschichte so gut ankommt! :-)
Und das mit der Diskussion, die bei den Kommentaren stattfand… nun ja. Ich sage dazu mal nichts.
Soo, weiter geht’s mit dem nächsten Kapitel!
______________

Noch am selben Tag gehe ich in die Stadt, direkt nach der Schule, um - wie versprochen - die Fotos für das Kunstprojekt in einer Drogerie zu drucken.
Nia begleitet mich.
Ich habe sie nicht darum gebeten, es war ihre eigene Entscheidung mir in die Stadt zu folgen, obwohl sie selbst dort eigentlich gar nichts kaufen möchte.
„Das machen Freundinnen so“, hat sie schulterzuckend und mit einem nervösen Lächeln erklärt. Sie scheint sich ihrer Aussage selbst unsicher zu sein, doch ihre Idee fand ich nicht verwerflich.
Im Gegenteil. Es ist schön, dass mir jemand Gesellschaft leistet.
Ungewohnt, aber schön.

Stumm laufen wir nebeneinander her, dem kalten Wetter trotzend, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
Nia strahlt irgendwie etwas Beruhigendes aus, Wärme und Sympathie, so dass jegliche negativen Gedanken augenblicklich in den Hintergrund rücken. Nur Nia selbst kann sie wieder an die Oberfläche zerren, was sie - wie ich seufzend bemerke - wohl nur allzu gerne tut. Denn ihre Neugierde, gepaart mit der Besorgnis, ist noch immer nicht gestillt.
Sie räuspert sich verlegen.
„Willst du mir eigentlich noch verraten, woher du das Veilchen hast?“, fragt sie und schaut mich schräg von der Seite an. „Die Nummer mit dem Hinfallen kaufe ich dir nicht ab“
Ich presse die Lippen aufeinander.
Anlügen hilft wohl nichts, denn meine Liste an Ausreden ist erstaunlich klein. Eigentlich gar nicht vorhanden, denn leider bin ich in diesem Fall sehr unkreativ und einfach zu fahrig.
Zudem scheint Nia ein gutes Gespür zu haben, wann ich die Wahrheit sage und wann nicht. Außerdem bekomme ich schon allein bei dem Gedanken sie anzulügen, kleine, protestierende Gewissensbisse, die an meinem Herzen zupfen. Also kommt Flunkern so oder so nicht in Betracht.
Ich stoße einen tiefen Seufzer aus und nestele unruhig an dem Ärmelsaum meiner Jacke, den Blick auf den Bürgersteig gerichtet.
„Nach der Kirche, da… ich…“, beginne ich stotternd und mit klopfendem Herzen. Die Erinnerung holt mich wieder ein, lässt mich zu überstürzt reden und denken. Ich muss mich sortieren. „Ich… - man hat mich überfallen“
Überfallen?“, echot Nia geschockt und starrt mich mit großen Augen an.
Entrüstet hält sie sich die Hand vor den geöffneten Mund und bleibt stehen, so dass ich gezwungen bin, ebenfalls innezuhalten.
Nias Augen sind weit aufgerissen. „Oh Gott, Leona! Das tut mir schrecklich leid, geht es dir denn soweit gut? Hast du die Übeltäter angezeigt, hatten sie eine Waffe dabei, konntest du sie erkennen?“
Ihre Fragen sprudeln wie ein Wasserwall aus dem Mund.
Ich malträtiere meine Unterlippe. „Sie waren zu dritt, hatten aber keine Waffen dabei. Sie wollten lediglich mein Geld, weil sie wussten, dass ich die Tochter von Richard Brandt bin“
„Sie haben dich geschlagen!“
„Nur einer von ihnen. Ich glaube, er hat einfach in Panik gehandelt, weil…“
„Weil…?“, will Nia wissen.
Ich druckse ein wenig drum herum. „Nun ja, ich habe nach Hilfe geschrien und dann, dann… ist er auf einmal aufgetaucht“
„Wer?“ Gespannt hält die Braunhaarige den Atem an.
Seufzend lasse ich die Schultern sinken. „Milan - Können wir jetzt weitergehen?“
Ich wende mich von Nia ab und gehe den Weg fort.
Perplex beeilt sie sich, mir hinterherzukommen, nur um mich dann mit großen Augen anzustarren, in denen ich die gleiche Frage ablesen kann, die auch ich mir auch oft gestellt habe.
Wieso Milan?
„Wenn ich das wüsste…“, murmele ich.
„Er hat dich gerettet?“, hakt Nia fassungslos nach.
Ich nicke abgehackt.
Sie lacht auf. „Wow, das ist ja… also, irgendwie merkwürdig, aber sehr… cool. Das hätte ich nicht von ihm erwartet. Milan, der Held!“
Nia kichert über ihre eigenen Worte und zum ersten Mal kann ich in ihren Gesichtszügen erkennen, wie sie mal früher als Kind ausgesehen haben muss. Ihre Augen funkeln freudig.
Doch so plötzlich wie ihr Grinsen aufgetaucht ist, verschwindet es auch schon wieder. Langsam wandern ihre Mundwinkel wieder gen Süden, erschlaffen. Ein reumütiger Ausdruck ist in ihren Irden zu erkennen, beschämt richtet sie ihren Blick auf den Boden und presst die Lippen aufeinander.
„Das tut mir leid, Leona. Wirklich. Und auch, dass ich dir unterstellt habe, dein Vater würde dich schlagen. Hätte ich gewusst…“ Nia schüttelt den Kopf. Dann wiederholt sie seufzend: „Es tut mir leid“
Ich versuche mich an einem Lächeln. „Ist schon okay. Mir ist nichts Schlimmes passiert, außer der Schock und der Bluterguss. Ich habe es überlebt“
Das braunhaarige Mädchen stößt erleichtert die Luft aus und lässt die Schultern sinken. Ein dankbares Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Ich erwidere es.

