through our good days and our darkest. - Teil 2

Autor: Mary
veröffentlicht am: 23.10.2012


Vielen Dank für die Kommis! :)
Ich hab schon die nächsten ca. 15 kapitel geschrieben und werd alle paar Tage einen hochladen, wenn weiter Interesse besteht!
Bei dem Teil hier hoffe ich, dass er nicht zensiert wird oder euch zu sehr verschreckt. :D
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„Was machst du denn hier?!“, wurde ich von meiner lachenden Kollegin Joyce begrüßt, als ich die Bar betrat.
„Ich hab Dienst“, erwiderte ich verwirrt und warf, nur um noch einmal sicher zu gehen, einen Blick auf den Dienstplan.
„Siehst du!“, ich zog sie zu mir und zeigte mit dem Finger auf meine Schicht. „Sag mir jetzt bloß nicht, dass ich umsonst gekommen bin.“
Ein breites Grinsen bildete sich um ihre perfekt betonten Lippen und nachdem sie mich einen Moment lang zappeln ließ, antwortete sie schließlich: „Da muss ich dich leider enttäuschen. Joe will den Laden heute früher schließen, weil dieses Festival in der Innenstadt ist und eh keiner kommen würde. Aber wenn du unbedingt hier bleiben willst, kannst du natürlich meinen Dienst übernehmen!“
Darüber musste ich nicht wirklich lange nachdenken.
„Wir sehen uns morgen!“, verabschiedete ich mich von ihr und sah dann zu, dass ich davon kam. Wofür war ich dann heute Morgen aufgestanden?! Okay, heute „Morgen“ war vielleicht etwas übertrieben. Und gegen einen freien Abend hatte ich wirklich nichts einzuwenden, denn es war der wahrscheinlich erste seit Monaten.
Gut gelaunt machte ich mich also zurück auf den Weg zur U-Bahn, in der ich sogar einen Platz bekam, drehte die Musik auf meinem iPod auf und fuhr wieder zurück in Richtung Wohngebiet. Entspannt betrachtete ich die kahle Gegend und die herunter gekommenen Häuser, an denen wir vorbei fuhren und malte mir aus, wie es hier wohl früher einmal ausgesehen haben musste. Detroit war nicht gerade mit Schönheit gesegnet und dank unzähligen Bankenkrisen standen die meisten dieser Häuser mittlerweile leer. Eine richtig zwielichte Gegend war das hier, in der man nachts nicht alleine herum laufen sollte.
Seltsamerweise hatte es aber sogar etwas Schönes, wenn die untergehende, orangefarbene Sonne so sanft darauf schien wie in diesem Moment.
Ich könnte mich einfach auf den Balkon setzen, eine rauchen und ein bisschen zeichnen. Oder ich könnte nach meiner alten Spiegelreflexkamera suchen und ein paar Fotos vom Sonnenuntergang machen, jetzt wo das Licht so schön war. Oh ja, der Gedanke gefiel mir gut. Ich könnte auch eine Pizza bestellen und danach mal richtig schön baden gehen. Ein bisschen die Musik aufdrehen und durch die Wohnung tanzen.
Schon hatte ich meine Station erreicht und stieg voller Vorfreude für den Abend aus. Wenn ich Glück hatte, war Zoe auch noch lange unterwegs. Dates hatte sie so viele wie andere Menschen Haare auf dem Kopf und das sollte jetzt keineswegs neidisch klingen. Mein letztes Date lag zwar schon ein Weilchen zurück, aber meiner Erfahrung nach waren Männer sowieso zu nichts zu gebrauchen. Das Einzige, worauf man sich bei ihnen verlassen konnte war, dass man sich nie auf sie verlassen konnte.
Zoe wusste das auch, aber im Vergleich zu mir hatte sie eben das Bedürfnis, von Männern angehimmelt zu werden. Und das wurde sie. Bei ihren 1,80m, den langen blonden Haaren und blauen Augen war das auch kein Wunder.
Oh Mann, das klang ja schon wieder als wäre ich eifersüchtig. War ich aber wirklich nicht. Ich mochte Zoe und ich kannte sie ja auch erst seit sie vor ein paar Monaten bei mir eingezogen war. Nur an meinem einzigen freien Abend im Jahr hatte ich wirklich keine Lust, mir stundenlang anzuhören, wie begehrt sie doch war.
Mittlerweile hatte ich zwei Blocks hinter mich gebracht und die schöne Abendsonne war schon so gut wie untergegangen. Ja, man merkte wirklich, dass es Herbst wurde. Ein Häuserblock weiter und schon war sie komplett verschwunden.
Ich beschleunigte meine Schritte ein wenig, denn auch meine Wohngegend war alles andere als schön und sicher. Zwar war mir noch nie wirklich was passiert außer ein paar Anmachsprüche und Pfiffe von schmierigen Typen, aber trotzdem hatte ich immer mein Pfefferspray dabei. Wer in solchen Gegenden aufwächst, weiß einfach, auf welche Dinge man nicht verzichten kann.
Endlich hatte ich meine Straße erreicht und bog nach rechts ein. Die letzten 100 Meter rannte ich förmlich, denn die Dunkelheit schien sich ein Wettrennen mit mir zu liefern und die Straßenbeleuchtung war natürlich schon seit Wochen defekt.
Während ich noch lief, grub ich schon in der fetten Handtasche nach meinem Schlüssel, sodass ich ihn direkt an der Haustür griffbereit hatte. Jetzt erst mal gemütliche Klamotten anziehen, ein bisschen zeichnen und…
Wie zur Säule erstarrt blieb ich stehen und warf einen ungläubigen Blick auf die Tür. Sie führte direkt in unsere Wohnung und stand sperrangelweit offen.
Scheiß Diebe, war das erste, was mir dazu einfiel und ich nahm sofort mein Pfefferspray in die Hand. Mein Puls raste mit 180 und obwohl meine Hand ein wenig zitterte, sah ich vorsichtig in den Flur und schlich mich dann langsam hinein.
Es sieht aus wie immer, dachte ich und wunderte mich, dass es so war. Schien nicht so, als ob etwas gestohlen worden war. Oder dass überhaupt jemand mit Gewalt herein gekommen war.
Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, ich blieb kurz stehen und atmete einmal leise ein und aus. Keine Gewalt, keine Unordnung… also keine Einbrecher. Aber was zum…?
Zoe.
Wie hatte ich nur meine naive und vor allen Dingen vergessliche Mitbewohnerin vergessen können? Wahrscheinlich brachte sie gerade mal wieder den Müll runter ohne die Tür abzuschließen, so wie sie es häufig tat. Nur dass sie bisher nie so blöd gewesen war und die Tür sperrangelweit offen gelassen hatte. Wenn dann einer einbrach, durfte man sich eigentlich gar nicht mehr beschweren. Das war ja, als würde man jeden Dieb der Gegend persönlich zu sich einladen.
Mittlerweile war ich wieder entspannter, legte das Pfefferspray auf die Kommode neben der Tür und ging in Richtung Wohnküche.
„Hey Zoe, du hast mir vielleicht einen Schrecken…“
Weiter kam ich nicht, denn was sich mir bot, raubte mir jeglichen Verstand, jeglichen Herzschlag und den letzten Atem.

