Gifted - Die Befreiung - Teil 27

Autor: Aven
veröffentlicht am: 03.09.2012


Hi ihr Lieben!
Tausend Dank für eure aufbauenden Kommentare, einfach toll!!! :D
Ich bin echt nervös, den kommenden Teil zu veröffentlichen. Ich sage gleich, ich weiß nicht, ob es sooo ganz jugendfrei ist, aber ich glaube schon ;D Er ist etwas kürzer geworden (der nächste wird dafür etwas länger), weil ich es auch nicht überstrapazieren wollte.
Er soll so eine Art Experiment sein. Wenn er euch gefällt und ihr den Stil nicht zu übertrieben findet, werd ich so auch weiter in den Liebesszenen verfahren, wenn nicht, muss ich mir was anderes überlegen.... ;D
Also ich hoffe wirklich, es gefällt euch,

Liebe Grüße, Aven

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Mit einer Leiche auf den Schultern durch ein nobles Hotelfoyer zu laufen, war wohl keine gute Idee, befanden sie zu Dritt. Da eventuell schon jemand darauf gekommen war, was ihnen der Fahrer verraten hatte, waren sie auch nicht sonderlich erpicht darauf, die Nacht in der Stadt zu verbringen. Auf schnellstem Weg ließen sie das stählerne Glitzern und all die gläserne Perfektion zurück, fuhren immer weiter aufs Land hinaus, wobei es lange dauerte, bis die Häuseransammlungen rund herum ausdünnten und sie über ruhiges Gelände fuhren. Erst als die Schatten schon länger geworden waren, erreichten sie ein Waldstück, das ihnen abgelegen genug erschien. Der einsame Feldweg brachte den Wagen ordentlich zum Schwanken, als sie direkt auf die ersten Bäume zusteuerten. Sie folgten dem Weg weiter hinein ins dichte Grün. Die tiefstehende Sonne blitzte immer wieder zwischen den Stämmen hindurch, kreierte ein wildes Spiel aus goldenem hell und dunkel. An einer kleinen Lichtung, wo auch der Weg nicht mehr hinreichte, hielt Evrill den Wagen an. Nachdem sie ihm auch unterbreitet hatten, dass der Mann im Teppich der war, der auch in den Daten erwähnt wurde, war er sehr still geworden.
Aurelia war als erstes zur Tür raus und atmete die befreiende, kühle Abendluft ein. Es roch beruhigend nach Erde und Moos und der weiche Waldboden gab federnd unter ihren Füßen nach. Jetzt war es beinahe dunkel, zwischen den Baumkronen blinkten einige erste Sterne am nachtblauen Himmel.
Pareios und Evrill waren ebenfalls ausgestiegen, umrundeten den Wagen und luden die wertvolle Fracht aus dem Kofferraum. Gemeinsam legten sie die Teppichrolle auf der Lichtung ab und entfalteten sie vorsichtig, bemüht einen Rest Pietät zu wahren. Sie waren dem Toten, der jetzt ausgestreckt auf dem Teppich im Licht der Sterne lag, einiges schuldig. Mehr als sie vergelten konnten.
Aurelia war ihnen gefolgt, stellte sich nun an die Spitze des Dreiecks, das sie um Jesper Svenssen herum bildeten. Sie senkten die Köpfe und Aurelia hoffte inständig, dass sein Tod nicht umsonst gewesen war. Seine dunklen, schmerzerfüllten Augen würde sie niemals vergessen, etwas darin war ihr unter die Haut gegangen.

Aurelia beendete schließlich das Schweigen. „Evrill, bist du bereit? Kannst du loslegen?“
Er überlegte kurz, kaute sich auf den Lippen herum und betrachtete die Leiche auf dem alten Perser. „Wenn ich mein Bestes geben soll, wäre es wohl besser, wenn ihr mich mit ihm alleine lasst.“ Aurelia und Pareios tauschten einen misstrauischen Blick.
„Aber du hast nicht vor, hier Leichenschändung zu betreiben?“ erkundigte sich Pareios. Es klang wie ein beiläufiger Witz, aber auch Evrill war der ernste Hintergedanke nicht entgangen. „Keine Sorge! Und falls die Dinge hier eskalieren sollten, werde ich alle Spuren beseitigen!“ entgegnete er sarkastisch, den Mund zu einem schiefen Grinsen verzogen, das seine Augen aber nicht erreichte. Er wirkte entschlossen, aber man konnte ihm anmerken, dass das Bevorstehende ihm keinen Spaß machen würde.
Aurelia legte Pareios eine Hand an die Schulter. „Komm schon, wir gehen ein Stück spazieren und schauen uns die Gegend an.“ Die Magie zwischen ihnen wallte augenblicklich auf und seine Schulter entflammte unter ihren Fingern. Sein Kopf schnellte zu ihr herum, ein kurzer prüfender Blick in ihre Augen reichte jetzt aus, um ihn in Bewegung zu bringen.
„Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst! Aber sei gründlich!“ sagte sie zu Evrill, bevor sie mit Pareios zusammen zwischen die Bäume trat und die Lichtung hinter sich ließ.

