Patchwork love - Teil 5

Autor: honey
veröffentlicht am: 28.08.2012


so, hier der 5. Teil (;
ich hoffe er gefällt euch

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In der nächsten Woche unternahm ich unerwartet viel mit Leon. Aber um ehrlich zu sein, es war schön mit ihm. Man konnte einfach nur blödeln, doch auf der anderen Seite hörte Leon zu. Das gefiel mir an ihm. Marlon hatte keine blöde Bemerkung mehr gemacht, anscheinden hatte er es geschnallt. Mom schien sich für mich zu freuen, sie war immer noch guter Dinge, dass Leon mein erster fester Freund werden würde, Joachim gab noch nicht recht viel darauf. Und Nina, die flippte jedes Mal halb aus, wenn ich nach Hause kam, weil sie unbedingt wissen wollte, ob wir uns schon geküsst hätten. Wie so oft in letzter Zeit, trafen wir uns auch heute wieder. Allerdings goss es draußen in Strömen, also mussten wir uns die Zeit drinnen vertreiben. Wir redeten, lachten und holten uns irgendwann Kaffee und Kuchen. Meine Mom hatte ganz frischen Käsekuchen gemacht, der sogar noch etwas warm war und super gut schmeckte. Genau wie ich war auch Leon begeistert von dem Teil. Nachdem ich mir den letzten Bissen in den Mund schob, schlürfte ich noch meinen Kaffee aus und wartete, bis Leon ebenfalls fertig war. Dann brachte ich die Sachen schnell in die Küche. "So, auf was hast du Lust?", fragte ich Leon als ich mein Zimmer wieder betrat. Ich sprang auf mein Bett und schaute ihn erwartungsvoll an. "Keine Ahnung, wie wäre es mit einem Film?" "Meinetwegen." An der Hand zog ich Leon mit ins Wohnzimmer und ließ ihn einen DVD aussuchen, den wir anschließend in meinen Laptop einlegten. Nachdem ich in meinem Zimmer die Rollläden etwas heruntergelassen hatte und Leon und ich gemütlich auf meinem Bett saßen, starteten wir den Film. Doch anstatt auf auf den Bildschirm zu schauen, schaute ich eher Leon von der Seite an. Wieder einmal stellte ich fest, dass er gut aussah. An manchen lustigen Stellen verzogen sich seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen, dass ihn richtig frech aussehen ließ. "Vielleicht könnte ich ja...", dachte ich auf einmal. Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ ich meinen Kopf auf Leons Schulter sinken und kuschelte mich ein bisschen an ihn. Überrascht schaute er zu mir und legte fast automatisch einen Arm um mich herum. Er zog mich noch etwas an sich und drückte mir einen sanften Kuss in mein Haar. In mir begann sich ein schönes Gefühl auszubreiten, ein Gefühl von Geborgenheit. Ich fühlte mich total wohl bei ihm. Leise seufzend schloss ich die Augen und genoss den Moment, während ich in seinen Armen lag. Der Film wurde für mich zunehmend uninteressant, dennoch starrte ich auf den Bildschirm und fühlte Leons Blicke auf mir ruhen. Als ich nach guten eineinhalb Stunden den Laptop wieder zuklappte, saßen Leon und ich noch ein Weilchen aneinandergekuschelt da. Keiner von uns sagte ein Wort, stattdessen schauten wir uns an. Und zum ersten Mal seit langem ließ ich es zu, dass ich mich in seinen Augen verlor. Sie zogen mich einfach immer wieder an. Im nächsten Moment strich er mir lächelnd eine Strähne aus meinem Gesicht und fuhr mit seinem Finger unter mein Kinn. Leicht hob er es an uns schaute mir prüfend in die Augen, als würde er darin irgendwas suchen. Natürlich könnte ich einfach meinen Kopf wegdrehen wenn