Kann Liebe alle Grenzen überwinden? - Teil 4

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 31.07.2012


Der Morgen danach

Langsam öffnete Claire ihre Augen und schloss sie sofort wieder. Ein beißender Sonnenstrahl fiel in das abgedunkelte Zimmer und schien ihr direkt ins Gesicht. Trotzig kuschelte sich Claire wieder in ihr Kissen und wollte weiterträumen, doch dann fiel ihr der gestrige Abend wieder ein. Ihre Autopanne! Florians Geburtstagsfeier! Francescos Angriff! Jean...
Mit einem Mal saß sie senkrecht im Bett und sah sich im Gästezimmer von Florian um. Sie merkte sofort, dass es ein Fehler war, denn ihren Kopf durchfuhr ein stechender Schmerz. Auch das noch... Langsam ließ sie sich zurück in die Kissen sinken. "Oh mein Gott!", stöhnte sie. Es fühlte sich an, als würde ihr Kopf gleich in tausend Einzelteile zerplatzen.
Wie viel hatte sie gestern eigentlich getrunken? Ihren Kopfschmerzen nach zu urteilen ein wenig zu viel. Hoffentlich hatte sie gestern nichts Schlimmes angestellt!
Schnell durchforstete sie ihr Gedächtnis nach den Geschehenissen von gestern - da war nichts Schlimmes. Nur braungrüne Augen und ein unwiderstehliches, zahnpastawerbungreifes Lächeln.
Trotz ihrer Kopfschmerzen, lächelte Claire glücklich, drehte sich auf den Bauch und umarmte ihr Kopfkissen. Wie ein verknallter Teenager knuddelte sie es und kicherte, hörte aber schnell damit auf, da ihr Kopf zu zerspringen drohte.
Ja, es war einfach zu schön um wahr zu sein - und Claire war glücklich wie schon lange nicht mehr.

Nach einer Weile, in der sie dümmlich vor sich hergegrinst hatte, stand sie jedoch mühsam aus dem weichen Bett auf und tapste barfuß zu der Tür des Gästezimmers. Vorsichtig spähte sie in den Flur und entdeckte an der gegenüberliegenden Tür - Florians Zimmer - einen auffälligen rosanen Zettel. Langsam und ja darauf bedacht sich nicht zu schnell und holprig zu bewegen, ging sie zu der Tür und las den daran klebenden Zettel:
»Guten Morgen, du Schlafmütze!
Bin im Garten. Falls du noch etwas frühstücken möchtest, komm vorbei.
Flo«

Als sie diese Worte las, machte sich Claires Magen bemerkbar und vor ihrem inneren Auge wurden die grünbraunen Augen gegen ein knuspriges, hellbraunes Croissant ausgewechselt. Oh ja, sie hatte einen Bärenhunger! So schnell es ihr Kopf erlaubte, durchquerte sie das Appartement und kam an der Terrasse an. Kurz blieb sie an der Tür stehen und ließ sich die Sonne wenige Augenblicke ins Gesicht scheinen. Auch wenn es wahnsinnig hell war, genoss sie die warmen Strahlen. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag - wie der zuvor.
Auf der Terrasse stand ein dunkelbrauner Holztisch und vier dazugehörige Stühle, auf denen blau-weiß-karierte Polster lagen. Der Tisch war mit den leckersten Sachen gedeckt und in Claires Mund lief das Wasser zusammen. Wie schön es doch war, aufzustehen und einen gedeckten Frühstückstisch vorzufinden! In Gedanken knutschte sie ihren besten Freund ab - er wusste immernoch am besten, was sie für ein Katerfrühstück benötigte.
Schwerfällig ließ sie sich auf einen der freien Stühle sinken und betrachtete kurz Florian, der ihr gegenüber saß und völlig in die Tageszeitung vertieft war. Anscheinend hatte er sie nicht einmal Kommen hören.
Na ja, das konnte ihr ja egal sein - jetzt wurde erst einmal gegessen!
Sie angelte sich ein Brötchen aus dem Brotkorb und griff nach der Erdbeermarmelade. Als sie das Brötchen fertig geschmiert hatte, biss sie genüsslich hinein. "Göttlich", schwärmte sie und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Jetzt mussten nur noch diese beschissenen Kopfschmerzen weggehen. Und Durst hatte sie auch noch...und wie!
Suchend ließ sie ihren Blick über den gedeckten Frühstückstisch schweifen und blieb an der Kaffeekanne hängen. Kaffee - genau das, was sie jetzt brauchte!
Claire streckte die Hand danach aus und hob sie zu sich, nur um festzustellen, dass sie leer war.
In dem Moment legte Florian seine Zeitung beiseite und sah Claire überrascht an. "Na, auch schon wach?", grinste er sie an. "Scheint so", grummelte sie und stellte die Kanne zurück auf den Tisch.
"Kaffee leer?"
Müde nickte Claire und ließ sich zurück auf den Stuhl sinken. "Kopfschmerzen?", fragte Florian schon fast schadenfroh, als er sie kurz dabei beobachtet hatte, wie sie sich ihre Schläfen massierte.
Claire warf ihm einen tödlichen Blick zu, der den Blondschopf zum Lachen brachte. "Oh man, Flo! Hör auf!", jammerte sie gequält. "Das tut weh!"
Florian grinste nur amüsiert weiter und erhob sich dann aus seinem Stuhl. "Ich hol dir mal eben neuen Kaffee und 'ne Kopfschmerztablette", meinte er gutmütig und verschwand in dem Haus.