Da war ein Mann und da war Zoe, er lag auf ihr, nackt, und drückte die Hände an ihre Kehle, ihr Gesicht war blau und des Ausdruck starr, die Augen traten hervor und sie keuchte höllisch schnell, der Mann redete auf sie ein, er sprach wirres Zeug, nein- er SCHRIE es regelrecht, er hatte ihren Rock herunter gezogen, er betrachtete ihren Körper und schien dabei auch noch hämisch zu grinsen, seine eisblauen Augen glühten vor Extase, dann schrie er weiter und stieß zu und dabei wurde der Griff an ihrer Kehle immer fester, er würgte sie und ließ einfach nicht los, auf einmal drehte er den Kopf, nur ganz langsam, aber umso bedrohlicher, und entdeckte mich.

Auf einmal rannte ich. Ich wusste nicht wohin, ich wusste noch nicht mal, dass ich lief. Mein Instinkt leitete mich und als hätte ich einen Teil der Geschichte verschlafen, fand ich mich auf einmal auf der Straße wieder. Es war stockdunkel, ich wusste nicht mal wohin ich lief. Aber ich rannte, mit jedem Schritt ein bisschen schneller, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her.
Ich rannte und rannte wie besessen, immer weiter und weiter. Ich rannte an allen Häuserblocks vorbei, immer weiter in Richtung U-Bahn und selbst als ich diese erreicht hatte, rannte ich noch weiter. Ich rannte, bis ich meine Beine nicht mehr spüren konnte und bis mein Kopf sich anfühlte, als würde jemand mit einem Hammer darauf einschlagen.
Ich rannte und rannte, schrie mir die Seele aus dem Leib und schlug mit den Armen um mich, als hätte mich jeglicher Verstand verlassen.
Ich rannte, vorbei an hunderten von Leuten, die für mich nichts als leere Gesichter waren, rannte durch etliche Straßen und Gassen, bis ich schließlich vom Licht der Innenstadt geblendet stehen blieb. Wo zum Teufel war ich? Was war passiert? Das konnte unmöglich wahr sein, das…
Panisch drehte ich mich um. Niemand war hinter mir her, aber trotzdem fühlte ich mich so verfolgt, dass alle Gliedmaßen vor Angst zitterten. Hektisch peitschte ich meinen Blick von einer Seite zur anderen, entdeckten Läden, Lichter, Menschen, die irritiert stehen blieben und auf mich einredeten. Doch ich konnte sie nur verschwommen sehen und ich konnte sie auch nur verschwommen hören.
Polizei!
Ich entdeckte das große Schild und wollte dorthin rennen, doch meine Beine zitterten so sehr, dass ich auf der Stelle umfiel. Der Asphalt war nass und kühl. Hatte es geregnet? Nicht mal das wusste ich. Das musste ein Traum sein, ein ganz schlimmer Albtraum.
Ich blieb einfach dort liegen, schloss meine Augen und bewegte keinen Zentimeter meines Körpers mehr. Das war ein Traum und er würde bald vorbei sein. Ich musste nur meine Augen aufmachen und dann würde alles wieder gut sein.
Alles wieder gut.






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