Mit dem letzten Atemzug

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 20.07.2012


*Dean*

Langsam verlor ich aber die Geduld. Bereits zum dritten Mal klopfte ich an die Tür aus dunklem Holz mit der aus Messing gefertigten 2B.
“Sofort!” - und auch das hörte ich nicht zum ersten Mal.
“Frauen.” - murmelte ich vor mich hin und lehnte mich neben der Tür, an die ich bereits seit gefühlten 2 Stunden einhämmerte, an die Wand. Da verabredet man sich mit ihr zum Mittagessen, lässt sogar die letzte Vorlesung sausen und muss hier geschlagene Stunden vor der Tür lungern. Ich seufzte und holte mein Iphone aus der linken Hosentasche, da es mir gerade mit einem dezenten Piepen den Eingang einer Nachricht verkündete. Der Inhalt der E-Mail ließ mich schmunzeln. Noch rechtzeitig konnte ich eine Antwort eintippen und da ging schon die Tür auf. Schnell stellte ich das Gerät auf lautlos und ließ es rasch in meiner Hosentaschen verschwinden.
Der Kopf meiner besten Freundin erschien in dem Türspalt und sah nach rechts und links. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem hübschen Gesicht aus, als sie mich sah.
“Hi.” - begrüßte sie mich.
“15 Minuten.” - sagte ich nur und sah sie aus dem Augenwinkel nur vorwurfsvoll an, ohne mich vom Fleck zu rühren.
“Ist schon gut.” - ging sie auf meine Anschuldigung gar nicht ein, packte mich an dem Ärmel meiner Lederjacke und zog mich ins Innere der Wohnung. “Wir gehen ja gleich.” - versprach sie, ließ die Tür ins Schloss fallen und ging in Richtung ihres Zimmers.
Ihr Anblick ließ meinen Atem stocken. Außer einem kurzen T-Shirt und einer Hotpants hatte sie nichts an. Mein Blick fiel auf ihre nackten Fersen und kroch dann weiter an ihren geraden braun gebräunten Beinen hoch zu ihrem kleinen knackigen Hintern. Ich schluckte schwer und verspürte ein Ziehen in der Lendengegend
“Willst du etwas trinken?” - hörte ich ihre Stimme und kehrte wieder zurück. Etwas benebelt und irritiert von meinen Gedanken, klopfte ich mir mit den Handflächen auf die Wangen.
“Ich will was essen.” - sagte ich dann und stellte erleichtert fest, dass meine Stimme zwar etwas brüchig, aber ansonsten ganz normal klang.
“Ja, ja.” - sagte sie nur. Ich schritt durch den schmalen Flur zu ihrem Zimmer. Überrascht stellte ich fest, dass sie sich nicht die Mühe machte, sich anzuziehen, sondern saß an ihrem Computer.
“Halloooo.” - meinte ich empört und blieb in der Tür stehen. Verständnislos richtete sie ihren großen Rehaugen auf mich. “Ich. Hunger.” - sagte ich nur.
“Gleich.” - versprach sie und ihre langen Finger huschten gekonnte über die Tastatur.
Erneut erwischte ich mich dabei, wie ich sie angaffte. Ihr hübsches Gesicht mit den dunklen Augen, einer Stupsnase und den vollen Lippen war konzentriert auf den Monitor gerichtet. Das dunkelbraune an der Kopfmitte gescheitelte Haar lag auf ihren Schultern. Meine Augen huschten über ihren Hals auf ihre Brust. Mit der Schamesröte im Gesicht wandte ich meinen Blick ab und wieder wurde mir meine Jeans beim Anblick ihrer unter dem T-Shirt hervorstehenden Brustwarzen zu eng.
`Nicht das.` - flehte er meinte Männlichkeit an und sah auf meine Schuhspitzen. Ich musste an was anderes an denken. Meine Nachbarin, Mrs Watkins kam mir in den Sinn. In ihrem blauen Kleid stand die grauhaarige Frau mit ihrem ledernen Gesicht vor meinem geistigen Auge. Und jetzt zog ich sie aus. Oh mein Gott, dass beste Verhütungsmittel der Welt. Langsam entspannte ich mir. Hoffentlich war ich jetzt nicht impotent.
“Dean.” - hörte ich Elena sagen und sah sie an. Irgendwas an ihrem Blick, verriet mir, dass sie mich schon länger ansah. Hoffentlich bekam sie meinen inneren Kampf nicht mit. “Hattest du gerade an eine Frau gedacht?” - fragte sie und schenkte mir ein allwissendes Lächeln. “Und an was dreckiges?” - wollte sie wissen und stand auf.
“So zusagen.” - antworte ich und schüttelte mich vor Ekel.
