Secret Destiny - Teil 9

Autor: Noa
veröffentlicht am: 15.11.2012


Haha, ich finde die Überschrift lustig :D ist mir eingefallen als ich "Deal oder no Deal" geguckt habe ;) Naja hier kommt mein neunter Teil und wundert euch nicht wenn euch die Rohrreparatur seltsam vorkommt. Ich habe noch nie eine gemacht und einfach geraten :D

vlg Noa


Kapitel 9 – Dinner or no Dinner?

Er erklärte mir einige Werkzeuge, für was sie gut waren und wie man sie einsetzte. Janis hatte wirklich eine Menge Erfahrung.
„Ok. Sieh zu und lern“, meinte er grinsend und machte sich an dem tropfenden Rohr zu schaffen. Es hatte einen Riss, der sich beinahe um das ganze Roh drehte. Liv und Janina wussten oben Bescheid, dass die nächsten fünfzehn Minuten kein Wasser fließen würde. Janis drehte es ab.
Mit geschickten Zügen und einigen Werkzeugen schraubte er das kaputte Rohr ab und harkte ein anderes ein. Natürlich musste man großes Geschick damit haben, denn so einfach, wie Legosteine zusammen zu bauen, war es nicht.
„Kannst du mal grad dagegen drücken?“, fragte er und meine Hand umschloss das Rohr. Ich musste eine unglaubliche Kraft aufbringen. Bei Janis sah alles einfach aus, aber wenn man selbst zur Hand ging, schien mir es eher eine Herausforderung zu sein. Am anderen Ende des Rohrs drehte er einige Schrauben hinein und schlug dagegen, ob es denn tatsächlich hielt.
„Danke“, sagte er und nahm meine Position ein.
Er handwerkte erneut, schraubte, hämmerte, bis es endlich einigermaßen hielt.
„Jetzt werde ich es noch ein wenig verschweißen.“
Er drehte sich um seine eigne Achse und schien etwas zu suchen. Ich blickte ebenfalls durch die Gegend und er schaute nach einem Schweißgerät oder der Maske. Als ich in der Hocke rückwärtsgehen wollte, stieß mein Fuß gegen etwas. Mein Blick fiel nach unten und die Maske lag da. Ich hielt sie Janis hoch.
„Hier“, rief ich lächelnd. Er nahm sie an und zog sie sich über den Kopf.
„Danke.“
Mit einer Handbewegung deutete er mich in den nächsten Raum, da das Schweißen gefährlich war. Ich gehorchte und wartete geduldig draußen. Die Dunkelheit machte mir Angst. Meine Socken waren wie in Wasser getunkt und meine Schuhe konnte ich wahrscheinlich wegschmeißen. Ich seufzte.
Das Dinner stand wohl jetzt endgültig fest. Janis hatte das Rohr repariert, obwohl ich ihm sogar dazu verholfen hatte. Aber es war meine Aufgabe das zu tun. Dafür bekam ich ja Geld.
Erst letztens dachte ich darüber nach, warum ich mich eigentlich für den Job beworben hatte. Die restlichen Wochen in einer Stadt zu verbringen, in der ich niemanden, außer Janis und Cailan kannte, wäre Langeweile pur. Hier im Café bekam ich eine Beschäftigung und lernte neue Personen kennen wie Liv, Kimberly oder Janina.
Das Schweißgeräusch stoppte und Janis rief nach mir. Ich kam hinein und blickte auf das neue, reparierte Rohr. Der Stahl funkelte im gleißenden Licht. Dabei stemmte ich, mit einem Lächeln, in meine Hüfte.
„Tja, sieht wohl so aus, als hätte ich die Wette verloren.“
Janis schmunzelte. „Aber sie war ein wenig geschummelt. Du hast mitgeholfen und die Wette besagte, das nur ich das Rohr reparieren sollte. Höchstwahrscheinlich wäre ich ansonsten gescheitert. Deshalb...“, verstummte er zum Schluss. „...ist es deine freie Entscheidung ob du mit mir ein Dinner haben möchtest oder nicht.“
Jetzt saß ich in meiner eigenen Zwickmühle. Ich hatte die letzten zwei Tage Janis erst kennen gelernt und wenn ich in diesem Moment vor ihm stand, rief ein Gefühl in mir sofort Ja zu sagen. Ein anderes riet mir davon ab. Was sollte ich bloß tun? Ja oder nein sagen? Ich mochte Janis tatsächlich und was würde es ändern? Eigentlich nichts. Dadurch könnte ich ihn noch mehr kennenlernen und vielleicht auch endlich die Wahrheit erfahren. Mir wäre ein Zwang mit ihm Essen gehen zu müssen lieber gewesen. Dann wäre mir die Entscheidung leichter gefallen. Ich durfte nicht zögern, sonst dachte er, ich fühlte mich gezwungen zuzustimmen.
