Das Gift des Königs Sohne - Teil 5

Autor: flower
veröffentlicht am: 18.09.2012


Scheitern ist eine Frage, finde ich. Warum bin ich gescheitert? Was ist gescheitert? Wann bin ich gescheitert? Welche Folgen hat mein Scheitern? Alles nur Fragen, Fragen die man manchmal hat. Und da es viel mehr Fragen gibt, nenne ich Scheitern einfach nur eine „Frage“. Ich kann es als Tatsache sehen, okay, dass ist möglich – jedoch kann ich dabei die Fragen nicht aus meinem Kopf streichen. So ist der Begriff Scheitern für mich automatisch zu einer Frage geworden. Eigenartig, ich weiß, aber haben wir alle denn nicht unsere Macken? Macken die uns einfach eben „uns“ machen. Vielleicht bin ich jetzt philosophisch unterwegs, aber es interessiert mich keineswegs. Und ich fühle mich so, als wäre ich an etwas gescheitert. Ich war reingefallen in ihr Spiel, ihr Schauspiel, was mich dazu bringt, wütend zu werden. Sehr wütend. Doch diese vielen Gedanken und das Gefühlschaos herrschen nur eine oder vielleicht sogar zwei Millisekunden in mir. Nach einer Sekunde begreife ich, dass sie ihm den Kuss nicht freiwillig gönnt. Sie wehrt sich heftig. Jedoch vergebens. Wie von jemandem gesteuert renne ich los und stürme auf Ron zu. Jetzt bin ich sogar noch wütender. Ein Monster. Kein Mädchen. Kein Mädchen das eine auf Junge tut. Ein zerstörtest wütendes Wesen. Warum? Weil ich Ron hasse, da er denkt mit jedem das tun zu können, was er will. Ein unmenschliches leises knurrendes Geräusch entweicht aus meinen Lippen und ich schubse ihn von Rosalie weg. Blitzschnell dreht er sich zu mir um und seine Augen funkeln, funkeln wie die eines Verrückten. Wir beide wollen es – den entschiedenen Kampf. Alles oder nichts.
„Liberty“, flüstert Rosalie mit einer zittrigen Stimme.
Dankbarkeit und Angst liegen darin verborgen.
Ron und ich sagen nichts. Unsere hasserfüllten Blicke scheinen schon alles zu sagen. Da passiert es – seine Finger reißen mich an den Haaren auf den Boden und er zieht mich zielstrebig in einen der Autos. Er schließt danach ab und ich boxe und drücke wütend gegen das Fenster und rüttle am Türgriff. Ron hat sie verschlossen und öffnet sie erst, als er schnell in den Wagen einsteigt, um ihn dann wieder alle Türen zu schließen.
„Wenn-du-mich-nicht-sofort-aus-dem-Auto-rauslässt...“, fange ich an und betone jedoch Wort einzeln und bedrohlich,doch er unterbricht mich einfach, die gleichen Gefühle in seiner Stimme mit behaltend:
„Fresse jetzt.“
Ich rüttle an seiner Schulter und schreie ihn an, er solle mich gefällst aus diesem verdammten Auto rauslassen, doch er wählt mit einem ernsten und steinhartem Gesicht irgendeine Nummer auf seinem Handy und ich schreie ihn weiterhin an.
„Ja... Sie ist hier... Aha und dann...? Dahin...? Wann...? Ja... Okay... Verstehe... Aha...“
Er legt auf.
„Was soll der Mist? Was denkst du wer du bist? Traust du dich nicht draußen zu kämpfen oder was?“, fauche ich ihn an.
„Kannst du nicht einmal deine Fresse halten, Pissimistin?“, brüllt er zurück.
„Ich zeige dich an“, sage ich und meine Stimme klingt kühl – die Antarktis ist vollständig zurückgekehrt.
„Oh shit, ich mache mir gleich in die Hose“, antwortet er sarkastisch, jedoch ebenfalls kühl.
Ich fahre mit meiner Hand über mein Gesicht und seufze.
„Warum willst du nicht draußen kämpfen?“, frage ich dann wieder.
Er dreht sich langsam zu mir um.
„Kannst du nicht die Klappe halten?“
„Klar kann ich das, aber nur wenn du mich gehen lässt.“
„Zu spät“, murmelt er.
„Wohin wirst du mich bringen?“
„Wirst du gleich erfahren.“
Plötzlich klopft jemand gegen die Scheibe. Rosalie. Ihr blasses Gesicht mit den verweinten Augen kommt zum Vorschein. Da sehe ich etwas, was ich nie erwartet habe. Ron scheint mit sich zu kämpfen. Gegen was? Nur ein einziges Mal schaut er zu Rosalie, dann dreht er sich mit einem verzerrten Gesicht um und lässt den Motor an. Mit Leichtigkeit fährt er aus dem Parkplatz raus und gibt danach Vollgas, während ich ihn mit den übelsten Schimpfwörtern beleidige.



