Zwischen Glamour und Gosse - Teil 15

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 24.07.2012


Hallo, meine Lieben!
Ich muss euch mitteilen, dass DAS ist der letzte Teil von »Zwischen Glamour und Gosse« ist. :) Es hätte sich nicht gelohnt, das Ende in zwei Teile zu teilen. ;D
Was ich noch sagen muss: Das Ende ist ziemlich kitschig geworden, aber ich hatte ehrlich gesagt keine so große Lust, da jetzt noch ewig rumzuschreiben. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem :)

Ich wollte eigentlich keine großartige "Abschiedsrede" halten, da ich ja eigentlich nur die Geschichte beende! Ich bin ja nicht komplett von der Bildfläche verschwunden. ;)
Jedenfalls hat es mir wirklich Spaß gemacht, »ZGuG« zu schreiben - es war meine erste richtige Geschichte. :D

Ich freue mich wie immer über eure Meinungen :)
Greez
-

15 :

Victor setzte sich auf den Sessel neben Jannas Bett und sah an ihr vorbei durch das Fenster, durch das die Sonne sanfte Lichtstrahlen scheinen ließ. Langsam wanderte sein Blick in Richtung Janna, bis er ihr schließlich in die Augen schaute. "Darf ich?", fragte er zaghaft und zeigte auf ihren Bauch.
Janna legte die Decke beiseite und nickte. Langsam und behutsam legte Victor seine Hand auf die leichte Wölbung. Unwillkürlich schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Züge.
"Man kann noch nicht allzu viel fühlen, aber ich glaube, dass es sich manchmal dreht", bemerkte Janna. Sie sah ihn an und dachte, dass Victor sicherlich ein guter Vater sein würde. Sofort schüttelte sie den Kopf - er würde sicherlich nicht mit ihr "happy family" spielen.
"Was ist denn?"
"Ach, nichts. Passt schon."
Kurzzeitig herrschte eine bedrückende Stille in dem sterilen Krankenhauszimmer. "Und wie alt ist es?", fragte Victor nach einer Weile und sah ihr tief in die Augen, ohne den Blick abzuwenden. Victor sah müde und gestresst aus. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab und seine Haare sahen noch zerwuschelter aus als sonst.
"Inzwischen dritter Monat.", antwortete Janna leise und wandte den Blick ab, sie konnte es nicht länger ertragen ihm in die Augen zu schauen, hatte Angst, dass er in in ihren alles lesen konnte, was in ihr vorging.
"Janna...", sagte er mit etwas Nachdruck und bezweckte damit, dass Janna ihm wieder in die Augen sah. "Es tut mir alles so leid. Ich war einfach gestresst, müde und hab einfach überreagiert. Ich weiß, dass ich das alles nicht rückgängig machen kann - aber wenn ich könnte, dann würde ich es tun."
"Das kannst du aber nicht", sagte Janna wehmütig und es herrschte erneut Stille, bis Janna noch einmal das Wort ergriff: "Aber ich kann versuchen, dir zu verzeihen."
Vorsichtig nahm Victor ihre Hand. "Es ist schrecklich, dass es erst so ein schlimmes Ereignis gebracht hat, damit ich erkenne, dass du das Wichtigste in meinem Leben bist, Janna... Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht. Ich hatte Angst, dass ich dich nie wieder sehen würde, nie wieder dein Lachen hören würde. Ich wollte, dass du weißt, dass ich damals nicht gelogen habe! Es war mein voller Ernst, dass ich dich liebe - das musst du mir glauben!"
"Und meinst du es diesmal ernst? Ich weiß nicht, ob ich dir dieses Mal vertrauen kann, Vic..."
"Ich weiß doch... aber ich möchte, dass du glücklich wirst. Ob mit mir oder nicht. Aber falls du mich noch immer liebst, dann werde ich das alles mit dir durchstehen. Das verspreche ich dir."
Janna schaute ihn erstaunt an. Hatte er das gerade wirklich alles gesagt? Früher hatte er nie seine Gefühle in Worte gefasst, sondern mehr in Gesten, deshalb erstaunte es sie, dass er gerade eine halbe Rede über seine Gefühle gehalten hatte.
"Aber was sagt mir, dass du es diesmal wirklich ernst meinst?" Victor umschloss zärtlich ihre Hand und führte sie zu ihrem Herz. "Das hier." Sanft nahm er ihre andere Hand und führte sie zu ihrem Bauch. "Und das." Liebevoll sah er sie an.
Janna wusste nicht, was sie sagen sollte - sie war einfach sprachlos. "Janna, ich liebe dich. Und ich will der Mann an deiner Seite sein." Unwillkürlich flossen ihr nun die Tränen an den Wangen herunter, die Victor sanft beiseite wischte.
Janna hatte ihn schon immer geliebt, das war ihr nun klar. Denn wenn er sie nun so ansah, dann konnte sie ihm nicht länger böse sein. Auch wenn er sie vielleicht wieder verletzen würde - das Risiko war es wert.
Denn würde er es wirklich ernst meinen, dann hätte sie einen wunderbaren Hauptgewinn. Liebe und Vertrauen.
"Dann bleib bei mir bis zum Ende", hauchte sie mit dumpfer Stimme und wischte sich die wieder aufkommenden Tränen aus den Augen. "Nicht bis zum Ende, sondern für immer."