Dankbar sah Claire ihrem besten Freund nach - er war wirklich ein Schatz. Sie ließ ihren Blick von der Terrasse in den Garten schweifen und erschrak. Der sah vielleicht aus! Überall lagen leere Flaschen oder anderer Müll auf dem Rasen, leere Gläser und Teller standen auf den Tischen und der Rasen war total plattgetreten - besonders dort, wo die Tanzfläche gewesen war. Als Claire die leere Tanzfläche betrachtete, bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen. Wie sie und Jean getanzt hatten...herrlich.
Sie waren so vertraut miteinander umgegangen, als würden sie sich schon jahrelang kennen, waren sich so nahe gewesen. Claire ließ den gestrigen Abend noch einmal in Revue passieren, bis sie auf das unschöne Detail mit Francesco stieß. Immernoch angeekelt von seinen Berührungen und dem Kuss, verzog sie das Gesicht. Es war abartig gewesen! Der ganze Typ widerte sie einfach nur an!
Wenn er sich ihr noch einmal näherte, konnte er aber was erleben!
Aber schon im nächsten Moment kam der womöglich schönste Teil des gestrigen Abends: Jean, ihr Held, wie er sie aus den Händen von Francesco rettete. Wie süß er gewesen war, als er sie beschützt hatte! Träumte nicht jede Frau von so jemandem? Und sie hatte es erlebt - mit Jean. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus.
Er schien einfach perfekt zu sein! Wunderbarer Charakter, aus gutem Hause, sah einfach unfassbar gut aus - und diese Augen! Theatralisch seufzte Claire auf und knabberte verträumt an ihrem Brötchen.
Was hatte sie doch gleich zum Abschied gesagt? »Mein Held!«
Irgendwie war es ihr peinlich, mal wieder so einen Schwachsinn von sich gegeben zu haben. Anscheinend war sie wirklich betrunken gewesen...
Aber es stimmte irgendwie ja auch, oder?

