Wider der Vernunft - Teil 2

Autor: Caramille
veröffentlicht am: 05.06.2012


Aus der Schule raus das beste Gefühl des Tages, wie ich finde. Keine stickigen Klassenzimmer und keine überarbeiteten Lehrer mehr.
Ich hatte meinen peinlichen Totalausfall schon fast verdrängt, als ich mit Isa, Maike und Nike die Schule verließ. Ich erlickte Dave, er lehnte am Tor und sprach mit ein paar Typen aus unserem Jahrgang. Er stach aus der Menge hervor. Ich würde ja glatt sagen er stellte die anderen in den Schatten mit seiner James Dean Frisur, seinen leuchtenden Augen, der Zigarette in seiner Hand, seiner lässigen Haltung und der zerschlissenen Kleidung, aber ich hatte ja beschlossen dem Ärger aus dem Weg zu gehen. Ich wollte also nur an ihm vorbei, doch dann geschah es schon wieder. Ich starrte ihn im Vorbeigehen an. Und das unfassbare war, er verfolgte mich auch mit seinen Blicken und nickte mir schließlich kaum merkbar zu, bevor er sich wieder der Masse zuwandte. Erst war ich innerlich total hibbelig und als ich bemerkte, wie ich mich schon wieder verhalten hatte, wurde ich wütend auf mich selber.
Isa nahm meinen abwesenden Gesichtsausdruck war und sprach mich darauf an, als Maike und Nike sich von uns verabschiedet hatten.
"Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob du ..." sie sah mich mit diesem wissenden Blick an, der wie ich wusste nicht weg gehen würde bis ich ihr in einer ihrer verrückten Vorstellungen zustimmte. " ... den neuen hasst oder dich in ihn verliebt hast. Aber eins dieser Gefühle scheint er in dir geweckt zu haben."
Ich funkelte sie böse an, weil ich mich für keine ihrer Verrücktheiten entscheiden wollte. "Wie kommst du denn darauf?"
"Ach ... ich hab deinen Blick gesehen ..."
"Was denn für einen Blick?"
"Du hast ihn angestart mit diesem abwesenden Blick."
"Ach quatsch ...hab ich gar nicht."
"Versuch es nicht abzustreiten. Und außerdem war da vorhin noch dein Totalausfall ..." Ich sah sie genervt an.
"Guck mich nicht so an. Als David dich ansprach hättest du ihn am liebsten angeschrien und dann is es dir im Halse stecken geblieben als du ihn angesehen hast. ... Du hast gar nicht mitbekommen wie er reinkam und wie Frau Knatz zu ihm meinte er soll sich an DICH wenden, wenn er fragen hat. Die hatte er natürlich gleich und den Rest kennst du ja ..."
Oh man da hatte ich ja doch mehr verpasst, als gedacht. Da ich mich sowieso nicht gegen sie durchsetzen konnte, um sie davon zu überzeugen, dass ich ihn weder liebte noch hasste, gab ich es auf und machte mich auf den Weg nach Hause, wo ich tot ins Bett fiehl.
Am nächsten Morgen unterhielt ich mich gerade mit meinen Freunden über die verdammten Mathe Hausaufgaben, als mir jemand auf die Schulter tippte.
"Hey" Mir blieb die Luft weg, mein Gehirn setzte aus und erst nach 5 Sekunden startete mein Körper wieder mit seinen Aufgaben. David stand vor mir und hatte dieses umwerfende Lächeln auf den Lippen. Der Sauerstoff war immer noch ein bisschen knapp in meinem Gehirn und so brachte ich nur ein mattes "was?" heraus. Ganz gelassen und ohne jegliche Anstrengung sagte er "Ich hab noch deinen Werther." Ich guckte überrascht, warum er wohl einfach weiter sprach. "Ich wollt wissen, ob ich es mir noch länger ausleihen kann. Ich hatte noch keine Zeit mir eins zu besorgen." Ich nahm mir ein bisschen Zeit, um eine Antwort aus mehr als einer Silbe zu finden. Dabei schweifte ich ab, aber diesmal, weil ich an Werther dachte und ich gar nicht mitbekommen hatte, dass mein Buch fehlte. Bevor ich mich allerdings zu einer Antwort aufgerafft hatte, ergriff Isa das Wort "Klar! Emma kann mein Buch mitbenutzen." Mit einem leichten Nicken bedankte er sich und verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen. Isa sah mich wieder wissend an, sagte aber nichts weiter.
Es vergingen 2 Tage und so langsam fing ich an ihn nicht weiter zu beachten. David sprach mich nicht weiter an und ich vermied jeglichen Blickkontakt. Es war endlich Freitag und ich freute mich aufs Wochenende nochmehr als sonst. Denn ich hatte sturmfrei. Ich hatte schon einen Plan. Tags über die Ruhe genießen und die letzten warmen Tage dieses Jahres auskosten. Und nachts natürlich PARTY bis zum Umfallen.
Maike lief auf mich zu, als ich den Schulhof betrat. Jeder kannte Maike, sie war einmalig und wohl der verrückteste Mensch den ich kannte ... neben mir natürlich. Mit ihren pinken Haaren schlängelte sie sich durch ihr Leben und konnte so gut wie jedes Problem lösen, das sich ihr bot. Maike vergass ziemlich oft etwas, aber nicht einmal Lehrer konnten ihr böse sein, wenn sie ihr Lächeln auspackte. Und genau mit diesem Lächeln kam sie auf mich zu und ich wusste, dass sie etwas wollte und ich nicht nein sagen konnte. Ohne umschweife begann sie auf mich einzureden. "Ich hab die beste Idee aller Zeiten. Du brauchst auch nicht viel zu machen. Ich hab schon alles organisiert. Das wird fantastisch ... gigantisch ... epochal ... mega mäßig ... unvergessbar" " Stop!" Ich musste sie aufhalten sonst hätte sie mir noch mehr Wörter an den Kopf gehauen ohne jemals auf den Punkt zu kommen. Maike verstummte abrupt.
" Also was kann ich für dich tun?"
" Sag einfach ja!"
Ich überlegte, letztendlich würde ich sowieso ja sagen, ob ich wollte oder nicht.
" Kannst du mir vorher noch sagen zu was ich ja sage?"
" Das war ein ja. Okay also wir machen eine Hausparty ..." Sie setzte ihr Lächeln auf und dann dämmerte es mir, Sekunden bevor sie es aussprach. "... bei dir! Heute Abend!" Gequält guckte ich sie an "Und wie stellst du dir das vor? Ich hab keine vernünftige Musikanlage, keinen Schluck Alkohol im Haus und zum Einladen ist es auch schon etwas zu spät." " Wie gesagt, es ist alles schon organisiert und du brauchst dich um nichts kümmern." Bevor ich mich weiter wehren konnte, kamen schon die anderen auf uns zu. Die wussten natürlich von dem Plan. Wahrscheinlich wusste schon die ganze Schule bescheid. Ich stimmte der ganzen Sache zu. Gegen Party hatte ich grundsätzlich nichts. Und da ich mich um nichts kümmern musste ging es schon klar. Die Stunden bis zu meinem verdienten Wochenende zogen sich unendlich hin. In der Frühstückspause fiel mir zufällig ein Flyer für meine Party in die Hand. Mir wurde klar, dass jemand die Party schon lange geplant hatte und dass es heute Abend richtig voll werden würde. Ich sagte nichts weiter dazu und biss in meine Stulle.
6. Stunde Deutsch. Ich saß schon und wartete auf Isa. Doch anstatt Isa kam eine SMS. "maike und ich müssen noch was besorgen.sag bescheid das ich krank bin.sehen uns um 5 bei dir zu hause." In dem Moment hätt ich kotzen können. Ich sagte Frau Knatz trotzdem bescheid und setzte mich sauer wieder hin. Die Stunde begann. Wir sollten unsere Bücher aufschlagen und ich wurde noch wütender, weil ich keins hatte. Frau Knatz bemerkte das sofort " Emma warum schlagen sie ihr Buch nicht auf?"
Als ich antworten wollte erklang plötzlich eine Stimme hinter mir und erklärte " Frau Knatz das ist meine Schuld. Ich bin noch nicht dazu gekommen mir ein eigenes Buch zu kaufen, da hat Emma mir ihrs geliehen." Sie guckte etwas irritiert meinte dann aber "Dann setzen sie sich neben Emma und besorgen sich schnellst möglich ein eigenes Buch." Die Wut in mir steigerte sich immer mehr. Ich wollte nicht mit ihm sprechen und sah deshalb nicht zu ihm rüber. Doch es half alles nichts, er begann zu reden. "Sorry wegen dem Buch." Ich nickte nur, was er konnte konnte ich schon lange. " Sag mal ist das deine Party heute Abend?" Ich nickte nochmal. " Bin ich auch eingeladen?" Genervt antwortete ich ihm, allerdings ohne ihn anzugucken. " Anscheinend ist jeder eingeladen ... und wenn du so freundlich wärst ich würde unheimlich gern dem Unterricht folgen."







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