Sie gingen ein paar Minuten wortlos nebeneinander her, dann beschleunigte sie ihre Schritte. Wie immer spürte sie den Ruf ihres Körpers nach Bewegung und wusste, dass sie Pareios ebenso willkommen sein würde. Sie hörte ihn hinter sich schmunzeln und vernahm, wie die Geräusche seiner Füße auf dem Waldboden jetzt kürzer auf einander folgten. Immer schneller rannten sie über das weiche Laub, durch dichtes Gestrüpp und Brombeerranken, flogen wie Schatten durch die Nacht. Der frische Wind pfiff ihr in den Ohren, die Muskeln spannten sich verlässlich im Rhythmus, Ruhe breitete sich in ihr aus. Die Abwechslung des Untergrunds unter ihren Füßen fesselte ihre Aufmerksamkeit, bis sie den Waldrand erreicht hatten und Pareios abrupt zum Stehen kam. Aurelia bremste schlitternd neben ihm ab und folgte seinem Blick auf eine Wiese die direkt vor ihnen an einem sanften Abhang lag. Sie war umringt von Feldern, die jetzt Ende September schon kahl waren. Weit und breit war kein Zeichen von Menschen zu sehen, nur der aufgehende Mond, der die Wiese in dünnes, silbriges Licht tauchte. Einzelne Kräuter blühten noch, das Gras verströmte unter der Nässe der hereinbrechenden Nacht einen würzigen Duft.
Pareios ließ sich am Rande der Wiese auf den Boden nieder und lehnte sich gegen einen Baum. Schweratmend setzte sich Aurelia neben ihn und beide betrachteten sie eine Weile die ruhige, nächtliche Landschaft. Pareios legte den Arm um sie und zog sie näher zu sich heran, sodass ihr Kopf an seiner Halsbeuge zum Liegen kam. Sie genoss die Berührung, zog seine Wärme ein, gab sich der Erinnerung seiner Lippen auf ihren hin.
„Das Ganze ist irgendwie komisch, oder? Die verfolgen uns, aber lassen uns laufen und jetzt haben wir Jesper…, passt doch irgendwie nicht zusammen…“
Sie verstand was er meinte und nickte düster. „Trotzdem, ich hab das Gefühl wir sind auf dem richtigen Weg! Und dass sie anfangen aufzuräumen, heißt vielleicht, dass wir näher dran sind, als sie es wollen…“
„Möglich!“ gab Pareios zu. „Wer hätte gedacht, dass so unsere Zukunft aussieht!“
Jetzt setzte sie sich auf und sah ihm in die Augen. „Vor ‘ner Woche habe ich auch noch nicht gedacht, dass du so dazu gehören würdest.“ Sanft strich sie an seinem Kinn entlang, das der Bewegung folgte und sich zu ihre drehte. Sie beugte sich langsam vor, wobei sich alle Gedanken zu weltwichtige Themen in ihrem Kopf auflösten, wie Brause in Wasser, sie fühlte sogar das Prickeln, aber das kam wohl nicht von der Brause. Vielleicht war er ein gefährliches Aphrodisiakum, aber das war ihr in diesem Augenblick egal, es fühlte sich so richtig an.
Sie strich mit ihren Lippen über seine, spürte seinen heißen Atem über ihr Kinn wehen. Schon hatte sie sich halb aufgesetzt, um ihn besser erreichen zu können und sie vertieften den Kuss. Auch er schien andere Gedanken fahren zu lassen, hob die Arme und schlang sie um ihren Körper, um sie fest an sich zu drücken. Seine Wärme und Stärke fühlte sich so gut an, ihre Eingeweide zogen sich von dem Wunsch zusammen, ihm noch näher zu sein. Bevor sie sich versah, hatte sie sich schon aufgerappelt und war auf seinen Schoß geklettert, ohne ihre Lippen von ihm zu lösen.
Sie hatte keine große Kontrolle mehr über ihre Bewegungen, war völlig gebannt von den vielen Empfindungen, als sich ihre Knöchel hinter seinem Rücken verhakten und die Hände zu seinem Rücken und unter sein Shirt wandern ließ. Das Bedürfnis, die weiche Haut über den festen Muskelsträngen zu berühren, ließ ihr die Fingerspitzen kribbeln.
Schnell erlöste sie sie und vergrub ihre Finger in samtener Haut und festem Fleisch. Ihre Körper verschlangen sich in einander, während sie sich weiterhin stürmisch küssten und das wilde Begehren, von dem die Luft um sie herum knisterte, anfachten. Sie hatte noch nie ein so inniges Verlangen nach einem Mann gespürt wie jetzt, als sie auch noch seine Hand auf der Haut an ihren Lendenwirbeln spürte. Es war wie ein Strudel, der sie unaufhörlich in sein Zentrum zog, sie mitriss, und alles was sie tun konnte, war aufzupassen, den Kopf über Wasser halten zu können. Alles in ihr schrie nach mehr und sie bewegte ihre Hüften einladend gegen seine. Dass es ihm genauso ging wie ihr, konnte sie bei dieser Bewegung deutlich spüren. All die Kleidung war ihr im Weg und ihre Fäuste hatten sich schon im Stoff seines Shirts verkrallt, um es ihm ungeduldig über den Kopf zu zerren, sie wusste nicht, ob sie noch im Stande war, es langsam angehen zu lassen.
Doch plötzlich fehlte die Hitze seiner Hände an ihrem Rücken und seine Arme schlossen sich liebevoll, aber doch unnachgiebig um ihren Oberkörper und beide Arme, sodass sie an ihre Seite gedrückt wurden und sie nahezu bewegungsunfähig war. Die Lippen immer noch an ihren murmelte er mit geschlossenen Augen: „Moment,… was machst du nur mit mir?“ Seine Stimme klang rau und er stieß zischend den Atem aus. „Ich hatte mir wirklich vorgenommen, mir dafür Zeit zu lassen…. Das sollte was Besonderes sein!“ Es schien ihn Überwindung zu kosten, aber er schob sie langsam von sich weg. Protestierend hielt sie sich fest, klammerte die Beine um seine schmalen Hüften.
„Ist das nichts Besonderes?“ flüsterte sie und jetzt stockte er, seine Lider flogen auf. Vorerst hörte er auf, sie von sich runter zu winden.
„So war das nicht gemeint! Mit dir ist es immer was Besonderes! Gerade deswegen, will ich das auch würdigen! Du hast mehr verdient!“ er nahm ihr Gesicht in beide Hände, zwang sie, ihn anzusehen. Dann lachte er heiter. „Evrill wartet bestimmt schon… und sollte es eigentlich nicht umgekehrt sein?“
Die heiße Röte flutete ihre Wangen abrupt und sie fühlte sich wie der böse Lüstling, der eine unschuldige junge Frau verführte. Eigentlich wirklich lächerlich, wenn man bedachte, welchen Lebensstil Pareios noch bis vor einer Woche gepflegt hatte. Obwohl, so genau konnte sie das gar nicht beurteilen, sie war nur mit dieser blonden Schönheit in Kontakt gekommen, aber das hatte ihr auch gereicht. Bevor sie sich da in etwas hineinsteigern konnte, schob sie den Gedanken weg.
„Sehr witzig!“ entgegnete sie leicht bissig, hatte aber nicht vor, sich vertreiben zu lassen. Das hatte er ja auch nicht getan und seine gewagte Herausforderung klang auch immer noch in ihrem Hinterkopf nach. Er wollte überzeugt werden?
Das konnte er haben!
Vor ein paar Wochen, hätte sie ihn entweder vollgekotzt, oder wäre geflüchtet, aber jetzt war es das, was sie mit aller Kraft wollte, aus tiefstem Herzen begehrte.
„Ja, ja, ich weiß, du bist nicht so leicht zu haben!“ neckte sie. „Ev kann auf sich selbst aufpassen und wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben,… oder wie oft wir die Gelegenheit haben werden, allein zu sein…“ Sie ließ die Stimme schnurren, in der Absicht, ihn zu locken. Schnell küsste sie ihn wieder, diesmal forscher, fordernder, schmiegte sich katzenartig an ihn, bevor er noch mehr Abstand zwischen sie bringen konnte.
„Das soll es also sein, ja?“ stieß er keuchend aus, als sie ihn kurz Luft holen ließ. „Hier so zwischen Tür und Angel?“ Er klang nicht enttäuscht.
Sie schmunzelte über den Vergleich. „Ich sehe keine Tür! Ich sehe nur eine romantische Mondlandschaft und dich! Vor allem dich… und das ist alles was ich brauche!“ Nach einem weiteren leidenschaftlichen Kuss fügte sie an: „Ich finde, dieser Moment, ist genauso gut, wie jeder andere. Vielleicht sogar besser!“
Sie bedeckte seinen Hals mit feuchten, dünnen Spuren ihrer Zunge und spürte erfreut, wie er unter ihr erzitterte. Immer noch bewegte er sich keinen Zentimeter, blieb absolut reglos, während sie versuchte ihn mit subtilen Streicheleinheiten zu überreden. Es war ihr völlig schleierhaft, wie er es schaffte, sich so zurück zu halten, denn sie war schon dabei, ihren Kopf zu verlieren. Das heiße Glühen in Herz- und Magengegend drängte sie zu immer waghalsigeren Vorstößen und wieder versuchte sie, flink sein dunkles Shirt aus dem Weg zu räumen, bevor er sich wehren konnte. Aber dieses Mal ließ er es geschehen.
Kurz lehnte sie sich zurück, genoss den Anblick seines nackten Oberkörpers, wie er so silbrig im Mondlicht schimmerte und sich zart von der dunkleren, rissigen Rinde des Baumstammes in seinem Rücken abhob. So leuchtete das Gewirr der vielen Narben hell auf und sie strich mit den Händen ehrfürchtig über das unregelmäßige Relief, folgte einigen Linien tiefer seinen flachen, muskulösen Bauch hinunter. Als ihre Finger die Gürtelschnalle erreichten, knurrte er leise und packte sie plötzlich fest.
„Ich…, ich muss dir erst noch etwas sagen!“ seine Stimme war jetzt kaum mehr als ein ächzendes Stöhnen. „Du musst es einfach wissen, bevor wir…., ich will es mit dir anders machen!“ Sein Griff lockerte sich und er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Die Hitze zwischen ihnen knisterte, füllte den Moment, in dem seine Augen in ihre tauchten, mit einer stillen, süßen Verheißung. Seine Lippen glänzten noch von ihrem Kuss und verzogen sich zu einem zärtlichen Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ. Gebannt von dieser Magie wartete sie, dass er weiter sprach, hoffte, auf keine weitere Ablehnung zu treffen.
„Aurelia, ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist, aber ich…,“ Er holte tief Luft, seine Pulsschlag war jetzt ein flottes Stakkato und trommelte unablässig gegen ihre Brust, die sie an seine gepresst hatte. „Ich glaube, ich verliebe mich gerade in dich…“

Zögerlich beobachtete er ihre Reaktion, doch sie war wie gelähmt. Es war eine merkwürdige Schockstarre, die sie überfallen und gefesselt hatte. Das ganze Begehren trat plötzlich in den Hintergrund. Es verschwand nicht, aber es machte anderen kraftvolleren Empfindungen Platz. Seine Worte waren wie fluffige, rosafarbene Watte, die ihr Herz ausfüllte, sodass jeder Schlag, jedes kraftvolle Zusammenziehen wie gepolstert wirkte. Irgendwie weich und … und seltsam voll fühlte es sich an. Und jede Welle dieses samtig angereicherten Blutes trug es weiter, dieses Gefühl der Erfüllung, bis in die letzte Zelle ihres Körpers, bis sie sich fühlte, als würde sie fast platzen. Es gab so viel das sie ihm sagen wollte, das ihr nun auf der Zunge und den Lippen brannte, aber angesichts dieses Liebesgeständnisses meldete sich auch etwas anderes in ihr, ein Teil der zu ihrer Vergangenheit gehörte, der ihr jetzt wieder wie eine heißglühende Nadel durch die Lippen fuhr und sie verschloss. Aber es kam keine Panikattacke und auch die körperliche Übelkeit blieb aus. Sie spürte jeden ihrer keuchenden Atemzüge überdeutlich, hörte ihn in ihren Ohren dröhnen. Durch ihren vernebelten Verstand nahm sie wahr, wie Pareios unter ihr unruhig wurde, wahrscheinlich, weil sie keinen Laut von sich gab, sondern ihn nur wie eine Irre anstarrte. Sein Blick war jetzt besorgt. Innerlich traf es sie wie ein Faustschlag, als sie die Bedeutung des Moments erfasste.
Sie hatte jetzt die Wahl!
Sie konnte sich endgültig von dem Würgegriff ihrer Vergangenheit befreien und einen Neuanfang mit Pareios wagen, oder ihr wieder unterliegen und damit eingestehen, dass es für sie keine Hoffnung gab. Ezekiels Worte tanzten durch ihre Gedanken, nahmen immer mehr Form an und da wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie musste es wagen, sonst würde Ezekiel Recht behalten, und sie wäre niemals frei davon.
Sie griff Pareios‘ Hände an ihren Wangen und zog sie weg. Sie umschloss sie mit ihren und bettete sie sachte in ihrem Schoß. Verdammt, wenn sie nur daran dachte, wie er sie gleich ansehen würde, brach ihr das Herz. Es tat jetzt schon fürchterlich weh, wie würde es erst in ein paar Minuten schmerzen?
Nun war sie es, die wie eine Erstickende Atem schöpfte. Denn genauso fühlte sie sich, als die Erinnerungen in ihr aufstiegen, die sie so lange verbannt, gehasst, gefürchtet hatte. Sie spürte es, der Moment der Entscheidung war gekommen und sie traf sie. Es war schwer, aber Pareios gab ihr die Kraft.
Sie wählte ihn, sie wählte die Liebe, sie wählte das Leben, reich und pur!

