Mit dem letzten Atemzug - Teil 18

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 25.09.2012


"Hallo zusammen, in erste Linie entschuldige ich mich für die lange Wartezeit. Aber es ist immer das Gleiche, wenn es kommt, dann alles auf einmal :(. Also ich muss meine letzte Aussage widerrufen, es wird noch zwei weitere Kapitel geben. LG"


*Elena*

Trotz der Kälte, die langsam meinen Körper hinaufkroch, glühte mein Gesicht. Mein Herz schlug wild in meiner Brust und ein Gefühl der Vorfreude nahm Überhand über die anderen Gefühle, die sich aus Verrat, Unsicherheit und Zweifel zusammensetzen.
Auch jetzt, wo ich in den Armen eines anderen lag und meine Lippen sich nach seinen sehnten, musste ich an Dean denken. Schnell versuchte ich ihn aus meinen Gedanken zu verjagen, doch sein Gesicht stand vor meinem geistigen Auge. Tränen brannten mir in den Augen. Ich fühlte mich so machtlos, machtlos meinen eigenen Gefühlen und Empfindungen ausgeliefert.
“Hast du dir wehgetan?” - Shanes Stimme holte mich aus meinen Gedanken. Ich sah ihn an. In seinem Gesicht zeichnete sich echte Sorge aus.
“Nein, nein.” - sagte ich schnell und stellte mich wieder auf meinen eigenen Beine. Meine Knie schlidderten. Ich sah auf den Boden, weil ich den Augenkontakt mit Shane vermeiden wollte. Die ganze Situation war mehr als unangenehm für mich und für Shane anscheinend auch.
“Elena.” - sagte er dann mit einer tiefen Sehnsucht in seiner Stimme. “Ich mag dich wirklich.” - er drehte sich vor mit weg. “Es geht nicht. Es ist nicht richtig.” - sagte er leise, mehr zu sich selbst, als zu mir.
“Was …” - ich war durch seine Wort verunsichert. Hatte Katy doch recht? War Shane in mich verliebt und hatte jetzt Schuldgefühl Dean gegenüber?
“Ich mag dich.” - wiederholte er und sah mich wieder an. “Aber Dean ist mein bester Freund.” - er lächelte traurig. “Es ist ein ungeschriebenes Gesetzt, aber die Freundin eines besten Freundes ist tabu.” - erklärte er mir und fuhr sich nervös durch das Haar.
“Ich bin nicht mehr seine Freundin.” - erwiderte ich trotzig.
“Das gilt auch für die Exfreundin.” - er ließ seine Augen auf den Boden nieder. Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese in keinem Gesetzbuch beschriebene Regel auch nicht passte.
Wir standen einander gegenüber und die Spannung, die sich zwischen uns aufgebaut hatte, war kaum zu übersehen. Ich hatte mich in Shanes Gegenwart noch nie so verunsichert und unwohl gefühlt. Dieses Gefühl gefiel mir nicht.
“Er hat mit mir Schluss gemacht.” - gab ich zu verstehen. Wenn ich mir selbst so zuhörte, wurde mir klar, dass ich für Shane mehr empfand als Freundschaft. War das der Anfang einer Liebe? War ich in ihn verliebt?
``Warum auch nicht?” - sagte eine kleine Stimme in meinem Inneren. Shane war klug, charmant, witzig und sah dabei noch sehr gut aus. Andere Frauen leckten ihre Finger nach so einem Mann und ich zweifelte noch.
“Elena.” - er legte den Kopf schief. “Er ist trotzdem mein bester Freund, egal was zwischen euch passiert ist.”
“Er hat mir das Herz gebrochen.” - ich wollte mich nicht mit seinem absurden Gesetz abfinden. Tränen traten mir in die Augen.
“Ich weiß und dafür verurteile ich ihn mehr als du es dir vorstellen kannst.” - machte er mir klar.
“Das ist unfair.” - schoss es aus mir heraus, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte.
“Das ganze Leben ist unfair.” - entgegnete Shane etwas aufgebracht. “Dean konnte es sich auch nicht aussuchen.” - sagte er dann und an seinem verlorenen Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass er mehr gesagt hatte, als er eigentlich wollte.
“Was?” - mit offenem Mund sah ich ihn an und wartete auf eine Erklärung.
“Ich meine, … er hat es sich auch nicht ausgesucht, sich in eine andere zu verlieben.” - log er und das entging mir nicht. In den letzten Monaten hatte ich Zeit, Shane mehr als gründlich unter die Lupe zu nehmen und die Tatsache herauszufinden, dass er ein ganz mieser Lügner war.
“Lüg mich nicht an.” - warnte ich ihn. “Was konnte Dean sich nicht aussuchen?” - ließ ich nicht nach.
“Elena, ich bin müde und rede schon Unsinn.” - erneut wich er einer Antwort aus. “Ich muss nach Hause. Ich muss morgen arbeiten.” - ratterte er wie auswendig gelernt runter. “Wir sehen uns.” - verabschiedeter er sich von mir und schritt eilig davon, ohne mir einen Kuss auf die Wange zu geben, wie es übrig zwischen uns war.
Alleine blieb ich zurück und sah zu, wie die Dunkelheit Shane nach und nach verschluckte. Mein Füße schienen am Boden zugefroren zu sein, denn ich konnte mich keinen Millimeter vom Fleck bewegen. Also blieb ich stehen und dachte noch mal über Shanes Worte nach.
Was hat er denn bloß gemeint, als er sagte, dass Dean es sich nicht aussuchen konnte? Und warum hatte er es auf einmal so eilig nach Hause zu kommen? In den letzten Wochen hat er sich fast jede Nacht mit mir um die Ohren geschlagen und es hat ihn nicht im geringsten interessiert, ob er morgen arbeiten oder zur Uni musste.
Sein Verhalten gab mir Rätsel auf, für das ich noch nicht genug Bausteine hatte, um es zu lösen.
Langsam wurde mir bewusst, wie kalt es doch mittlerweile wurde und dass ich bereits durchgefroren war. Shane war gegangen und es war sicherlich unmöglich ihn heute noch zu sprechen. Ich beschloss dieses Gespräch auf morgen zu verschieben und machte mich auf den Weg nach Hause.

Doch mein Vorhaben scheiterte bereits mehrere Stunden später, als ich versuchte Shane zu erreichen. Mehrmals rief ich auf seinem Handy an und auch in dem Restaurant bei seinen Eltern, doch er war wie vom Boden verschluckt oder er versteckte sich einfach vor mir.
“Shane, ich bins. Erneut. Ruf mich bitte an.” - sprach ich zum x-ten Mal auf seine Mailbox.
Doch auch drei Tage später bekam ich von ihm keine Antwort und das machte mich unsicher. Meine Fragen blieben unbeantwortet und daran zerbrach ich langsam.
Es war wie ein Deja vu. Mein Bett, das Telefon in der Hand und die zerreißende Warterei, die einem fast um den Verstand brachte. Erneut umgab mich das Gefühl von Machtlosigkeit und Verzweiflung. Ich fühlte mich alleine, im Stich gelassen mit meinen unbeantworteten Fragen.
Wie viel Enttäuschung und Schmerz konnte ein Mensch überhaupt ertragen? Stirbt man daran oder zerbricht man nur? Und was war schlimmer Zerbrechen oder der Tod?
Ich tippte auf das Zerbrechen. Denn wenn man zerbricht, dann bekommt man eine Brandmarkung für ein ganzes Leben. Man bekommt eine Last aufgebürgt, die man nie wieder loswird. Ich wusste, wovon ich sprach, denn ich war in diesem Zustand ganze 10 Jahre gefangen, bis Dean mir eine Hand ausstreckte und mich aus dem tiefen Loch voller Verachtung und Schmerz rausgezogen hatte. Um mich dann weitere 10 Jahre später wieder selbst reinzustoßen.
Jetzt war es Shane, der mir half und er brauchte dazu zum Glück keine weitere 10 Jahre. Doch jetzt schien auch er mir seine Hand wieder zu entreißen und ich spürte, wie mich dieses Loch wieder reinzog, wie der Sog einer Strömung. Ich war zu schwach um mich zu wehren und mich selbst zu retten.

