Vertrauen

Autor: *katha*
veröffentlicht am: 27.05.2006




Lena stand vor der Tür auf einem Messingschild war jetzt deutlich zu sehen, dass sie hier richtig war. Ihre Mutter hatte sie hierher gebracht, denn sie hatte in der näheren Vergangenheit viele Probleme gehabt. Sie stand vor der Tür eines Psychiaters. Sie wollte hier nicht her, aber auch sie hatte eingesehen das es wohl notwendig war, denn nachdem ihr Vater vor einem halben Jahr an Krebs gestorben war hatte sie sich immer weiter zurückgezogen und hatte sich dann auch dem Alkohol immer öfter und heftiger hingegeben. Und nun war sie hier gelandet.
Schüchtern betrat sie die Praxis und meldete sich bei der Anmeldung an. Die Arzthelferin meinte, dass Lena sich noch ein wenig in das Wartezimmer setzten sollte. Lena ging langsam in das Wartezimmer. Es war kahl und weiß auf der Fensterbank standen ein paar Blumen, die Stühle waren kalt und aus Chrom. Sie setzte sich auf einen und nahm sich eine Zeitschrift, erst jetzt bemerkte sie, dass sie nicht alleine war. In der gegenüberliegenden Ecke saß ein Junge etwa in Lenas Alter. Auch der Junge hatte erst nicht gemerkt, dass jemand hereingekommen war, denn er war in eine Zeitschrift vertieft. Lena traute sich nicht den Jungen anzusprechen, sie hätte es gerne denn er sah ganz süß aus, aber Lena wusste nicht wie er reagieren würde. Nach wenigen Minuten sprach der Junge sie dann aber doch an er fragte: ' Hi, bist du zum ersten Mal hier?' Lena antwortete schüchtern aber mit einem lächeln: ' Ja, ehrlich gesagt.' So kamen Moritz, so hieß der Junge, und Lena ins Gespräch, sie unterhielten sich nett und als Moritz aufgerufen wurde war Lena etwas traurig.
Abends lag Lena nachdenklich im Bett, sie dachte über den Besuch in der Praxis nach, über den Jungen und über viele andere Dinge. Sie fand es gar nicht so schlimm zum Psychiater zu gehen. Vorher hatte sie immer gedacht, dass man sie für verrückt erklären würde wenn sie zum Psychiater gehen würde, aber so war es gar nicht.
Die nächsten Wochen freute sie sich eigentlich schon immer auf die Besuche in der Praxis, denn jedes Mal hatte sie die Gelegenheit sich mit Moritz zu unterhalten. Und irgendwann lud Moritz sie dann auch mal ein. Lena freute sich riesig und machte sich fertig, die Gespräche mit Moritz und dem Psychiater hatten ihr richtig geholfen den Alkohol völlig zu vergessen und das konnte man ihr auch am Körper und im Gesicht ansehen. Um 21:00 holte Moritz sie mit seinem Roller ab, sie verabschiedete sich von ihren Eltern und fuhr dann los. Die beiden hatten viel Spaß und als Moritz Lena wieder nach Hause brachte küssten sie sich. Lena war so happy, alles war vergessen, ihre Probleme ihr Vater, es ging nur noch um Moritz. Ihm konnte sie vertrauen und bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen.Moritz und Lena waren nun 2 Wochen zusammen und Moritz wollte mal wieder zu einer Party. Er holte Lena wie immer ab und sie fuhren zu einem Haus. Vor dem Haus standen viele Leute, die meisten kannte Lena nicht, aber Moritz begrüßte sie alle, dann verschwand er und meinte, dass Lena sich ja in Ruhe alleine umschauen könnte. Lena ging in das Haus hinein und man konnte schon überall den Geruch nach Alkohol riechen. Sie fand schnell Unterhaltungspartner, aber sah Moritz die ganze Zeit nicht. Irgendwann, es war schon spät, fand Lena das es Zeit sei, dass sie jetzt nach Hause fahren könnte. Sie suchte Moritz und fragte jeden ob derjenige ihn gesehen hatte, aber alle antworteten mit 'Nein'. Irgendwann