ich wollte, Leon ließ mir die Chance. Ich wusste mittlerweile, dass er mich zu nichts zwingen würde. Als er aber merkte, dass ich keine Anstalten machte, mich irgendwie zu wehren, beugte er sich langsam vor und küsste mich sanft, aber bestimmt. Für diesen Moment vergaß ich alles um mich herum. Ich schloss einfach meine Augen und gab mich dem Kuss völlig hin. Seine Lippen waren weich und brannten auf meinen. Mir wurde plötzlich heiß und als Leon sich von mir löste, überlegte ich nicht lange und erwiderte seinen Kuss, stärker, als ich es wollte. Gleichzeitig legte ich einen Arm um seinen Hals und schmiegte mich so gut es ging an ihn. Leons Hand lag locker auf meinem Rücken und an dieser Stelle kribbelte meine Haut. Wow, ich hätte nie gedacht, dass Leon so gut küsste, geschweige denn das wir uns jemals küssten! Wieder war es Leon, der sich von mir löste aber diesmal nur, um mich auf's Bett zu drücken. Über mich gebeugt machte er da weiter, wo wir aufgehört hatten, meine Finger fuhren durch seine Haare. "Hey, Jessy...!", sagte plötzlich jemand, nachdem die Tür schwungvoll aufgerissen worden war. Erschrocken riss ich meine Augen auf, Leon und ich hörten auf uns zu küssen und dann wandte ich meinen Kopf in Richtung Tür. Wie versteinert stand Marlon dort, die Hand noch auf der Klinke. "Oh, sorry, ich wollte nicht...", stammelte er verlegen. "Mann, kannst du vielleicht klopfen oder so?", fuhr ich ihn an, rappelte mich auf und schob ihn aus meinem Zimmer hinaus. Schnaubend setzte ich mich wieder neben Leon. Ich brauchte einen kleinen Moment, um mich wieder zu beruhigen, dann schaute ich Leon glücklich an. Jetzt wusste ich, dass es richtig gewesen war und es hatte sich gut angefühlt. Ich glaube, ich war wirklich verliebt. Keiner von uns beiden sagte etwas, dennoch wussten wir beide, was der andere dachte. Nach einem längeren Moment des Schweigens sagte Leon: "Und, willst du jetzt mit mir gehen?" Lächelnd nickte ich. "Ja."

Natürlich zogen mein Freund ich die Blicke am nächsten Tag in der Schule erst mal auf uns, als wir Hand in Hand ins Klassenzimmer kamen. Belustigt schauten wir uns an und gingen unbeirrt zu unseren Plätzen. Wie gewohnt schmiss ich meine Tasche auf meinen Tisch und wandte mich dann Viola zu. "Ihr seid so süß, wisst ihr das? Ich freu mich für euch!" Überschwänglich drückte sie mich fest und schaute mich danach strahlend an. Man könnte meinen, sie wäre die Glückliche. In der Pause wich Leon mir und ich ihm nicht von der Seite. Er stand an der Wand gelehnt, die Arme um mich geschlungen und zog mich an sich. Seinen Kopf legte er auf meine Schulter. Zufrieden seufzend schloss ich kurz die Augen. Das Leben konnte so schön sein! Auch zu Hause merkte man mir meine gute Laune an, denn ich trat strahlend ins Haus und summte mein Lieblingslied. "Hallöchen, Mom!", rief ich ihr zu, als sie gerade vorbeilief. Sie blieb kurz stehen, lächelte zurück und geschwind drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange. Verdutzt zog sie eine Augenbraue hoch, aber ich zuckte nur die Schultern und sprang die Treppen nach oben. Dort brachte ich meine Sachen erst in mein Zimmer und ließ mich dann auf mein Bett plumpsen. Irgendwie könnte ich grade platzen vor Glücksgefühlen, und quietschte einmal kurz auf, mit den Beinen strampelnd. Um wirklich nicht einfach loszuschreien, biss ich in meine