Your the One

Autor: Ai
veröffentlicht am: 29.06.2012


Es war furchtbar heiß an diesem Tag und eigentlich hatte sie keine Ahnung, warum sie gekommen war. Der einzige Trost war, dass es ein großes Pool gab. Von den Umständen, die sie zu diesem Pool geführt hatten, war sie allerdings nicht so angetan. Vor 6 Jahren hatte sie die Schule abgeschlossen und war mehr als froh, all diese Menschen, die jetzt auf Klappsesseln vor ihr im Garten saßen, nie wieder sehen zu müssen. Nun gut, sie musste sich eingestehen, dass nicht Alle diesen Hass verdient hatten, aber die Meisten schon.
Ihre ehemalige Klasse war schrecklich gewesen. Kein Zusammenhalt nur Streitereien und Lästereien, vor allem im letzten Schuljahr. Der Prüfungsstress hatte einige austicken lassen. Sie war immer zurückhaltend gewesen, hatte sich nicht eingemischt, sich nur ihren Teil gedacht, aber nie gesagt. Trotzdem war es für sie eine schwere Zeit. Sie fühlte sich von denen, denen sie immer vertraut hatte, denen sie alles sagen konnte, verraten.
Aber wenigstens war ihr ehemaliger Klassenvorstand ein angenehmer Typ gewesen. Immerhin richtete er diese kleine Party aus. Sie hatte ihn immer schon sympathisch gefunden. Er war nett, konnte mit Jugendlichen gut umgehen und schaffte es trotz seiner Nachsicht immer wieder, sich Respekt in der Klasse zu verschaffen. In der ganzen Schule gab es mit Sicherheit keinen Schüler, der etwas Schlechtes über ihn hätte sagen können.
Sie blieb etwa 20 Meter von den Anderen stehen, um sich erst einmal einen Überblick über die Situation verschaffen zu können. Es waren nicht Alle gekommen, aber die Meisten. Fiona war da und das reichte eigentlich schon. Neben ihr saß Isabell, über deren Anblick sie sich auch nicht viel mehr freute. Die Beiden waren, nachdem Fiona keine Lust mehr auf ihre Freundschaft hatte, ganz dicke Freunde geworden. Das würde sie sowieso nie verstehen. Warum gerade Isabell? Sie konnte sie schon im ersten Schuljahr nicht leiden.
Aber zum Glück waren diese Zeiten vorbei und auch die Zeiten, in denen sie das zurückhaltende Mäuschen gespielt hatte, waren vorbei. In den 6 Jahren war viel passiert und es hatte sich viel verändert. Sie hatte sich verändert.
In ihrer Klasse waren im letzten Jahr nun noch 5 Jungs gewesen und einer davon hatte es nicht bis zur großen Prüfung geschafft und musste das Jahr wiederholen. Die vier, die es geschafft hatten, saßen jetzt vor ihr, verteilt zwischen Maria, Jessica und Claudia. Sie hatte die Jungs nie sonderlich sympathisch gefunden, sie waren auch nicht besonders nett zu ihr. David war ein arroganter Schnösel der immer gute Noten und viel Geld hatte. Markus wurde im Laufe der Jahre zu einem guten Freund von ihm und in Sachen Arroganz auch nicht viel besser. Mit dem einen Thomas hatte sie nie viel geredet, er war ihr egal. Der andere Thomas hatte ab und zu seine netten Momente gehabt, aber auch nicht immer.
Maria, Jessica und Claudia waren immer nett zu ihr, dass einzige Manko war nur, dass sie alle Fiona so super toll fanden, obwohl sie das nicht war.
Die Gruppe schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Die einzige Eigenschaft, die sie aus alten Tagen behalten hatte. Unsichtbar sein, wenn sie es wollte. Sie stand noch eine Weile da und sah dem Trubel zu. Es gab gegrilltes und die Meisten nagten gerade an Rippchen. Sehr vornehm sah das alles aus. Überall Bratensaft und Gewürze um den Mund herum verteilt. Sie musste lächeln.
„Marida?“ Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken drehte sie sich um. Sie hatte niemanden kommen hören.
„Ja …“ sagte sie nur, denn die Worte blieben ihr im Hals stecken. Es war ihr ehemaliger Klassenvorstand, der gerade mit einer Kiste Bier aus dem Haus gekommen war.
„Du hast dich aber ganz schön verändert, ich hätte dich fast nicht erkannt!“ Er klang überrascht, aber schein sich gleichzeitig zu freuen, dass sie gekommen war.
Sie zog die Augenbrauen hoch und warf einen Blick zu den Anderen. „Da bin ich aber wohl die Einzige.“
Tatsächlich hatte sie Alle sofort erkannt. Natürlich hatten sie sich verändert, sie waren älter und vielleicht auch reifer geworden. Aber man erkannte sie Alle auf den ersten oder zweiten Blick. Bei Marida war das anders. Sie war nicht nur älter geworden.
„Aber toll, dass du gekommen bist. Ein Bier?“ Er hielt die Kiste hoch. Sie wusste genau, dass er ein Nein erwartete, vor 6 Jahren hätte sie auch sicher nein gesagt, aber heute nicht mehr.
„Ja gerne“, sagte sie lächelnd und zog eine Flasche heraus, öffnete sie mit einer geschickten Bewegung nahm einen Schluck und ging zu den Anderen hinüber. Sie konnte förmlich seinen Blick auf ihr spüren, als sie sich an den großen Tisch stellte und fragte, wo noch Platz sei.
Sie wusste genau, dass dies der erste Moment war, indem sie von den Anderen wahrgenommen wurde. Die Gespräche waren verstummt und Jeder starrte sie an. Niemand erkannte sie im ersten Moment. Marida konnte die Zahnräder in ihren Köpfen fast rattern hören, bis es bei Claudia klick machte. „Marida?“ frage sie ungläubig.






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