Hinter den Kulissen

Autor: Dilara
veröffentlicht am: 12.10.2012


Gelangweilt saß ich im Geschichtsunterricht und ließ mir den Vortrag von Herrn Müller über die Römer über mich ergehen. Ich hörte gar nicht mehr zu und es kam mir so vor als ob Herr Müller nur seinen Mund öffnete um nichts zu sagen. Es war als ob man den Ton ausgeschaltet hätte. Geschichte war eigentlich gar nicht so schlimm, aber die Antike war nicht gerade mein Lieblingsthema. Ich schaute zum wiederholten Male auf die Uhr. Ich seufzte. Es waren erst drei Minuten vergangen, noch eine halbe Stunde. Wenn ich nicht schon an Krebs sterben würde, dann wohl vor Langeweile. Ich drehte meinen Kopf zu Nele und sah, dass auch sie kurz vorm Einschlafen war. Maja hingegen war ihr schon weit voraus und schnarchte leise. Ich drehte mich zu Niklas, um ihn nach einem Blatt zu fragen. Wenn ich jetzt nicht mitschrieb, dann würde ich die Klausur in den Sand setzten, schon wieder. “ Psst.. Niklas!” Doch er schien mich gar nicht zu hören, stattdessen starrte er stur geradeaus. Ich folgte seinem Blick. Er beobachtete Elise, die gerade die Kästchen auf ihrem karierten Blatt auszumalen schien. Ich schüttelte seufzend den Kopf, dem Jungen war einfach nicht zu helfen. Es war offensichtlich, dass Elise nicht das leiseste Interesse für ihn hegte, egal wie gutaussehend Niklas auch war. Ich verstand Elise sehr gut. Auch wenn Niklas gut aussah, sein Charakter machte alles wieder wett. Er wollte immer zu den Coolen gehören und tat auch alles dafür. Er hasste Homosexuelle und verurteilte dicke und nicht ganz so schöne Menschen. Nie gab er einem das Geld zurück, obwohl er genug davon besaß, trainierte jeden Tag, um mit seinen ach so schönen Körper angeben zu können und man könnte ihn auch gewissermaßen als männliche Schlampe bezeichnen. Elise hingegen war ganz anders, vielleicht nicht ganz anders, denn sie gab auch nie einem das Geld zurück und sie war ziemlich frech, oh und manchmal erzählte sie oft Geheimnisse weiter und verbreitete Gerüchte, aber sie hatte trotzdem jemand besseres verdient. Ich drehte mich wieder um und fragte Jana nach einem Blatt. Als sie mir mit dem Blatt ein Zettelchen unter dem Tisch weiterreichte, wünschte ich jemand anderen gefragt zu haben. Bestimmt wollte sie wissen wie es mir ging oder wann ich die letzte Chemotherapie hatte oder ob ich bald wieder ins Krankenhaus gehen müsste. Ich öffnete das Zettelchen.

Langweilig oder ? Echt ätzend. Wie geht´s dir eigentlich Delia ? Hattest du letzte Woche nicht deine Chemotherapie oder musst du dieses Wochenende ins Krankenhaus? Muss bestimmt echt hart für dich sein.

Ich stöhnte laut. Auf einmal hörte Herr Müller auf zu reden und starrte mich pikiert an. “Wenn mein Unterricht so langweilig ist, dass sie schon klägliche Geräusche von sich geben, dann können sie gleich gehen !”, sagte er beleidigt. Er räusperte sich kurz und trug seinen Vortrag fort. Ich schaute peinlich berührt auf meinen Tisch, hinter mir hörte ich Gekicher. Jana drehte sich noch mal um, um nach zu sehen ob ich schon geantwortet habe. Ich zeriss den Zettel direkt vor ihren Augen, schmiss die Papierschnitzel auf den Boden. Sie drehte sich wieder um. Hoffentlich hatte sie verstanden, dass sie mir auf die Nerven ging. Ich schaute wieder auf die Uhr, noch zwanzig ewig lange Minuten.






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