Zärtlich küsste er ihre Lippen. "Ich liebe dich, Bunnie."
Alec betrat das Zimmer. "Ich habe diesem Deppen erlaubt, dich so zu nennen." Er grinste und hob den rechten Daumen. "So ein Arsch wie ich dachte ist er gar nicht, er hat sich echt Sorgen gemacht. Wahrscheinlich hat er auf dem Klo sogar geheult."
"Na und?! Ich bin eben kein Eisklotz!", sagte Victor beleidigt, musste sich aber ein Grinsen verkneifen. "Ja, nicht mehr", bemerkte Janna und zog Victor wieder zu sich herunter, um ihn erneut zu küssen. Dabei fing sie sich einen düsteren Blick von ihrem Bruder ein.
"Ganz trau ich dir immer noch nicht, Mistkäfer."
"Kannst du mal aufhören, mich dauernd zu beschimpfen?", beschwerte sich Victor.
"Nein, du Kröte." Alec trat näher an ihn heran. "Und wenn du Scheiße baust, Mistkäfer, dann weißt du, mit wem du dein nächstes Treffen hast", um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, schlug er mit seiner rechten Faust in seine linke Handfläche und grinste dabei gefährlich.
Janna beschloss, die beiden Männer lieber in Ruhe zu lassen und winkte ihre beide Freundinnen wieder herein und kurz darauf herrschte eine lockere Atmosphäre in dem kleinen Krankenhauszimmer.

~

Es dauerte lange, bis Janna endgültig von den Drogen loskam. Ihre Freunschaft zu Patrick hatte sich nach ein paar kläglichen Versuchen, sich außerhalb des Clubs zu treffen, wie von selbst aufgelöst und auch wenn Janna es niemals zugeben würde: sie war froh darüber, keinen Kontakt mehr zu den Leuten aus ihrem 'früheren Leben' zu haben.
Ihre treuste Stütze war ihr immer größer werdender Bauch, der sie jeden Tag erinnerte, welchen Pflichten sie nachzugehen hatte. Sie aß wieder mehr, zwar hatte sie einen gewöhnungsbedürftigen Essplan, aber sie aß.
Ihr einstiges Leben, das aus Drogen, Alkohol und Magersucht bestand, war Vergangenheit.
Dank den helfenden Armen ihrer Freunde und ihres Bruders, war sie langsam aber sicher wieder auf die richtige Bahn geraten.

"Viiiiic, fahr doch schneller!"
"Willst du etwa, dass ich den Porsche zu Schrott fahre?", keifte Victor und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
Janna seufzte laut und theatralisch. "Ooooh, sieh mal da! Eine Schnecke hat uns überholt!"
"Reg dich ab!"
Kathy lehnte sich genervt zurück und flüsterte Celine zu: "Das Kind tut mir jetzt schon leid."
"Ruhe auf den billigen Plätzen!", rief Janna nach hinten. "Ihr könnt gleich aussteigen!"
"Das wagst du nicht, wir sind mitten auf der Autobahn!"
"Ja, und hier ist eine Geschwindigkeit von 130 km/h erlaubt. Vic, du fährst gerade mal 90! Wenn du nicht sofort aufs Gas steigst, dann lass mich fahren!"
"Bitte?! Ich lass doch keine Hochschwangere fahren!"
"Ich will aber gerne noch in unserem neuen Domizil ankommen, BEVOR die Wehen einsetzen!"
"Du bist doch gerade mal im fünften Monat!"
"Na und? Wenn du weiter so rumtuckerst, dann kommt das locker hin."

Janna hatte beschlossen, ein komplett neues Leben anzufangen. In einer neuen Stadt, weg aus dem verdammten Los Angeles, wo sie alles erlebt hatte. Sie hatte ihre Villa verkauft, ihre Sachen gepackt und war mit Victor, Kathy und Celine nach Europa geflogen. Nach Paris. Dort hatten Kathy und Celine vor Kurzem die Boutique »Vero« ihres Modelabels eröffnet und wie erwartet, kam ihre Kleidung auch bei den modebewussten Franzosen gut an.
Hier war Janna weit weg von ihrem alten Leben und konnte ein neues Leben zusammen mit ihren Freunden starten.
Denn ihre wahre Berufung war das Leben als Mutter.

~ Etwa vier Jahre später ~

Die Bäume verloren langsam ihre Blätter, die Temperaturen sanken von Tag zu Tag und der Winter stand schon fast vor der Tür. Der Garten von Jannas kleiner Villa erstrahlte in den prächtigsten Herbstfarben und verlieh dem Grundstück einen magischen Touch.
Manchmal fühlte sich Janna noch einsam, so wie früher, doch dann waren da Kathy, Celine und Victor, die sie trösteten und in den Arm nahmen. Es waren die Menschen, die sie wirklich liebten und schätzten, wie sie war. Keine Heuchlerinnen und Schleimer, die nur auf Erfolg und Ruhm aus waren.
Janna hatte alles erlebt, ertragen und gemeistert. Zwar war ihr Weg bis hierher sehr steinig gewesen, doch sie hatte dadurch gelernt, einfache Dinge des Lebens zu schätzen.
Sie freute sich wenn Victor ihr Sonnenblumen - ihre Lieblingsblumen - schenkte oder auch einfach nur, wenn die Sonne schien.

»Im Herbst kannst du mit Grün nichts falsch machen«, war Kathys Leitsatz für diese Jahreszeit. Es war wie eine Entschuldigung Gottes. Janna hatte mit Kathy und Celine als gleichwertige Partnerin ihr gemeinsames Modelabel »Vero« zu einem internationalen Erfolg gemacht. Ab und an bekam sie noch einen Job für eine Werbung oder Ähnliches, doch Janna hatte beschlossen, dem düsteren Modelleben dem Rücken zuzukehren.
Ihre Beziehung mit Victor lief nach dem holprigen Anfang nur mehr perfekt und ihre Tochter Veronique, "Hope", wie Janna sie gerne nannte, war zuckersüß.

Nach Kathys Leitsatz zog sich Janna einen grünen, dünnen Mantel und braune Schuhe an. Als sie sich prüfend im Spiegel betrachtete, musste sie lächeln - für Mode war sie immer noch zu haben. Ihre Haare hatte sie sich schulterlang geschnitten und sie hatten ihren ursprünglich hellblonden Farbton zurück. Auch ihre Augen erstrahlten in einem schönen Blau und hatten ihren ehemaligen Glanz zurück.
"Ich geh mit dem Hund spazieren!", rief sie ins Wohnzimmer wo Victor und Veronique auf dem Sofa saßen und sich einen Film ansahen. "Ich will mit!", rief das vierjährige Mädchen begeistert und rannte auf ihre Mutter zu. Janna half ihr beim Anziehen und ergriff die Leine für den Collie. "Ich will auch mit!", rief nun auch Victor und nahm ihr die Leine wieder aus der Hand.
Im Park war einiges los, es war schönes Herbstwetter. Auf der großen Wiese spielten Herrchen mit ihren Hunden, auf den Bänken saßen verliebte Pärchen oder Studenten und auf dem langen Weg durch den Park gingen viele Menschen spazieren.
"Mami, wenn ich groß bin, werde ich ein berühmtes Model!", quiekte Veronique und sah ihre Mutter aus ihren großen blauen Augen an.
"Ach Süße, willst du nicht lieber Ärztin werden?"
"Nein!"
"Was ist mit Anwältin?"
"Nö!"
"Architektin?"
Veronique schüttelte den Kopf.
"Stylistin?"
"Nie im Leben!"
"Ingenieurin?", langsam wurden Jannas Vorschläge immer verzweifelter.
"Vergiss es!"
"Lehrerin?"
"Niemals!"
"Verkäuferin?"
"Neeeeein..."
"Papageizüchterin?"
"Mama..."
"Tut mir leid. Was ist mit-"
"Mama!"
"Oder vielleicht-"
"MAMA!"

~ THE END ~






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