What we used to be - Teil 22

Autor: Ai
veröffentlicht am: 09.09.2012


Sophie:
Marco war schon ein ganz spezieller Mensch. Seine Schüler liebten ihn heiß und innig. Kann ich irgendwie verstehen. Er schafft die Balance zwischen Autorität und lockerem Umgang. Ich konnte immer mit ihm reden. Manchmal vertraute ich ihm sogar mehr an, als Mama. Vielleicht sogar weil er nur mein Stiefvater war und so doch manche Dinge anders sah. Vielleicht würde er mir Veronika anders umgehen, ich weiß es nicht. Aber so wie er mit mir umging, war es perfekt.
Also hatte ich eigentlich keine andere Wahl, als zu Ric zu gehen und mir Alles anzuhören, was er zu sagen hatte. Falls er überhaupt noch mit mir reden wollte. Allerdings brauchte ich einige Zeit, um mich zu überwinden zu ihm zu gehen. Es war schon dunkel, als ich aus meinem Zimmer kam. Mama und Marco saßen im Wohnzimmer, Adam spielte in seinem Zimmer xBox, David übernachtete bei einem Freund und Veronika schlief schon. Leise schlich ich mich zur Tür. Ich wollte nicht, dass Mama mir noch viel Glück wünschte oder Marco noch einmal versuchte, mich zu zerquetschen.
Meine Hand zitterte, als ich die Haustüre aufmachen will. Ich war furchtbar nervös. Als ich die Klingel drückte, versuchte ich mich zu beruhigen. Die Tür summt. Komisch. Er hat gar nicht gefragt, wer da ist. Langsam ging ich die Treppen hoch. Ric stand in der Tür und sah mich an.
„Hallo“, sagte ich leise.
„Hallo“, er wirkte kühl, das verstärkte meine Nervosität nur noch.
„Ich … ich wollte mich für heute Vormittag entschuldigen …“ Wortlos trat er zur Seite und deutete mir, dass ich hineinkommen sollte. Unsicher ging ich an ihm vorbei. Ich setzte mich auf seine Couch, er blieb ein Stück weiter weg stehen. Er sagte kein Wort. „Also es tut mir leid, dass ich dich nicht ausreden hab lassen. Ich hätte dir zuhören sollen.“ Erwartungsvoll sah ich ihn an, aber er verschränkte nur die Arme vor der Brust.
Langsam kam er auf mich zu und musterte mich skeptisch. „Und du hörst mir jetzt zu? Ohne Geschrei und ohne Tränen?“ Ich nickte erleichtert. Fast hätte ich gedacht, dass er mich wieder wegschickt. „Gut“, er setzte sich vor mir auf den Couchtisch. „Sie ist gekommen, um mir eins Reinzuwürgen und das hat sie ja wohl auch geschafft.“ Er seufzte. „Und dass hat sie wohl auch geschafft.“
„Aber warum? Was hast du ihr denn getan?“
„Ich hab mit ihr Schluss gemacht“, sagte er achselzuckend. „Sie ist ein geldgeiles Miststück und als mir das gereicht hat, hab ich sie sitzen lassen.“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ja gut, eigentlich war es nur der Sex. Ich bin nur deshalb mit ihr zusammen geblieben. Oliver entglitt meiner Mutter immer mehr und ich brauchte Ablenkung.“
„Wie lang wart ihr zusammen?“
„Fast vier Jahre“, sagte er schüchtern.
„Oh ja“, typisch Mann. Nur mit einer Frau wegen des Sexes zusammen bleiben. Und dass auch noch vier Jahre lang.
„Es war bequem so. Sie war für mich da, wenn ich Ablenkung brauchte und als Dankeschön durfte sie mein Geld aus dem Fester werfen.“
„Und warum hast du dann Schluss gemacht?“
„Es hat mir gereicht. Ihre oberflächliche Art, immer nur Geld, Geld und noch mehr Geld. Sie redete von nichts anderem mehr und ich war es so leid.“ Er seufzte. „Ich hatte keine Lust mehr auf eine oberflächliche Beziehung, die überhaupt erst nur begonnen hatte, weil Oliver Drogen nahm.“
„Wow.“
„Was? Was heißt das jetzt?“
Ich lächelte. „Dass das ein echt guter Grund zum Schluss machen ist.“ Auch wenn er das schon vor drei Jahren hätte machen sollen und nicht erst jetzt. Aber das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden, wo er doch schon so ehrlich zu mir war.
„Okay“, jetzt wirkte er nervös. Vermutlich erwartete er jetzt von mir irgendeine Reaktion. Und ich wusste auch schon genau, was ich tun würde.

Richard:
Ich hatte echt versucht, cool zu bleiben. Es war gar nicht so einfach Sophie von Beth zu erzählen, obwohl sie eigentlich ganz gelassen reagiert hat. Ich hatte erwartet, dass sie austicken würde, als ich ihr erzählte, dass ich eigentlich nur mit Beth zusammen war, weil ich Ablenkung brauchte. Aber sie schien das sogar fast verstanden zu haben.
Aber als sie dann „wow“ sagte, wurde ich doch sehr nervös. Sie sagte das auf eine Art, bei der ich nicht wusste, wie sie es meinte. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes „wow“? Panisch fragte ich nach. Da hörte man meine Nervosität wohl deutlich, denn sie lächelte mich wohlwollend an. Als sie mich dann auch noch küsste, wusste ich, dass sie mir vergeben hatte.
Sie blieb sogar über Nacht. Als sie mein neues Bett sah, war sie ganz begeistert. „Wow, du hast ein Bett“, sagte sie lachend.
„Magst du es ausprobieren?“
„Ja klar!“ sie ließ sich auf die Kissen fallen und rollte sich lachen hin und her.
„Du scheinst ja alleine schon ganz schön viel Spaß zu haben“, sagte ich lächelnd.
„Du kannst aber auch gerne herkommen.“ So etwas ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen.
Ich legte mich neben sie. „So und was jetzt?“ fragte ich dann.
„Kissenschlacht!“ rief sie und knallte mir einen Polster ins Gesicht.
„Gut, das war eine Kriegserklärung.“ Sie konnte ja nicht wissen, dass ich zufällig der amtierende Landesmeister in Sachen Kissenschlachten war. Sie hatte keine Chance. Die Kissen flogen durchs Zimmer und viele kleine Daunenfedern folgten ihnen.
„Wie im Himmel“, sagte Sophie nach einiger Zeit völlig außer Atem und ließ sich auf das mit Federn bedeckte Bett fallen.
„Und ein Engel ist auch da“, ich zupfte ihr eine Feder aus dem Haar. Sie lächelte und küsste mich.
Wir blieben einige Zeit so liegen, bis Sophie sagte: „Ich bin müde.“
„Gut, dann schlaf.“ Ein letzter Kuss, bevor ich das Licht löschte. Dieser Abend war perfekt, ganz ohne Sex. Mit ihr war eigentlich jede Minute perfekt, selbst wenn sie wütend auf mich war. Ich legte den Arm um sie und dämmerte langsam ein.





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