Blackout - Find her. - Teil 13

Autor: Tess
veröffentlicht am: 20.07.2012


Ich hatte mich geirrt. Es konnte schlimmer als draußen auf der Straße sein.
Ich stand in einem kleinen, schäbigen Raum zusammen mit einem jungen Pärchen, welches mich ziemlich an Bonnie und Clyde erinnerte.
Die Wände waren Stellenweise mit Schimmel überzogen, die Tapete hing in Fetzen runter.
Das Laminat am Boden bog sich nach oben und die Decke war übersäht mit Wasserflecken.
Der kleine, runde Teppich vor der Rezeption war ebenfalls mit Flecken übersäht die ich nicht ganz zuordnen konnte.
In der Ecke stand ein kleiner, schmutziger Glastisch. Links und rechts von ihm standen zwei rote, staubige Sessel.
Ich versuchte nichts zu berühren während ich rüber zum Tresen ging.
Der Rezeptionist blickte über seine Zeitung zu mir rüber als ich vor ihn stand und drückte seine Zigarette am vermoderten Holz aus.
Er trug eine schwarze, ausgewaschene Weste und ein fleckiges weisses Hemd.
Seine Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht und er konnte dringend eine Rasur vertragen.
"Ja? Was kann ich für dich tun, Bürschchen?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. Bürschen?
"Ich brauche ein Zimmer."
"Das ist mir klar. Über welchen Zeitraum? Bist du mit jemandem hier?"
Der Kerl schien absolut gelangweilt zu sein.
"Ich bin alleine und hatte vor nur eine Nacht zu bleiben."
"Ah, auf der Durchreise, hmm?", murmelte er während er sich umdrehte und nach einem der Schlüssel am Brett hinter sich griff.
"Ja. Ich muss hier nur was erledigen."
"Aha. Hier. Zimmer 12. Wir haften für nichts, klar?"
"Das hatte ich mir schon gedacht.", murmelte ich während ich mein Portmonee zog.
"Wie viel macht das?"
"50 Dollar."
"Kann ich auch mit Karte zahlen?"
"Klar.", er schob mir ein Kartenlesegerät rüber.
"Danke.", murmelte ich und steckte die Kreditkarte rein.
Der Rezeptionist pfiff laut.
"Du scheinst Geld zu besitzen. Was willst du in dieser Absteige?!"
Ich gab meine Geheimzahl ein und zog die Karte wieder raus.
"Ich bin nicht grade wählerisch."
"Respekt."
"Danke.", murmelte ich während ich den Schlüssel vom Tresen nahm und mich zu meinem Zimmer begab, gefolgt von 'Bonnie und Clyde'.
Kurz vor meinem Zimmer drehte ich mich um da sie mir noch immer folgten.
"Kann ich euch helfen?"
"Du hast Geld?", fragte der Kerl und trat näher.
"Ja. Und?"
"Wir brauchen Geld.", sagte die Frau und lächelte.
"Aha, wie schade. Dann besorgt euch einen Job oder geht zur nächsten Bank."
"Oder wir besorgen uns einfach dein Geld. Klingt doch gut?"
Ich atmete genervt aus.
"Hört zu. Ich hatte einen verdammt beschissenen Tag und hab überhaupt keine Lust mich mit euch Kleinkriminellen rumzuschlagen. Verschwindet.", ich spührte förmlich wie meine Augen langsam wieder grün wurden.
"Oh, hast du das gehört, Liebste? Der Junge hatte einen schlechten Tag..", sagte der Kerl und lachte.
Liebste? So hatte ich Val auch immer genannt.
"Jetzt hör du mir mal zu, du kleiner Schnösel. Wir können das ganze hier sanft oder unsanft regeln.", begann die Frau und zog ein Messer.
Womit hatte ich das verdient?
"Okay, okay.", murmelte ich.
Der Kerl packte sich meine Arme und drückte mich gegen die Wand während seine Frau damit begann mich abzutasten.
"Noch einen Moment. Warte bis sie in der richtigen Position ist.", dachte ich.
"Wo ist sein verdammtes Portmonee?!", fauchte die Frau und suchte weiter.
'Clyde' packte mich an den Haaren und riss meinen Kopf in den Nacken.
"Wo ist dein Portmonee?"
"Argh.. in der rechten Innentasche."
Meine Kopfhaut schmerzte wie wild, ich hatte das Gefühl als risse der Kerl mir meine Haare aus.
"Dreh ihn um.", befahl 'Bonnie' ihrem 'Clyde' und er tat was sie sagte.
Endlich! Ich rammte der Frau mein Knie ins Gesicht so das sie zurücktaumelte und zu Boden fiel.
"Argh! Du dreckiger Hund!", heulte sie auf.
"Na warte!", rief der Kerl und zog sein Messer, doch ich gab ihm einen heftigen Stoß mit meinem Ellenbogen in die Seite, so das auch er zu taumeln begann.
