Drawn By Life - Teil 2

Autor: Miss Morales.
veröffentlicht am: 23.07.2012


Ihr Lieben. Für die nächsten zwei Wochen wird das erst einmal der letzte Teil sein. Dafür ist er auch ein wenig länger ;-)
Wir sehen uns am 08.08 wieder und bis dahin viel Spaß beim Lesen :-)
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Es war gerade kurz vor zwei als das grüne Meer von Schülern sich auf dem Vorhof versammelte. Es wurden Abschiedsfotos gemacht, lange Umarmungen unter Tränen ausgetauscht sowie vor Freude getanzt. Und natürlich gab es den Moment, in dem wir alle gemeinsam die Absolventenkappen in die Luft warfen.
„Mädels, wir haben es geschafft!“, Charlie wedelte fröhlich mit ihrem zusammengerolltem Zeugnis. „Kaum zu glauben, dass es nun wirklich vorbei ist“, erklang Matts Stimme, der sich nun zu uns gesellte und jeden herzlich umarmte.
„Da ist Spencer!“
In dem Getümmel von grünen Gestalten, die Teils einer Gruppe Aliens glichen, erschien Spencer deren suchender Blick auf meinen traf. Ohne zu zögern lief ich auf sie zu und fiel ihr um den Hals. „Du warst großartig da Oben!“ Ich spürte ihre Hände auf meinem Rücken und den kurzen Druck als sie die Umarmung erwiderte.
„Übertreib nicht“.
„Ich unterbreche eure Freude nur ungern, aber könnten wir vielleicht nun Lebewohl zu diesem Ort sagen und von hier verschwinden?“, ein kleines Seufzen entglitt ihrer Kehle und Blair zog genervt die Augenbrauen hoch.
„Warum hast du es so eilig?“, Spencer entzog sich meiner Umarmung und musterte sie skeptisch.
„Ich“, sie hatte nicht einmal eine Chance den Satz zu beenden, denn plötzlich wurde sie von hinten gepackt und leidenschaftlich geküsst.
„Leo!“, sie lachte kurz und streichelte sein Gesicht mit den Fingerspitzen, ehe er ihr einen erneuten Kuss gab und mit einem sanften \'Herzlichen Glückwunsch, bis in vier Wochen\' wieder ging.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Leo und Blair waren seit zwei Jahren zusammen, trotz anfänglicher Schwierigkeiten. Sie waren eigentlich wie zwei Magnete, die sich aufgrund gleicher Pole abstoßen müssten, doch ihre Art und Vorlieben waren es, die sie zusammen hielten, sodass die Polung überwunden wurde. Er machte sie glücklich und das war das Einzige, was mir wichtig war. Man konnte es an dem gewissen Leuchten in Blairs Augen erkennen, das für eine lange Zeit verschwunden war. Seit sie Leo kannte hatte sie sich verändert. War offener und fröhlicher als früher.
„ … weil ich sonst meinen Flieger nach Paris verpasse“, beendete sie ihren Satz mit einem unwillkürlichen Grinsen. Da fiel es mir wieder ein. Wir hatten nun wirklich sechs Wochen frei, ehe der ganze Stress an den Universitäten losgehen würde. Und natürlich verbrachte man diese Zeit im Urlaub. Blair flog nach Paris, der Stadt der Liebe, während Spencer sich am Strand von Monte Carlo sonnte sowie die Stadt erkundete und Charlotte ihre Großmutter in Sydney besuchte.
Blair nahm meine Hände und sah mich aufmunternd an.
„Komm mit mir! Wir hätten unglaublich viel Spaß in Frankreich. Wir würden auf dem Eifelturm stehen und abends an der Saine spazieren gehen. Einkaufen, Schaufenster betrachten und mit süßen Jungs auf der Vespa durch die Straßen fahren“, ihr Gesichtsausdruck wurde immer so euphorisch wenn sie von all ihren fantastischen Plänen sprach, sodass man genau spüren konnte wie sehr sie sich doch auf all die schönen Dinge freute.
„Das ist wirklich lieb von dir und ich weiß das sehr zu schätzen, doch ich denke es ist ganz gut, dass ich die Ferien über zuhause bleibe“.
„Wenn du es dir anders überlegen solltest, du weißt wo du mich findest“, damit umarmte sie mich, ehe sie sich von allen verabschiedete und schließlich in ihr Auto stieg.
„Komm, Charles. Ich lass dich zuhause raus“, mit einer leichten Kopfbewegung forderte Matt sie zum gehen auf. Sie drückte sanft meine Hand und erinnerte mich daran, dass egal wie spät es sei, sie immer auf dem Handy erreichbar war. Bevor Matt ebenfalls einstieg wandte er sich an mich.