Plötzlich wedelte eine Hand vor ihrem Gesicht herum. "Erde an Clara. Noch anwesend?", rief Florians Stimme und Claire blinzelte verwirrt. Vor ihr stand Florian und hielt ihr ein Glas mit sprudelndem Wasser vor die Nase. "Hier, deine Kopfschmerztablette", sagte er. Dankbar nahm Claire die Tablette und das Glas entgegen.
Florian goss ihr derweil den Kaffee in eine Tasse und setzte sich wieder auf seinen ursprünglichen Platz. "Na, woran hast du gerade gedacht?", wollte er neugierig wissen. "Ach, so über dies und das", wich Claire ihm aus und schlürfte den noch heißen Kaffee. "Auch an gestern."
Florian schnappte sich ein Schokocroissant und biss herzhaft hinein. "Hat es dir denn gefallen?", fragte er mit halbvollem Mund. Was für eine Frage! Innerlich grinste Claire sich halb tot. "Ja, der Abend war wirklich schön." Florian grinste wissend.
"Kann mir schon denken, wieso." Claire wurde es heiß und sie strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wusste er etwa...? Sie beschloss, sich ahnungslos zu stellen. "Achja, warum denn?" Florian biss noch einmal genüsslich in sein Croissant. "Nun, ich bin nicht blind!", begann er dramatisch. "Glaub ja nicht, ich hätte dich und Francesco nicht gesehen!" Claire fiel die Kinnlade runter und sie starrte ihren besten Freund fassungslos an. "Ich dachte zwar immer, du kannst ihn nicht leiden, aber ihr scheint euch ja gestern echt ziemlich nah gekommen zu sein.", grinste er. "Was?!", keuchte Claire.
"Dieser widerwärtige Typ hat MICH geküsst! Ich wollte das gar nicht!"
Skeptisch wanderte Florians linke Augenbraue in die Höhe. "Hast du denn nicht gesehen, wie Jean ihn von mir weggerissen hat?" Entsetzt sah sie ihn an.
Was für eine ekelhafte Unterstellung, sie hätte ihn freiwillig geküsst! So etwas würde sie nicht einmal im stockbesoffenen Zustand tun!
Florian fing leicht an zu lachen und hob entschuldigend die Hände. "Verzeihung, die Dame! Wie konnte ich nur so etwas denken."
Claire verzog mürrisch das Gesicht und setzte ihre Tasse erneut zum Trinken an.
"Und Jean hat dir geholfen, hast du gesagt?", fragte Florian dann. "Das würde dann auch erklären, wieso er dich danach zu mir gebracht hat. Das heißt dann also, ihr habt euch gut verstanden?"
Zum Glück verdeckte die Tasse gerade einen Teil ihres Gesichtes. Allein ihr Grinsen hätte Bände gesprochen. "Ja, das haben wir", antwortete sie schließlich und fand das Nutellaglas vor ihrer Nase plötzlich sehr interessant.
"Ach komm, sag schon", drängelte Florian weiter. "Wie findest du ihn?" Claire fiel gerade in diesem Moment auf, wie schön und wohlgeformt so ein Glas Nutella doch war!
"Clara?"
Mist! Sie kam wohl kaum um eine Antwort herum. Sie blickte auf und lächelte leicht. "Er ist sehr nett", sagte sie dann nur. "Kein eingebildeter Schnösel?", hakte Florian vorsichtig nach. Claire errötete. Stimmt ja, sie hatte ihn ja schon vorher von ihren skeptischen Gedanken bezüglich des Herrn Roi berichtet. "Nein", erwiderte sie knapp und erntete von Florian einen Hab-ich-doch-gleich-gesagt-Blick kombiniert mit einem spöttischen Grinsen.

"Wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte Claire schließlich, um das Thema zu wechseln. Es war Sonntag und sie musste endlich mal wieder ihre Wohnung putzen. Florian schaute auf seine Armbanduhr. "Halb Eins", las er ab. "Gleich dürfte die Putzkolonne eintreffen."
Claire stand auf und schob ihr Geschirr zusammen. "Ich mach mich dann mal fertig", sagte sie und nahm ihren Geschirr mit in die Küche.
Im Gästezimmer angekommen, suchte sie ihre Klamotten zusammen - sie lagen überall auf dem Boden versteut - und ging damit ins Badezimmer. Als sie vor dem Ganzkörperspiegel stand, entwich ihr ein leiser Entsetzenslaut. Sie sah ja furchtbar aus!
Bleich wie ein Vampir und schwarz umrandete Augen wie ein Zombie! Ihre Haare machten das Bild auch nicht schöner, sie sah aus wie eine Art Zombie-Vampir-Hexe. Und SO hatte Florian sie gerade ertragen und nichts gesagt - er war eben einfach ein bester Freund!
"Nie wieder Alkohol", murmelte Claire, während sie sich anzog, obwohl sie wusste, dass sie das nicht lange durchhalten würde.
Nachdem sie sich einigermaßen hergerichtet hatte, verabschiedete sie sich von Florian und stieg in ihr Auto. Wenigstens hatte sie keinen kaputten Reifen mehr - gedanklich bedankte sie sich noch einmal bei Jean.
Gestern war wirklich ein wunderschöner Abend gewesen... und sie sehnte sich schon jetzt wieder nach seiner Nähe. Sie seufzte.
Wann würden sie sich wiedersehen?

-- -- --

Unterdessen stand eine schwarzhaarige Frau in einem anderen Stadtviertel auf und streckte ihre Gliedmaßen. Komisch!
Jean hatte diese Nacht nicht neben ihr geschlafen...wo er wohl steckte? Sanft strich sie über die unberührte Seite des Bettes und nach einigen verträumten Sekunden, beschloss sie, aufzustehen.
Die Frage, die sie sich soeben gestellt hatte, wurde auch gleich beantwortet, als sie ins Wohnzimmer ging. Sie schnürte sich ihren Morgenmantel zu, zog die Vorhänge an den Fenstern beiseite und wollte den Fernseher anschalten. Da fiel ihr Blick auf die Couch, auf der sich ein gerade erwachender Jean befand. "Kein Licht, Anna", grummelte er und wollte sich nochmals die Decke über den Kopf ziehen. Doch bevor er dies tun konnte, zog Anna sie ihm mit einem Ruck komplett weg. "Hat da etwa jemand einen Kater?", fragte sie schadenfroh und wuschelte ihm durch die zerzausten Haare. Er grummelte etwas Unverständliches und machte langsam die Augen auf. "Mein Leben für etwas zu essen und eine Kopfschmerztablette", sagte er, als würde er gleich sterben. "Ich mach uns Frühstück", erwiderte Anna lachend und ging in die Küche.

