noch kein Titel (;

Autor: sunny
veröffentlicht am: 20.07.2012


Prolog

Es war spät abends, als ich vom Zug ausstieg. Der Bahnhof war erleuchtet von den Laternen und es hielt sich niemand mehr auf, bis auf ein paar Penner, die vermutlich gerade kifften. Bei solchen Leuten war mir nie ganz wohl, also schulterte ich schnell meine Handtasche und machte mich auf den Heimweg. Zum Glück waren es nur eine viertel Stunde Fußweg, aber würde ich mich beeilen wäre ich schneller. Unheimlig, nachts alleine unterwegs zu sein, fand ich es schon immer. Und das die Straßen sowieso wie ausgestorben waren, machte es nicht viel besser. Also machte ich mir andere Gedanken. Ich dachte an den schönen Abend, den ich mit meinen Freundinen Amy und Viola gehabt hatte. Wir waren in einer Spätvorstellung im Kino gewesen, hatten uns 1,5 Liter Cola und eine große Tüte Popcorn bestellt und viel gelacht. Der Streifen, den wir uns reingezogen hatten, war die reinste Schnulze gewesen (ich liebte Schnulzen!). Am Ende war es so schön gewesen, dass Amy, Viola und ich alle heulend auf unseren Plätzen saßen und den Rest Popcorn in uns reinstopften. Doch als die Lichter angegangen waren, hatten wir einen total Lachflash, weil unsere Schminke total verloffen war. Ja, es war ein lustiger Abend gewesen. So, nun hatte ich gar nicht mehr so weit zu laufen. Puh! Ich überquerte die Straße und lief eilig weiter. Doch als im nächsten Moment ein Auto neben mir langsamer wurde, bekam ich es mit der Angst zu tun. "Bitte, fahr weiter!", bat ich im stillen. Aber der Fahrer fuhr nicht schneller oder sonst was, nein, er hielt mit meinem Tempo schritt! Mein Puls fing an zu rasen. Einfach weiterlaufen. Ich starrte geradeaus und tat so, als würde ich mich nicht daran stören. Mein Herz sank regelrecht in die Hose, als das Fenster runtergekurbelt wurde. "Was machen wir denn noch alleine hier?", fragte mich eine Männerstimme. Auch wenn ich den schmierigen Typen nicht sehen konnte, wusste ich, dass er ein fießes Grinsen aufgesetzt hatte. Meine Schritte waren langsamer geworden, ich zwang mich, ruhig zu atmen, aber ich schaffte es nicht. "Ich hab dich was gefragt!" Der Typ wurde wütend, seine Stimme war barsch. In meinen Ohren hörte ich meinen Puls und ehe ich mich versah, rannte ich im nächsten Moment schreiend los. "Hilfe!!!" Ich lief so schnell mich meine Füße trugen, auch wenn ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Denn ich wurde mit dem Auto verfolgt. Ein Stück vor mir hielt der Wagen, der Mann stieg aus und lief geradewegs auf mich zu. Scheiße! Flink machte ich kehrt und lief wieder in die andere Richtung. Hinter mir hörte ich die Schritte des Mannes. Ich rannte schneller, schaute mich fieberhaft nach irgendetwas um, womit ich ihn hätte verletzten können. Doch im nächsten Moment wurde ich von hinten gepackt. Ich konnte den heißen Atem des Mannes an meinem Hals spüren, aber seine Bierfahne wiederte mich genauso an. Wild schlug und trat ich um mich, meine verzweifelten Schreie verhallten in der Nacht. "Halt den Mund!", brüllte der Mann mich an. Wie eine Puppe wurde ich über den Asphalt gezogen, gegen diesen Typ hatte ich keine Chance. Dann schlug er mir mit der Hand in mein Gesicht, mir wurde schwindelig und schlecht. Meine Schreie verstummten. Dann drückte er mich unsanft auf den Boden. Er beugte sich über mich. Mit seinen schmierigen Händen faste er mich an, mir wurde kotzübel. Als er gerade an seiner Hose rumfummelte, schreckte er auf einmal hoch. Urplötzlich ließ er von mir ab, rannte zu seinem Auto und fuhr einfach davon. Ich lag noch immer völlig unter Schock auf dem Boden, zitterte am ganzen Körper, unfähig mich zu bewegen. Krampfhaft fing ich zu weinen an. "Hey, alles okay mit dir?", fragte mich eine Stimme. Sie war warm und weich und ... freundlich. "Ja", wollte ich sagen, aber ich brachte keinen Ton heraus. "Komm, steh auf." Die Person hielt mir eine Hand hin, zögerlich nahm ich sie und zog mich hoch. Als ich stand, drehte sich alles und am liebsten hätte ich mich sofort wieder hingelegt. "Ich will ... nach Hause...", war alles, was ich herausbrachte. Immer noch zitternd schaute ich die Person an, die mich gerettet hatte. Vor Erleichterung hätte ich wieder heulen können, es war eine Frau! Sie lächelte mich an. "Sag mir wo du wohnst, ich geh mit dir Heim", sagte sie. Ich brauchte ein bisschen, bis ich die Worte begriff, die die Frau gesagt hatte und lief dann einfach los. Irgendwann standen wir vor meiner Haustür. "Danke für vorhin", meinte ich schwach, umarmte kurz die Frau, die sich als Veronika vorgestellt hatte und umarmte sie fest. Wieder liefen ein paar Tränen über mein Gesicht. Was wäre wenn sie nicht gewesen wäre? Ich hätte tot sein können. Nachdem Veronika gegangen war, schleppte ich mich in mein Zimmer. Es schien alles so unwirklich. Erschöpft schmiss ich mich auf mein Bett und fing wieder heftig an zu weinen.

1 Jahr später

"Hey Süße, alles gute zum Geburtstag!" Meine Freundin Viola umarmte mich fest und gab mir dann das Päckchen, dass sie dabei hatte. Lächelnd nahm ich es an mich. "Ich mach's später auf, lass uns jetzt erst mal losgehen!", meinte ich. Viola nickte. Schnell verabschiedete ich mich noch von Mom, die mir nochmals sagte, ich solle mich nicht besaufen und verließ dann mit Vio das Haus. Zusammen machten wir uns auf den Weg in die Disco, wo ich heute meinen sechzehnten feiern würde. Bestimmt hatte Vio noch ein Haufen anderer eingeladen. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Bus und ein bisschen Fußweg waren wir auch schon da. Drinnen wurde gute Dancemusic gespielt, sofort war ich in Stimmung. Vio nahm mich an der Hand. "Komm mal mit!", rief sie mir zu. Also zog sie uns durch die Menschenmenge, rüber zur Bar, wo ich auch gleich ein paar wiedererkannte. "Du hast die halbe Klasse eingeladen?", fragte ich lachend. "Na klar, sonst gehts ja gar nicht richtig ab!", meinte Vio wieder. Das war typisch für sie. Dennoch, wir amüsierten uns verdammt gut. Es war super Stimmung, die Musik war klasse und auch die Cocktails trugen ihren Teil zum Spaß bei. Nach drei Drinks war ich schon ein bisschen angetrunken und in bester Laune. Vio erging es nicht anders. Wie verrückte wirbelten wir auf der Tanzfläche herum, lachten und waren einfach total ausgelassen. Irgendwann konnte ich nicht mehr und schlängelte mich zur Bar durch, wo ich mich auf einen Barhocker setzte. Ich stützte den Kopf in die Hände und seufzte zufrieden. Bis jetzt war mein Geburtstag genial gewesen. "Hey Jessy!" Ich zuckte zusammen, als mich jemand von der Seite ansprach. Es war Sven aus meiner Klasse. "Oh, hey", gab ich zurück. Er hockte sich auf neben mich. "Machst du schon schlapp?"
Gespielt verärgert boxte ich ihn in die Seite. "Sei mal schön still!" "Wie siehst's aus, tanzen wir nachher mal 'n bisschen?" Erwartungsvoll schaute Sven mich an. "Yep, warum nicht? Ich bestell mir noch 'nen Drink, dann können wir!" Sven nickte und rutschte wieder vom Hocker. Oh Gott. Tanzen. Mit Sven. Das hieß, er würde mich anfassen ... Stopp! Schnell konzentrierte ich mich darauf, wie der Barkeeper meinen Drink machte. Nach ein paar Minuten stand er fertig gemixt vor meiner Nase. "Danke." In einem Zug hatte ich das Glas leer, schob es ein Stück von mir weg und zwängte mich dann zu den anderen durch. Sven erblickte mich und kam auf mich zu. "So, komm." Er zog mich mit auf die Tanzfläche und dann legten wir los. Lachend bewegte ich mich im Rythmus der Musik. Die Lichter tanzten genauso wild wie wir umher. Unter meinen Füßen konnte ich den Beat spüren. Doch als mich jemand von hinten an den Hüften fasste, wurde ich augenblicklich starr. "Hey, was ist los?" Es war Sven. Hastig tastete ich nach seinen Händen und schob sie von mir weg, wirbelte herum und starrte ihn mit großen Augen an. "Das pack ich nicht. Lass es bitte."
"Hey, Jessy, was war mit dir denn los?", fragte mich Vio, als wir die Disco verließen. "Was meinst du?" "Denkst du, ich hab das mit Sven nicht mitbekommen?" Mein Körper spannte sich an. "Ich mag es eben nicht, wenn man mich so anfasst. Schon mal deswegen, weil er nicht mein Freund ist", gab ich einfach zurück. "Er wollte nur tanzen." "Ist mir egal." Damit war das Thema für mich erledigt. Schließlich wollte ich jetzt nicht darüber reden oder daran denken. Ich war froh, dass ich nicht alleine nach Hause laufen musste. Vio würde bei mir übernachten. Obwohl sie dabei war, war es für mich schrecklich, jetzt nach Hause laufen zu müssen. Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper und war heilfroh, als ich endlich die Haustür aufsperrte. Wir zogen unsere Schuhe und Jacken aus und gingen dann gleich in mein Zimmer. Wir schlugen unser Nachtlager auf, zogen uns um und schminkten uns ab. Danach tapsten wir leise wieder in mein Zimmer und verkrochen uns unter die Bettdecken. Wie immer, wenn Vio bei mir übernachtete, schliefen wir natürlich niemals sofort. Wir unterhielten uns noch über den heutigen Abend. "Jessy, wie findest du Jan?" Obwohl es im Zimmer dunkel war, wusste ich, dass sie nun einen verträumten Blick hatte. "Ähm, ganz okay, wieso?", fragte ich. "Weil er total süß ist! Ich schwör's dir, er kann so gut tanzen und bevor wir gegangen sind, hat er mir einen Kuss auf die Wange gedrückt!" Als Vio mir davon erzählte, wirkte sie wie ein kleines Mädchen, dass die lang ersehnte Barbie bekam. Ich lächelte. "Bestimmt steht er auf dich." "Meinst du echt?" Vio schaute mich fragend an. "Klar", meinte ich, "Ich denke nicht, dass er einfach so mal jedes Mädchen küsst." Da winkte sie ab. "Er hat mir nur auf die Backe einen Schmatzer gegeben!" "Trotzdem ist es ein Kuss." Jetzt konnte ich sie so richtig schön necken! Sehr lange quasselten wir nicht mehr, weil wir beide müde waren. Irgendwann schliefen wir dann einfach ein.







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