Zwischen Glamour und Gosse - Teil 6

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 14.06.2012


Und hier kommt auch schon Teil 6!

Wieder etwas kürzer, aber die nächsten Teile werden wieder länger - wenns euch überhaupt interessiert. :)


Greez

-

6:

Was auch immer ihr dieses Glücksgefühl beschert hatte - sie wollte mehr. 


Sie wollte noch einmal so frei und unbeschwert durch ihr Haus hüpfen, die Welt vergessen und - auf eine andere Art und Weise - glücklich sein.
Janna wusste genau, dass es falsch war, was sie tat, aber sie hatte nicht umsonst am vorigen Tag mit ihrem 'alten Leben' abgeschlossen - da konnte sie doch jetzt keinen Rückzieher machen!
Sie ging in ihr Schlafzimmer zurück und warf sich bäuchlings auf ihr Bett, um ihr Gesicht in den Kissen zu vergraben.
Verzweifelt versuchte Janna, sich zu beruhigen und sich einzureden, dass es richtig war, was sie getan hatte - doch dieses verdammte Hämmern in ihrem Kopf war das krasse Gegenteil zu diesem berauschenden Glücksgefühl!

Langsam hob sie ihren Kopf und schaute auf ihr Nachttischkästchen, auf dem noch immer das Kästchen lag. Daneben lag ein halb entfaltetes Röhrchen aus braunen Papier und die Tüte, die - zu Jannas Enttäuschung - leer war.
"Ich habe", begann sie, jedoch traute sie sich nicht, es laut zu sagen.
Es zu sagen, bedeutete, dass es die Wahrheit war. Und wenn sie, Janna Mayer, das berühmte Model, Drogen genommen hatte, dann-. Sie brach ihre Gedanken ab, zu sehr war sie von sich selbst geschockt. Aber was interessierte es sie denn schon?
SIE. WAR. GLÜCKLICH. Verdammt!
Und das war der einzige Weg, zu lachen und wieder Energie und Lebensfreude zu spüren!

Unwillkürlich drifteten ihre Gedanken zu Victor.
»Versprich mir, dass du nie vergisst, wer du wirklich bist. Wenn du drohst abzustürzen, dann ruf mich an.«

"Und wenn ich, Janna Mayer, das berühmte Model, Drogen genommen hatte, dann kann es dem Rest dieser verdammten Welt scheißegal sein!", beendete sie ihren Gedanken, indem sie ihn laut zu sich selber sagte.
Aber nur, um sich selber Mut zuzusprechen.
"Verdammt nochmal!", zischte sie.
Diese Drogen waren ein Wundermittel, Balsam für ihre Seele - und sie würde es noch ein zweites, drittes und viel öfter machen, nur um dieses wahnsinnige Gefühl wieder spüren zu können! Ohne auf das Pochen in ihrem Kopf zu achten, sprang Janna auf und holte ihr Handy.

An diesem Tag rief sie Kristy an.

"Hi Süße, klar, kann ich dir die Adresse besorgen. Warte kurz, ich suche sie.", Kristy hatte anscheinend auf ihren Anruf gewartet, als hätte sie gewusst, dass Janna früher oder später auf ihr Angebot zurückkommen würde. Kristy legte ihren Hörer auf eine Oberfläche, sodass es kurz in der Leitung knackte.
Kurz überlegte Janna, ob es wirklich das Richtige war, sich die Adresse von dieser Bar zu besorgen, verharrte jedoch auf ihrem Entschluss: nicht den Schwanz einziehen!
"Janna? Bist du noch dran?", unterbrach Kristy ihre Überlegungen. "Ja, ich bin noch da." Kristy gab ihr die Adresse durch, die Janna auf einen knallroten Zettel schrieb - den würde sie nicht so leicht übersehen.
"Frag in der Bar nach Patrick und sag, dass dich Kristy schickt. Er wird dir das geben, was dir gefällt - vertrau mir.", Janna hörte das schelmische Grinsen von Kristy durch die Leitung hindurch. "Danke, Kristy, ich bin dir was schuldig." - "Kein Ding, Kleine. Ich hab hiermit meine Aufgabe erfüllt." Diese Worte ärgerten Janna, immerhin war es keine glanzvolle Leistung, junge Mädchen dazu anzustifen, Drogen zu nehmen. Sie sah darüber hinweg und legte mit einem "Dir auch noch einen schönen Tag.", wieder auf.
Den roten Zettel heftete sie an ihre Pinnwand - er stach total raus, immerhin waren der Rest unauffälligere Visitenkarten oder andere Zettel.
Zufrieden las sie sich nochmal die Adresse durch, an der dieser 'Drogen-Club' war.
Sie würde Patrick sicherlich einen Besuch abstatten. Vielleicht sogar noch heute.