Während die beiden frühstückten, begann Anna ihn neugierig auszufragen. "Und, wie war Florians Party?" Sie war zwar selbst eingeladen gewesen, doch durch ein wichtiges Familienessen verhindert. "Ganz gut", antwortete Jean und trank einen Schluck Kaffee. "Alle waren da und Flo war wie immer", war seine wortkarge Antwort. Es versetzte Anna einen Stich - sie wäre viel lieber zu der Geburtstagsparty gegangen und hätte Florian wieder gesehen...
"Und wie war es mit deinem Vater?", fragte Jean dann und biss in sein Käsebrot. Aufmerksam musterte er ihre Bewegungen und schmunzelte leicht, als sie versuchte, zu lächeln. Anna kannte Jean seit sie denken konnte und zwischen ihnen war ein starkes Band des Vertrauens. Deswegen wusste er auch ganz genau von dem zwiespältigen Verhätnis zu ihrem Vater. "Wie immer", sagte sie nur. Sie wollte nicht darüber reden und die Worte und Demütigungen ihres kaltherzigen Vaters wiederholen. Traurig richtete sie ihre hellgrünen Augen auf den Teller vor sich. "Anna", sagte Jean plötzlich sanft und sie richtete ihren Blick auf ihn. "Es wird alles gut werden. Wir schaffen das schon zusammen." Anna lächelte dankbar und nickte. Ja, das würden sie - schließlich teilten sie dasselbe Schicksal.

Nach einer Weile, in der Jean sein Käsebrot verschlungen und zwei Tassen Kaffee getrunken hatte, durchbrach Anna die Stille: "Und, wie ist die beste Freundin von Florian?", wollte sie wissen. "Du hast sie doch gestern kennengelernt, oder?"
Anna war wirklich gespannt über ein paar Informationen über diese Frau. Florian sprach zwar viel und gut von ihr, aber manchmal hatte Anna das Gefühl, dass es schon zu viel war. Aber eigentlich konnte es ihr ja egal sein...
"Ihr Name ist Claire Courounne", sagte Jean und stellte seine Tasse ab. Anna stellte überrascht fest, dass er den Gesichtsausdruck angenommen hatte, den er trug, wenn er versuchte ein starkes gefühl zu unterdrücken. "Sie ist ganz nett und hübsch, blonde Haare, blaue Augen." Wieder gab es Anna einen kleinen Stich. Und sie ertappte sich wieder dabei, wie sie an Florian denken musste...verdammt!
Nachdenklich sah sie Jean an, der sich alle Mühe gab, nicht seine Gefühle preiszugeben. Doch Anna kannte ihn zu lange, um nicht auch diesen Blick richtig zuordnen zu können.

Ein plötzliches Klingeln riss die beiden aus ihren Gedanken und Jean griff genervt nach seinem Handy. "Jean Roi", meldete er sich mit kühler Stimme. Anna beobachtete seine Augen, wie sie von warm zu eiskalt wechselten. Sie wusste sofort, wer am anderen Ende der Leitung war: sein Vater.
"Ja, Vater", sagte er gerade und fuhr sich entnervt durch die dunkelbraunen Haare. Für die äußere Welt war Jean ein gelassener, meist ein wenig reservierter, unterkühlter Mann, der nichts von sich und seinen Gefühlen preisgab - besonders seiner Familie gegenüber. Nur, wer ihn richtig kannte, kannte den richtigen Jean. Den Jean, der ein Lächeln auf den Lippen trug und jede Sache optimistisch anging. Und Anna war froh, einer dieser Menschen zu sein.

Als Jean das Telefonat beendet hatte, ließ er sie alleine in der Küche zurück und begab sich ins Badezimmer. Anna würde heute für zwei Wochen wegfahren, da sie einen wichtigen Botengang für ihren Vater zu erledigen hatte. Warum er gerade sie dafür benötigte, war ihr schleierhaft, doch sie widersprach ihm nicht und tat das, was er von ihr verlangte. Schon oft hatte sie versucht, dieses Verhalten abzulegen, doch es ging nicht. Sie steckte in einer verzwickten, ausweglosen Situation - an der mal wieder ihr Vater schuld war.
Sie war seit Kindheitstagen mit Jean verlobt. Keiner hatte sie gefragt, es wurde einfach gemacht.
Jean und Anna liebten sich nicht, aber sie führten eine tiefe Freundschaft und Anna hatte auch eigentlich kein Problem damit. Jean war der perfekte Verlobte - war nett, zuvorkommend und sah noch dazu gut aus.
Ja, er sah wirklich verdammt heiß aus, wie er da gerade nur in seinen Boxershorts gesessen hatte...kein Wunder, dass ihm alle Frauen zu Füßen lagen.
Und dennoch konnte sich Anna nicht in ihn verlieben. Es ging einfach nicht. Sie waren einfach zu lange und gut befreundet, dass da etwas liebestechnisches laufen könnte.
Umso näher die Hochzeit rückte, desto mehr verzweifelte sie daran. Und natürlich wusste sie auch genau, wessen Schuld das war... Florian.
Sie war schon lange in den Blonden verliebt, ließ sich jedoch nichts anmerken - es war zu riskant. Noch nicht einmal Jean wusste um ihre Gefühle zu seinem besten Freund.
Im Endeffekt war es sowieso egal. Florian und sie würden nie eine Chance haben, selbst wenn Florian auch in sie verliebt wäre. Aus ihnen konnte und durfte nicht etwas werden...Anna würde keine weiteren Gefühle zulassen. Ihr Leben war zum Scheitern verurteilt, schon fast ihr ganzes Leben lang. Gefangen in einem Käfig, zu dem es keinen Schlüssel gab.
Resolut machte sie den Reißverschluss ihres roten Kleides zu und warf sich selbst einen selbstsicheren Blick im Spiegel zu - obwohl sie sich nicht so fühlte.

Anna kam wieder ins Wohnzimmer, als Jean gerade sein Handy achtlos auf den Couchtisch warf. Müde rieb er sich mit den Händen über sein Gesicht und als er Anna bemerkte, lächelte er ihr zu. "Ich soll dir noch schöne Grüße von meinem Vater ausrichten", sagte er. Anna bedankte sich und ging zur Tür, wo ihr Koffer schon bereit stand. Jean betrachtete seine zukünftige Frau. Sie trug ihre schwarzen Haare zu einem Bob und hatte ihre hellgrünen Augen, die von dichten, dunklen Wimpern umrandet wurden, leicht getuscht. Dazu trug sie ein weißes Sommerkleid, das ihrer schlanken Figur schmeichelte. "Du bist wunderschön", sagte Jean und kam zu ihr. "Danke", murmelte Anna verlegen und nahm den Koffer in die Hand. "Ich muss dann mal los."
Jean nickte und die beiden umarmten sich kurz. "Komm gesund zurück", meinte er lächelnd und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Dann hielt er ihr die Tür auf und sah ihr nach, bis der Aufzug die Türen schloss. Langsam ließ Jean die Türe wieder ins Schloss fallen und sank daran herunter auf den Boden. "Warum? WARUM, verdammt nochmal?!"
Wieso sah er nicht Annas grüne Augen vor sich, sondern strahlend blaue, die ihm entgegen funkelten?
Verzweifelt raufte er sein ohnehin schon unordentliches Haar. Die ganze Zeit musste er an Claire denken. Wie sie angetrunken in seinen Armen lag... Oh Gott, wie gerne er sie da geküsst hätte!
Er durfte gar nicht an so etwas denken!
Aber die blonde Schönheit hatte ihm total den Kopf verdreht, er wusste nicht, wo oben und wo unten war. Ach, verdammt!
Es war das Vernünftigste, wenn er sie nie wieder sah! Und es wäre das Beste - für sie beide. Denn es würde sowieso nicht klappen.
Und doch stellte er sich die ganze Zeit über nur eine einzige Frage:
Wann würden sie sich endlich wieder sehen?

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Ich bin soooo in Schreiblaune! :) Ich hoffe, man merkt das... ? :D
Jaaaa, ich weiß, Zwangsheirat gibts nicht mehr, blabla, aber ich fand das so verlockend, eine verzwickte Story da drüber zu schreiben... irgendwie. :D
Nun ja, ich wollte mich nur eben mal für die vielen lieben Kommentare bedanken, ich freu mich immer wahnsinnig drüber, wenn ich sie les :)
Lasst weiterhin von euch hören!! :)
Greez





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