Häutungen02 - Teil 3

Autor: Rehaugenfrau87
veröffentlicht am: 23.11.2012

Die Waffe in seiner Hand ist eindeutig in der falschen. Jetzt gerade braucht er sie nicht. Darum hält er sich auch nachlässig, benutzt sie als Verlängerung seiner Finger, um den Vorhang beiseite zu schieben. Nach draussen zu sehen.
Er scheint weit weg. Leider im Gegensatz zu mir.

Das Haus, an dessen Heizkörper ich wenig vorteilhaft hänge, ist das Ergebnis einer klassischen Beziehung. Ein nettes, ja, sogar warmes Ergebnis, auch wenn es deutlich darauf abzielt, Besucher zu empfangen, die sich entzückt über den Kamin äussern, die Eingangshalle, die offensichtlich echten Gemälde, den durchaus sehr liebevoll angelegten Pool, den ich durch die Terassentür funkeln sehe.
An einer Wand im Essbereich, das typische Hochzeitsfoto. Vielleicht zehn Jahre alt. Da hat sich der Fotograf echt was einfallen lassen und das Paar vor einem Wasserfall aufgenommen. Hurra. Sie strahlen wie ein Paar nur strahlen kann, das es geschafft hat:
Den Wedding-Planer zum Burn-out zu treiben.

Der Kellermann sieht aus wie heute. Und ich nicht wie Sylvia.
Ihre Haare sind dunkel. Damit endet die Gemeinsamkeit auch bereits. Und auch sie. Ist. Wie er. Sehr schön.

Viel bekam ich nicht mit, als er mich an den Haaren ins Haus riss, aber den überquellenden Briefkasten mit den vielen gelben, unerfreulichen Umschlägen…. Den sah ich. Den kenne ich.

Für mich ist die Sache klar: Schulden. Fliegt das Geld die Tür heraus, flüchtet die Liebe durchs Fenster. Oder so. Frau verlässt Mann. Er dreht durch. Mich dreht er gleich mit.
Super.

Er sieht immer noch aus dem Fenster. Ich weiss, worauf er wartet. Hofft.
Meine abtrünnige Karre mitten auf der Strasse, verwaist, die Fahrertür offen. Kippen, Haustürschlüssel.. alles auf dem Beifahrersitz – und niemand interessiert sich.

Oh, Mann. Ich bin eine Geisel. Keine Sau weiss es. Für uns beide schlecht: Mich vermisst gerade kein Mensch. Das ist ungefähr der Moment, indem ich eine Art Angst bekomme.
Ich will eine rauchen.

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