through our good days and our darkest.

Autor: Mary
veröffentlicht am: 19.10.2012


hey Leute, ich hab mich mal an eine etwas "außergewöhnliche" Geschichte gewagt. Diese hier ist eine Mischung aus Krimi, Dramedy und natürlich Romanze. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere sie liest und kommentiert. :)
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Langsam erwachte ich und stoß einen genervten Seufzer aus, als ich merkte, wie stark mir die Sonne schon ins Gesicht schien. Wie spät war es? Elf, Zwölf?
Ich blinzelte in Richtung Uhr und musste feststellen, dass es schon fast zwei Uhr war. Fantastisch.
Mit der Hand auf der Stirn und leidvollem Gesicht versuchte ich meinen Körper zum Aufstehen zu zwingen, aber leider waren jegliche Gliedmaßen gegen mich. War wohl wieder etwas spät geworden gestern Abend. Das hatte ich nun davon.
Schließlich schaffte ich es, mich bis zur Kaffeemaschine vorzuarbeiten, meinem persönlichen Retter in der Not.
„Guten Morgeeeeeen!“ Oh nein, auch das noch.
Zoe, meine Mitbewohnerin, war natürlich schon seit Stunden auf den Beinen und sah dementsprechend aus: Haare und Make-Up saßen perfekt, ganz zu schweigen von Jackett und Rock, die natürlich von teuren Marken stammten.
Ich musste ein ziemlich lustiges Bild neben ihr abgeben, mit meinen Schlabberklamotten und Haaren wie nach einer Naturkatastrophe.
„Kaffee?“, begrüßte ich sie, während ich mir selber eine große Tasse einschüttete.
„Nein, danke. Ich hab auf dem Campus schon einen getrunken!“, winkte sie ab.
Ich setzte mich erst mal auf das alte Sofa neben der Küche und inhalierte den pechschwarzen Kaffee. Für mich gab es nichts besseres, als seinen Tag so zu beginnen.
Zoe holte sich eine Diät Cola aus dem Kühlschrank, setzte sich neben mich und streifte die Designer Pumps von ihren Füßen.
„Mann, bin ich fertig!“, maulte sie und legte den Kopf in den Nacken. „Die Uni war heute wieder so anstrengend. Also manchmal beneide ich dich und deinen Alltag echt, Aria!“
„Ja, sicher“, erwiderte ich ironisch und konnte über die Aussage nur den Kopf schütteln. Klar, mein Alltag war der Hammer. Jeden Tag schlief ich bis mittags, vergeudete dann meine Zeit vorm Fernseher, mit Zeichnen oder in irgendeinem Plattenladen, nur um dann abends in die schäbigste aller Bars in Detroit zu gehen und mir meine Brötchen mit Kellnern zu verdienen. Wo ich dann bis spät in die Nacht von Tisch zu Tisch hetzte und mich von ekelhaften Männern anmachen lassen musste.
„Oha, schon zwei Uhr?!“, rief Zoe und riss mich damit aus meinen selbstbemitleidenden Gedanken.
„Ich muss doch los!“ Mit diesen Worten rannte sie in ihr Zimmer und zog sich schon unterwegs das Oberteil aus.
„Wo musst du denn jetzt noch hin?“, rief ich ihr verwirrt hinterher und spürte, wie mein Kopf zu pochen begann. Einen Kater konnte ich jetzt nicht auch noch gebrauchen, musste das sein? Zu meinem Job gehörte auch, sich ab und zu mal einen Whiskey oder einen doppelten zu gönnen. Anders waren die vielen besoffenen leider nicht zu ertragen. Und gestern waren es wohl mal wieder ein paar zu viele geworden…
Während ich mir die nächste Tasse Kaffee und eine Aspirin gönnte, kam mir Zoe umgezogen und wieder mal umwerfend hübsch entgegen.
„Hab ein Date!“, trällerte sie, während sie die Ballerinas anzog, die eigentlich mir gehörten.
„Hey, sind das nicht meine…?“
„Ich muss jetzt echt los! Tschüssi!“
Mit einem lauten Knall zog sie die Tür hinter sich zu und ließ mich und meinen Kaffee in Frieden zurück.
Dann konnte der Tag ja beginnen!

Wie immer sprang ich zuerst unter die Dusche und versuchte meine braune Mähne so gut wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Ich entschied mich heute dazu, sie einfach offen zu tragen, denn zum ersten Mal seit langem war es kühler als 25 Grad. Es war zwar August und der Sommer noch nicht vorbei, aber ich konnte bereits spüren, wie sich der Herbst ankündigte.
Danach putzte ich mir die Zähne und betonte die Augen mit Wimperntusche und Kajal. Eine hochgeschnittene, kurze Jeans und ein weißes, bedrucktes T-Shirt gefielen mir heute am besten. Und als ich das Ergebnis im Spiegel betrachtete, musste ich zugeben, dass es doch gar nicht so schlecht aussah. Ich war schon immer sehr schlank gewesen, obwohl ich Sport verabscheute und gesundes Essen mied, soweit ich konnte.
Wie auch immer, als ich fertig war, setzte ich mich mit Block und Bleistift auf unseren kleinen Balkon und widmete mich einer Stunde lang irgendwelchen kuriosen Zeichnungen. Ich liebte das. Zeichnen und malen war das Einzige, das mir half, meinen Alltag zu verarbeiten und meine Gefühle auszuleben. Es hatte etwas richtig befriedigendes, mit Linien und Strukturen zu arbeiten. Und irgendwie machte mich das Gefühl, etwas ganz eigenes zu erschaffen, sehr glücklich.
Leider war auch das nur ein kurzer Spaß, denn ehe ich mich versah, war es vier Uhr und ich musste los. Ich schnappte mir meine Tasche, zog schnell ein paar Sneakers an und trottete dann weder richtig motiviert, noch lustlos in Richtung U-Bahn.
Die war wie immer brechend voll und nur mein iPod und die Musik von Billy Talent sorgten dafür, dass ich von der schwitzend und laut plappernden Menschenmasse nicht genervt war.
Seufzend schloss ich für einen Moment die Augen und versuchte mich nur auf die Musik zu konzentrieren. Ich wusste jetzt schon, dass es wieder eine lange Nacht werden würde. Wenn ich Glück hatte, war ich um drei oder vier Uhr nachts noch in der Bar. Großartig.
Und genau das waren meine Aussichten für die nächsten fünf- zehn?- Jahre. Vielleicht auch für immer und die Vorstellung ließ mich noch mehr erschauern.

An diesem Tag verschwendete ich keinen Gedanken an die Frage, ob jeder Tag in Zukunft genauso aussehen würde oder ob es nicht auch mein letzter sein könnte.
Hätte ich diesen letzten normalen Tag dann mehr genossen? Vielleicht.
Doch das Ende dieses Tages war auch das Ende meines bisherigen Lebens.






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