Ein Traum und eine Liebe - Teil 2

Autor: Suzi
veröffentlicht am: 31.07.2012


Am nächsten Morgen konnte ich es immer noch nicht fassen. Ich stand auf, machte mich fertig, frühstückte etwas und ging dann zur Schule. Als ich dort ankam, rannte Stella sofort zu mir und fragte mich schrill: „Und, haben sie dich genommen? Ich meine müssen sie doch, du tanzt so wundervoll!“ Sie war so lieb und so ziemlich die beste Freundin, die ich hatte. Sie war die einzige, die an mich glaubte und mich unterstützte. „Ich habe gestern einen Anruf bekommen und die Frau meinte, dass ich es unter die besten fünf geschafft hatte, ich muss nochmal zum Vortanzen“, erklärte ich ihr ziemlich knapp. „Aber das ist doch toll... das freut mich echt für dich“ Irgendwie klang ihre Stimme nicht gerade begeistert, aber ich wusste warum. Wenn ich angenommen werden sollte, würde ich sie hier zurücklassen müssen. Der Kontakt würde abbrechen und unsere Freundschaft würde sich verändern. „Hör zu Stella, wir werden immer Freunde bleiben, egal was kommt, das verspreche ich dir!“ Sie guckte mich etwas geknickt an und sagte nur: „Das hoffe ich doch sehr“.


Die ersten drei Stunden gingen recht schnell um und dann war Pause. Die Nachricht, dass ich weitergekommen war, hatte sich in der Klasse verbreitet. Als ich gerade aus der Klasse gehen wollte, bekam ich schon die ersten dummen Bemerkungen zu hören. Sie sagten solche Dinge, wie: „Die kann doch nichts, guckt euch die doch mal an!“ oder „Emily, wenn du meinst, dass du so toll tanzen kannst, tanz doch jetzt gleich!“ Ich beachtete sie nicht, aber es tat weh, solche Kommentare zu hören. War ich denn wirklich so schlecht?! Was hatte ich getan, dass sie mich so hassten?! Es folgten auf dem Schulhof noch mehr Sprüche und dann konnte ich nicht mehr, ich rannte weinend weg. Irgendwohin, wo ich alleine sein konnte. Es war schon immer so gewesen, dass ich nicht gerade beliebt war, aber seitdem ich mich an der Tanzakademie beworben hatte, war es noch schlimmer geworden. Es tat weh, sehr sogar. Ich tat immer so, als würde es mich nicht interessieren, aber jeder Satz, den sie über mich sagten, hatte sich in meinem Gehirn eingebrannt. Manchmal, wenn ich schlafen wollte, gingen mir die Sätze wieder durch den Kopf und ließen mich nicht einschlafen. Ich wollte es so sehr, ich würde es schaffen. „Ich werde es allen beweisen!“, sagte ich zu mir selbst. Als es wieder zur Stunde klingelte ging ich wieder in die Klasse und ließ mir nicht anmerken, dass ich geweint hatte. Ich ging zu meinem Platz und ließ die restlichen Stunden einfach vergehen, ich meldete mich nicht, sprach nicht und saß einfach nur da. Komisch fand ich allerdings, dass Stella sich kein bisschen für mich eingesetzt hatte, sie war ja auch die einzige gewesen, die das von der Tanzakademie erfahren hatte.


Am Nachmittag ging ich direkt zum Tanzstudio, heute war Hip-Hop dran. Die Schritte waren so schwer und dann auch noch der Rhythmus des Liedes. Eine echt anstrengende Stunde. Mein Trainer brüllte die Zahlen „1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8“ und sagte uns was wir falsch machten. Am Ende des Trainings, sagte er mir, dass ich, wenn ich mich umgezogen hatte, zu ihm kommen sollte. Das beunruhigte mich sehr. Ich zog mich schnell um und ging dann zu ihm. „Ah, Emily. Ich hab schon gehört, dass du es weitergeschafft hast. Herzlichen Glückwunsch“ „Danke“, antwortete ich schlicht. „ Ich wollte mit dir deswegen nochmal reden. Auch wenn du es sehr weit geschafft hast, darfst du dich nicht ausruhen. Deine Ausdauer ist nicht gerade die beste und am Taktgefühl hapert es noch. Wenn du unbedingt zu dieser Tanzakademie willst, musst du dich jetzt richtig anstrengen“, sagte er, „ich habe dir einen Trainingsplan aufgestellt und den musst du wirklich machen, okay? Ich glaube an dich, aber wenn du es schaffen willst, musst du was für deine Ausdauer tun!“ „Danke, ich werde mein Bestes geben“ „Ach und das mit dem Taktgefühl, da helfen wir alle dir“, sagte er lächelnd.


Am Abend war ich hundemüde, erschöpft und wollte einfach nur schlafen. Mein Vater war aber noch nicht da, also setzte ich mich an den Computer, loggte mich bei Facebook ein und sah eine Meldung, dass ich auf einem Foto verlinkt wurde, dieses Foto zeigte mich beim Ballett, es wurde allerdings bearbeitet. Mir wurde ein Schnauzbart, ein fetter Bauch und noch ein paar andere Sachen angemalt. Sofort schaute ich nach, wer das Foto reingestellt hatte, aber der Name war wahrscheinlich gefälscht. Jetzt war ich echt am Ende, wer tut soetwas?“, fragte ich mich traurig. Sofort rief ich Stella an, sie war die einzige, die mich verstehen würde. „Hast du schon das Foto gesehen?“, fragte ich sie mit weinender Stimme. „Ja, hab ich“, sagte sie schlicht. „Weißt du, wer das war?“, fragte ich sie weiter aus. „Nein, tut mir leid“, antwortete Stella. „Warum machen sie das? Hab ich ihnen irgendetwas getan?“ „Nein hast du nicht, aber es nervt schon etwas, das mit dem Tanzen...“ „Wie meinst du das?“, fragte ich etwas geschockt. „Naja, du hast all deine Freunde vernachlässigt und nicht mehr beachtet, nur weil du unbedingt professionell tanzen willst und dann jetzt auch noch das mit der Tanzakademie, du wirst für immer hier weggehen und uns nicht mehr beachten!“, fing sie an zu weinen. „Aber Stella, es ist mein Leben! Und ich entscheide, was ich machen will!“, schrie ich sie an. „Vielleicht solltest du nicht immer nur an dich denke, Emily!“, sagte sie und dann hörte ich nur noch ein Piepen.








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