Stiefbrüder küsst man nicht - Teil 7

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 25.06.2012


Gegen 23:00 Uhr ging dann auch der letzte Gast.
Elinore und Jennifers Vater zogen sich um, nahmen ihre bereits gepackte und parat stehenden Koffer und riefen ein Taxi, das sie zum Flughafen bringen sollte.
“Also.” - meinte Jennifers Vater, als sie sich von Jennifer und Josh an der Tür verabschiedeten. “Morgen gegen 10:00 Uhr kommt eine Reinigungsfirma.” - informierte er die beiden. “Alle wichtigen Telefonnummern sowie die Adresse und die Telefonnummer von unserem Hotel hängen an dem Kühlschrank.” - sagte er weiter. “Keine Partys.” - sagte er und sah Jennifer streng an. Sie fühlte sich etwas ertappt und ließ ihre Augen zu Boden sinken. Wusste ihr Vater etwas oder war das nur väterliche Intuition? “Es darf hier auch keiner übernachten.” - meinte Jennifers Vater und deutete mit den Augen auf Gabe, der noch als letzter da war und es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte.
“Er geht auch gleich.” - versprach Jennifer, doch ihrem Vater reichte es nicht.
“Er soll sofort gehen.” - meinte er mit Nachdruck. Jennifer seufzte, drehte sich um und ging zu Gabe.
“Hey Schatz.” - meinte Gabe mit einem Lächeln ohne sich auch nur zu rühren.
“Hey.” - sagte sie und suchte nach den passenden Wörtern. Sie wollte nicht, dass es sich so anhörte, als wolle sie ihn rausschmeißen. Aber insgeheim war sie ihrem Vater dafür danken. Heute hatte sie genug von Gabe. “Weißt du, mein Vater möchte, dass du jetzt gehst.” - meinte sie dann. Gabe warf Jennifers Vater einen Blick zu und dieser schaute nur misstrauisch zurück.
“Okay.” - meinte er dann und erhob sich. Irgendwas im Blick ihres Vater gab Gabe zu versehen, dass er lieber gehen sollte, bevor er dafür sorgen müsste. Gabe beugte sich zu ihr runter und küsste sie auf die Wange. “Wenn sie weggefahren sind, komme ich einfach zurück.” - flüsterte er ihr zu und lächelte vielsagend.
Jennifer musste einen Seufzer unterdrücken.
“Lieber nicht.” - meinte sie dann und lächelte Gabe müde zu. “Ich bin echt müde. Wir sehen uns einfach morgen zur Party.” - sagte sie und küsste ihn ebenfalls.
“Echt?” - wollte Gabe enttäuscht wissen.
“Echt.” - meinte Jennifer nur. “Wir sehen uns morgen.” - verabschiedete sie sich von ihm.
“Okay. Ich liebe dich.” - sagte Gabe ebenfalls und ging zur Tür. “Auf Wiedersehen Mr. Donovan, Mrs. Donovan, Josh.” - meinte Gabe im Vorbeigehen und verließ das Haus.
“Zufrieden?” - wollte Jennifer von ihrem Vater wissen, als sie sich wieder zu ihren übrigen Familienmitgliedern gesellte. Sie schnaubte beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Ja.” - nickte er nur. “Also keine Partys, keine Übernachtungsgäste.” - zählte er noch mal auf. “War da noch was?” - fragte er an Elinore gewandt.
“Eigentlich nicht.” - sagte sie dazu und umarmte Jennifer und Josh nacheinander. “Seit brav.” - meinte sie nur zum Abschied.
“Schöne Flitterwochen.” - wünschte Jennifer ihnen.
“Bis dann.” - meinte Jennifers Vater und Jennifer gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Dann hörten sie das Taxi vor der Tür hupen und nahmen ihre Koffer.
Jennifer winkte ihnen noch zu, dann bog das Taxi um die Ecke. Sie atmete tief durch und ging wieder rein. Josh saß auf der Couch und hielt die Augen geschlossen.
“Gott sei Dank, dass das ganze Theater vorbei ist.” - meinte er nur. Jennifer setzte sich in den Sessel, der links von der Couch stand, auf der Josh saß.
