Sommermelodien - Teil 6

Autor: biene6
veröffentlicht am: 27.10.2012


Kapitel 6

**Dean**

Ob sie es mir übel nehmen wird, dass ich es ihr nicht gesagt habe? Ich wollte ja nur, dass sie mich mag, wie ich bin. Ich führte sie an der Hand durch das leere Haus, bis wir an die Verandatüre gelangten. Durch die verstaubte Fensterscheibe konnte man nicht viel sehen und ich spürte, dass sie ein wenig nervös war. Meine Hand drückte die Tür auf und ich sagte zu ihr: „Hier wohne ich!“ Ihre Kinnlade klappte herunter und sie schaute mich an. „Was? Gefällt es dir nicht?“, fragte ich nach und musste ein wenig schmunzeln, als ich bei ihr ein Lächeln erkennen konnte. „Dean, wieso hast du mir nicht gesagt, dass du Geld hast? Ich meine so viel Geld!“ Sie blickte auf eine große, weiße Villa, mit einem großen Garten und mittendrin ein Pool. In der Garage standen ein Porsche und ein Ferrari, der meiner Mutter und meinem Vater gehörte. „Genau genommen ist es nicht mein Geld. Es gehört meiner Mutter.“ „Du wohnst also noch bei deiner Mutter?“, fragte sie jetzt ein wenig belustigt. „Naja, sie ist krank. Mein Vater ist gestorben und sie schafft es einfach nicht mehr alleine.“ „Oh, das tut mir leid.“ „Schon gut.“ „Und wieso arbeitest du als Umzugshelfer, wenn du sowieso schon ein Fast-Millionär bist?“ „Erstens bin ich Millionär und das zweifach. Und zweitens mache ich nur gelegentlich meinen Job. Zum Beispiel wenn ein Fahrer ausfällt, denn Geld hält auch nicht ewig“ Jetzt fing sie an zu lachen. „Was ist denn so lustig?“, fragte ich nach. „Naja“, meinte sie, als sie sich wieder eingekriegt hat, „Ich dachte vielleicht, dass du Leichen lagerst oder ein Bordell betreibst oder so, aber ich wäre niemals darauf gekommen, dass du Millionär bist.“ „Vielleicht liegen im Keller ja Leichen?“, neckte ich sie ein wenig. Zur Antwort bekam ich einen Schlag auf die Brust, aber ich hielt ihre Hand schnell fest, bevor sie sie wieder zurückziehen konnte. Ich hätte sie nicht ansehen dürfen, denn jetzt konnte ich meinen Blick von ihren schönen, meerblauen Augen nicht mehr abwenden. Sie kam einen Schritt auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr: „Das hättest du nicht geheim halten müssen, ich hätte dich mich trotzdem in dich verliebt.“ Ein Grinsen huschte über mein Gesicht und ich küsste sie erneut.

**Samantha**

Ich lag in meinem Bett und versuchte einzuschlafen. Sunny lag direkt neben mir und sie gab wohlige Geräusche von sich. Im Moment konnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemand glücklicheren gab als mich. Langsam überkam mich die Müdigkeit und ich träumte schon wieder etwas Merkwürdiges. Ich lag auf einer Blumenwiese und Sunny rannte freudig über das Gras, welches mit einem leichten Morgentau überstrichen war. Am Himmel konnte man die gerade aufgehende Sonne erkennen. Der Himmel war rot, orange und lila. Ich richtete mich auf und sah mich genauer um. Ich konnte einen Wald und im Hintergrund ein kleines Dorf erkennen. Was mache ich denn hier? Plötzlich, wie aus dem Nichts tauchte Dean neben mir auf. „Sami, was tust du hier? Wir dürfen uns hier nicht blicken lassen. Wenn wir erwischt werden, dann bekommen wir mächtigen Ärger!“ Ich wollte gerade etwas erwidern, aber da verschwand er schon genauso leise, wie er aufgetaucht war. Und nicht nur er verschwand. Die Blumen, die Bäume und das Gras. Alles verschwand und verwandelte sich in meine Zimmerdecke. Ich war also wieder wach. Ich merkte, dass mir ziemlich heiß war, also deckte ich mich erst einmal auf. Ich versuchte die Gedanken an den merkwürdigen Traum abzuschütteln, aber das war fast unmöglich. Ich beschloss aufzustehen und zu Dean zu fahren. Vielleicht fand ich bei ihm ein wenig Ablenkung. Ich stieg in mein Auto und fuhr los. Dean öffnete mir die Tür. Ich blickte in ein leicht verschlafenes und leicht verwirrtes Gesicht. Unter seinen Augen waren dunkelblaue Ringe und er sah echt fertig aus. „Na, schlecht geträumt?“, fragte ich ihn.

**Dean**

Endlich schlief ich ein. Ich stand auf einer Blumenwiese, direkt neben Sami. Sie wirkte leicht verwirrt. Wahrscheinlich fragte sie sich, wo wir waren, aber sie war schon einmal hier. Sie kann sich nur nicht mehr daran erinnern. „Sami, was tust du hier? Wir dürfen uns hier nicht blicken lassen. Wenn wir erwischt werden, dann bekommen wir mächtigen Ärger!“ Ich wollte sie schon wegziehen und mit ihr von hier verschwinden, aber stattdessen löste ich mich wieder in Luft auf. Ich schlug schwitzend meine Augen auf. Was hatte mich aus dem Traum gerissen? Es war ein Klopfen an der Tür. Ich stieg aus dem Bett und öffnete die Haustüre zur Veranda und vor mir stand Sami. Sie musterte mich kurz und meinte dann: „Na, schlecht geträumt?“ „Kann man so sagen.“ „Geht mir zurzeit auch so.“ Ich bat sie in die Eingangshalle des großen Hauses und sie sah sich erst einmal um. Die vielen Statuen, die hier herumstanden, waren von einer leichten Staubschicht überzogen, denn seitdem meine Mutter krank ist, kommt keiner mehr dazu das große Haus zu putzten. Natürlich könnten wir Putzfrauen einstellen, aber dafür gibt es im Moment keine Zeit. Ich lief ihr voraus, die Treppe nach oben und bat sie in mein Zimmer. Sie legte sich auf mein Bett, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. „Ich geh mich schnell frisch machen.“, sagte ich und verschwand im Badezimmer. Nach zehn Minuten kam ich wieder zu Sami und sie lag noch genauso da, wie zuvor, als ich das Zimmer verlassen hatte. Für einen kurzen Augenblick dachte ich, dass sie eingeschlafen sei, aber ihre Augen waren geöffnet. „Über was denkst du nach?“, fragte ich, weil sich eine Falte auf ihrer Stirn gebildet hat. „Nichts Besonderes.“ Ich gab zur Antwort ein kurzes Grummeln von mir und setzte mich ebenfalls auf das Bett. „Hast du Lust noch etwas zu unternehmen?“, fragte sie mich. „Ja.“ Ich nahm sie an der Hand und stand auf. Ich bemerkte, wie sie mich mit einen Blick anschaute, den ich noch nie bei ihr gesehen habe. „Was ist?“, fragte ich neugierig. „Oder wollen wir doch lieber hier bleiben?“, fragte sie schüchtern. Sie drückte sich an mich und ich küsste sie. Ihre Lippen schmeckten heute noch fantastischer als gestern. Meine Hände wanderten automatisch unter ihr Top, was sie mit einem leichten Biss in meine Lippen beantwortete. Ihre Hände rutschten gerade unter mein Shirt, als der schöne Moment gestört wurde. „Dean“, hörte ich eine schwache Stimme nach mir rufen. Schnell löste ich mich von Sami und rannte aus der Tür. Hinunter ins Erdgeschoss und hinein ins Esszimmer. Meine abgemagerte Mutter saß verkrampft am Tisch und fasste sich qualvoll ans Herz. Schnell lief ich zu ihr hin. „Mama, hast du Schmerzen? Soll ich einen Arzt rufen?“ „Nein“, stöhnte sie, „reich mir nur meine Tabletten!“ Ich schaute mich im Zimmer um und entdeckte die Schmerzpillen für Herzkranke auf dem Fenstersims. Schnell reichte ich ihr ein Glas Wasser und eine der Tabletten. Ich merkte, wie sich ihre Muskeln entspannten. Ich wusste gar nicht, dass Schmerzpillen so schnell anschlugen. „Kann ich dir noch was Gutes tun?“, fragte ich hilfsbereit. „Nein, geh ruhig wieder zu deiner Freundin. Ich möchte sie übrigens auch noch kennenlernen, bevor es zu spät ist.“ „Woher weißt du…?“ „Ich habe euch zufällig gesehen, gestern im alten Haus.“ „Zufällig also?“ Sie nickte und brachte sogar ein Lächeln über die Lippen.

**Samantha**

Ich lag im Bett und wartete darauf, dass Dean wieder zurückkam. Was war denn passiert? Aber bevor ich merkte, wie sich die Zimmertür wieder öffnete, schlief ich ein. Es war zwar erst mittags, aber zurzeit habe ich so schlechten Schlaf. Von was ich träumte? Diesmal war es noch schlimmer als sonst.
In meiner Nase sammelte sich ein widerlicher Gestank. Meine Hände stützen sich auf etwas weichem, feuchtem. Ich lag auf irgendetwas unebenen. Wo war ich denn? Ich sah mich um und erkannte ein Haus, das so aussah wie mein Zuhause. Ich bemerkte, dass Dean neben mir lag. Ich blickte auf meine Hände um zu erkennen, was ich da ekliges anfasste. Ein spitzer Schrei steckte mir in der Kehle fest. Ich lag auf Hirschen, Rehen und Hasen. Überall waren Knochen, Blut und Fleisch. Der Gestank war so eklig und fast nicht auszuhalten, dass mir eine Träne über die Wange lief. Jetzt bemerkte auch Dean, dass wir auf alten, verwesten Kadavern lagen. „Wo sind wir hier?“, fragte ich ängstlich. „In der Jägerhütte, dein Nachbar. Weißt du noch? Ich habe dir davon erzählt!“ „Ja, ich kann mich erinnern.“ Doch schon bald bekam ich erneut einen Schock. Ich bemerkte einen alten, zerbrechlichen Mann mit einem Gewähr, auf uns gerichtet, vor uns stehen. „Jetzt seid ihr dran!“, meinte dieser nur und ich hörte noch einen Schuss und dann wurde alles schwarz, bevor ich aufwachte.

**Dean**

Ich musste wohl neben ihr eingeschlafen sein, denn ich hatte den schlimmsten Albtraum seit langem. Darin bin ich auf Tierkadavern in der Jägerhütte aufgewacht und Sami wurde vom Jäger erschossen, ebenso wie ich. Aber was hatten diese blöden Albträume nur zu bedeuten? Als ich meine Augen wieder aufschlug, lag ich im Bett, direkt neben Sami, die wohl auch gerade aufgewacht sein muss. Ich versuchte mir von meinem schlechten Schlaf nichts anmerken zu lassen. Doch als Sami sich zu mir drehte, musste ich feststellen, dass sie ebenfalls ein ziemlich ängstliches Gesicht hat. „Was ist los?“, fragte ich sie. „Darf ich dir etwas erzählen? Bitte halte mich nicht für verrückt!“ „Erzähl!“ „Ich habe so merkwürdige Träume. Es fing vor ungefähr drei Tagen an. Zuerst war ich in einem Wald, du hast dich aufgelöst. In meinem zweiten Traum war ich mit dir auf einer Blumenwiese, aber du bist wieder einfach verschwunden und mein dritter Traum…“ Ich unterbrach sie, da ich die Fortsetzung ihrer Erzählung schon kannte. „War in der Jägerhütte, oder?“ „Ja, woher weißt du das?“, fragte sie mich. „Ich habe dieselben Träume wie du…“






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