••

Ungefähr eine Dreiviertelstunde später sitzen wir gemeinsam auf einer Stadtbank und beobachten schweigend den legen Trubel um uns herum.
Die drei Fotos befinden sich sicher verstaut in meiner Tasche und eigentlich weiß ich gar nicht, wieso Nia und ich beide hier sitzen, schweigend und gedankenverloren. Es ist seltsam, neu - aber keinesfalls unangenehm.
Es fühlt sich nicht falsch an, nein, gewiss nicht.
Wenn ich nach Hause komme, wird meine Mutter mit Sicherheit argwöhnisch die Augenbrauen zusammenziehen und wieder Verhör mit mir spielen - eines ihrer Lieblingsspiele.
Und ich werde ihr die Wahrheit sagen.
Ich werde ihr sagen, dass ich mit jemandem in der Stadt war. Oder vielmehr: Dass ich mit einer Freundin in der Stadt war. Eine Freundin, die Mama mir nicht wegnehmen kann, weil sie Nia womöglich zu unpassend findet.
Das ist mir egal.
Die Brünette akzeptiert mich und dieses Wissen, dieses Gefühl wird mir niemand wegnehmen. Es ist wertvoller als alles, was ich je von meinen Eltern geschenkt bekommen habe.
Ich habe Nia ins Herz geschlossen.
– Was das für die Zukunft, für meinen Plan bedeutet, ist ungewiss.