“Ja.” - hatte Jennifer nur dazu zu sagen. “Meine Füße tun mir weh.” - ließ sie ihn dann wissen und streifte sich die Schuhe von den Füßen, um diese zu massieren. Als sie ihre Augen wieder hob und Josh anschaute, stellte sie fest, dass er sie mit einem Blick anschaute, den sie nicht richtig deuten konnte und unter dem sie rot anlief. Sie konnte ihre Augen jedoch nicht abwenden und einen Augenblick schauten sie sich an.
“Ich gehe dann mal schlafen.” - sagte Josh und stand rasch auf. “Gute Nacht.” - wünschte er ihr und lief die Treppe hoch.
“Gute Nacht.” - rief Jennifer ihm hinterher. Sie ließ sich in dem Sessel zurückfallen. Ihr Atem ging ganz schnell und ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen. Ihre Handflächen waren klatschnass und ihr war ganz heiß. Was war bloß los mit ihr? Und dieser Blick? Als wollte Josh in ihr Inneres sehen. Warum fühlte sie sich so unbehaglich unter seinem Blick und gleichzeitig würde sie im liebsten auf ihn zustürmen und ihn…. Was dachte sie da gerade? Josh war ihr Stiefbruder. Jennifer schüttelte ganz schnell mit dem Kopf, um diese verwirrenden Gedanken zu verdrängen.
“Alles in Ordnung.” - redete sie sich ein und atmete ein und aus und ein und aus.
Jennifer versuchte ihren Gedanken und Gefühlen wieder Herr zu werden. Seitdem Josh angefangen hat so nett zu ihr zu sein, erkannte sie sich selbst nicht.
Warum musste sie ständig an ihn denken?
Warum träumte sie von ihm?
Warum konnte sie nicht mehr gemein zu ihm sein?
So viele Warums und keine einzige Antwort. Jennifer schnaubte verärgert. Sie dachte an Joshs Umarmung in der Auffahrt und an das Gefühl, dass es in ihr verursacht hatte. Diese Wärme, Geborgenheit und Sicherheit kannte Jennifer nicht. Und dann diese Umarmung von Gabe vor einige Stunden. Sie fühlte … nichts. Es fühlte sich an als würde sie einen Baum umarmen. Nicht unangenehm, aber jedoch sehr fremd und kalt.
Diese Gedanken kamen ihr doch bloß, weil sie übermüdet war, meinte Jennifer nur und ging in ihr Zimmer. Sie streifte ihr Kleid ab und schlüpfte in ihren Pyjama aus weicher Baumwolle. Ohne sich abzuschminken oder die Haare zu kämen legte sie sich in ihr kuscheliges Bett, zog die Decke bis zur Brust hoch und starte in die dunkele Decke.
Ihr Herz war immer noch nicht stille zu bekommen. Es flatterte in ihrer Brust, wie ein wilder Vogel im Käfig, der jede Minute auszubrechen drohte.
Warum raubte ihr die Tatsache, dass Joshs Zimmer nur zwei Türen weiter war, heute den Schlaf?

Als Jennifer ihre Augen wieder aufschlug, schien die Sonne in ihre Zimmer, da sie gestern ihre Gardinen gar nicht zugezogen hatte. Verschlagen warf sie einen Blick auf die Digitaluhr auf ihrem Nachttisch. Es war halb neun und eigentlich wollte sie noch im Bett bleiben, um Josh heute so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, doch ihr Magen knurrte nach Essen.
Jennifer warf die Decke bei Seite und ging erstmal duschen. Unter dem warmen Wasserstrahl plante sie den heutigen Tag. Nach dem Frühstück wollte sie Sarah anrufen um Shoppen zu gehen. Ein neues Outfit für die Party musste her. Danach musste sie noch etwas Knabberzeug besorgen und einpaar Plastikbecher. Um 19:00 Uhr stieg bereits die Party, also hatte sie nicht mehr allzu viel Zeit.
Nachdem sie sich die Haare gefönt und zu einen Dutt zusammengebunden hatte, lief sie runter in die Küche. Vor der Tür verlangsamte sie ihre Schritte. Sie hörte Josh sich mit jemanden unterhalten.
“War schon ziemlich aufregend.” - sagte Josh mit vollem Mund. “Mom sah wunderschön aus.” - meinte er weiter.
“Ich hoffe, ich bekomme mal die Fotos zu sehen.” - sagte Stinas Stimme. Jennifers Herz rutschte ihr in die Hose. Stina hatte sie ganz vergessen. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren, als sie die Küche betrat.
“Guten Morgen.” - begrüßte sie die beiden mit einem gezwungenen Lächeln.
“Guten Morgen, Süße” - begrüßte Stina. Sie stand am Herd und briet gerade Speck an. “Möchtest du Rührei?” - fragte sie dann. Jennifer nickte nur steif und setzte sich auf ihren Platz.
“Morgen.” - meinte Josh nur und widmete sich wieder seinem Teller zu. Einige Augenblickte hörte man in der Küche nur das Zischen der Butter in der Pfanne.
“Stina, was machst du eigentlich hier?” - wollte Jennifer wissen und kam sich etwas blöd vor. Stina war um diese Uhrzeit immer hier, bloß war sie damit beschäftigt, die Betten zu machen und aufzuräumen. Josh sah sie fragend an wie auch Stina. Jennifers Gehirn arbeitete so konzentriert an einer Möglichkeit Stina aus dem Haus zu kriegen, dass sie keinen anderen Gedanken fassen konnte. “Ich meine, in der Küche?” - fügte sie dann hierzu.
Stina stellte vor ihr ein Teller mit Rührei und einigen Streifen Speck.
“Elinore hat mich gebeten für euch zu kochen und einen Blick auf euch zu werfen.” - antwortete sie und ging zurück hinter die Küchentheke.
“Nur morgens?” - wollte Jennifer weiter wissen. Josh schüttelte bloß mit dem Kopf und lächelte vor sich hin.
“Nein” - meinte Stina und schien etwas verwirrt. “Auch mittags und abends.” - sagte sie. “Warum fragst du?” - fragte sie dann und Jennifer schluckte schwer.
“Na ja … “ - eigentlich wusste sie keine Antwort, warum Stina das nicht sollte.
“Weil es nicht nötig ist.” - kam Josh ihr zum x-mal in den letzten zwei Tagen zur Hilfe. “Wir sind erwachsen genug. Außerdem habe ich fast jeden Tag Training und abends sind wir meistens unterwegs.” - erklärte er und trank etwas Orangensaft aus seinem Glas. Stina sah etwas entrüstet drein. “Auf uns aufpassen brauchst du auch nicht, immerhin sind wir beide fast 18 Jahre alt.” - fuhr er fort und Jennifer könnte ihn knutschen.
“Ja.” - pflichtete sie Josh bei und lächelte erleichtert. “Und wolltest du nicht schon mal deine Tochter besuchen?” - fragte Jennifer. Auf ihr Gedächtnis konnte sie sich immer verlassen. Vor einigen Wochen hatte Stina ihr erzählt, dass ihre Tochter ein Kind bekommen hatte und sie die gerne besuchen würde.
“Ja, aber …” - meinte Stina und schaute verwirrt von Jennifer zu Josh und wieder zurück.
“Nichts aber.” - unterbrach Josh sie und stand auf. “Wir kommen auch alleine zurecht und du fährst einfach deine Tochter und deinen Enkel besuchen. Wir erzählen Mom und Robert einfach nichts davon.” - sagte er und lächelte Stina nett zu.
“Das kann ich nicht machen.” - sagte Stina, doch ihre Entschlossenheit wackelte.
“Natürlich kannst du das.” - sagte Jennifer und stand ebenfalls auf. “Wir kommen auch alleine zurecht. Am besten du fährst schon heute und kommst dann einfach in zwei Tagen zurück.” - fügte sie hinzu.
“Meint ihr, dass das geht?” - meinte Stina noch immer unsicher. “Ich habe meine Tochter schon seit Monaten nicht mehr gesehen.” - argumentierte sie und Jennifer lächelte schon siegessicher.
“Ja, es geht schon in Ordnung?” - fügte Josh hinzu und nahm Stinas Jacke und Tasche um ihre diese dann in die Hand zu drücken. “Fahr zu deiner Tochter, bestell ihr und deinem Enkel unbekannterweise alles Gute von uns und komm einfach am Mittwoch wieder.” - sprach er einfach weiter, während er Stina, ohne dass sie dass überhaupt mitbekam an die Haustür führte. “Gute Fahrt.” - verabschiedete er sich dann.
“Bis Mittwoch, Jennifer.” - konnte sich Stina noch verabschieden, bevor Josh die Tür hinter ihr zumachte und zurück zu Jennifer in die Küche kehrte.