hatte sie die Suche aufgegeben und stellte sich um aus der stickigen Luft herauszukommen an die frische Luft. Und dann sah sie wie jemand an der Wand knutschend mit einem Mädchen stand, sie schaute genauer hin und erkannte, das es Moritz war. Das Mädchen das bei ihm stand machte Moritz schnell darauf aufmerksam, dass seine Freundin da gerade stand. Ertappt löste sich Moritz von dem Mädchen und ging zu Lena, er versuchte sich herauszureden, aber als Lena sagte das sie genug hätte und es aus sei, tat er fast so als wäre nichts gewesen. Lena hingegen rannte sofort wieder mit verheulten Augen herein und war froh, das die meisten betrunken waren, da sie niemanden gebrauchen konnte, der sie fragte warum, sie denn so weinte. Sie wusste nun genau was sie jetzt tun wollte, sie hatte es schon lange nicht mehr getan, aber sie war sich sicher, dass es jetzt das Richtige war. Sie steuerte zielstrebig auf das Bierfass in der Küche zu und zapfte sich ein volles Glas. Dann setzte sie sich in eine ruhige Ecke, wo fast niemand herkommen würde. Sie war so enttäuscht, wütend und verzweifelt. Die letzten Wochen war sie so glücklich gewesen und das wurde alles in wenigen Minuten zerstört. Jetzt war sie wieder das Wrack, welches sie vorher auch gewesen war. Das wollte sie jetzt alles vergessen. Ein Glas nach dem anderen leerte sie und man merkte ihr auch bei jedem Gang mehr an das sie getrunken hatte. So um ca. 2:00, es war jetzt schon 2 Stunden her das sie sich hier hingesetzt hatte, wollte sie sich wieder mal ein Glas holen. Von der Wirkung des Alkohols sah man sie nur noch torkelnd durch die Räume wandern. Plötzlich, stolperte sie über eine Teppichkante, jemand fing sie auf. 'Hey, hey, hey ich glaub du hast es ein bisschen übertrieben mit dem Alkohol.', sagte eine männliche Stimme. Lena richtete sich wieder auf und sagte gar nichts. Sie ging von den Worten unbeirrt weiter auf das Bierfass zu. Doch der Junge hielt sie zurück und meinte, dass das wohl keine so gute Idee sei. Er führte sie auf ihren alten Platzt zurück und achtete darauf, dass sie nicht gleich wieder zum Fass rennen würde. Schon nach wenigen Minuten schief sie ein.
Am nächsten Morgen wachte sie auf, ihr tat alles weh, sie schaute sich um und sah nur Chaos. Bierflaschen, Becher, Teller und jede Menge schlafende Personen, die auf der Erde eingeschlafen waren. Es schien so als wäre sie die Einzige, die schon wach wäre. Lena ging in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen. Sie war nicht alleine, der Junge der sie gestern 'gerettet' hatte stand da und räumte auf. Lena machte mit einem Räuspern auf sich aufmerksam. Der Junge drehte sich um und sagte leise: 'Guten Morgen, war ja gestern anscheinend ganz lustig und so wie du aussiehst könntest du eine Kopfschmerztablette vertragen, richtig?' 'Ja, danke das wäre ganz nett.' , sagte Lena etwas heiser. Der Junge griff in eine Schublade und holte eine kleine Tablette heraus, dann gab er ihr ein Glas Wasser und Lena schluckte beides. 'Ach übrigens ich heiße Lena.', meinte sie schnell. Der Junge lächelte: 'Ja das wusste ich schon, aber ich bin Florian.'
Obwohl sie sich unter Schmerzen kaum bewegen konnte half die mit aufzuräumen und später ging sie nach Hause. Auf dem Weg erinnerte sie sich erstmals wieder an den gestrigen Abend, an die Sache mit Moritz und das sie danach zu viel getrunken hatte. Sie fing schon auf dem Weg an wieder zu heulen und als sie zu Hause ankam legte sie sich in ihr Zimmer und kam den ganzen Tag nicht mehr heraus.
Am nächsten Tag war wieder Schule und Lena ging natürlich hin. Vor der Schule trafen sich Lena und ihre Freunde noch in ihrer Stammecke. Plötzlich sah sie wie Florian, der Junge von der Party auf sie zu kam. Etwas nervös sagte sie schnell etwas zu ihren Freundinnen und ging dann auch weiter auf Florian zu. Als sie sich dann in der Mitte trafen fragte Florian lässig mit den Händen in seiner Tasche: 'Hey, na wie geht es, hast du dich gut vom Wochenende erholt?' Leicht mit den Füßen wippend sagte Lena: 'Ja, geht schon wieder, war ganz schön anstrengend.' In diesem Moment klingelte die Schulglocke. Schnell verabschiedeten sich die Beiden voneinander und Florian meinte, dass sie sich ja sicher noch mal treffen würden. Den ganzen Tag über musste sie nicht an Moritz denken und daran wie sehr sie ihm vertraut hatte und gedacht hatte das er sie lieben würde, aber sie hatte sich getäuscht und als sie zu Hause ankam war sie wieder so deprimiert wie sie es war kurz nach dem ihr Vater gestorben war. Sie wusste jetzt was sie tun wollte um sich abzulenken, sie ging heimlich an die Bar ihrer Mutter in der Flaschen voller Alkohol lagerten und nahm sich die erste die sie bekam. Dann verstaute sie die in ihrer Tasche und ging zum Spielplatz zwei Straßen weiter, er war abgelegen und weil es heute recht regnerisch war würde dort niemand vorbei kommen. Sie setzte sich 10 Minuten später auf eine Bank, packte die Flasche aus und trank genüsslich einen Schluck daraus. Nach einer halben Stunde war die Flasche schon sichtlich geleert und an Lenas Gang merkte man den Alkohol auch schon. Auf Einmal hörte Lena Stimmen und Schritte am Spielplatz vorbei gehen. Sie versteckte schnell die Flasche hinter ihr in einem Busch, als sie sah, dass Florian und ein paar andere am Spielplatz vorbei liefen. Florian schaute zu ihr her und als er merkte wer da saß ging er auf sie zu. 'Hi, was machst du denn hier?', fragte er überrascht sie hier zu sehen. Lena versuchte unter dem Alkoholeinfluss so normal wie möglich zu antworten: 'Nichts, ich wollte nur ein bisschen spazieren gehen.' 'Ach so und was macht die Flasche hinter dir?', fragte Florian. Lena wusste das er sie durchschaut hatte und deshalb wollte sie ihm keine weiteren Lügen erzählen und schwieg. Vorsichtig sagte Florian: 'Ich weiß warum du auf der Party es so übertrieben hast und jetzt auch weiter machst mit dem Alkohol.' 'Du weißt gar nichts.', sagte Lena weinend und ging dabei weg. Florian ging ihr hinter her und packte ihr von hinten an die Schultern. Er drehte sie um und küsste sie. Lena war total überrascht und als sie merkte was da gerade mit ihr passierte musste sie noch mehr weinen und als sie Florian sagte, das er sie bitte loslassen sollte rannte sie weg. Florian blieb völlig verdutzt stehen, machte dann aber nichts weiter. In den nächsten Tagen versuchte Lena, Florian immer aus dem Weg zu gehen. Einmal schaffte er es dann aber doch sie zu erwischen. Es war auf dem Weg von der Schule nach Hause. 'Warum gehst du mir immer aus dem Weg, Lena?' fragte Florian. 'Du verstehst das nicht, es ist nicht wegen dir, aber nach der Sache mit Moritz und allen anderen Dingen ist es für mich nicht einfach vertrauen aufzubauen und das brauche ich eben.', sagte Lena mit weinerlicher Stimme. 'Das verstehe ich, aber du musst wissen, das du mir vertrauen kannst und…', nach einigem Zögern sagte er weiter: 'Das ich dich liebe.' Lena blieb stehen und nach dem Florian diese Worte gesagt hatte wurde auch ihr etwas klar. Sie zog Florian an sich heran und küsste ihn. Florian erwiderte ihn und für beide war klar das sie sich jetzt nie mehr trennen wollten.









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