„Sag mal“, unterbricht meine neue, erste und einzige Freundin auf einmal das Schweigen zwischen uns und wirft mir einen fragenden Seitenblick zu. „Wie ist das eigentlich? Das Leben der Reichen?“
Überrascht schaue ich sie an und verhindere gerade noch rechtzeitig ein spöttisches Verziehen meiner Mundwinkel. „Was glaubst du denn, wie es ist?“
Nia zieht grüblerisch die Stirn kraus. „Keine Ahnung. Muss doch eigentlich toll sein, oder nicht? Ich meine, du brauchst dir nie irgendwelche Geldsorgen zu machen und du kannst dir alles kaufen, was du dir wünscht“
Ich hebe die Augenbrauen. „Glaub mir, materielle Dinge sind nicht das Wichtigste im Leben“
„Das klingt, als würdest du aus Erfahrung sprechen“, bemerkt Nia verwundert.
Ich zucke mit den Schultern.
Die Brünette legt den Kopf schief. „Weißt du, ich höre aus jedem Mund nur Gutes über deine Familie. Das ist so… erstaunlich. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass bei euch immer alles rund läuft. Habt ihr denn nie auch nur ein einziges Mal einen klitzekleinen Streit?“
Meine Mundwinkel zucken. „Der Schein trügt“
„Aber was ist dann…“, will sie protestierend einsetzen, doch ich schneide ihr wirsch das Wort ab.
„Streit gibt es selten, da hast du recht. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir alle glücklich miteinander leben“
„Wie meinst du das?“
Ich seufze und zögere einen kurzen Augenblick.
Ist es richtig, Nia davon erzählen? Im Grunde genommen kenne ich sie nicht wirklich, kenne ihre Art nicht. Doch jetzt ist es sowieso schon raus, also weshalb nicht gleich die Karten offen legen?
Ich schüttele den Kopf.
Es fällt mir schwer, mit der Wahrheit rauszurücken.
„Ich kann das nicht erklären“
„Versuch es“, ermutigt mich Nia.
„Du wirst es nicht verstehen. Keiner wird das“, erwidere ich und beiße mir hart auf die Unterlippe. „Meine Familie ist kaputt, Nia. Für mich ist sie das jedenfalls“
Fragend schaut sie mich an.
„Meine Mutter interessiert sich nur für meine Noten, für die Gesellschaft und das Ansehen unserer Familie. Sie ist einfach… eine Hexe. Und dazu werde ich ständig mit meiner älteren Schwester verglichen, die alles besser kann und - überhaupt - der Liebling von meinen Eltern ist. Ich werde behandelt, als wäre ich irgendein dummes Wesen, welches nicht zur Familie gehört“
„Das glaube ich nicht!“, wirft Nia sofort beharrlich ein. „Du siehst das nur so schlimm, Leona. Das ist mit Sicherheit ganz anders“
Ich schüttele den Kopf und spüre wie ein Stich der Enttäuschung mein Herz trifft. Meine Lippen beben. „Ich wusste, dass du das nicht verstehen würdest“
„Es passt einfach nicht zu dem Bild, was ich von deiner Familie habe. Was jeder, von deiner Familie im Kopf hat“, erklärt sie.
„Willkommen auf dem Maskenball, Nia“, entgegne ich spöttisch.
Sie legt den Kopf schief und schaut mich an.
Lange.
Ich kann sehen, wie sie mit sich ringt, wie sie sich für eine Möglichkeit entscheidet, wie sie sich fragt, ob sie mir glauben soll oder nicht.
„Ist es wirklich so, wie du beschrieben hast?“
„Ich lüge nicht“
Sie beißt sich zweifelnd auf die Unterlippe.
Ich studiere mit meinen Augen den Boden, mustere unsere Schuhe.
„Leona, ich…“, beginnt sie schließlich stotternd und beleckt sich fahrig ihre Lippen. Gequält schaut sie mich an. „Das tut mir so leid für dich“
Ich nicke abwesend.
Wie oft hat sie diesen Satz heute schon ausgesprochen? Drei Mal auf jeden Fall, wenn nicht sogar öfters.
Innerlich lache ich freudlos auf.
Ist mein Leben wirklich so bemitleidenswert? So… traurig?
– Scheinbar schon.
Verwundert bemerke ich, wie Nia auf einmal einen Arm um meine Schulter legt und mich in einer tröstenden Geste an sich ran zieht. Überrumpelt lasse ich es widerstandslos geschehen.
„Meine Familie ist auch kaputt“, gesteht sie leise.
Ich kann ihren Kummer aus der Stimme hören und schaue vorsichtig in ihr gebräuntes Gesicht. Sie hat die Lider gesenkt.
„Mein Vater hat sich vor vier Jahren einfach aus dem Staub gemacht. Von einem Morgen auf den anderen stand er mit Gepäck vor der Tür und hat uns gesagt, dass er für ein paar Tage weg sein würde. Bei einem Freund, oder so“ Sie zieht scharf die Luft ein und schluckt schwer. „Er kam nicht mehr wieder“
„Du musst mir das nicht erzählen“, erkläre ich.
„Du hast mir von deiner Familie erzählt, also werde ich das gleiche auch tun. So etwas tun Freunde nun mal, sie vertrauen sich gegenseitig“, entgegnet Nia beharrlich und streicht sich wirsch eine Strähne hinter das Ohr.
Ich schweige.
„Mama, sie… hat ihn nach einer Woche angerufen, doch er ging nicht ran. Einen Monat später lag dann ein Brief in unserem Postfach. Er will den Kontakt zu uns abbrechen. Ein neues Leben beginnen. Ohne uns. Er hat keine Gründe genannt, wieso und was ihn dazu bewegt hat. Er ist einfach… gegangen“
Zitternd holt Nia Luft.
„Céline war damals sechs und hat das alles gar nicht verstanden. Es war eine furchtbare Zeit, Mama war am Boden zerstört. Wir alle waren es. Wie konnte er uns einfach im Stich lassen? Warum ist Papa abgehauen? Ich versteh das einfach nicht!“
Grob reibt Nia sich über die verräterisch glänzenden Augen und schaut zu mir auf; wilde Verzweiflung ist in ihrem Blick zu erkennen.
„Ich vermisse ihn. Jeden Tag“, gesteht sie. „Aber andererseits hasse ich ihn dafür und will nicht, dass er wieder zurückkommt. Das ist so… - Verdammt!“
Nia fuchtelt fahrig mit ihren Händen herum, fährt sich durch die braune Mähne, lässt ihren Blick ruhelos durch die Gegend schweifen.
Sie seufzt enttäuscht.
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich kann ihr keine tröstenden Worte spenden und sagen, dass alles wieder gut wird. Denn das wäre mit Sicherheit eine Lüge.
Außerdem weiß ich, dass einfaches Zuhören manchmal viel schöner ist, als ständiges Fragen. Also schaue ich Nia einfach nur an, sehe den Schmerz in ihren Augen, und stelle fest, dass selbst die freundlichsten Menschen, die liebevollsten Familien, Probleme haben. Und Narben.
Es ist nicht alles so, wie es scheint.