“Ich muss mich noch duschen.” - sagte sie dann und lächelte mich süß unschuldig an.
“Oh nein.” - stöhnte ich auf und verdrehte sie Augen.
“Oh doch.”- entgegnete sie nur und huschte an mir vorbei. Im Vorbeigehen nahm ich ihren Duft war. Er war nicht verfälscht durch Parfüm oder Körpermilch. Der Duft war so frisch, so rein, einfach Elena. Ihre Nähe für diese Millisekunden riss mir den Boden unter den Füssen. Ein Seufzer entfloh mir, als ich das Wasser plätschern hörte, hinter der Tür in meinen Rücken nur wenige Meter von mir entfernt.
`Bloß nicht an sie unter der Dusche denken.` - ermahnte ich mich. “Mrs Watkins, Mrs Watkins.” - wiederholte ich für mich. Ich betrat Elenas Zimmer und ihr Bett knarzte unter meinem Gewicht, als ich mich darauf fallen ließ. Um die Wartezeit zu überbrücken, holte ich mein Iphone raus. Ich hatte wieder einen SMS.
`Hättest du Lust mit mir heute Abend auszugehen?` - enthielt diese. Über eine Antwort musste ich nicht lange nachdenken.
`Ja, klar. Heute gegen 18:00 Uhr bei `Roadtrip`? - schrie ich schnell zurück, lauschte dabei auf das Rauschen des Wassers. Ich schickte die Nachricht ab und nur einige Sekunden später hörte ich das Piepen aus Elenas Computer. Mit einem Lächeln ließ ich das Iphone in die Hosentasche gleiten.
Es hat als ein Scherz angefangen. Ich hatte mir bei Twitter eine falsche Identität angelegt um Elena zu veräppeln. Doch dann musste ich feststellen, dass ich mit ihr so ganz einfach über meine Gefühle sprechen konnte. Es gefiel mir einfach, als Unbekannter, ihr Komplimente zu machen und mit ihr mehr oder weniger romantische Gedanken auszutauschen. In den zwei Wochen, in denen ich das tat, wollte ich eigentlich in jeder Nachricht die Wahrheit sagen, aber irgendwie zog ich jedes Mal den Schwanz ein. Ich wusste nicht, wovon ich Angst hatte. Sie würde sicherlich eingeschnappt sein, doch das verging ganz schnell. Denn Elena war nicht nachtragend. Hatte ich Angst, dass sie dann weiß, dass ich sie mag? Sicherlich, aber auch das wollte ich ihr auch schon längst sagen. Bereits in der 10 Klasse der Highschool hatte ich mir das vorgenommen, aber nie in die Tat umgesetzt. Unsere Freundschaft bedeutete mir einfach zu viel, dass ich sie mit einer vielleicht in die Brüche gehenden Beziehung zerstören wollte. Aber langsam schmerzte mir diese Freundschaft, weil ich Elena gegenüber nicht mehr aufrichtig sein konnte.
Doch jetzt wollte ich diesen Schritt wagen und mit der Wahrheit rausrücken, egal ob diese Freundschaft in die Brüche ging oder nicht. Deshalb kam mir Elenas Nachricht mit der Frage, sich mit ihr zu treffen ganz gelegen. Jetzt gab es für mich kein Zurück.
“Wollen wir jetzt essen gehen oder willst du hier ein Nickerchen machen?” - fragte mich Elena, die sich über mich gebeugt hatte. Sie hatte ihr Haar nur trockengerieben und es in einen Knoten auf dem Hinterkopf zusammengebunden. Kein Make-Up, kein Schmuck und trotzdem sah sie wunderschön aus. “Ich habe Hunger.” - beschwerte sie sich lauthals.
“Jetzt lasse ich dich bluten.” - meinte ich dazu, legte mir die Arme unter den Kopf und schloss meine Augen.
“DEAN!” - schrillte ihre Stimme ganz nah am meinem Ohr. Ich lächelte genugtuend vor mich hin. Sie nahm meine Hände und versuchte mich auf die Beine zu ziehen, doch vergeblich. “Komm schon.” - bat sich mich und ich zeigte mich nachsichtig, weil mein Magen sich zu Wort meldete.
“Aber wir gehen dorthin, wo ich hinmöchte.” - stellte ich die Bedingung als wir die Wohnung verließen und die Treppen runter liefen.
“Burgerbude.” - meinte sie nur etwas genervt.
“Genau.” - bestätigte ich ihre Annahme. “Du kannst dir auch einen Salat bestellen.” - schlug ich scherzhaft und erntete von ihr einen vernichtenden Blick.
“Sehe ich so aus.” - meinte sie grimmig. “Her mit den Burgern.” - verkündete sie, als wir durch die Tür an die mit Abgasen getränkte Hauptstraße raus gingen.