„Äh...“, brachte ich natürlich wieder heraus und ärgerte mich über mein nervöses Stammeln. Janis warf mir einen verwirrten Blick zu, der gleichzeitig seine Unsicherheit deuten sollte.
„Es ist völlig ok, wenn du-“, sagte er und hielt eine Hand nach oben. Aber ich unterbrach ihn panisch. „Doch! Ich will!“
Ich wunderte mich über mich selbst. Das rutschte mir aus Angst heraus. Nach der Zustimmung schien ich erleichtert zu sein. Die Entscheidung bereute ich auch ganz sicher nicht.
Sein traumhaft schönes Lächeln glitt wieder auf sein Gesicht.
„Das freut mich“, sagte er und fasste sich dann beschämend an den Kopf. „Ich habe am Dienstag, nächste Woche, frei. Es wäre schön, wenn du abends Zeit hättest. Ich würde dich auch abholen.“
Ich nickte verlegen und fragte zurück: „Wann?“
„Acht Uhr vor deiner Haustür.“
Meine Zähne blitzten auf. „Gut. Dann wäre das ja geklärt.“
Den restlichen Arbeitstag verbrachten wir mit dem Abschrauben einer Heizung in einem oberen Stockwerk. Das Ventil war defekt und müsste am Montag repariert werden.
Am Sonntag war es furchtbar langweilig. Tatsächlich hatte ich mir den Wunsch geäußert, das Cailan mit einem Stein wieder gegen mein Fenster schoss und mir sagte ich sollte mit ihm ein wenig Spazieren gehen. Aber nach meiner Aktion mit der Ohrfeige passierte das bestimmt nicht ein zweites Mal. Mittlerweile wohnten mehre Paare und Wanderer in unserer Pension. Mein Vater erzählte wie stolz er darauf war, das das Geschäft erfolgreich lief. Insgesamt gab es auch nur vier Übernachtungsmöglichkeiten in der kleinen Stadt. Die Touristen waren an unserer sehr interessiert wegen der alten Schule und der wunderschönen Landschaft.
Den Montag hatte ich herbeigesehnt. Endlich wieder arbeiten! Oder wie mein Gefühl in mir es lieber sagen würde: Endlich wieder Janis! Ich wusste was das bedeutete, versuchte aber den Gedanken so schnell wie möglich abzuschütteln. Nein, nicht Janis. Erstens war es nicht der richtige Zeitpunkt und den Kerl kannte ich so gut wie gar nicht.
Unten angekommen, schaute ich gar nicht zur Rezeption, da mein Körper, durch meine Abwesenheit im Kopf, unbewusst gesteuert wurde. Meine Augen blickten zum Boden und kurz bevor ich hinausgehen wollte, erklang eine Stimme hinter mir.
„Einen wunderschönen guten Morgen, Jule“, rief eine freundliche Stimme hinter mir. Lukas.
Mein Kopf wandte sich zu ihm. „Moin“, sagte ich kurz und öffnete die Tür. Mein Blick richtete sich nach vorne.
Ich wusste, dass er mir einen verwirrten Blick zuwarf. Aber meine Gedanken lenkten mich zu sehr ab und Lukas war in meinen Augen noch immer ein kleiner Junge, kein Rezeptionist.
„Viel Spaß bei der Arbeit!“, rief er, bevor die Tür zufiel. Ich schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Warum war ich plötzlich für alle so unglaublich interessant? Mir ging es allmählich auf die Nerven. Zuerst Cailan, dann Janis und schließlich Lukas. Liv und die Zwillinge hielten sich eher im Hintergrund. Wenn es nun bei Dayan der gleiche Fall war, würde ich hier endgültig ausziehen oder wissen wollen was der Grund war.
Auf der Arbeit lächelten die drei Mädels mir zu und ich begrüßte sie herzlich. Liv deutete mit dem Finger nach oben und ich wusste wo Janis sich befand. Er schien immer früher als ich da zu sein. Es sei denn, er verspätete sich.
Oben, wo wir die Heizung ausgebaut hatten und nun das Ventil repariert werden musste, entdeckte ich Janis mit dem Rücken liegend auf dem Boden. Er hielt eine merkwürdige Schraube gegen das Licht, um besser sehen zu können, was er dort anschraubte.
„Hey!“, rief ich und er bewegte nur kurz seine Pupillen zu mir.
„Gibst du mir mal kurz den Schraubenziehen im Kasten?“, fragte er und zeigte mit seinem Finger auf den roten Blechhaufen. Ich schlug ihn auf und wühlte im inneren der Kiste herum. Anschließend schmiss ich ihn zu ihm und er kniete sich zu dem Ventil.
Neugierig schaute ich gespannt seiner Arbeit zu und versuchte seine Verläufe zu verstehen. Aber die handwerklichen Züge waren so geschickt, dass ich nicht nachvollziehen konnte, was er dort eigentlich veranstaltete.
Nach wenigen Minuten lief Wasser aus einer offenen Stelle und er seufzte.
„Na, toll...“, fauchte er und biss wütend auf die Zähne.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte ich höflich und zögerte vorerst. Ich wollte nicht nerven und nach seinem angespannten Blick zu urteilen, musste er sich vollkommen konzentrieren können.
„Nein, danke“, kam zurück und ich hob fragend den Kopf.
Er war genervt. Und dabei hatte ich mich so auf den Tag gefreut. Mir fehlte sein Lächeln, sodass wieder eine gute Motivation herrschte. Seine miese Laune war echt ansteckend.
Seufzend setzte ich mich auf der gegenüberliegenden Seite an die kalte Fliesenwand und blickte zu dem Schild an der Tür.
Herrentoilette gesperrt. Voraussichtlich, wegen Reparaturen, bis zum 12.09. geschlossen. Wir bitten Sie um Verständnis und die unteren Toilettenräume zu benutzen.
Die Herrentoilette war schon ein seltsamer Aufenthalt. Besondere Sauberkeit herrschte hier nicht und ich verstand auch nicht, warum ich mich dann auch noch auf den dreckigen Boden setzte. Meine Arme umschlangen meine angewinkelten Beine. Die Wange legte sich auf die Knie nieder und Janis schwieg noch immer.
Es vergingen ganze zehn gedrückte Minuten. Am liebsten wäre ich beleidigt aufgestanden, ohne ein Wort zu sagen und hätte mich aus dem Staub gemacht. Janis hätte es wohl nicht einmal bemerkt. Was war bloß los mit ihm? Letzte Woche schien er noch vollkommen glücklich zu sein und nun erkannte ich ihn nicht wieder. Ob ihm etwas den Tag verdorben hatte? An mir konnte es jedenfalls nicht liegen.
Hoffentlich verlief der Tag nicht mit dieser Stimmung zu Ende. Ansonsten hätte ich keine Lust auf das Dinner gehabt.
Nach sehnsüchtigen fünfzehn Minuten stand er endlich auf, schmiss den Schraubenzieher in den Werkzeugkasten und blickte zu mir.
„Sorry, ich war total vertieft in meine Arbeit“, sagte er und kratzte sich nervös am Kopf. Da erschien es wieder in seinem Gesicht, auch wenn es nur seinen Scharm - für seine Vergesslichkeit - ausdrücken sollte.
„Kein Problem“, sagte ich kalt und schien auffällig beleidigt zu wirken, was nicht meine Absicht war.
Er zog seine Mundwinkel nach unten. „Na, komm“, rief er und reichte mir seine Hand. Ich griff zu. Mit einer noch immer beleidigten Mimik lief ich aus der Toilette nach draußen.
Bevor ich aber meinen Weg vollenden konnte, packte er meine Hand und zog mich sanft zu sich.
„Guten Morgen, Jule“, grüßte er, als ob ich gerade erst angekommen wäre und zeigte schließlich das erwartete, freundliche Lächeln auf das ich seit fünfzehn Minuten wartete.
Ich wurde schwach und grinste ihn an.
„Na, also“, sagte er, streichelte behutsam über meinen Kopf und lief währenddessen an mir vorbei. „Lass uns versuchen, das Wasser aus dem Keller zu bekommen und anschließend putzen wir die Herrentoilette.“
„Oje!“, rief ich seufzend und zeigte ein ironisches Lächeln.
