Das Licht meiner Nacht - Teil 5

Autor: Janine
veröffentlicht am: 27.06.2012


Und nun presentiere ich euch voller Stolz Teil fünf/Kapitel vier. Es ist nun auch wieder nicht so lange geworden, wie ich es eigentlich geplant hatte, dennoch hoffe ich, dass euch die Länge passt. Wieder entschuldige ich mich wegen Fehler und nun wünsche ich euch wie immer viel Spaß beim Lesen und bitte lasst mir Kommies oder einfach nur Kritik da. Alles ist willkommen *g*
Lg eure Janine


KAPITEL VIER
Fragestunde gleich Folterrunde

***Melea-Rosalie***
Mit einem innerlichen Aufseufzen blickte ich aus dem Fenster. Ich war verwirrt. Sobald Raymond mit Collin weggegangen war, schaltete sich mein Hirn automatisch wieder auf online und bombardierte mich regelrecht mit Fragen. Eine davon, welche mich brennend interessieren würde, lautete: >Warum reagiere ich so auf Ray, obwohl wir uns noch nicht einmal richtig kannten?<
Plötzlich wurde ich leicht angestoßen und somit aus meinen Gedanken gerissen. Fragend und mit hochgezogener Augenbraue blickte ich meine Cousine an.
„Was ist los mit dir, Mel? Es sieht so aus als hätte dir dieser Raymond ganz schön den Kopf verdreht und das in nicht einmal einer ganzen Stunde“, meinte sie leise und musterte mich aufmerksam.
Ich schüttelte schwach den Kopf und gab etwas spitzer als beabsichtigt zur Antwort: „Das bildest du dir ein, Lu. Aber was läuft da zwischen dir und Col? Da sprühen ja mächtig die Funken.“
„Lenk nicht vom Thema ab! Du hast dich in diesen Typ verguckt oder?“
„Lu, du spinnst. Diese Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht, du solltest echt weniger Schnulzen gucken“, zischte ich leise und wollte dieses Gespräch so schnell wie möglich in eine andere Richtung lenken.
Sie kicherte etwas lauter, zog so die Aufmerksamkeit von vielen unserer Klassenkameraden auf uns, und meinte vergnügt: „Du bist so leicht zu durchschauen, genauso wie deine Schwester es war.“
Beinahe sofort verlor mein Gesicht alle Farbe und wurde ausdruckslos. Das Glimmen verschwand aus meinen Augen und sie wurden wieder matt.
Ich wandte meinen Blick von ihr ab und fühlte, wieder diesen Stich im Herz, welchen ich immer spürte, wenn die Rede von meiner Schwester und oder von meiner Mutter war.
„Oh Gott, sorry, Mel“, flüsterte sie und schlug sich die Hände vor den Mund. Ich nickte nur leicht, doch noch bevor ich etwas erwidern konnte, vernahm ich eine bekannte, aber vor Sarkasmus triefende Stimme, neben mir: „Du hast eine Schwester? Na da hat sich der liebe Gott was Tolles einfallen lassen. Wenn die auch so eine Schreckschraube ist wie du, Kätzchen,…“
Er verstummte beinahe sofort, als unsere Blicke sich trafen, doch noch bevor er etwas anderes sagen konnte, stürmte ein gestresst aussehender Lehrer herein.
Er sah ziemlich nett aus und war vielleicht gerade erst über die 35. Er hatte kurze matschbraune Haare und trug eine Brille hinter welcher sich freundlich funkelnde, haselnussbraune Augen verbargen. Sein Kinn wurde von einem leichten Stoppelbart verziert und seine Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. Wobei seine Figur eine Mischung aus groß gewachsen und etwas trainiert war.
„Grüß euch, Klasse. Ich Entschuldige für die Verspätung und nun beginnen wir erst einmal mit der Begrüßung unserer beiden Neuzugänge“, lächelte er und sah sich suchend um. Sobald er meine Cousine und mich entdeckt hatte, rief er uns zu sich nach vorne. Ich hatte bereits wieder meine Maske des fröhlichen Mädchens aufgesetzt, wodurch meine Augen nicht leer, sondern nur matt waren, und folgte unschuldig und brav der Anweisung des Lehrers.
„Also, wärt ihr Beiden nun so nett und würdet ihr euch der Klasse vorstellen“, grinste der Lehrer, sobald wir vorne standen, und setzte sich lässig auf den Lehrertisch. Ja, richtig gehört, nicht auf den Sessel, welcher hinter dem Lehrerpult stand, sondern darauf.
Mit einer Geste welche er mit der Hand ausführte, bedeutete er uns mit unsrer >Vorstellung< zu beginnen.
Ich seufzte und hauchte leise zu Luna: „Du beginnst.“
Sie nickte leicht und lächelte, wenn auch ihre Hände, welche sie hinter ihrem Rücken versteckte, nervös zitterten, die Klasse freundlich an.
„Hi, ich heiße Luna Roe und bin sechzehn Jahre alt. Ich gehe gerne Schwimmen und spiele am liebsten Volleyball. Ich kenne hier eigentlich noch niemanden und hoffe, dass ich viele Freunde finden werde“, stellte sie sich höflich vor und in ihrer Stimme klang ihre Unsicherheit und Schüchternheit etwas mit.
Beinahe jeder klatschte nachdem sie geendet hatte und erleichtert stieß sie die Luft aus. Sie lächelte noch einmal und dann ging sie wieder zurück zu ihrem Platz.
Nun war ich dran. Ich atmete noch einmal tief ein, dann lächelte ich in guter Schauspielermanier und begann mit freundlicher Stimme: „Also ich heiße Melea-Rosalie Tracon, aber mir ist es am liebsten wenn man mich einfach nur Melea nennt.“ Bei diesem Satz warf ich einen stechenden Blick auf meinen tollen Sitznachbarn Jaydon, wodurch bei manchen ein unterdrücktes Lachen zu hören war. Danach als ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Rest der Klasse zuwandte, ließ ich ihn wieder freundlicher werden und sprach lächelnd weiter: „Ich bin wie meine Cousine sechzehn Jahre alt und spiele genauso gerne wie sie Volleyball, wobei mir Fußball noch etwas besser gefällt. Natürlich hoffe auch ich, dass ich mich mit vielen von euch gut verstehen und vielleicht auch anfreunden werde.“
Auch ich bekam einen Applaus, jedoch erntete ich von mehreren Mädels böse Blicke, wohingegen ich von den Jungs regelrecht bejubelt wurde. Ich grinste noch ein letztes Mal, dann ging auch ich zu meinem Platz zurück.
„Diese Schule ist schon irgendwie seltsam oder kommt nur mir das so vor?“, flüsterte ich meiner Cousine zu.
Luna schmunzelte und gab mir ebenso flüsternd zur Antwort: „Ich bin vollkommen deiner Meinung, Cousinchen. Aber die Jungs hier sind heiß und einige Mädchen sehen auch freundlich aus. Wobei andere Giftschlangen gleichkommen.“
Ich grinste: „Also das ist mir auch schon klar geworden.“
Wir spürten ganz genau die Blicke der ganzen Klasse auf uns und der Lehrer musste sich die Aufmerksamkeit der Klasse mit einem Klatschen erkämpfen.
„So, da ich heute wohl kaum einen Unterricht mit euch führen werden kann, weil unsere Neuzugänge anscheinend viel interessanter für euch sind, würde ich vorschlagen, dass wir eine Fragestunde machen. Es wird so ablaufen. Zunächst einmal werdet ihr aufzeigen, ich werde euch dann aufrufen und ihr dürft an diese beiden Mädchen eine Frage stellen. Doch bitte unterlasst diese ganz >speziellen< Fragen“, dieses >speziell< betonte er ziemlich stark und warf einigen Jungs ziemlich eindeutige und strenge Blicke zu.
Jeder in der Klasse nickte, und ich und Luna mussten beide einmal Schlucken. Also so hatten wir uns unsere erste Stunde auf jeden Fall nicht vorgestellt. Und kaum dass der Lehrer ein euphorisches >Los geht’s!< gesagt hatte, zeigten schon mehr als die Hälft der Klasse auf.
Am Anfang kamen nur solche grundlegenden Fragen wie: „Wo kommt ihr her? In welcher Schule wart ihr vorher? Warum seid ihr auf dieses Internat gekommen?“
Diese Fragen ließ ich alle von Luna beantworten, welcher es zunehmend sichtlich Spaß machte, dieses Frage-Antwort-Spiel. Ich hüllte mich im Gegensatz zu ihr lieber in mein ruhiges Schweigen und entspannte mich etwas. Zumindest so lange, bis ein Mädchen, Layla hieß sie, fragte: „Habt ihr beiden Geschwister?“
„Ich leider nicht“, meinte Lu und warf mir einen besorgten Blick zu. Ich verkrampfte mich etwas, behielt meine Maske aber auf.
„Hast du Geschwister, Melea?“, fragte sie, als ich nicht antwortete.
„Ich hatte eine Schwester“, antwortete ich mit monotoner Stimme und ich musste mich zusammenreißen, damit meine Maske nicht verrutschte.
„Oh, das tut mir leid. Was ist passiert?“, fragte sie weiter.
Ich seufzte leise und meinte kurz, abgehakt: „Ich spreche nicht gerne darüber.“
Sie blickte mich entschuldigend an und sagte schuldbewusst: „Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“
Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen und gab höflich zurück: „Ist schon gut, Layla.“
Die nächste Frage wurde von einem Jungen namens Leon gestellt, er war einer der wenigen gewesen, welchen diesen speziellen Blick vom Lehrer erhalten hatten: „Hey, Melea, hast du einen Freund?“
„Ähm ich, …“, ich war etwas verblüfft über diese Frage, riss mich aber schnell wieder zusammen und wollte antworten, doch wer schnitt mir das Wort ab noch bevor ich irgendetwas gesagt hatte? Genau dieser Kotzbrocken neben mir.
Zunächst lachte er blöd, bevor er in typischer Machomanier spöttelte: „Wer will denn diese Kratzbürste als Freundin haben? Schau sie dir doch einmal an, also ich wage es stark zu bezweifeln, dass Jungfrau Maria hier neben mir ihren ersten Kuss schon hinter sich hat, und ebenso wenig wird sie bereits von jemanden flachgelegt worden sein.“
Ein Raunen ging durch die Klasse und wie eine Schlange, die bereits auf so etwas gewartet hatte, schoss die Wut auf diesen Kerl hervor, als ich ihm gereizt antwortete: „Besser Jungfrau Maria, als eine männliche Schlampe, die nichts besseres tun kann, außer die Klappe groß aufzureißen, ein Mädchenherz nach dem anderen zu brechen, woraufhin die Mädchen sich Wochenlang die Augen aus dem Schädel heulten und höchstwahrscheinlich noch nicht einmal Trost darin finden können, dass du gut im Bett warst.“
Ein weiteres Raunen ertönte und ich musste meine Wut zügeln, damit ich nicht anfing Gift und Galle zu spucken. Oh ja, ich stand gerade kurz davor aus zu zucken und das nun zum zweiten Mal, wobei noch nicht einmal die Hälfte des Tages um war.
„Hey Leute, beruhigt euch. Was herrschen denn hier für Spannungen? Vertragt euch oder wenn das nicht geht, dann ignoriert euch einfach“, ging der Lehrer dazwischen.
Betroffen schwieg ich und senkte den Blick auf meinen Tisch. Es war Mucks-Mäuschen still in der Klasse, und das Schweigen wurde erst durch das Klingeln der Glocke beendet. Mit einem erleichterten Seufzen stieß ich die Luft aus, als der Lehrer die Stunde für offiziell beendete und blickte Luna mit einem funkensprühenden Blick an. Das einzig Positive, was ich zurzeit wahrnahm und was mir half mich etwas zu beruhigen, war, dass wir beide diese Folterrunde überlebt hatten. Somit konnten Luna und ich uns schon auf das nächste Ereignis, welches uns in dieser Schule bereits mit offenen Armen erwartete, freuen und hoffen, dass wir auch dieses meisterten. Naja, hauptsächlich ich, denn Luna hatte keinen, dem sie die Stirn bieten musste. Zumindest noch nicht.





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