*Elena*

Als ich auf dem Weg zum Badezimmer war, drehte ich mich in dem Türrahmen noch um und warf einen Blick auf den breiten Rücken bezogen mit einer Lederjacke. Wie ich diese Jacke liebte. Sie stand ihm ausgezeichnet und der muskulöse Rücken kam da noch mehr zum Vorschein. Leise seufzend schloss ich hinter mir die Tür zum Badezimmer und schlüpfte aus meinen Klamotten. Als ich die warmen Wassertropfen auf meiner Haut fühlte, stöhnte ich auf. Das tat gut.
`Na hoffentlich, sagt er zu.” - dachte ich. Ich habe meine Internetbekannschaft zu einem Date eingeladen, was mir überhaupt nicht ähnlich sah. Doch diesen Mann, mit dem ich bereits seit zwei Wochen per Internet im Kontakt stand, vertraute ich. Irgendwie hatte ich seit seinem ersten Satz das Gefühl ihn seit Jahren zu kennen. Er erinnert mich mit seiner Ausdrucksweise an Dean. Erneut konnte ich mir keinen Seufzer unterdrücken, diesmal war er aber traurig.
Seit Jahren warte ich. Auf was eigentlich? Auf eine Andeutung, genau. Auf irgendwas, das mir sagte, dass Dean mehr als nur Freundschaft für mich empfand. Doch von ihm kam nichts. Es gab schon Momente, in denen ich dachte, dass da etwas mehr war, doch im nächsten Augenblick war es schon verpufft. Fünf Jahre musste ich jetzt warten und irgendwie hatte ich es satt. Ihn selbst auf meine Gefühle anzusprechen, war ich zu feigen. Wenn er nämlich nicht mehr als Freundschaft wollte, würde ich nie wieder ihm in die Augen sehen und ungezwungen mit ihm sprechen können. Dabei war seine Freundschaft mir sehr wichtig.
Jetzt reichte es aber mit der Warterei und dieser Mann, dessen Namen ich nicht mal kannte, weil er sich einfach nur Saltfish nannte, war so was wie ein Ersatz.
Ich duschte mir den Schaum vom Körper und wusch mir noch die Haare. Als ich aus der Dusche stieg, wickelte ich mir noch ein Duschtuch um meinen Körper und schritt zum Spiegel. Ich wusch ihn frei. Erschrocken stellte ich fest, dass meine Augen eingefallen waren und ein Pickel kündigte sich auf meinem Kinn an.
“Na toll.” - meinte ich nur entnervt und beugte mich noch näher an den Spiegel um mir das Ungetüm, der mir riesig vorkam, anzusehen. Und dabei war mir gestern mein Make-up ausgegangen. Muss auch so gehen. Ich nahm mir ein weiteres Handtuch und rieb mir die Haare trocken, da mein Fön seit drei Tage Funken sprühte und ich Angst hatte gegrillt zu werden. Und mir einen neuen zu kaufen, dazu war ich noch nicht gekommen, stand aber jedoch auf meiner Todo-Liste. Nachdem mein Haar nicht mehr tropfte, wickelte ich es zu einem Knoten auf dem Hinterkopf. Ich trocknete mich ab und trug noch Körpermilch auf. Auf dem Wäschekorb lagen meine Klamotten, die ich mir bereits vor zwei Stunden parat gelegt hatte, aber dann wurde ich durch das Chatten mit Saltfisch abgelenkt. Schnell zog ich mir Unterwäsche, eine zerrissene Jeans und ein schwarzes T-Shirt an, dann ging ich zurück zu Dean in mein Zimmer. Er hatte sich bereits auf meinem Bett gemütlich gemacht.
“Wollen wir jetzt essen gehen oder möchtest du ein Nickerchen machen.” - fragte ich ihn und sah zu ihm runter. “Ich habe Hunger.” - meinte ich dann und mein Magen zog sich zusammen und fing an zu knurren.
“Jetzt lasse ich dich bluten.” - ließ er mich gleichgültig wissen und machte es sich noch bequemer.
“DEAN!” - schrie ich und er grinste mich nur frech an. Dieses Lächeln brachte mein Herz zum Schmelzen. Etwas frech und nur an einer Seite hochgezogen. Ich musste auch unfreiwillig lächeln. Ich ergriff seine Hände und versuchte ihn auf die Beine zu ziehen, doch er machte sich absichtlich schwer. Endlich sprang er auf die Beine. Im Flur zog ich mir noch meine Turnschuhe und meine Jacke an.
“Aber wir gehen dorthin, wo ich hinmöchte.” - verkündete er und ich musste aufstöhnen.
“Burgerbude.” - erriet ich und übersprang die letzte Stufe.
“Genau.” - bestätigte er und sah mich herausfordernd an. “Du kannst dir auch einen Salat bestellen.” - schlug er und ließ wieder dieses unwiderstehliche Lächeln aufblitzen.
“Sehe ich so aus.” - sagte ich zu ihm. “Her mit den Burgern.” - meinte ich. Er wusste doch, dass ich einen Burger immer einem Salat vorziehen würde. Sogar das Salatblatt auf dem Burger war mir zu viel des Grünzeugs.
Eine frische Briese ließ mich erzittern und ich schloss den Reißverschluss meiner Jacke. Dean tat mir gleich und vergrub seine Hände in den Taschen.
“Also zu Vincent.” - meinte ich und hackte mich bei meinem besten Freund ein.
“Japp.” - bestätigte er und wir überquerten die Straße.

Fortsetzung folgt ...

P.S.: Hallo Leute und schon habe ich euch vermisst :) In meiner neuen Geschichte versuche ich aus zwei Perspektiven zu schreiben, wobei ich zugeben muss, dass die männliche Sicht mir sehr schwer fällt. Aber Okay. LG Raindrop





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz