What we used to be - Teil 8

Autor: Ai
veröffentlicht am: 15.08.2012


Sophie:
„Wow, wer war denn das?“ fragte Daniela erstaunt, als Ric fort war.
„Ach, nur der neue Nachbar“, sagte ich betont lässig.
„Der neue Nachbar?“
„Ja, er ist erst vor zwei Tagen nebenan eingezogen.“
Skeptisch stemmte sie die Arme in die Hüften. „Und was war das jetzt gerade? Ihr habt euch angesehen, als würdet ihr jeden Moment über einander herfallen.“
„So ein Blödsinn! Er hat nur Mika vom Baum herunter geholt.“ Hatte es wirklich so ausgesehen? Oh Gott, wie peinlich!
„Ach so und das tun neue Nachbarn natürlich jeden Tag.“
„Was willst du damit sagen?“
„Das dieser Typ echt scharf ist und niemand einfach so auf einen Baum klettert, wenn da nicht mehr ist!“
„Er ist ja auch nicht einfach so hinaufgeklettert. Er hat Mika gerettet“, sagte ich entschieden.
„Kannst oder willst du es einfach nicht verstehen? Der Typ steht ganz eindeutig auf dich!“
Na ja, das war so eine Sache mit Daniela und den Männern, die angeblich etwas von mir wollten. Wenn es nach ihr ging, dann wollte Jeder, der mich auch nur ansah, gleich mein fester Freund werden. Sie war eine meiner besten Freundinnen, aber eindeutig viel zu romantisch veranlagt.
„Mädels?“ das war eindeutig Katjas Stimme. „Hallo?“
„Ja, wir sind hier im Bad!“ rief ich ihr zu.
„Oh, hey“, Katja erschien in der Tür. „Wer war denn dieser scharfe Typ, der gerade aus dem Haus gestürmt ist?“
„Das ist Ric“, sagte Daniela grinsend. „Sophies neuer Nachbar.“ Die Art, wie sie das Wort Nachbar betonte war echt seltsam.
„Oho, ein neuer Nachbar“, jetzt grinste auch Katja.
„Schluss mit dem Gegrinse! Er hat mir nur meine Katze vom Baum geholt, sonst nichts!“ sagte ich dann und ging genervt aus dem Zimmer.
„Was? Er hat Mika vom Baum geholt?“ sagte Katja verblüfft zu Daniela, die nur mit den Schultern zuckte.

Richard:
Was war das nun jetzt schon wieder? Dieser eine Moment, als wir uns einfach nur in die Augen gesehen haben. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und dann kam ihre Freundin. Als ich aus dem Haus gestürmt bin, hätte ich fast noch ein Mädchen über den Haufen gerannt.
Jetzt liege ich auf meine Matratze und warte darauf, dass dieser dumme Tag endlich zu Ende geht. Plötzlich klingelt mein Handy.
„Hallo?“
„Hey Mann, was geht?“ Es ist Oliver, mein kleiner Bruder.
„Hey Oli, was willst du?“ Er ruft nie an, ohne etwas zu wollen.
„Was soll denn das? Kann ein kleiner Bruder seinen großen Bruder nicht einmal anrufen, ohne etwas zu wollen?“
„Du nicht. Also weshalb rufst du an?“
„Okay, okay. Mama hat mich rausgeschmissen.“ Oliver war sieben Jahre jünger als ich. Gerade erst siebzehn geworden. Kein Schulabschluss, kein Job. Kein Wunder, dass es Mama mal wieder reichte.
„Mann Oli, ich hab keinen Platz für dich. Ich hab nicht mal ein eigenes Bett!“
„Ach komm schon, nur ein paar Tage, bis Mama sich wieder einkriegt.“ Unsere Mutter warf ihn meistens nur ein paar Tage hinaus. Wenn er nach einer Woche wieder kam, ließ sie ihn eigentlich immer wieder hinein. Seit er 14 Jahre alt war, rauchte er Gras, ging nicht mehr zur Schule und machte auch keine Anstalten, sich einen Job zu suchen. Und seit dieser Zeit warf unsere Mutter ihn auch immer wieder raus.
Meine Familie war mit Sicherheit nicht perfekt, aber bevor unser Vater eine Affäre mit einer Kollegin anfing, war wenigstens noch niemand drogensüchtig oder mit der Erzeihung überfordert. Fünf Jahre ist es jetzt her, dass unsere Mutter draufgekommen ist, dass unser Vater eine Andere hatte. Ein Jahr später waren sie geschieden und ab da lief Alles schief. Oliver kam in die Pubertät und entglitt unserer Mutter immer mehr. Ein weiteres Jahr später kam er dann durch Schulkollegen zu den Drogen und von diesem Moment an gab unsere Mutter auf. Ab und zu wies sie ihn noch mal darauf hin, dass er doch besser in die Schule gehen sollte. Doch es brachte nichts. Es dauerte nicht einmal ein halbes Jahr, bis er überhaupt nicht mehr zur Schule ging. Als Oliver 15 wurde, zog ich aus. Es war nicht leicht, meine Mutter alleine zu lassen, aber ich konnte es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie Oliver immer mehr abrutschte. Ich konnte sowieso nichts tun, außer ihn mal wieder bei mir aufzunehmen, wenn er sonst keinen Unterschlupf fand. Vielleicht konnte ich ihm ja dieses Mal ins Gewissen reden.
„Gut, aber reiß dich zusammen!“ sage ich streng und lege auf. Genau in diesem Moment klingelt es an der Tür. Oliver.

Sophie:
„Also Mädels“, begann Katja mit einem Grinsen auf den Lippen. „Ich hab die Flugtickets!“
Katja, Daniela und ich flogen in einer Woche nach Spanien. Es sollten zwei Wochen Sonne, Sommer, Sonnenschein werden.
„Dein Stiefvater bringt uns zum Flughafen, richtig?“ versicherte sich Daniela mit ernster Stimme.
„Ja“, sagte ich genervt.
„Ganz sicher?“
„Ja, ganz sicher!“
„Wirklich?“
„Ja verdammt! Hör jetzt endlich auf damit!“
„Okay“, sie grinste wieder wie ein Honigkuchenpferd. „Also was ist jetzt? Gehen wir schwimmen?“
„Oh ja, vielleicht will der neue Nachbar ja auch mit in den Pool“, sagte Katja lachend. Super, das war dann wohl das Thema des Tages.
Ich lag im Pool und ließ mich auf dem Rücken treiben. Katja und Daniela spielten neben mir Wasserball. Mein Blick blieb dabei immer an Rics Balkon hängen. Doch es war niemand zu sehen. Den ganzen Tag nicht. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte.
„Kommst du auch mit?“ Daniela und Katja saßen am Rand des Pools. Ich trieb noch immer ziellos im Wasser herum. Langsam wurde es dunkel.
„Was?“
„Ob du mitkommst“, wiederholte Daniela noch einmal.
„Wohin?“
„In eine kleine Bar in der Stadt, Katja hat sie vor zwei Wochen entdeckt.“
„Ich weiß nicht …“ unwillkürlich wanderte mein Blick hinauf zu Rics Balkon.
„Okay, verstehe. Wir ziehen heute mal alleine los“, sagte Katja.
Na toll. Das wurde ja immer besser.





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