„Du wirst dich an die nächsten Wochen gewöhnen müssen.“
Unten im Keller drückte er mir einen Wischmopp und einen Eimer in die Hand. Beängstigend starrte ich den Stab an.
„Gibt es für diese Arbeit keine Geräte?“, fragte ich und blickte zu seinem Saugschwamm mit Halterung. Es sah wie eine riesige Saugglocke aus.
„Nein. Leider nicht“, gab er zu und drückte den Schwamm gegen den Boden. „Aber das wird in eins bis zwei Stunden erledigt sein.“
Tatsächlich machte das Wischen irgendwie Spaß, weil wir ständig Quatsch machten und uns gegenseitig maßen, wer das meiste Wasser in den Eimer bekam. Irgendwann spritzte ich ihn aus Versehen nass und es kam zu einer Wasserschlacht.
Auch wenn der Keller ziemlich kühl war, hatte ich das Gefühl das Janis eine unglaubliche Wärme ausstrahlte. Schon allein wenn er lächelte, wurde mir ganz heiß. Deshalb empfand ich meine klatschnasse Leggins und meinen Pullover als eine Art Abkühlung.
Ich hob aufgebend die Hände.
„Okay!“, rief ich und konnte nicht mehr aufhören zu kichern, weil es mir viel Spaß bereitete. „Du hast gewonnen.“
Janis zog seine Schultern hoch und spielte mit den Augenbrauen.
„Natürlich. Hätte gar nicht anders sein können“, prahlte er angeberisch.
Der Boden war zwar noch relativ nass, aber wenigstens hatte man nicht mehr das Gefühl durch Wasser zu waten.
Nachdem der letzte Eimer im Waschbecken hinuntergespült worden war, verschwanden wir beide nach oben.
Liv kreuzte unseren Weg.
„Wie seht ihr denn aus?“, erschrak sie und blickte auf meine nasse Hose.
„Naja, wir haben gearbeitet“, lachte Janis und durchfuhr beschämend seine Haare.
„Hör mal, Brüderchen. Ich habe dir nicht den Job gegeben, damit du Späßchen machen kannst. Ich habe Louis wirklich überreden müssen. Versau es dir nicht.“
Wenn Liv ernst wirkte - sowie an dem Tag an dem sie den Streit zwischen Janis und Cailan schlichten wollte – wirkte sie sehr erwachsen und es passte zu ihr. Liv schien eher die vernünftige, reife Frau von allen anderen zu sein. Die Zwillinge hingegen waren in meinen Augen einfach nur jung und verspielt.
Sie verschwand anschließend nach Janis‘ Schweigen in Louis‘ Büro.
„Meckerziege!“, nörgelte er und stemmte einen Arm in die Hüfte. Ich blickte zu ihm hoch. Er hatte seine Augenbrauen zusammen gezogen und schien nicht wirklich oft auf seine große Schwester zu hören. Jedenfalls glaubte ich, dass sie älter war. Janis war in einigen Dingen noch unerfahren und genau das mochte ich so an ihm.
„Was nun?“, fragte ich.
Er blickte auf eine goldene metallische Armbanduhr. Die kostete bestimmt keine paar Euro. Ein Gedanke erschlich sich in meinen Kopf. Janis könnte offensichtlich reich sein. Das bedrückte mich auch sehr. Ich wusste so gut wie nichts über ihn, außer über seinen Charakter. Er sprach nie von seinem Haus, seiner Familie oder anderem. Anscheinend musste ich mehre Türen bei ihm aufsperren, oder einbrechen, um mehr zu erfahren.
„Die Damentoilette muss gereinigt werden“, sagte er und ein fieses Grinsen erschien in seinem Gesicht. „Zu schade, dass ich die Damentoilette nicht betreten darf.“
Ich stemmte einen Arm in die Hüfte und lachte auf.
„Das könnte dir so passen. Du wirst nämlich der Erste sein, der sie betretet“, befahl ich und schubste ihn zur Treppe.
„Seit wann gibst du den Ton an?“, fragte er dabei.
„Seitdem ich nicht mehr deine einfache Hilfe bin, sondern deine Partnerin.“
Er zog die Augenbrauen zusammen und blieb nachdenklich stehen. Hatte ich nun etwas Falsches gesagt? Seine Stirnmuskeln lockerten sich und er zog beide Mundwinkel nach oben.
