Häutungen02 - Teil 2

Autor: Rehaugenfrau87
veröffentlicht am: 23.11.2012


Kurz vor sechs muss sie gewesen sein. Jahre.
konnte die Uhr noch nicht lesen.

Die Zeit, ihre Zeit, mass sie dem Licht entsprechend, das durch die Läden sickerte und den Gerüchen der jeweiligen Zimmer im Haus.

Die Überdecke muss immer gerade und straff sein. Ich ertrage keine Falten und Knicke. 127 mal vor dem einschlafen kontrolliere ich meine Decke.
Ziehe hier, straffe dort, ordne alles neu, wenn es sein muss. Und es muss oft sein. Das Licht der Strassenlaternen ca. 500 m von dem Zimmerfenster entfernt ist schlaff, aber gnadenlos.
Ich schlafe in der Haltung, die Toten im Sarg vorbehalten ist. (ich habe keine Ahnung wie Tote im Sarg "schlafen", mein Gehirn diktiert Dinge aus einer Erinnerung heraus, die nicht die meine ist.)
Ich kreuze meine Arme über der Brust, meine Beine sind gerade, mein Kopf deutet gen Decke. so schlafe ich. Oder ich schlafe nicht.
Oder. ich wache auf.

Gerüche erzählen mir von der Uhrzeit. ich bin sechs. Oder kurz davor.Blöderweise muss ich mal.
Das heisst: Die komplette Treppe runter ins Erdgeschoss. Die Treppe bereitet mir kein Unbehagen. wohl der Weg dorthin.
Von meiner Zimmertür bis hin zu der anderen - die ich am liebsten mied - sind zwei mal grösse 34.
Sie ist selten geschlossen. schon gar nicht tagsüber. aber wenn, dann stehen Hindernisse davor und seltsame Geräusche mittendrin.
Einmal, da wollte ich sie öffnen, um etwas zu erzählen. etwas sehr wichtiges. wenn sie nass waren, lockten sich meine Haare... überall auf meinem Kopf waren grosse, kleine und winzige Korkenzieherlocken. sehr dunkel, und sehr...ähm.. kringelig.. Das wollte ich erzählen. Doch das Türblatt knallte gegen irgend etwas, und da ich niemand war und bin, der sich davon aufhält, trat ich gegen die Tür, das Hindernis - und erfuhr: Ne Menge Flüche. und diesen Geruch. der meiner war und doch nicht...

In dieser Nacht, als ich mal musste, wusste ich bereits viel von dem ich dankbar gewesen wäre, es nicht zu - wissen.
Verliess den Raum, in dem mein Bett stand, verliess sicheres Terrain... Holte Luft. Hoffnung auf Sauerstoff, erkennen von Uhrzeit und anderem.
Ein Vater.
Es ist kurz nach vier.
Ich kann den Wochentag an ihnen riechen. Und es ist Mittwoch. Ich weiss nicht wie der Tag heisst. für mich ist er 4 Tage nach Schauma Schampoo.

Die Tür. DIESE Tür. Ist rechts von mir. Der Atem hiervon riecht all dem, was zu vermeiden ich versuchte.
Die Tür ist weniger offen, als ich erhoffte. meine Augen sind das Diffuse gewöhnt. und so sehe ich, fahl angestrahlt, von einem Licht, von dem ich wünschte, es wäre fort, ein breites Lager auf dem zwei Körper ruhen mit einer distanz, die sie im Wachzustand nie einhalten und -hielten.

Unschwer, ihn unter Decken und gedöns auszumachen. Es riecht... Sauer, schwer... Riecht so resignation? Riecht so hass?
Atme.
Ich will nicht, doch ich sehe. ich will, aber er ist wach. Weiss ich.
Meine Hände sind dort leer, wo eine Waffe hätte sein sollen.
Ohne. kann. ich. nicht. zielen.
ich. kann.
feuern.

An einem Morgengrauen, als ich nicht sechs war. Hätte. ich. ihn. töten. können.
und ich wollte.
weil ich es nicht konnte. (Hallo, unter sechs??)
konnte er es zumindest: Riechen. und wissen.

Mich machte es nicht gross.
Ihn jedoch. klein.

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