Drawn By Life - Teil 3

Autor: Miss Morales.
veröffentlicht am: 17.08.2012


Hey ihr Lieben. Tut mir leid, dass es doch noch so lange bis zum nächsten Teil gedauert hat. Probleme mit dem Internet. Nun kommt aber erstmal der nächste Teil. Wie immer, viel Spaß beim Lesen :-)
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Die Flure im Krankenhaus glichen einer verkehrsvollen Kreuzung. Von allen Seiten drangen Patienten und Schwestern. Ärzte, die in ihren weißen Kitteln durch die Türen gingen und versuchten den Schaden zu beseitigen. Man hörte wie Angehörigen gesagt wurde, dass es bei der Operation Komplikationen gab, sie jedoch alles versucht hätten und wie leid es ihnen tue. Freunde, die ungeduldig auf und ab gingen, hofften, beteten dass alles gut gehen würde. Stimmen und stilles Weinen. Überall schlug es auf einen ein.
Ungeduldig wartete ich darauf, dass der Stationsarzt aus dem Zimmer meines Vaters kommen und mir mitteilen würde, wie es um ihn stand, während ich nervös auf der Unterlippe kaute und versuchte, all das Chaos um mich herum auszublenden. Ein Mann, der mit gesunkenem Kopf die Hände zwischen den Knien baumeln lies, schreckte hoch als ein kleines Mädchen ihn am Ärmel zupfte.
„Daddy? Mommy wird doch wieder gesund oder?“, sie sah ihn mit großen Augen und einem kleinen Lächeln im Gesicht fragend an. Er schmunzelte.
„Ja, natürlich wird sie das“, er nahm sie auf den Schoß, drückte ihren kleinen Körper an seine Brust während er das Gesicht in ihren dunkelblonden Haaren vergrub um ein Schluchzen zu ersticken.
„Ms Bellisario“, schlagartig wandte ich den Blick von den beiden ab und sah in das ernste Gesicht eines älteren Mannes mit eckiger Brille.
„Ja?“
„Ihr Vater ist stabil. Er hat die Pulsader waagerecht angeschnitten, sodass keine größere Lebensgefahr bestand“
„Oh Gott sei Dank“, hauchte ich erleichtert.
„Allerdings kam er mit viel Alkohol im Blut in die Notaufnahme, sodass wir ihm Kochsalzlösung gegeben haben um den Gehalt zu neutralisieren. Wir vermuten dass die Tat aufgrund seines Zustandes passierte, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht zurechnungsfähig war, weshalb wir ihn gerne für zwei, drei Tage hier unter Beobachtung haben möchten“.
Ich nickte.
„Kann ich ihn sehen?“
„Natürlich“, er trat einen Schritt zur Seite und öffnete mir die Tür.
„Er wird noch nicht vollständig bei Sinnen sein. Nehmen sie seine Reaktionen nicht persönlich“, damit verabschiedete er sich und die Tür fiel ins Schloss. Während der Monitor im regelmäßigen Rithmus seines Herzens piepte, lag er mit einem auffällig weißen Verband am linken Handgelenk und an die Decke starrend im Bett. Das Bild meiner Eltern stand genau daneben, auf dem Nachttisch. Zögernd machte ich ein paar Schritte auf ihn zu.
„Dad?“, er rührte sich kein Stück. Langsam setze ich mich neben ihn aufs Bett und wartete auf seine Reaktion. Doch anstatt mich anzusehen, starrte er weiterhin die Decke an.
„Daddy?“, meiner Stimme war nun die Verzweiflung zu entnehmen, dem einer meiner Freundinnen sofort aufgefallen wäre. Piep. Piep. Piep.
„Ich habe dich enttäuscht“, seine tiefe Stimme, die noch einen gelallten Unterton hatte, verklang im Raum.
„Ist schon okay“
„Nein, nein ist es nicht Quinni. Ich habe schon wieder Mist gebaut“, früher hatte er mich oft Quinni genannt. Immer wenn wir rumgealbert, verstecken gespielt und viel lachen mussten. Wenn ich einmal hingefallen war und er mir sagte, dass bis ich heirate alles wieder weg sein würde, während er mir ein buntes Pflaster auf die Stelle klebte. Er nannte mich nur noch selten so.
„Ich musste an unseren Urlaub in den Hemptons nachdenken. Wo wir dieses Ferienhaus, nahe des Waldes und dem großen See hatten“
„Dad, du musst wirklich nicht ...“
„Du musst sechs gewesen sein, bist einem Frosch hinterher gelaufen, wolltest ihn schnappen und schließlich im Wasser gelandet. Du sahst so überrascht und zugleich zuckersüß aus. Mom konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, als sie dich auf den Arm genommen hat. Und deine größte Sorge war die, dass du den Frosch zerquetscht haben könntest, da er nicht mehr zu sehen war“
Vor meinen Augen erschienen unzählige Bilder dieses Urlaubs und plötzlich überkam mich dieses Gefühl, das man verspürt, wenn man Dinge wiederfindet von denen man gar nicht wusste, dass man sie noch besaß. Jetzt sah er mich an.
„Du hast heute deinen Abschluss gemacht“.
„Das ist doch keine große Sache. Es viel wichtiger, dass du jetzt wieder richtig gesund wirst“.
„Ich bin so stolz auf dich. Bald wird alles wieder gut. Weißt du, ich habe nicht richtig nachgedacht. Da war der Alkohol und plötzlich fand ich das Messer in meiner Hand“. Ich musste das Thema wechseln. Ich wollte nicht hören wie er aus Versehen zur Flasche gegriffen hatte. Er doch nur einen Schluck nehmen wollte, woraus schließlich dutzende geworden waren. Wie stark ihn dann die Gefühle überkamen und nicht wusste, was er tun sollte. Dass er all dies nicht wollte und es nie wieder passieren würde.
„Wie bist du eigentlich ins Krankenhaus gekommen?“
„Ach, ich bin gelaufen. Das Auto verschmutzt doch bloß die Umwelt“, natürlich er war betrunken und mit einer Schnittverletzung ins Krankenhaus gelaufen. Krampfhaft presste ich die Lippen aufeinander um Tränen zu unterdrücken.
„Hör zu, die wollen dich hier noch ein paar Tage im Krankenhaus behalten, um deine Werte zu beobachten. Du solltest jetzt schlafen damit es dir morgen besser geht. Ich hab dich lieb“, sanft drückte ich seine Hand und ging zur Tür.
„Quinni?“, ich drehte mich um und unsere Blicke trafen sich.
„Ja?“
„Weißt du noch was Mom immer gesagt hat, wenn einer von uns krank war?“
„Schlafen ist die beste Medizin“, ein Lächeln umspielte meine Lippen, ehe ich die Tür schloss und mit Tränen in den Augen auf dem Weg zum Auto war.






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