Ich habe wirklich Hoffnung gehabt. Sogar positive Gefühle. Jetzt ist alles weg. Nur noch Leere. Eine Leere aus Frust. Ich bin gescheitert. Ich bin dran gescheitert mich zu schützen. Hier liege ich nun, an die Wand gelehnt, verwundet, verängstigt, traurig , gemobbt. Nicht einmal Rachelust verspüre ich. Nicht einmal Hass. Ich bin zu geschwächt. Feine Blutspuren bilden sich auf meinem gesamten Körper, außer dem Gesicht, welches nur einen kleinen Kratzer abbekommen hat. Wo ist mein Handy? Ich taste mit meiner Hand den Boden ab. Als ich etwas festes spüre greife ich danach und schaue es mir an. Mein Handy. Verzweifelt versuche ich irgendeine Nummer zu wählen, aber welche nur? Die Kontaktliste scheint mir plötzlich fremd geworden zu sein. Ich schlucke und muss trocken husten. Der Salz von meinen Tränen ist an meinen Lippen hängengeblieben, denke ich, als ich meine Zunge über meine Lippen fahren lasse. Kraftlos und zitternd lasse ich das Handy fallen.
\'Hilfe...\', denke ich.
Alles ist vorbei.



Es vergeht sehr sehr viel Zeit und ich verliere immer mehr an Blut und Kraft. Plötzlich spüre ich etwas spitzes an meinem Arm und jemand hält mich fest, zu fest. Ist es Hoffnung? Oder das Ende? Wer ist das? Ist es wieder das Werkzeug, dass sie benutzt haben? Langsam werden meine Augenglieder schwer und ich spüre fast nichts mehr. Schwach drehe ich mich zu der Person um und erkenne verschwommen, dass es Ron ist. Mein Blick ist fest auf ihn gerichtet. Es liegt eine Frage darin: Warum? Seine Antwort ist ein Schweigen. Nach drei Sekunden tanzen helle kleine Pünktchen vor meinen Augen und eine Sekunde später nur noch Schwärze. Bald wird es vorbei sein. Vorbei. Vorbei. Vorbei. Er lässt meinen Arm los und ich höre ein dumpfes Geräusch. Dann werde ich bewusstlos.



„He Frank,denk\'se der Chef will uns mal ne saftige Lohnerhöhung geben?“
„Was labberst du? Der denkt doch sowieso nur an sich, dieser dieser...“
„Psst,er kann dich vielleicht hören.“
„Haha,hab ich Angst, Mann.“
Die zwei Arbeitskollegen unterhalten sich und zeigen sich gegenseitig den Hass zu ihrem Chef. Sie ziehen einen den großen Müllcontainer zu dem Müllwagen und kippen den Inhalt hinein. Das machen sie auch bei dem zweiten und dritten und freuen sich,als sie den vierten schon los schieben.
„Warte“, sagt plötzlicher einer von den beiden.
Er riecht und runzelt die Stirn.
„Was is\'n?“, fragt der zweite,welcher einen großen Bierbauch hat und das genaue Gegenteil von seinem Arbeitskollegen ist,der neben ihm wie eine Bohnenstange aussieht.
„Es riecht nicht nach Müll, vielleicht ist es ja leer?“
„Mann,jetzt lass und einfach unseren Job machen.“
„Der ist auch viel leichter“,fährt der mit dem Untergewicht fort.
„Und jetzt? Du solltest dich doch freuen!“
„Ich guck da rein.“
„Ne, ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch“,erwidert er und der zweite schaut ihn ungläubig an.
Er öffnet den Container und seine Augen werden groß.
„Scheiße, Mann. Scheiße! Da liegt jemand drinnen!“
„Was?“, sagt der andere und schaut ebenfalls hinein.
„Shit!“, sagt der zweite.



