Zwischen Glamour und Gosse - Teil 14

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 20.07.2012


Viel Spaß bei Teil 14! :)


Greez
-

14 :

Als Janna die Augen öffnete, nahm sie nur zwei verschommene Gesichter war, die beim längeren Hinsehen immer schärfer wurden. Vor ihrem Krankenbett standen ihr Bruder und Victor. Ihre Gesichter zeigten deutliche Erleichterung, als sie bemerkten, dass Janna die Augen geöffnet hatte. "Endlich bist du wach. Wir dachten schon, du schläfst ewig.", sanft lächelte Victor sie an. Vorsichtig lächelte Janna zurück.
"Was ist mit dem Baby?", fragte sie sofort, als sie realisiert hatte, wieso sie sich - wieder mal - im Krankenhaus befand.
Alec legte eine hand auf ihren Bauch.
"Dem geht's Gott sei Dank gut! Du hasttest riesiges Glück!"
Eine braunhaarige Ärztin betrat das Krankenzimmer.
"Würden Sie uns bitte einen Moment alleine lassen? Ich müsste mit Frau Mayer etwas unter vier Augen besprechen."
Die hübsche Ärztin schaute den beiden jungen Männern ernst in die Augen, ehe sie das Zimmer mit langsamen Schritten verließen - natürlich nicht ohne der Frau noch ein letztes Mal auf den Hintern geschaut zu haben.
Als die beiden Frauen ungestört in dem Zimmer waren, setzte sich die Ärztin auf den Stuhl neben Jannas Bett.
"Wie geht es dem Baby?", wollte Janna nun endlich wissen.
"Genau deshalb muss ich dringend mit Ihnen reden! Der Sturz hat Ihrem Baby weniger geschadet, als Ihre rücksichtslose Lebensweise. Ihre Lage ist mehr als ernst, Frau Mayer!" Die junge Ärztin sah sie durchdringend an.
"Wir haben Ihr Blut untersucht. Sie nehem seit längerer Zeit Drogen. Wie lange genau?"
Janna sah schüchtern auf ihre Hände, an denen irgendwelche Schläuche befestigt waren. "Seit knapp einem Jahr", sagte sie leise.
"Frau Mayer, ich kann verstehen, dass Sie als Model sehr viel Stress haben, und es ist für uns Ärzte nichts Ungewöhnliches, dass Sie in die Magersucht geraten sind, aber Sie müssen aus diesem Lebensstil raus! Ihrem Baby zu Liebe."
Trotzig schaute Janna der Ärztin in die Augen.
"Sie können mich nicht dazu zwingen!"
"Doch, kann ich. Solange Sie meine Patientin sind, habe ich die Verantwortung über Ihr Wohlbefinden! Und in diesem Leben, das Sie derzeit führen, fühlen sie sich sichtlich nicht wohl!"
Sie legte ihre Hände auf Jannas Bauch.
"Tun Sie es für Ihr Baby. Sehen Sie es als Wink von Gott, dass es bis jetzt ohne bleibende Schäden überlebt hat. Sehr ungewöhnlich, wenn Sie mich fragen. Und wenn sie das Baby verlieren, dann werden Sie in einen noch tieferen Abgrund stürzen - glauben Sie mir."
Erst jetzt sah Janna der Ärztin in die Augen.
Dauernd sprach man von ihrem Baby, dauernd ging es um das Baby! Und wer scherte sich um sie? Niemand! Kein Schwein interessierte es, wie beschissen es ihr in dieser Situation ging!
Unbewusst hatte Janna ihre Gedanken laut ausgesprochen, was der Ärztin ein sanftes Schmunzeln entlockte. "Frau Mayer, nun einmal von Frau zu Frau - jeder denkt, dass einer Schwangeren das Wichtigste in ihrem Leben ihr Baby ist. Bei einer normalen Frau ist das auch so, aber Sie sind nicht normal. Sie sind krank, körperlich. Jeder will nur das Beste für Sie, Frau Mayer. Und da dieses Denken in den Köpfen der Menschen tief verankert ist, versucht Sie jeder über Ihr Baby zu erreichen. Es geht hier jedem nur um Sie."
Die Ärztin schwieg einen Moment und strich Janna eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Die beiden Herren da draußen scheinen sich nicht sonderlich gut zu verstehen, aber sie waren sehr besorgt um Sie, Frau Mayer. Sie haben oft nach Ihrer Lage gefragt. Vorallem der Herr mit den schwarzen Haaren schien sehr besorgt, ich glaube sein Name war Neubach."
"Wirklich? Um mich?"
Die Ärztin lächelte. "Ja, allerdings. Ich weiß weder etwas über ihren Beziehungen, noch weiß ich, wer die beiden Herren sind, aber der Schwarzhaarige scheint sich riesige Sorgen um Sie zu machen. Sie bedeuten ihm anscheinend sehr viel."
"Ehrlich? Also... also..", stammelte Janna. Sie konnte es nicht fassen, was die Ärztin ihr gerade offenbart hatte. Victor machte sich Sorgen um sie? Das konnte sie gar nicht glauben.
Das erste Mal seit langer Zeit wurde ihr bewusst, dass es auf dieser herzlosen Welt tatsächlich noch Menschen gab, die sich um sie sorgten.
Auch wenn sie sie davor noch eiskalt abserviert hatten - in diesem Moment war ihr das egal.
"Frau Mayer, wollen Sie mit einer Entziehungskur beginnen?", fragte die Ärztin, als sie schon an der Tür stand. Mit einer Träne im rechten Augen nickte Janna. "Ja, ich denke schon."