Dann rannte ich den Rest des Flurs runter zu meinem Zimmer und schloss mich darin ein.
"Das war knapp..", murmelte ich und setzte mich auf das einigermaßen saubere Bett.
Das Zimmer war nicht ganz so heruntergekommen wie der Rest des Hotels.
Es besaß ein eigenes Bad, einen kleinen Fernseher und sogar eine kleine Minibar.
Alles was ich brauchte.
Ich schaltete den Fernseher ein und lehnte mich zurück als ich plötzlich bemerkte das mein Handy vibrierte.
Matt´s Name leuchtete auf dem Display auf und ich musste kurz überlegen, ob ich überhaupt mit jemandem sprechen wollte.
Schließlich ging ich ran.
"Ja?"
"Silver?! Scheiße man, was ist passiert?!"
"Ich hab eine Menge Ärger am Hals, Matt."
"Das wissen wir auch aber wieso?!"
"An meinem Hemd klebte Blut."
"Was?! Alter.."
"Ich hab keine Ahnung wie es da dran kommt, falls du das Fragen möchtest, Matt."
"Oh man. Du musst zurückkommen, Silver. Dein Vater und deine Mutter werden morgen hier aufkreuzen!"
"Na super!", rief ich und setzte mich auf um mir mit einer Hand durch die Haare zu fahren.
"Bitte komm zurück. Wir machen uns alle Sorgen. Derek. Ophélie. Cassie. Ich!"
"Ich kann nicht. Ich muss rausfinden was mit Valerie geschehen ist."
"Das ist nicht deine Aufgabe, man! Überlass das der Polizei!"
"Die haben doch keine Ahnung! Sie verdächtigen immerhin mich! Denjenigen, der sie über alles liebt!"
"Silver, bitte."
"Sorry, Matt.", murmelte ich und legte auf.
So ein verdammter Mist! Ich zog mein Portmonee aus meiner Tasche und holte ein kleines Foto heraus.
Ein Foto von Valerie und mir.
Ich umarmte sie von hinten und küsste sie auf die Wange während sie zu mir sah und lachte. Ihr wundervolles Lachen.
"Oh Valerie..", murmelte ich und strich über ihr Gesicht.
"Ich werde dich finden."
Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, das es Zeit war loszugehen.
Ich steckte das Foto wieder zurück ins Portmonee und schloss die Zimmertür auf.
Die beiden Kleinkriminellen waren verschwunden. Gut.
Ich verließ die Absteige und nahm mir ein Taxi.
"Zum alten Bahnhof, bitte."
"Was wollen sie denn dort?", fragte der Taxifahrer, ein älterer Mann mit grauen Haaren und einem ebenfalls grauen 3-Tage-Bart.
"Privat.", murmelte ich und sah aus dem Fenster.
Wir durchquerten die ganze Stadt und gelangten schließlich nach einer halben Stunde den Bahnhof.
"Wir sind da. Das macht dann 40 Dollar."
"Hier. Behalten sie den Rest.", sagte ich und drückte dem Kerl 50 Dollar in die Hand während ich ausstieg.
Der Fahrer bedankte sich und fuhr davon, nun war ich alleine.
Ich überquerte die Straße und stand nun genau vor dem Bahnhof.
"Irgendwie unheimlich..", murmelte ich während ich das uralte Gebäude betrachtete.
Der Bahnhof war eingezäunt und oben mit Stacheldraht abgesichert.
"Auf gehts.", sagte ich zu mir selbst und zog meine Jacke aus.
Ich warf die Jacke auf den Stacheldraht um mich nicht ganz so übel zu verletzten und kletterte den Zaun mit 3 Sätzen rüber.
Wie erwartet erwischte mich der Stacheldraht am Arm, doch es hätte schlimmer kommen können.
Ich warf einen Blick auf den tiefen Schnitt an meinem Unterarm und fluchte kurz auf.
Dann zog ich die nun durchlöcherte Jacke von dem Draht runter und näherte mich dem Bahnhof.
Die Fenster waren eingeschlagen und mit Brettern verrammelt worden, ebenso die Türen.
"Mist..", murmelte ich und sah mich nach einem anderen Eingang um.
Tatsächlich fand ich einen kleinen Spalt in der Wand und quetschte mich hindurch.
Die Mauern im inneren des Bahnhofs waren schwarz und verkohlt, es musste gebrannt haben.
Überall lagen Trümmer herrum und es roch nach Verwesung.
Wo war dieser dämliche Schalter?! Ich wollte diesen Ort schnellstmöglich verlassen, da ich befürchtete sonst von der Decke erschlagen zu werden.
Vorsichtig stieg ich über die Trümmer hinweg und sah mich nach Schalter 9 um.
Er musste im hinteren Bereich des Bahnhofs sein also ging ich weiter nach hinten.
Endlich erreichte ich die Schalter und sah mich um.
"Schalter 1.. 2..", murmelte ich während ich die Schalter abging.
"7.. 8.. Na bitte! Schalter 9!", murmelte ich und sah mich um.
Ich zog meinen Schlüssel an dem eine kleine Minitaschenlampe hing und leuchtete in die kleine Kabine.
Der Umschlag lag auf der anderen Seite der Scheibe. Ich musste also meine Hand durch den schmalen Spalt der Scheibe stecken und den Brief heraus ziehen.
Plötzlich hallten Schritte in meinen Ohren.
Meine Muskeln versteiften sich als die Schritte näher kamen.
"Na sieh mal einer an! Der kleine Schnösel."
"Wir haben noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen, du Mistkerl!"
Was hatten 'Bonnie und Clyde' hier verloren?!
Eine Hand packte mich an der Schulter und riss mich zu Boden.
Ich konnte grade noch den Brief mit mir reissen und unter meinem Körper verstecken, bevor 'Clyde' sich auf mich setzte und seine Knie auf meine Arme presste.
"Du hast meiner Liebsten ganz schon wehgetan, du dreckiger Mistkerl.", brummte er während er ein Messer an meinem Hals ansetzte.
"Geh runter von mir!", ächzte ich und versuchte seine Knie von meinen Armen runter zu heben.
"Und dafür werde ich dir jetzt wehtun."
"Und dann werden wir uns an dir bereichern!", sagte 'Bonnie mit einem dreckigen Lächeln.
Ihr fehlten zwei Zähne. War ich das etwa gewesen?
Ich spührte den kalten Stahl des Messers an meiner Wange und das brennen, welches es verursachte als 'Clyde' mit ihm zuschnitt.
Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich zu schreien, doch 'Bonnie' presste mir eine Hand auf den Mund.
Woher wussten die beiden das ich hier war?! Hatte das was mit 'A.M.' zu tun? Hatte er sie mir auf den Hals gehetzt?
Ein Schlag in die Magengrube riss mich aus meinen Gedanken.
Ich schnappte nach Luft und krümmte mich unter ihm zusammen, so das seine Knie den halt verloren.
"Jetzt oder nie!", schoss es mir durch den Kopf.
Ich biss 'Bonnie' in die Hand, welche daraufhin laut fluchte und schaffte es, mich unter 'Clyde' hervorzuziehen.
"Wo willst du denn hin, Schnösel?", rief er, packte mich am Bein und zog mich kopfüber hoch.
Woher nahm der Kerl diese Kraft?
Mit dem anderen Bein trat ich ihm in den Magen woraufhin er mich fallen ließ und zusammensackte.
Nun ging 'Bonnie' wie wild mit dem Messer auf mich los und erwischte mich an den Rippen, doch meine Aufmerksamkeit galt dem Umschlag welcher vor mir auf dem Boden lag.
"Du Dreckskerl!", schrie sie und stach mir das Messer in den Bauch.
Ich sackte genau neben dem Umschlag zusammen, eine Hand auf die Wunde gedrückt, mit der anderen nach dem Umschlag tastend.
"Was haben wir denn da?", murmelte Bonnie und trat mir auf die Hand.
"Das.. das ist gar nichts..", brachte ich hervor und versuchte mich aufzurappeln.
Sie öffnete den Umschlag und etwas fiel herraus. Ein Foto?
"Hmm? Liebster, steh auf und ließ mir das vor!"
"Ich kann nicht..", stöhnte 'Clyde' auf.
Ich nahm das Foto und rappelte mich auf.
"Ich brauch das.. Bitte.."
"Was willst du damit."
"Bitte. Ich zahl euch alles was ihr wollt.."
Die beiden tauschten einen Blick aus.
"Wir wollen 100.000 Dollar.", sagte Bonnie.
"100.000 Dollar? Okay..", ächzte ich und setzte mich auf.
Ich zog mein Portmonee und nahm einen Scheck herraus.
Dann krammte ich einen Kugelschreiber herraus und schrieb 100.000 Dollar auf.
"Hier. Jetzt gib mir bitte den Umschlag und lasst mich in Ruhe."
"Trottel! 100.000 Dollar für ein blödes Stück Papier", sagte sie und warf mir den Umschlag hin.
"Komm, Liebster!", sagte sie und zog ihn hoch.
"Verreck.", knurrte dieser und trat mir noch einmal heftig in die Rippen bevor sie den Bahnhof verließen.
Ich sackte zusammen und nahm den Umschlag in die Hände.
"Blödes Ding..", ächzte ich und tastete nach dem Foto.
Als ich es endlich in den Händen hielt, fiel es mir vor Schreck fast wieder hin.
"Oh mein Gott."






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz