Teufelskreis - Teil 15

Autor: Sahraa.
veröffentlicht am: 03.08.2012


Inzwischen waren acht Monate vergangen. Acht Monate in denen ich bestimmt fünfhunter Drogenpäckchen verkauft
hatte,acht Monate in denen ich zur geschicktesten Verbrecherin im Umkreis von dreihundert Kilometern geworden bin,was eine ganz schöne Leistung war,acht Monate in denen ich nichts von Jona gehört hatte. Und jeder Tag kam mir wie eine riesige Verschwendung vor. Jede Minute hoffte ich das ich sterben würde,nur um diesen schrecklichen seelischen Schmerzen zu entkommen. Aber ich starb nicht,nein so gnädig war Gott nicht. Sondern er ließ mich weiterleben und sah zu wie ich jeden Tag das Leben anderer Menschen zerstörte und wie dies langsam mich zerstörte.
So ein Verbrecherleben hatte durchaus auch Vorteile,zum Beispiel durfte ich vierzig Prozent des Tageseinkommens behalten. Das war eine Menge Kohle,aber mir kam es immer falsch vor es auszugeben. Ich hatte es mir ja nicht auf ehrliche Weise verdient.
Aber Ole sagte immer das wir nichts schlechtes tun würden,wir würden nur die Dummheit der Menschen ausnutzen,wofür Dummheit ja gemacht wurde,um ausgenuzt zu werden. Natürlich gab ich der verdrehten Logik von Ole nicht recht. Ich wusste das es falsch war. Meine Mutter war seit fünf Monaten wieder zu Hause,ihr ging es gut. Mein Vater hatte sich bei ihr entschuldigt und damit war für meine Mutter die Sache vergessen. Sie liebte einfach zu sehr und hatte immer noch ihre rosarote Brille auf. Ich seufzte resigniert und setzte meinen Weg fort. Ich lief ins Geheimversteck meiner Bande. Es war eine kleine Hütte die abgelegen am Waldrand stand. Niemand kam dorthin,gelegentlich ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden,aber nur selten. Vor einer halben Stunde hatte Benni angerufen und mich dorthin bestellt. Was er von mir wollte wusste ich aber nicht,wahrscheinlich wieder ein neuer Auftrag. Die vier waren sehr zufrieden mit mir und bezahlten mich deshalb auch immer besser,sie hatten nichts zu meckern was mir aber nur noch mehr Aufträge einbrachte. Aber was sollte ich tun? Ich war nur ein kleines Rädchen in einem riesigen Uhrwerk. Zu klein um bemerkt zu werden oder etwas verändern zu können. Aber der eigentliche Grund warum ich nichts tat war weil die vier sonst Dalia oder Jona irgedetwas tun würden. Das würde ich nicht verkraften. Und so fügte ich mich eben. Ich verbrachte mittlerweile fast den ganzen Tag in meiner Schattenwelt. Dalia sagte das ich Hilfe bräuchte,das es mir dann besser gehen würde, aber das glaubte ich ihr nicht. Ich wollte niemandem von meinem Problem erzählen und ich wollte auch keine Hilfe,das einzige was ich wollte würde ich nicht mehr bekommen und auch nie wieder sehen. Das klaffende Loch das Jona in meinem Herz hinterlassen hatte war nicht im geringsten geschrumpft. Im Gegenteil es riss mit jedem Tag mehr auf und verschluckte jedes Gefühl. Ich war depressiv. Das musste ich mir vor ein paar Monaten schmerzlich eingestehen,aber ich lebte in den Glauben das,solange ich es nicht laut aussprach es auch nicht so war.
Das war natürlich Quatsch aber es half manchmal nicht den Verstand zu verlieren oder zu heulen.
Als ich die kleine Hütte endlich erreicht hatte war es schon sechs Uhr abends,zum Glück war es noch lange hell,denn bei Dunkelheit hätte ich mich nicht getraut allein nach Hause zu laufen.
Als ich eintrat war nur Nick da. Ich stand da wie angewurzelt und wusste nicht ob ich reinkommen sollte. Er nickte mir freundlich zu und bot mir einen Platz an. Ich setzte mich ließ ihn aber nicht aus den Augen. So saßen wir weiter schweigen da. Die Stille war unheimlich. „Wo sind die anderen?“,traute ich mich schließlich zu fragen. „Müssten gleich kommen“,antwortete er.
Ich rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl herum. „Und warum bist du der erste der hier ist?“,fragte ich. Seine Augen fixierten mich kurz. „Die anderen mussten noch etwas erledigen und ich hatte keine Zeit“,erklärte er mir. Verblüfft sah ich ihn an. „Erledigen? Was denn?“,hakte ich nach.
„Sachen die kleine sechzehnjährige Mädchen nichts angehen“,antwortete er barsch. Ich zuckte leicht zusammen und starrte die Wand an.
Ich betete das die drei bald kommen würden,denn Nick war schon immer komisch gewesen. Ich konnte nie sagen was es war,konnte ich jetzt auch nicht aber er hatte etwas an sich das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ





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