"Jannie!", eine aufgeregte junge Frau mit braunen Haaren riss die Türe auf. Celine hatte ihre langen Haare zu einem straffen Dutt zusammengebunden und trug einen dunkelblauen Hosenanzug. Sie sah aus wie eine Businessfrau.
Schnell legte sie ihre schwarze Tasche auf den Tisch zu den vielen Genesungsgeschenken und umarmte Janna. "Ich bin so froh, dich zu sehen, Süße!"
Nach dieser stürmischen betrat Kathy das Zimmer, auch sie sah aus wie gerade aus einer Besprechung gerissen. Kathy trug ihre blonden Haare etwas länger, sie reichten ihr mittlerweile bis zum Kinn und sie trug ein beiges dezentes Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte. Sie legte ihre Handtasche neben die von Celine und setzte sich neben Janna aufs Bett. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht!", sagte sie und umarmte ebenfalls ihre Freundin. "Was macht ihr denn hier, Mädels?", fragte Janna verwundert. "Und wie seht ihr denn aus?"
Celine drehte sich einmal im Kreis und präsentierte ihr Outfit. "Wir sind doch nun unser eigener Chef - das hier sind ein paar Kleidungsstücke aus unserer neuen Kollektion.", zwinkerte sie Janna zu und setzte sich auf einen Stuhl. Dass Janna aussah wie ein Häüfchen Elend sprachen sie nicht an - und sie war ihren Freundinnen wirklich dankbar, dass sie das Thema vorerst bleibenließen. Jedoch war sich Janna sicher, dass sie über ihre Drogenprobleme bescheid wussten.
"Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?", wollte sie nach einer Weile des Schweigens wissen.
"Victor hat mich angerufen", meinte Celine und fügte noch hinzu: "Mitten in einer Besprechung! Aber als er deinen Namen erwähnt hat, haben wir alles auf nächste Woche verschoben und sind mit dem nächsten Flieger sofort hergeflogen. Du weißt gar nicht, was für Sorgen wir uns gemacht haben, Jannie!"
Kathy hatte kleine Tränchen in den Augen - sie freute sich so, ihre Freundin wohlauf zu sehen. "Wie geht's dir denn jetzt?"
Anstatt zu antworten fuhr sich Janna über ihren Bauch. Unter der Decke sah man es zwar nicht genau, aber ein kleines Babybäuchlein verriet Jannas Zustand.
"Nee, oder?!", riefen Kathy und Celine gleichzeitig. "Das ist ja toll, Jannie!", quietschte Celine freudig. Da Janna ihre Vorfreude nicht teilte, merkten die beiden schnell, dass etwas nicht stimmte.
"...Janna? Willst du uns erzählen, was passiert ist, nachdem wir dich besucht haben?", fragte Kathy leise und nahm Jannas Hand in ihre.
Zaghaft nickte Janna.
Ein drittes Mal erzählte sie nun ihre bemitleidenswerte Geschichte.

"In drei Tagen werde ich hier wieder entlassen. Dann werde ich zu einer Suchtberatungsstelle gehen, zweimal die Woche. Und ich werde wohl oder übel eine Esstherapie beginnen müssen."
"Ich bin so froh, dass du endlich den richtigen Weg einschlagen wirst, Süße.", lächelte Kathy und strich sich selbst eine Träne aus dem Augenwinkel.
"Warum weinst du denn jetzt?", lachte Janna. "Ach Jannie... ich bin nur so froh, dass es dir wieder besser geht."
"Die Presse hat schon tausende Gerüchte in die Welt gesetzt, fast täglich stand irgendeine neue Lüge über dich darin. Zwar gab es dann und wann ein paar Bilder von dir, aber ich bezweifle, dass die aktuell waren.", kicherte Celine. "Ach wirklich? Was stand denn da so?", wollte Janna nun wissen. "Och, zum Beispiel, dass du dir in einem Strandhaus in der Karibik mit einem Beachboy die Zeit vertreibst. Oooder du würdest deine Nächte in New York City in den Clubs verbringen. Und so weiter - du kennst die Fantasie der Paparazzis.", lachte Kathy.
Die drei Frauen redeten noch eine Weile weiter, sie hatten sich immerhin viel zu erzählen. Schon wieder war fast ein Jahr vergangen, in dem sie kaum etwas voneinander gehört hatten.
Etwa nach einer Stunde Kaffeeklatsch öffnete sich die Tür und Victor trat herein.
"Mädels, könntet ihr mich bitte kurz mit Janna alleine lassen?", fragte er und blieb neben der Tür stehen.
Die beiden Frauen warfen sich einen eindeutigen Blick zu und gingen dann grinsend aus dem Zimmer - natürlich nicht ohne Janna noch ein letztes Mal verschwörerisch zuzuzwinkern.





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