„Wenn du jemanden zum reden brauchst oder einfach nur Ablenkung. Ich bin die meiste Zeit da“.
Dankend nickte ich und sah schließlich zu, wie der schwarze Audi um die Ecke bog.
„Na komm, lass uns ebenfalls von hier verschwinden“, Spencer zog mich zum Eingangstor, wo wir uns noch einmal umdrehten und das große, braune Gebäude mit dem schwarzen Ziegeldach, welches für vier Jahre unser Zuhause gewesen war betrachteten.
„Spencer Tyree gibt sich der Nostalgie hin“
„Quatsch, das ist nicht mein Ding“
„Na dann. Leb wohl, Heatherway High. Die Zeit hier war unvergesslich“, ich verbeugte mich kurz und lachend machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Die Sonne schien angenehm warm und lies die grünen Blätter der Bäume im Licht leicht funkeln, während wir vor meiner Haustür standen. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, hielt mich Spencer am Arm fest.
„ Ich mach es kurz. Ich weiß, es ist schon Monate her und du bist wieder ganz die Alte. Nur liegt dieser eine bestimmte Tag genau in den Ferien. Tut mir leid, dass ich nicht hier bin aber du schaffst das. Wenn etwas sein sollte, bin ich für dich da. Aber wenn ich du wäre, würde mich diese ganze Mitleidstour so nerven. Gott, du bist kein Kleinkind mehr, gehst demnächst auf die Uni und kannst auf dich selbst aufpassen“
„Was würde ich nur ohne dich tun?“
„Jammernd in der Ecke sitzen, untergehen, den Hund eurer Nachbarin töten“
Sie zuckte die Schultern und ich fing an zu lachen.
„Ich liebe dich, Spencer Tyree“
Sie umarmte mich liebevoll und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange, bevor sie sich zum gehen wandte. Ich lächelte über die Tatsache, dass ich mein Abschlusszeugnis in der Tasche hatte und die High School nun endlich abgeschlossen war. Dass die kleine, nervige Hanna Caroll nicht mehr ständig an unseren Fersen hing, die Hexe Keira für immer aus meinem Leben verschwand und ich mich nun voll und ganz auf die Zukunft konzentrieren konnte. Nachdem der Schlüssel endlich gefunden war und die Tür ins Schloss fiel fühlte ich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich Erleichterung. Das Haus war ausgesprochen aufgeräumt und sah fast unberührt aus.
„Dad?“ Die Tasche landete auf dem dunklen Parkettfußboden und ich wollte mich auf den Weg in die Küche machen. Dabei ging ich an dem großen Holzregal, das bis unter die Decke ging und mit unzählig, bunten Büchern bestückt war vorbei. Plötzlich blieben meine Beine stehen und ich wandte den Kopf zur Seite. Es fehlte. Das Foto meiner Eltern, wie sie als junges Paar auf der großen Wiese im Park tanzten. Mom war neunzehn, Dad einundzwanzig. Sie trug eine weiße Bluse, mit leichten Verzierungen an den Ärmeln und ihre Karamell farbenen Haare hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Dad dagegen trug nur ein dunkelblaues Hemd. Die Sonne schien in einem leichten orange-gelb und das Licht fiel genau durch den Winkel ihrer beiden Arme, als Mom sich unter dem meines Vaters drehte. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein glückliches, ehrliches Lächeln ab und immer wenn man es betrachtete, konnte man nicht anders und tat es ihr gleich. Auch Dad lachte und in seinem Blick lag nichts als Liebe. Man konnte erkennen, wie glücklich sie waren und dass sie für einander bestimmt waren. Ich spürte diesen schnellen, stechenden Schmerz in der Brust und mein Herzschlag beschleunigte sich.
„Daddy?!“, ich rannte durch den Flur, vorbei an den Spiegeln und in die Küche. Dieses Foto wurde nie von seinem Platz genommen. Es sei denn Dad war auf Geschäftsreise. Alles, was am heutigen Tag geschehen war, wurde schlagartig unbedeutend, Freude verwandelte sich in Angst und Ungewissheit. Ruckartig blieb ich im Türrahmen stehen und mir stockte der Atem, als ich erst vereinzelte Tröpfchen und dann die Blutlache, sowie das Küchenmesser auf den dunklen Fließen entdeckte.






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