What we used to be - Teil 13

Autor: Ai
veröffentlicht am: 25.08.2012


Richard:
„So ein Mist“, murmle ich und lege wieder auf. Oliver geht nicht an sein Handy. War zu erwarten. Nur die Tatsache, dass er viele Freunde hatte, beruhigt mich etwas. Auf der Straße würde er in dieser Nacht jedenfalls nicht schlafen. Aber wie sollte es auf Dauer weiter gehen?
Es wurde immer schlimmer. Zuerst die Schule, dann die Drogen und jetzt wurde er auch noch zum Schläger. Was kam als nächstes? Wurde er vielleicht zum Mörder? Aber was sollte ich tun? Unsere Mutter hatte schon so viel versucht. Psychologen, Therapeuten, Suchtberatung. Kein Erfolg, im Gegenteil. Oliver sah jeden Scheiß, den er gebaut hatte, als eine neue Herausforderung noch größeren Mist zu bauen.
Oliver war wohl ein hoffnungsloser Fall. Niemand konnte ihm helfen, solange er sich nicht helfen lassen wollte.

Sophie:
„Mama! Du bist wieder da!“ Ich viel meiner Mutter um den Hals.
„War es so schlimm?“ fragte sie lächelnd, während sie meine Umarmung erwiderte.
„Nein, aber trotzdem ist es angenehmer, wenn du da bist.“
„Tja, was man an Jemandem hat, weiß man erst, wenn er nicht mehr da ist.“
Sie hatte recht. Sie hatte so recht. Wenn sie da war, viel einem gar nicht auf, was sie eigentlich alles machte. Sie goss jeden Abend die Blumen im Garten und das waren nicht gerade wenige. Dann wusch sie jeden zweiten Tag die Wäsche. Das waren zwei Waschmaschinen. Dann kochte sie zweimal täglich Essen für sechs Personen, zwischendurch sorgte sie auch noch dafür, dass das Haus halbwegs ordentlich aussah und dann musste sie natürlich auch noch ihre Kinder erziehen. Und arbeiten ging sie auch noch, wobei sie jetzt in den Ferien nur noch zweimal in der Woche arbeitete.
Aber wenigstens war Marco ihr in dieser Zeit eine große Hilfe, immerhin hatte er volle zwei Monate frei. Praktischerweise hatte er durch seinen Beruf auch immer dann frei, wenn die Kleinen auch frei hatten, so musste Mama nicht unbedingt darauf achten, an welchen Tagen sie arbeiten ging. Trotzdem nahmen die Kinder natürlich sehr viel Zeit in Anspruch. Falls es nicht anders ging, waren immerhin noch Marcos Eltern da.
„Aber ich werde dich die nächsten zwei Wochen auch vermissen“, sagte Mama dann. Ach ja, morgen war es soweit. Marco würde Daniela, Katja und mich zum Flughafen fahren und wir würden in den Flieger nach Spanien steigen.
„Ja, aber so viel mach ich im Haus auch nicht.“
„Na ja, du trägst den Müll hinunter, sorgst dafür, dass das Geschirr gespült wird und hältst dein Zimmer sauber.“
„Das ist doch nichts.“
„Glaubst du? Deine Geschwister schaffen es nicht einmal, ihr eigenes Zimmer halbwegs begehbar zu halten.“
„Ja aber sie sind doch noch klein.“
„Nein, Rony ist klein, okay. Aber Adam ist ein stinkfauler Sack, der sich momentan von niemandem etwas sagen lässt und David sieht nicht ein, warum sein Zimmer sauber sein sollte, wenn das seines Bruders noch schlimmer aussieht.“
„Schlauer Junge“, sagte ich lachend.
„Und hast du schon gepackt?“
Scheiße, das hatte ich ja vollkommen vergessen! „Mist!“
„Na dann schnell, du hast nicht mehr viel Zeit, es ist schon fast acht Uhr!“
So ein Mist! Das hatte ich im Stress der letzten zwei Tage ja total vergessen. Schnell rannte ich in mein Zimmer, zog den Koffer unter meinem Bett hervor, machte den Kleiderschrank auf und setzte mich erst einmal hin. Was sollte ich einpacken? Okay, logisch denken. Erst einmal Bikinis. Okay und dann … Handtücher, natürlich und? Und Shorts. Vielleicht auch eine längere Hose, falls es mal etwas abkühlen sollte. Natürlich noch Shirts, eine Weste, einen Regenschirm und meine Strandkleider. Unterwäsche natürlich auch und somit war der Koffer eh schon fast voll. Nur noch Schuhe. Meine Sneakers, Sandalen und Badeschlapfen. Das sollte reichen.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon fast halb zehn war.
„Sophie! Wir sind da!“ Das war Daniela. Sie und Katja verbrachten die Nacht bei mir, weil unser Flug fast noch in der Nacht ging.
„Hey, ich bin in meinem Zimmer!“

Richard:
Ich sitze mit einer Tasse Kaffee auf meinem Balkon. Oliver hat sich den ganzen Tag nicht gemeldet. Jetzt ist es schon fast Mitternacht. Es ist angenehm einfach nur hier draußen in der Dunkelheit zu sitzen und nichts zu tun. Plötzlich klingelt es an der Tür. Für einen kurzen Moment denke ich, es könnte Oliver sein. Aber das ist unwahrscheinlich. Tatsächlich ist es Sophie.
„Hallo“, sage ich verwundert. „Was willst du denn noch so spät hier?“
„Lange nicht gesehen“, sagt sie nur.
„Na ja, ich hab dich schon das ein oder andere Mal im Garten gesehen.“
„Sehr witzig.“ Es klingt nicht sehr überzeugt.
„Also was willst du hier?“
„Ich wollte mich nur verabschieden. Wir fliegen doch morgen Früh.“
„Und so spät willst du noch tschüss sagen?“
„Ja, ich hab gewartet bis Daniela und Katja eingeschlafen sind.“
„Ach so.“ Ich schließe die Tür hinter ihr. „Na dann sag tschüss.“ Meine Stimme wird leiser und sanfter, ohne dass ich es wirklich will.
„Tschüss“, sagt sie grinsend.
„Na na an“, ich lege meine Hand auf ihre Hüfte und ziehe sie näher zu mir. „Das ist aber keine richtige Verabschiedung.“ Langsam nähern sich unsere Gesichert.
„Ach ja und was wäre dann die Richtige?“ fragte sie mich spöttisch.
„Na ja, ein Kuss zum Beispiel.“ Langsam schließen sich unsere Augen. Ich spüre ihren Atem auf meinen Wangen und dann berühren sich unsere Lippen. Es ist nur ein Hauch eines Kusses. Nach wenigen Sekunden lösen sich unsere Lippen wieder. „Mmh, Erdbeeren“, sage ich lachend und fahre mir mit der Zunge über die Lippen.
„Das nennst du einen Kuss?“ Sie grinst frech und auf ihren Wangen ist ein leichter rötlicher Schimmer zu sehen.
„Na gut, wenn du es nicht anders willst …“ Ich ziehe sie noch näher an mich heran und küsse sie wieder. Unsere Münder öffnen sich und ich schmecke noch mehr Erdbeeren.





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