„Partner, also?“
Ich nickte.
„Fällt mir schwer dich als eine Frau zu sehen. Immerhin ist das hier echte Männerarbeit“, sagte er und zog neckend eine Augenbraue nach oben.
Ich lachte und stieß mit meiner geballten Faust gegen seinen Arm.
„Du willst also ein männliches Dinner mit mir morgen haben? Interessant“, konterte ich und er schüttelte den Kopf.
„Ach nein, da ist mir eine Frau lieber.“
Ich schmunzelte und wir liefen beide hinauf.
Ich wusste selber nicht wieso ich das Wort Partner verwendete. Janis und ich kannten uns gerade mal ein paar Tage und trotzdem verspürte ich ein tiefes Gefühl in mir, das sagte, Janis sei mehr als nur ein Freund. Aber stimmte das auch? Oder unterdrückte meine Dickköpfigkeit diese Empfindungen für ihn? Ich schluckte. Janis ... ist nur ein Freund, oder?
„Muss ich die ausstopfen?“, fragte ich unsicher, als Janis die Kabinentür zur Toilette öffnete. „Das sieht nicht gerade appetitlich aus. Außerdem verwendet man eine enorme Kraft für solch eine Reparatur.“
Er lachte auf und drückte mir die Saugglocke in die Hand.
„Probieren geht über Studieren, oder?“
Meine Augenbrauen berührten einander. Ich schlug hinter mir die Kabine zu und blickte in das braun-graue verseuchte Wasser. Ein Schauer glitt über meinen Rücken. Ekelhaft! Jede Putzfrau die diesen Job machen musste, verdiente meinen vollsten Respekt.
Schließlich überwand ich mich und legte die Saugglocke genau auf die Öffnung. Dann drückte ich mit aller Kraft und saugte es wieder hoch. Es war zu langsam und mir fehlte die Kraft. War gar nicht so leicht wie es aussah. Nach wenigen Minuten bildete sich Schweiß, vor lauter Anstrengung, auf meiner Stirn und das Saugen verlief viel schneller. Aber irgendwie passierte noch nichts Wirkliches.
„Janis, ich mache das bestimmt falsch“, jammerte ich und er räusperte sich.
„Nein. Das dauert nur ein wenig“, gab er kichernd Antwort. Er machte sich lustig über mich. Dabei war das harte Knochenarbeit in meinen Augen.
Weitere fünf Minuten vergingen und mir meine Kraft ließ nach.
„Ach, Jule, könntest du vielleicht erst nächste Woche weiter arbeiten?“, fragte er und zuerst dachte ich an einen Scherz, aber seine Stimme klang viel zu ernst.
„Was meinst du damit?“, entgegnete ich.
Seine Füße schliffen über den Boden und er schien seine Position zu wechseln. Seine Schritte kamen immer näher, bis er die Tür aufstieß.
„Louis wollte die Öffnungszeiten für einige Stunden diese Woche verschieben. Du würdest erst gegen zwei Uhr anfangen zu arbeiten bis abends um zehn“, sagte er.
Ich ließ den Stab los und blickte ihn an. Aber warum wollte er denn, dass ich meine Arbeit erst nächste Woche weiterführte? Das ergab keinen Sinn. Den ganzen Tag zu Hause faul herumzuliegen, war keine bessere Lösung und das Geld würde aus meinen Händen gleiten.
„Ach was! Ich kann ruhig auch gegen zwei Uhr arbeiten. Das macht nichts“, erklärte ich, aber Janis setzte sofort zu einem Gegenargument. „Es wäre nur für die Woche. Du könntest dich mal ausruhen.“
Er begann schon wieder in Rätseln zu sprechen. Die Saugglocke ließ ich stecken und trat aus der Kabine. Dabei blickten meine ernsten Augen in seine.
„Okay, was ist los?“, sprang ich ihn an, aber er senkte nur verweigert den Kopf.
„Kannst du mir nicht einfach den Gefallen tun?“, fragte er.
„Wenn du mir den Grund nennst, bestimmt.“
Er biss sich unsicher auf die Unterlippe. In seinen Augen war deutlich zu sehen, wie er nach einer passenden Ausrede suchte. Was würde er mir nun erzählen wollen? Wahrscheinlich eine weitere Lüge über Cailan? Ich war auf alles gefasst.





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