Der Moment, als ich aufwache,ist eigenartig. Ich muss ein paar mal blinzeln, da mich das helle Licht blendet und das Weiß der Decke meine Augen noch mehr überanstrengt. Mein Mund fühlt sich trocken an. Wo bin ich? Woher kommt das Piepen, dass direkt neben mir ertönt. Wieso spüre ich tentakelartige Saugknöpfe an meiner Schulter? Was ist das Feste etwas, dass sich an meinem Finger geheftet hat? Ich höre ein leises Schnarchen ein drei Meter weiter von mir entfernt. Was ist hier los? Völlig verwirrt und schwach schlafe ich nach zwei Minuten wieder ein.


Als ich aufwache, höre ich ein Klimpern, direkt neben mir und muss wegen des Lichts wieder blinzeln. Wie lange habe ich geschlafen? Meine anderen Fragen sind auch noch nicht beantwortet.
„Endlich bist du wach. Wie fühlst du sich?“,ertönt eine freundliche und sanfte Stimme.
Irgendwie schaffe ich es nicht, irgendetwas zu sagen und seufze leise und kurz.
„Ich rufe sofort Mr Brend“,sagt die Stimme dann nach wenigen Sekunden und ich höre Schritte,die immer leiser werden. Kurz darauf höre ich wieder Schritte.
„Ah, Sie sind aufgewacht“, ertönt eine ebenfalls sanfte, jedoch deutlich tiefere Stimme.
Wer sind diese Personen? Ich beschließe, dass es ein Krankenhaus sein muss, in dem ich mich befinde. Dann muss es ein Arzt und eine Schwester sein, die mit mir reden.
„W-Wo...“, fange ich an, schaffe es jedoch nicht weiter zu reden.
„Sie sind im Krankenhaus“, höre ich die tiefe Stimme sagen und somit bestätigt sich meine Vermutung.
„W-Wie... Wi... Wieso?“, flüstere ich kraftlos.
„Dazu kommen wir später, erst einmal müssen wir Sie untersuchen“,sagt der Arzt.



Nachdem sie an den Drähten und Schläuchen gearbeitet und mir zum Glück ein paar dieser Saugknöpfe abgenommen haben,untersuchen sie mich und stellen mir Fragen, die hauptsächlich um meinen körperlichen Zustand sind. Danach verabschiedet sich der Arzt und verlässt den Raum. Endlich schaff eich es meinen Kopf vollständig zu der Schwester umzudrehen. Obwohl sie ein kantiges Gesicht hat, was zu ihrer so sanften Stimme nicht passt, hat sie ein wunderschönes Gesicht. Ein Blau liegt in ihren Augen, wie... wie... Eis und ihre rötlichen Lippen werden durch die Blässe in ihrem Gesicht betont. Ich schätze sie auf achtundzwanzig Jahre.
„Warum bin ich hier?“, will ich wissen.
„Leider stellen wir uns diese Frage auch, aber dazu kommen wir erst später, jetzt musst du dich vollständig auf deine Genesung konzentrieren.“
„Ist meine Tante hier?“
„Tut mir leid, aber in deiner Jacke haben wir keinen Ausweis gefunden und du warst auch nicht als vermisst gemeldet. Wir konnten niemanden anrufen.“
„Ich heiße Liberty. Lieberty Greenway.“
„Gut, Liberty, ich werde versuchen deine Eltern zu erreichen.“
„Das können Sie nicht“, sage ich und schlucke.
„Wieso denn nicht?“,fragt die Schwester mit einem liebevollem Lächeln.
„Sie sind vor drei Jahren gestorben.“
„Oh, dass tut mir leid...“, höre ich sie sagen, den Mitleid vollständig zeigend.
„Ich habe eine Tante. Sie heißt Alice.“
„Okay, Liberty. Ich werde versuchen sie zu erreichen, in Ordnung?“
Sie lächelt mich an und irgendwie spüre ich Wärme.
„Okay“,sage ich und plötzlich scheint da ein Hauch von Erinnerung zu sein.
Okay... Okay... Zwei Personen sagen sich gegenseitig „Okay“, eine bin ich, aber wer ist die andere? Wozu sage ich „Okay“? Wozu tut sie das? Was ist hier verdammt nochmal los?
„Und noch etwas“, sage ich.
„Ja?“, fragt sie.
„Wie lange bin ich schon hier?“, frage ich und muss trocken husten.
Bevor sie meine Frage beantwortet, reicht sie mir ein Glas Wasser.
„Seit vier Tagen.“
Ich schlucke. Mit einem Lächeln, welches ihren Mitleid verdeutlichen lässt, verlässt sie den Raum. Während ich gegen die Erinnerung kämpfe und mich frage, wer zu mir „okay“ gesagt hat, werde ich wieder müde und falle irgendwann in einen unruhigen Schlaf.



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Es ist dunkel. Sehr dunkel. Ich bin gefangen in den Armen eines Fremden. Weine,schreie und wehre mich heftig. Doch ich bin zu schwach. Wer hält mich fest? Warum habe ich so viel Angst? Plötzlich ist etwas Rotes an meinem Arm. Blut. Ich schließe die Augen und falle in eine endlose Schwärze. Mehr ist da nicht. Oder doch...?
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Schweißgebadet und völlig erschrocken stehe ich auf und unterdrücke panisch einen Schrei.
„Nein,nein,nein“, murmle ich und versuche mich zu beruhigen.
Ich bin mir sicher, dass war eine Erinnerung und ich möchte sie nicht noch einmal sehen. Das will ich nicht. Ungewollt fange ich an zu weinen.
~ Du weißt, was passiert ist. Du weißt es. ~
Heftig presse ich meine Hände gegen meinen Schädel. Diese Stimme soll so schnell verschwinden, wie sie auch gekommen ist. Ich weiß nicht was passiert ist.
~ Es hat keinen Zweck sich zu wehren. Du bist gescheitert. Erinnere dich. ~



Flashback

Ron hielt meinen Arm fest und zog mich in eine Hütte. Wir waren in dem Wald, mitten im Nirgendwo. Er lächelte nicht, nur sein Kiefer bewegte sich leicht und seine Augen waren zu Schlitzen geformt. Ich schrie immer wieder, jedoch wurden die Schreie durch seine Hand gedämpft.
„Halt bloß die Klappe“, befahl er, aber ich ignorierte ihn.
Sieben andere Jungen waren in dem Raum, zu dem er mich führte. Er ließ meine Hand los und ich begann wieder zu schreien.
„Hier drinnen kann dich draußen niemand hören“, sagte einer von ihnen.
Da passierte es. Ron umschlang beide meiner Arme und ein anderer holte sein Messer raus. Der Teil meiner Erinnerung ist verschwommen, ich höre nur meine Schreie und sehe die immer größer werdende Blutlache. Danach sehe ich, dass sie von mir abließen und Ron mich gegen die Wand lehnte, wo ich kraftlos herunter sank und mit dem Kopf aufschlug. Dann gingen sie.


Flashback Ende



Ich erinnere mich. Völlig benommen und verstört starre ich an die Wand. Minuten vergehen. Dann sehe ich zögerlich an mir herunter und sehe die vielen geröteten Narben und das getrocknete Blut. Tränen fließen an meinen Wangen herunter. Ich wünschte, die Erinnerung wäre nicht gekommen. Ich wünschte, Ron und seine Freunde würden jetzt vor mir stehen und ich könnte sie mit dem Messer so zurichten, wie sie es bei mir getan haben. Ich wünschte, ich könnte sie genauso leiden lassen. Meine Schluchzer werden immer lauter und ich kralle mich mit beiden Händen an die Bettkante. Ich werde mich an ihnen rächen. Sie werden es büßen. Ich werde sie töten.



Sohoho :D Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen :) Hm, ob Libety Ron und die Anderen wirklich umbringt? Wer ist den nun der König und wer ist der Sohn? Wir wird sie sich rächen? Das alles werdet ihr dann im nächsten Teil erfahren :D Ach ja, hinterlasst mir bitte Kommis :) lg :D eure flower :)





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