Tränen tropften auf das Display des Telefons in meiner Hand, das ich so stark in meiner Hand zusammendrückte, dass die Knöchel der Finger weiß hervortraten.
“Bitte Shane, lass mich nicht fallen.” - flehte ich das Gerät an. “Lass mich nicht allein.”
Doch das ganze Flehen und Betteln brachte nichts. Er rief nicht zurück.
Ich wollte nicht aufgeben. Nicht dieses mal und ich brauchte Antworten. Was war mit Dean? Mit Shane? Was wird mit mir?
Erneut wählte ich seine Nummer, doch diesmal von seinem Haustelefon.
“Hi Shane. Ich erreiche dich schon seit mehreren Tagen nicht und dabei muss ich dringend mit dir sprechen. Was da passiert ist, na ja, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so unter Druck setzen. Aber du musst mich verstehen, ich will wissen, was los ist. Ruf mich an.” - hinterließ ich auf seinem Anrufbeantworter und lief dann in die Küche um mir eine Tasse Kaffee zu machen.
Ich wollte nicht schwach sein und ich wollte mich auch nicht retten lassen. Es wurde langsam Zeit, dass ich mich auf mich selbst verließ und nicht auf andere, die mich dann ohnehin fallen ließen.
Mein Entschluss stand fest, wenn Shane sich in den nächsten zwei Tagen bei mir nicht melden sollte, dann würde ich bei ihm vor der Tür kampieren bis er mich anhört und mir Antworten gibt.
Doch dazu sollte es nicht kommen.

Mit einer Tasse Kaffee setzte ich mich auf die Couch und versuchte mich mit einer Komödie abzulenken, doch irgendwie waren meine Gedanken doch stärker und sie hinderten mich daran auch nur einen Satz zu verstehen. Ihr sah die Bilder auf dem Bildschirm aufleuchten und wieder verschwinden. Die eine Szene wechselte die vorherige ab, aber einen Sinn ergab es nicht. Zumindest für mich.
Erdrückt von meinen Gedanken schaltete ich den Fernseher wieder aus und lief zum Fenster. Draußen auf der Straße hörte ich das Martinshorn und ein Krankenwagen und auch ein Polizeiwagen standen unter auf der Straße und wurde -wie es in New York üblich war- von gaffenden Passanten gehindert ihrer Arbeit nachzukommen. Zwei Polizisten trieben immer wieder die Schaulustigen zurück, doch die Neugierde der Menschen war einfach zu stark und immer wieder kamen neue dazu. Manche machten sogar Fotos mit ihren Handys.
Bestürzt über diese unsittliche Verhalten schüttelte ich mit dem Kopf und zog die Gardine wieder zu. Ich war nicht so erpicht darauf, zu erfahren was da unter vorgefallen war. Immerhin war ich immer noch mit meinen eigenen Problemen beschäftigt. Als mir dies wieder in den Sinn kam, sah ich erneut auf das Display des Telefons in meiner Hand, das ich für keine Minute aus der Hand gelassen hatte. Nichts. Mit einem traurigen Seufzer ließ ich mich wieder auf die Couch fallen und bereitete mich schon darauf vor, in den nächsten Tagen vor Shanes Haustür zu hausen.
Ein Gähnen übermannte mich und ich fühlte mich plötzlich so müde. Ich stellte die Kaffeetasse in die Spüle und ging zurück in mein Schlafzimmer. Ich kletterte unter die Decke und schlief augenblicklich ein, weil ich in den letzten Tagen nicht so viel Schlaf bekommen hatte.

Ein Klingeln. Mühsam öffnete ich meine Augen und rieb mir diese. Erneutes Klingeln und jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass das kein Traum war. Ich schlug die Decke bei Seite und trottete zur Haustür. Bis ich dort antraf, drückte der nächtliche Besucher noch weitere 3 Mal auf die Klingel.
“Ich komme ja schon.” - rief ich genervt und drückte auf den Summer, um die Hauseingangstür zu öffnen.
Die Schritte im Flur waren eilig und schon bald stand Shane vor mir.
“Shane?” - ich war irritiert und als ich in sein Gesicht sah, wich der Schlaf sofort aus meinem Körper. “Was ist passiert?” - Shanes Gesicht war bleich und der Ausdruck darin sagte mehr als tausend Worte. Es war was Schreckliches passiert. Mein Herz blieb einen kurzen Augenblick stehen und mein Atem ging ganz flach.
“Dean.” - sein Stimme zitterte und seine Augen wurde nass. “Er ist im Krankenhaus.”

Fortsetzung folgt ...





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