“Danke.” - konnte Jennifer nur sagen, als Josh wieder Platz einnahm und weiteraß.
“Ist schon gut.” - meinte er nur. “Ich weiß ja, wie wichtig dir diese blöde Party ist.” - sagte er nur und verdrehte bei dem Wort “Wichtig” die Augen. Jennifer setzte sich wieder und sah Josh beim Essen zu.
“Du kannst auch hier bleiben, während der Party.” - meinte Jennifer versöhnlich. “Sarah wird auch da sein.” - fügte sie hinzu und lächelte Josh geheimnisvoll an. Josh hob seine Augen und sah sie nur fragend an. “Meine Freundin Sarah.” - stellte Jennifer klar.
“Ich kenne Sarah.” - sagte Josh nur. “Aber ich wüsste nicht, was mich ihre Anwesenheit interessieren sollte.” - fügte er hinzu und sah Jennifer an.
“Ich wollte dich bloß informieren.” - sagte Jennifer ganz schnell.
“Danke, interessiert mich aber nicht.” - meinte er patzig und aß weiter.
“Es werden auch viele andere hübsche Mädchen da sein.” - sprach Jennifer weiter.
“Mich interessieren keine Mädchen.” - platzte es aus Josh heraus. Jennifer war irritiert.
“Es werde auch hübsche Jungs dabei sein.” - sagte sie unsicher und sah Josh fragend an. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Josh vom anderen Ufer war.
“Ich bin nicht schwul.” - stellte er klar. “Mich interessieren bloß keine anderen Mädchen.” - fuhr er fort. Bei Jennifer ratterte es langsam.
“Aha, aha.” - meinte sie nur und lächelte Josh verschwörerisch an. “Vielleicht wird ja dieses ein Mädchen auch kommen.” - sagte sie und nickte.
“Davon gehe ich aus.” - ließ Josh sie wissen, ohne sie aus den Augen zu lassen.
“Vielleicht kommt ihr euch dann auch näher.” - ermutigte Jennifer ihr.
“Das glaube ich eher nicht.” - Josh klang etwas geknickt. “Sie hat einen Freund.” - fuhr er fort und sah Jennifer direkt an. Sie zuckte bloß gleichgültig mit den Schultern.
“Es ist ein Grund, kein Hindernis.” - sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
“So, meinst du?” - wollte Josh von ihr wissen und lächelte einseitig. “Auch wenn ihr Freund einer der beliebtesten Jungs auf unserer Schule ist?” - meinte er weiter.
Irgendwie hatte Jennifer das Gefühl, dass er ihr etwas mit diesem Satz sagen wollte, doch sie kam nicht drauf.
“Warum nicht?” - sagte sie dann.
“Auch wenn er in der Footballmannschaft ist?” - wollte er weiter wissen.
Und schon wieder beschlich Jennifer das Gefühl, dass dieser Satz von Josh nicht einfach so dahingesagt wurde. Sie überlegte kurz.
“Ihr Freund ist also beliebt und spielt Football?” - überlegte Jennifer und tippte sich gedankenverloren auf die Lippen. “Ist es Sonja?” - fragte sie Josh dann. Sonja gehört auch zu den Cheerleadern. Ihr Freund war Ralph, er war einer vor der beliebten Kids und spielte Football.
“Wer ist Sonja?” - wollte Josh verwirrt wissen.
“Die Rothaarige, die in der Cheerleaderpyramide immer unten rechts steht.” - antwortete Jennifer.
“Nein.” - verneinte Josh und sah sie weiter erwartungsvoll an.
“Dann ist es Fey.” - Jennifer sah sich der Antwort schon ganz nah.
“Auch nicht.” - sagte Josh und schüttelte mit dem Kopf.
“Ansonsten weiß ich keine.” - musste Jennifer sich nach wenigen Minuten Überlegung geschlagen geben.
“Wenn ich mir recht überlege, passen Gabe und du ganz gut zusammen.” - sagte Josh etwas verärgert, stand auf und verließ die Küche und ließ die verdutzte Jennifer alleine zurück.
`Wie war das schon wieder gemeint.` - fragte sie sich und zog ihre Augenbrauen grimmig zusammen.

Fortsetzung folgt ...





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