Teufelskreis - Teil 9

Autor: Sahraa.
veröffentlicht am: 01.07.2012


Ich saß an unserm Gartenzaun und weinte. Ich weinte und weinte und weinte. Es war schrecklich ,aber ich konnte einfach nichts dagegen tun,die Tränen liefen nur so aus mir heraus. Dalia stand etwas weiter abseits und unterhielt sich mit einem der Polizisten die alle Beteiligten befragten. Mich hatten sie natürlich auch schon ausgefragt,aber ich wusste ja auch nicht was passiert war.
Anscheinend hat mein Vater meine Mutter mit etwas geschlagen,mit was wissen sie jedoch noch nicht.
Er ist jetzt auf der Flucht,so heißt es.
Ich glaube das er irgendwo betrunken er einem seiner Sauffreunde in der Wohnung liegt und wahrscheinlich in hundert Jahren nicht mehr aufwachen wird. Mein Vater wiederte mich an. Er verkörperte alles schlechte dieser Welt. Okay das war jetzt vielleicht etwas dramatisch ausgedrückt,aber es stimmte im Prinzip.
Ich wühlte mit meinen Händen in meiner Jackentasche nach Taschentüchern griff jedoch nur die kleine Tüte die Duce mir gegeben hatte. Ich zog sie heraus und starrte sie an. Würde es auffallen wenn ich nur eine einzige...? Ich steckte die Tüte schnell wieder weg. Nein! So weit war ich noch lange nicht! Erst wenn gar nichts mehr ging,und vielleicht noch nicht mal dann!
Dalia kam zu mir herüber und ging vor mir in die Hocke. „Wo willst du jetzt hin gehen?“,fragte sie schüchtern.
Ich sah sie wütend an. War das alles an was sie jetzt denken konnte? Daran wo ich jetzt hingehen würde?
„Ich bleibe zu Hause,ich kann nicht wieder bei dir schlafen. Ich komm hier schon klar“,sagte ich trocken.
Sie nickte leicht umarmte mich zum Abschied und sagte: „Ruf mich an sobald du was neues hörst“
Dann ging sie steif die Straße entlang.
Ich seufzte. Was sollte ich allein tun? Das war keine besonders gute Idee gewesen. Naja,gute Ideen waren ja auch nicht gerade meine Spezialität.
Ich wischte mir mit den Händen übers Gesicht und band mir die Haare mit einem Haargummi zusammen. Das war so eine Angewohnheit von mir.
Ich schaute mich nach Jona um. Wenn das eine einzige Chance war mit ihm zu reden,und ich sie verpasst hatte nur weil ich heulen musste,würde ich mir das wahrscheinlich nie verzeihen.Ich atmete erleichtert auf, als ich ihn weiter vorne an einer Straßenlaterne lehnen sah.
Er starrte zu mir rüber,das hatte er schon länger getan denn der ertappte Ausdruck auf seinem Gesicht war unverkennbar.
Ich schluckte. Auf einmal hatte ich wieder diesen riesigen Kloß im Hals.
Ich zog mich am Zaun hoch und ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. Er straffte seine Schultern und blickte mir entschlossen entgegen.
„Du wolltest mit mir reden?“,fragte ich wackelig.
Er sah mich einen Augenblick an und seine Entschlossenheit schwand so schnell wie sie gekommen war.
„Ja das... also...“,stotterte er vor sich hin.
Ich runzelte die Stirn.
„Ja?“
„Ich weiß nicht wo ich anfangen soll“,brachte er heraus.
„Ja ich auch nicht“,stimmte ich ihm zu.
„Zuerst mal tut mir das mit deiner Mutter leid. Das konnte ich ja nicht wissen. Es muss dir schrecklich gehen“,begann er zögerlich.
Ich nickte knapp und wollte das er weiter sprach.
„Und der eigentliche Grund warum ich hier bin kannst du dir ja denken oder?“
Ich sah ihn versteinert an. „Nicht unbedingt“,presste ich hervor.
Er legte den Kopf schief und sah mich nachdenklich an.
Scheiße,wie ich diesen Ausdruck auf seinem Gesicht liebte! Ich hatte ihn schon tausendmal gemalt. Mindestens tausendmal.
„Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten,ohne dich“, gab er ärgerlich zu.
„Ich habe dich die ganze Zeit in einem Kopf,wenn ich esse,in der Schule sitze und sogar wenn ich schlafe. In all meinen Träumen bist nur du. Und das will ich nicht mehr“
Die kleine Pflanze von Hoffnung die in mir während seiner Rede gewachsen war zerfiel bei seinen letzten Worten zu Asche. Tote,leblose Asche. Nutzlos und so unerwünscht.
„Was?“,fragte ich entgeistert.
„Ja die Nachricht gemischt mit der deiner Mutter die jetzt im Krankenhaus liegt ist etwas zu viel für dich,aber ich habe das ja nicht gewusst“,verteidigte er seine Stellung.
„Was?“,wiederholte ich.
„Es tut mir leid. Ich finde nur das das mit uns einfach nie wieder funktionieren kann. Ich will das du mich vergisst.Und ich muss dich auch vergessen“
Seine Worte schnitten mir wie Messer ins Herz.
Ich fühlte mich wieder leer. So leer wie eigentlich jeden Tag,jeden verdammten Tag an dem ich aufwachte und wusste das er nicht mehr da war.
Mir stiegen Tränen in die Augen.
„Warum?“,brachte ich heraus.
Er sah mich traurig an.
„Ich vertraue dir nicht mehr. Und das werde ich auch nie wieder tun können. Wir gehören nicht zusammen. Ich wollte das hier endgültig abschließen. Es wird uns beiden helfen etwas neues anzufangen. Denkst du nicht auch?“,fragte er am Schluss.
Ich sah ihn entgeistert an. Er wollte mich nicht mehr,er brauchte mich nicht mehr,er liebte mich nicht mehr...,das war das einzige was ich noch denken konnte.
Ich wand mich von ihm ab und taumelte in Richtung Haus. Ich wollte nur noch heulen oder schreien,so was eben.
„Katie?“,fragte er traurig.
„Willst du mich nicht auch endlich vergessen? Das wäre besser,für uns beide“
Mir liefen die Tränen über die Wangen.
„Wenn du das so siehst“,schluchzte ich.
Jetzt sagte er nichts mehr.
„Mir fällt das hier ja auch nicht leicht. Ich meine wir haben echt viel zusammen erlebt,und das einfach zu vergessen wird schwer aber es wird endlich Zeit“,versuchte er mir bei zu bringen.
Ich nickte und sagte: „Ja. Ich muss jetzt noch aufräumen und so. Gehst du?“,würgte ich ihn ab.
Jetzt sah er noch mehr traurig
aus. Er drehte sich um und wünschte mir viel Glück für meine Mutter.
Sobald ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte klebte ich mich ans Fenster um zu sehen ob er sich noch einmal umdrehte,was er jedoch nicht mehr tat.
Mir stiegen wieder Tränen in die Augen und ich rutschte an der Wand entlang auf den Boden.






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