Doch bevor sie auch nur einen Schritt aus ihrer Villa machen würde, musste sie sich erst einmal um ihr Aussehen kümmern. Trotz ihres neuen Mottos 'die Welt kann mich mal', konnte sie nicht wie ein Zombie unter die Menschen gehen.
Schließlich hatte sie - noch - einen guten Ruf und den wollte sie nicht durch SO ein Auftreten in den Wind schießen!

Nachdem Janna eine Kopfschmerztablette genommen hatte, die das Hämmern in ihrem Kopf, das sie beinahe wahnsinnig machte, beseitigen sollte, stieg sie unter die Dusche.
Das warme Wasser floss ihr den Rücken herunter. Ihre erste Dusche in ihrem 'neuen Leben'.
Ja, ihr altes Leben... wie würde man es beschreiben?

Glanzvoll.
Erfolgreich.
Glücklich.

Aber warum ging es ihr dann so beschissen?

Ach ja, sie wollte ja an die Spitze des Modelbusiness kommen!
Und wer war sie jetzt - was war sie jetzt?

Ein berühmtes, seelisches Wrack.

Gott, sie wäre lieber tot, als so ein Zeug durchzumachen!

--
Der Mann von der Kriminalpolizei, Frank Grey, betrat Jannas Haus, nachdem sie ihm die Türe geöffnet hatte. "Möchten Sie etwas trinken? Wasser? Kaffee, Tee?", fragte sie ihn höflich, nachdem sie ihn in ihr Wohnzimmer geführt hatte.
"Nein, danke. Kommen wir zu dem Grund, weshalb ich Sie hier in Ihrer Residenz stören muss: Wir wissen nun, weshalb der Mann bei der Modenshow auf Ihren Freund geschossen hat."
"Wirklich?", Janna lehnte sich zurück, gespannt, was nun folgte. "Wieso?", hakte sie nochmal nach, nach dem der Polizist auf ihre erste Frage nicht reagiert hatte.
"Nun, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass der Schuss nicht für Ihren Freund bestimmt war, sondern für Sie." Geschockt weiteten sich Jannas Augen.
"Was?- Aber,- ich... aber -... wieso?" Der Polizist schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Nun, wir können nur spekulieren, aber es ist so gut wie sicher, dass der Mann, ein Fan von Ihnen war. Sagt Ihnen der Begriff 'fanatisch' etwas?" Janna nickte nur und kniff ihre Augen zusammen.
"Dieser Fan war einer von dieser Sorte. Wir haben sein Haus durchsuchen lassen und haben überall Bilder von Ihnen entdeckt. In seinen Schränken befanden sich Bikinis und Unterwäsche, die Sie bei verschiedenen Webefotos anhatten." Er machte eine kleine Pause und schaute dann direkt in Jannas Augen. "Wissen Sie, es gibt zwei verschiedene Sorten von fanatischen Fans. Die einen bringen den Mann an der Seite ihrer Geliebten um - sie hoffen, dass sich die begehrte Person doch noch für ihn entschiedet. Die anderen sehen die Sache etwas realistischer - ihnen ist klar, dass sie diese Frau niemals haben können, deshalb handeln sie nach dem Prinzip 'Wenn ich sie nicht haben kann, dann soll niemand sie haben'."
Aus Jannas Augen traten Tränen, sie konnte es nicht glauben, dass jemand versucht hatte, sie umzubringen.
Der Polizist sprach ungerührt weiter: "Der Mann war einer der letzteren Sorte, aber war kein geübter Schütze - er hatte nicht einmal einen Waffenschein."
--

Was dachte sie denn da?
Lieber tot als so ein - zugegeben: beschissenes - Leben?

Jetzt war sich Janna ganz sicher:

Sie würde in wenigen Stunden zu einer der beliebtesten Partys der Drogenszene gehen und ihr neues Leben leben!






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