„Sag das nicht!“ Ihre Stimme war nur ein zittriger Hauch. Sie spürte wie die Enttäuschung seinen Leib durchzuckte, doch sie nahm all ihren Mut zusammen und sah ihm wieder fest in die Augen. Schnell redete sie weiter: „Sag das nicht!... Nicht bevor du nicht alles weißt!“
Jetzt starrte er sie verständnislos an, immer noch reglos und erkaltet durch ihre Worte.
„Ich meine, bevor du nicht alles über mich weißt!“ Innerlich zitterte sie wie Espenlaub, konnte nur noch hoffen. Das war alles, war sie sich erlaubte.
Pareios versuchte ihre Miene zu durchschauen, suchte nach einem Anzeichen, dass alles in Ordnung war und dass er sich entspannen konnte. Aber das konnte sie ihm leider nicht bieten. Alles was sie hatte, was sie ihm geben konnte, war das verkommene, niederträchtige Wesen, das sie nun einmal war, und das war nichts, das ihn beruhigen würde. Er bemühte sich darum, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und wartete ab. Allerdings flackerte die Hitze seiner Gabe nun unentschlossen über seine Haut, durchfuhr sie mit zuckenden Stößen.

„Es gibt ein paar Dinge über mich, die du wissen solltest!“ setzte sie stockend an. Jede Silbe kostete sie übermenschliche Überwindung und forderte all ihre Willenskraft, aber sie sprach weiter. „Ich wünschte, ich könnte es dir ersparen, aber du hast mich um Ehrlichkeit gebeten, also sollst du die ganze Wahrheit hören. Die Frage ist nur, ob du dann immer noch das Selbe für mich empfindest.“ Beim letzten Teil des Satzes brach ihre Stimme weg, so sehr fürchtete sie sich vor dem Moment, in dem er erkennen würde, mit wem er es hier eigentlich zu tun hatte.
Pareios fixierte sie immer noch fest mit einem Blick, der Betonwände geschmolzen hätte. „Ok, schieß los!“ forderte er atemlos. Aurelia versuchte von ihm herunter zu klettern. Für diese Geschichte brauchte sie Abstand. Doch Pareios hielt sie erbarmungslos fest, zwang sie, jede seiner Regungen und Gesichtsausdrücke mit anzusehen, während sie ihre schreckliche Vergangenheit vor ihm ausbreitete.






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