Decke. Als kurz darauf ein Klopfen an meiner Tür ertönte, hörte ich apurbt auf damit und tapste zur Tür. "Ist alles okay bei dir?", fragte Marlon und streckte den Kopf herein. Breit grinsend nickte ich und sagte: "Kannst beruhigt sein, Bruderherz!" Bestimmt sah ich aus wie auf Drogen oder so, denn er musterte mich ziehmlich ... komisch. Ohne irgendein weiteres Wort schob er mich zurück und schlüpfte dann in mein Zimmer. "Seit wann nennst du mich Bruderherz?" "Seit heute!", gab ich zurück. "Aha", machte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Doch dann konnte ich es nicht mehr zurückhalten, es musste jetzt einfach raus, auch wenn ich sicher nicht gewollt hätte, dass Marlon es als erster erfuhr. Wie von der Tarantel gestochen wirbelte ich wieder zu ihm herum, packte ich an den Armen und hätte ihn am liebsten noch geschüttelt. Tief holte ich Luft, hielt sie kurz an und verkündete dann fröhlich und stolz die Nachricht des Tages. Dabei betonte ich wirklich jedes Wort. "Ich bin mit Leon zusammen!" Nun war ich gespannt auf seine Reaktion. Zuerst schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte, denn er stand einfach nur da und starrte mich an. "Glückwunsch", war schließlich alles, was Marlon sagte. Nicht mehr und nicht weniger. Vor allem aber wie er es sagte. Als hätte ich ihm gerade sonst was mitgeteilt, aber er schien davon irgendwie nicht so begeistert wie ich. Doch ich dachte mir nichts mehr dabei, und er verzog sich wieder aus dem Raum. Beim anschließenden Mittagessen verkündete ich dem Rest der Familie, was Sache war. Wie erwartete freute sich Mom für mich, Nina wäre wohl am liebsten von ihrem Stuhl aufgesprungen und Joachim nahm alles mit einem Lächeln hin. Der einzige, der dazu nichts sagte, war natürlich mein Bruder, aber immerhin wusste er es ja bereits. Ich nahm mal an, dass es deswegen war. Am Nachmittag erledigte ich schnell meine Hausaufgaben, irgendwann quetschte Nina mich bis auf alle Einzelheiten aus und auch Mom wollte wissen, wie es passiert war. Es war schon fast nervig, so war ich froh, als alle mit ihrer Fragerei fertig waren und ich endlich meine Ruhe hatte.

Bald schon war der letzte Schultag vor den Sommerferien gekommen. Mein - sogar ziehmlich gutes - Zeugnis in der Tasche, verließ ich zusammen mit Viola und Leon das Klassenzimmer. Viola würde schon übermorgen in den Urlaub fahren, also konnten wir uns nicht mehr wirklich sehen, weil sie noch alles packen musste. Leon hingegen war die ganzen Ferien zu Hause, was ich gerne willkommen hieß. "Okay, pass auf, Jessy: am besten packe ich meine Sachen und bleibe einfach bei dir, was hältst du davon?" Natürlich war dieser Vorschlag nur ironisch gemeint, auch wenn es durchaus ziehmlich lustig hätte werden können. "Warum nicht?" Wir schauten uns an und mussten kichern. "Spaß bei Seite, wie lange bleibst du auf Mallorca?" "Voraussichtlich zwei Wochen. Wünsch mir Glück, dass mich mein kleiner Bruder nicht zu Tode nervt!" Theatralisch verdrehte sie die Augen. "Du weißt, was er für ein Plappermaul sein kann!" "Oh ja." Das wusste ich nur zu gut. Wenn ihr Bruder einmal angefangen hatte zu reden, konnte man ihn davon fast gar nicht mehr abbringen. Entweder, man knallte sich in solchen Situationen seine Kopfhörer in die Ohren, oder man war dem hilflos ausgesetzt. Heute fuhren wir nach der Schule nicht gleich nach Hause, Viola und ich machten uns nochmal einen schönen Tag zusammen - unser letzter für zwei Wochen. "Ich lass euch Mädels dann mal alleine, okay?", meinte Leon. "Okay. Ich ruf dich an, wenn ich zu Hause bin", antwortete ich und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Dann machten Viola und ich uns auf den Weg. "Komm, gehen wir in die Dönerbude! Ich hab Hunger." "Nicht nur du!" Eilig zog sie mich am Arm zu dem Dönerstand hin und bestellte zwei Döner für uns. Wir zahlten und hockten uns mit dem Essen in der Hand an den Stadtbrunnen. Dort überschlug ich meine Beine und biss genüsslich in den Döner. Zwar hatte ich schon bessere gegessen, aber dieser hier tat's auch. "Also, ich will auf jeden Fall Schuhe kaufen!", verkündete Viola sogleich. "Du hast ja auch überhaupt keine", meinte ich ironisch. "So ist es." Tja, so war sie eben. Von Schuhen konnte sie nie genug kriegen und manchmal blätterte sie einiges dafür hin. Also beeilten wir uns mit dem Essen, sodass wir schnell in die Geschäfte kamen. Zuerst gingen wir natürlich in ein Schuhgeschäft. Es war das größte der Stadt. Schon nach wenigen Minuten hielt mir meine Freundin das erste Paar unter die Nase. "Was hältst du davon?" In ihrer Hand befanden sich schwarze High Heels mit einer süßen Schleife. "Probier sie doch mal an." Ohne Witz, Viola konnte in solchen Dingern auch noch laufen! Klar, sie trug sie nicht oft, weil sonst ihre Füße sterben würden. Nachdem sie sich Probiersöckchen geholt hatte, schlüpfte sie in die Schuhe und lief damit ein bisschen herum. "Und, was meinst du?", fragte sie wieder an mich gewandt. Ich hielt den Daumen in die Luft und sagte: "Auf jeden Fall!" Natürlich hätte sie die auch gekauft, wenn ich gesagt hätte, dass sie mir nicht gefallen. Mit der ersten Tüte in der Hand verließen wir das Geschäft und klapperten dann nacheinander die anderen ab. Wie immer hielten wir uns lange im H&M und diversen Schmuckgeschäften auf. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, nicht so viel auszugeben, verbrauchte ich mein gesamtes Geld. Na toll, mein mühsam zusammengespartes Taschengeld war mit einem Schlag weg. Am liebsten hätte ich alles wieder zurückgegeben, so blöd fühlte ich mich. "Gehen wir noch in ein Geschäft!", bettelte Viola. "Ich bin pleite", entgegnete ich und schaute auf meine Hände, in denen sich jeweils vier Tüten befanden. Puh. Aber da kannte meine Freundin eben nichts. Gegen meinen Willen zog sie mich noch in drei Geschäfte. Natürlich sah ich schöne Klamotten, die ich mir gerne gekauft hätte, wie zum Beispiel dieses süße Sommerkleid, aber ich war ja Geldlos. Also blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als Viola zu beraten und an Dingen vorbeizulaufen, die mich regelrecht anlächelten. Nachdem Viola alles hatte, was sie wollte, machten wir uns allmählich auf den Weg zum Bus. Wir lachten wie immer fiel und hatten eine super Laune. "Vielleicht lernst du ja nen tollen Typen im Urlaub kennen!", scherzte ich und kniff ihr in die Seite. "Lieber nicht, da hat man nur Sorgen. Du weißt genau, dass ich mich nicht in eine ernsthafte Beziehung geben will - noch nicht!" Klar wusste ich das. Viola wollte eben noch "ihr Leben genießen", wie sie immer zu sagen pflegte. Ihrer Meinung nach band man sich schneller an einen Typen als man dachte. Wo sie Recht hat, hat sie Recht, ich sage nur Leon.

Als ich endlich nach Hause kam - es war bereits nach 20 Uhr - musste ich schnell in mein Zimmer, damit Mom nicht sah, wieviel ich gekauft hatte. Unbemerkt stopfte ich alles für eine Weile in meinen Schrank und beschloss, erst mal mein Zeugnis zu zeigen. Mom war äußerst zufrieden mit mir, auch von Joachim bekam ich Lob zugesprochen. Und 20 Euro. Yippie, schon mal ein kleiner Teil des heute verlorenen Geldes! Mom gab mir wie immer nichts außer einer kräftigen Umarmung. Verdiente das mehr als ein gleichgültiges Danke? Meiner Meinung nach nicht. "Jessy, ich glaube, du weißt es noch nicht, wir wollten Morgen einen Familienausflug machen!", verkündete Joachim als ich mich gerade wieder verdrücken wollte. Stutzend drehte ich mich auf den Fersen um. "Familienausflug?" Er nickte und legte dabei einen Arm um Mom. "Und, wohin?" "Freizeitpark. Wir wollen noch Vormittags losfahren, weil man ungefähr eine Stunde braucht." Oh, wie schön, wir gingen Morgen also alle in einen Freizeitpark und taten so, als wäre es das Highlight unseres zusammenlebens. Hallelujah! Familienausflüge konnte ich noch nie leiden. Das lag vielleicht daran, dass ich vorher Einzelkind gewesen war. "Ich freu mich", sagte ich knapp und machte mich ein zweites Mal daran zu gehen. Auf dem Weg in mein Zimmer stieß ich mit Marlon zusammen. "Kannst du nicht aufpassen?", fuhr er mich an. "Du könntest deine Glotzer auch aufmachen!", konterte ich und marschierte weiter. Was war zur Zeit mit ihm los? Hatte ich ihm irgendwas getan? Kopfschüttelnd schloss ich meine Zimmertüre und rief, wie vereinbart, Leon an. Ich erzählte ihm vom heutigem Tag und davon, was wir morgen unternehmen würden. "Es gibt nur ein Problem, ich habe null Bock drauf", schloss ich. "Warum? Ihr macht euch einen schönen Tag, passt doch." "Schon, aber du weißt nicht, was Marlon für eine Laune hat!", klärte ich Leon auf. "Ich habe ihm nichts getan und er ist so scheiße zu mir. Weißt du noch die abfällige Bemerkung, die er über dich gemacht hat? Und seit wir zusammen sind, ist er noch blöder drauf. Ich hatte nichts gegen ihn und wir haben uns auch gut verstanden, aber zur Zeit dreht er völlig am Rad!" Ich schüttete Leon gerade mein ganzes Herz aus und er hörte schweigend zu, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Aber irgendwem musste ich es einfach erzählen. Von Mom konnte ich da nicht wirklich auf hilfreiche Ratschläge hoffen. "Jessy, nimm's dir nicht so zu Herzen. Du weißt nicht, ob er zur Zeit vielleicht irgendwelche Probleme hat." "Doch die hat er. Und zwar mit mir!" Nachdem ich noch eine Weile mit meinem Freund telefoniert hatte, legte ich auf und dachte darüber nach, was Leon gesagt hatte. "Vielleicht hat er ja wirklich Probleme...", überlegte ich. Waren Jungs nicht ab und zu so? Wenn es ihnen scheiße ging, waren sie mies drauf. Bestimmt konnte Nina mir weiterhelfen, immerhin kannte sie ihn seit 15 Jahren. Also stürmte ich regelrecht in ihr Zimmer und sie fuhr sogar kurz zusammen. "Sorry", meinte ich und setzte mich auf ihren Stuhl. Ich kam sofort auf den Punkt. "Weißt du, warum Marlon so blöd zu mir ist?", fragte ich sie. "Wie meinst du das?" "Er labert mich dauernd blöd an, es kommt mir so vor als ob ich ihn nur nerve und am Anfang war er auch nicht so zu mir. Weißt du, ob ich was falsch gemacht hab?" Nina dachte daraufhin nach, kam aber zu keinem Ergebnis. "Das einzige", sagte sie, "Was mir aufgefallen ist, dass er in letzter Zeit wieder häufig Heavy Metal und das ganze Zeug hört. In einer ziehmlichen Lautstärke. Das macht er eigentlich nur, wenn es ihm scheiße geht. Frag aber nicht, was er hat, über sowas redet er nicht." Na toll. Noch nachdenklicher als vorher verließ ich Nina's Zimmer wieder. Aber was zur Hölle, hatte ich ihm getan? Wenn er mit mir ein Problem hatte, warum sagte er es mir dann nicht einfach? Irgendwie ließ mich das den ganzen Abend nicht mehr los und als ich versuchte, mich mit einem Roman abzulenken, driftete ich immer wieder ab. Grummelnd klappte ich das Buch zu und knallte es schließlich ins Regal.






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