••

Zwischen Nia und mir herrscht wieder einträchtiges Schweigen.
Mittlerweile habe ich wirklich jene Zeitorientierung verloren, habe vergessen die Glockenschläge der Kirche mitzuzählen und schaue nun schweigend dem Untergang der Sonne entgegen.
Die kalte Herbstluft webt uns in ihren kühlen Kokon ein, hält uns gefangen, lässt uns fröstelnd zittern. Trotz der Kälte erheben wir uns nicht, bleiben einfach sitzen und genießen diesen belanglosen, aber irgendwie auch magischen Moment.
Ich wünsche mir, die Zeit würde still stehen.

„Danke“
Es ist nur ein leises Wispern, weshalb ich es beinahe nicht gehört hätte.
Überrascht drehe ich meinen Kopf zu Nia, die gedankenverloren den steinigen Boden anstarrt und vergisst zu blinzeln.
„Ich habe noch nie mit jemanden darüber geredet“, fährt sie flüsternd fort. Fast verklingt ihre Stimme in dem Windhauch. „Außer mit dir. Danke. Das ist wirklich schön zu wissen, dass man seine Probleme und Sorgen mit jemanden teilen kann“
Nia reißt nun endlich ihren Blick vom Boden ab und schaut mich an.
Ihre Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, welches ich automatisch erwidere, zumal eine wunderbare Wärme meinen eingefrorenen Körper durchströmt.
Tolles Gefühl.
Seufzend reibt sich meine Freundin mit den Händen über ihre Oberschenkel, streckt ihren Rücken durch. Scheinbar durchflutet sie nun endlich wieder Lebendigkeit, die ihre apathische Haltung auftauen lässt.
Ich lächele.
– Auf einmal vernehme ich plötzlich eine ganze andere Stimme, die ich überhaupt nicht erwartet hätte.
„Hey, Leona!“
Perplex wende ich meinen Kopf von meiner Sitznachbarin ab und erkenne einen großgewachsenen Jungen, dessen blonde Haare mit jedem Schritt auf und ab wippen, sich vom Wind zerzausen lassen.
Überrascht hebe ich meine Augenbrauen. „Yoel?“
Er grinst über beide Ohren. „Schön, dich zu treffen! Habe gar nicht damit gerechnet, dich so schnell wieder zu sehen“
Dito.
„Was machst du so?“, fragt er beiläufig und bleibt schließlich vor uns stehen, begrüßt Nia lediglich mit einem kurzen Nicken.
„Mädchenkram“, erwidere ich schulterzuckend, weil mir nichts Besseres einfallen will. Wie soll man schon erklären, dass man die ganze Zeit - meistens schweigend - mit einer neuen Freundin auf einer Bank sitzt und nebenbei über Familienprobleme redet? - Ich habe keine Ahnung. „Und du?“
„Jungenkram“, erwidert er genauso knapp und grinst.
Mir kommt der Abend im Restaurant wieder in den Sinn, der keine drei Tage her ist. Ich frage mich, ob ich Yoel vielleicht schon vorher irgendwann mal in der Stadt gesehen habe, er jedoch einfach in der Masse von fremden Gesichtern untergetaucht ist, nie irgendwie hervorstach. Erst jetzt, wo er mir vertraut ist, würde ich ihn auch von Weiten erkennen, ihm einen Namen zuordnen können. Und das nur, weil wir uns per Zufall einmal getroffen haben und ins Gespräch gekommen sind.
Schon komisch, diese Welt.

Yoels nächster Wortschwall überrascht mich. „Hey, ich weiß, dass kommt jetzt etwas spontan - und es ist mir gerade eben auch erst eingefallen - aber hast du Samstagabend Zeit?“
„Samstagabend?“, wiederhole ich überrumpelt von seiner plötzlichen Frage.
„Ein Kumpel von mir veranstaltet eine Party, ich würde dich gerne als Begleitung mitnehmen“
Verwirrt blinzele ich ihn an. „Warum solltest du das tun?“
„Du erinnerst dich an unser Gespräch beim Essen?“, hakt er nach.
Ich nicke zögernd.
„Dann wirst du dich mit Sicherheit auch nach an die Blockade erinnern. Einfach fühlen, nicht denken. Etwas machen, was deine Eltern stutzig macht“
Ich bin skeptisch. „Ich glaube nicht, dass ich die richtige Person dafür bin“
„Doch, ich will dich gerne meinen Freunden vorstellen. Du sollst einfach mal die Chance dazu bekommen, etwas anderes zu machen als samstagabends Vokabeln zu lernen“
„Woher…?“, frage ich verdutzt.
„Vermutung“, erklärt er schulterzuckend. „Und Erfahrung“
Ich schüttele den Kopf.
Die Vorstellung auf eine Party zu gehen lässt mein Herz aufgeregt schneller schlagen. Allein der Gedanke, etwas Verrücktes zu tun, für ein paar Stunden sich fallen zu lassen, ist sehr verlockend. Doch mein Misstrauen und die Skepsis bleiben. Ich muss die Risiken beachten, darf sie trotz der Versuchung nicht außenvorlassen.
„Wir kennen uns doch kaum“, liste ich als nächstes auf.
„So würde ich das nicht sagen“
„Ich war noch nie auf einer Party“, versuche ich als weiteres Argument einzuwenden.
„Dann wird es aber Zeit. Für jeden gibt es irgendwann mal sein erstes Mal“
Dieser Kerl ist hartnäckig.
Normalerweise mag ich das nicht, aber bei Yoel ist das wieder ein anderes Drängen als bei Mama. Er scheint wirklich dafür zu brennen, dass ich mitkomme, dass ich für einen Abend… lebe. Mehr oder weniger.
Ich bin kurz davor nach dem Haken zu schnappen, zögere jedoch. Schließlich verdanke ich es Nia den letzten Schritt zu überwinden, die mir aufmunternd gegen den Ellenbogen stößt.
„Geh hin, Leona. Das wird bestimmt toll und ist eine gute Abwechslung für dich“, meint sie zuversichtlich. „Ich gebe dir auch meine Handynummer, dann kannst du mich notfalls anrufen, wenn etwas passieren sollte“
Ihre Besorgnis rührt mich.
Ich seufze und willige schließlich ein. „Also schön“
Yoel grinst. „Super! Überleg dir schon mal eine Ausrede für deine Eltern, kannst ihnen ja sagen, dass du bei einer Freundin oder so übernachtest. Wir treffen uns am Samstag bei der alten Post, okay? Ich hole dich dort um 20:00 Uhr ab“
Er scheint schon alles geplant zu haben.
„Du wirst es nicht bereuen“, schiebt er noch nach, dann wendet er sich mit einem kurzen Heben seiner Hand von uns ab und schreitet seinen Weg fort.
Ich lasse die Schultern sinken und stoße die Luft aus.
„War das wirklich die richtige Entscheidung?“, frage ich zweifelnd.
„Ja!“, bestätigt Nia voller Inbrunst. „Und jetzt mach dir keine Sorgen mehr und sei mal ein wenig optimistischer!“
Mit diesen Worten erhebt sie sich schwungvoll und zieht mich am Handgelenk ebenfalls hoch.
Aufstehen, weitermachen, nach vorne schauen.

_______________

Zu diesem Teil muss ich sagen, dass ich damit nicht wirklich zufrieden bin, ein bisschen zu langweilig, aber irgendwie wollte ich das unbedingt drin haben.
Dafür wird das nächste Kapitel ein „Milan-Kapitel“, haha. :D
LG






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz