Zwischen Glamour und Gosse - Teil 5

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 13.06.2012


Halli hallo,
frisch aus dem Urlaub zurück, bekommt ihr auch schon den nächsten Teil!
Etwas kürzer, aber kaum bin ich wieder da, fängt der Stress auch schon wieder an.
Ich hoffe, er gefällt euch und ich kann vielleicht ein paar mehr Leser für meine Geschichte 'begeistern'?

Greez


5: Das etwas andere Glück

Nichts, rein gar nichts würde mehr so sein, wie es mal war. Aber was interessierte sie das? Wen interessierte das überhaupt?
Ihre Freunde waren mit ihren eigenen Karrieren beschäftigt, ihrer Familie war sie egal, ihr Bruder war nicht da und Victor... den konnte sie ja schlecht treffen geschweige denn einfach anrufen. Der würde sowieso nichts mehr von ihr Wissen wollen, wenn er erfuhr, was sie hier trieb.
Oh Gott, sie fühlte sich so dreckig. Aber sie sah keinen anderen Ausweg.
Bevor sie die kleine Box, auf der 'Nur für Notfälle' stand, öffnete, sah sie nochmal auf das Foto von ihrem ersten großen Auftrag. Leicht lächelte sie - nein, es würde nichts mehr so sein wie es mal war.

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Es war der Tag vor einem großen Auftrag. Janna war wahnsinnig aufgeregt, nervös und total hibbelig. Sie hatte Angst, sie würde versagen und als totaler Volltrottel auf dem Laufsteg stehen.
Anna, Victors damalige Freundin, hatte sie zur Seite genommen und sie in den Arm genommen. "Jannie-Schatz, hör mir gut zu. Du darfst nie, ich wiederhole: nie, im Leben aufgeben. Du hast einen großen Traum, du willst groß rauskommen - dafür musst du kämpfen. Aber kämpfe mit richtigen Mitteln, bleib dir selbst treu, bleib fair.
Aber kämpfe! Ende nicht so wie ich. Sieh mich an! Ich wollte auch Model werden und was bin ich? Eine blöde Sekretärin mit einem Freund, der mich alle zwei Minuten betrügt."
Bei dem letzten Satz sah Janna weg - sie hatte ein schlechtes Gewissen.
"Irgendwann werde ich Victor verlassen, irgendwo neu anfangen - ich bin ja auch noch jung!", Anna blinzelte ein paar Tränchen weg. "Süße, was ich dir damit sagen will: Glaub an dich und deine Träume! Du kannst es schaffen, du bist stark!" Anna reichte ihr ein Sektglas und nahm selbst eines in die Hand. "Auf unsere Träume!", lächelte sie und stieß mit Janna an.
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"Ja, auf unsere Träume", murmelte Janna und öffnete das Kästchen.
Sie zog eine kleine Plastiktüte hervor, nun lag der Deckel mit der Außenseite nach oben neben ihr. Zum wiederholten Mal las sie die Aufschrift. "Oh ja, das ist ein Notfall.", redete sie sich gut zu.
Mit ihrer rechten Hand hob sie das Tütchen auf Augenhöhe, um es nochmal genau zu betrachten. Dabei fiel ihr Blick auf ein Foto an ihrer Wand, auf dem sie und ihr Bruder zu sehen waren. Es war an ihrem 7. Geburtstag entstanden und sie strahlte von einem bis zum anderen Ohr, weil sie irgendetwas tolles geschenkt bekommen hatte, wahrscheinlich eine Barbie oder sowas.
"Schau mich nicht so an!", schimpfte sie mit dem Bild.

Mit zittrigen Fingern leerte sie den Inhalt der kleinen Plastiktüte auf ihrem Nachttisch aus. Ja, es war endgültig, sie würde es tun.

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Es war eine kühle Nacht, Anfang November, dennoch lief Janna wie im Hochsommer rum. Sie war vor Kurzem aus ihrem sonnigen Hawaii-Urlaub zurückgekommen und hatte knackbraune Beine bekommen, die sie natürlich auf der Promi-Party präsentieren wollte.
Vor der Halle, in der die Party stattgefunden hatte - inzwischen war es 4 Uhr morgens -, wartete Janna auf ihren Chauffeur, sie wollte nach Hause, sie war totmüde.
Kristy, eine Model-Kollegin, kam auf Janna zu und stellte sich neben sie. Kristy war schon 26 und ein 'alter Hase' im Modelbusiness und schon seit sie 16 ist, arbeitete sie als Model.
"Hör zu, Kleine", begann sie und wandte ihr makelloses Gesicht Janna zu. "Ich denke, du bist nun reif dafür." Janna verstand nur Bahnhof und schaute auch dementsprechend, was der 26-jährigen ein raues Lachen entlockte. "Mensch, Mädchen! Du bist echt unschuldig und naiv! Ich meine das hier." Sie hielt ein kleines Tütchen in den Schein der Straßenlaterne. "In unserem Geschäft geht es oft ziemlich hart und krass zu. Wenn ich mal abschalten muss, zieh ich mir das rein. Es gibt sogar Partys, wo man sich das Zeug in Gesellschaft reinziehen kann." Janna verstand immer noch nicht, was Kristy ihr da klarmachen wollte. "Das ist...?"
"Richtig. Das hier ist der beste Stoff, den du auf dem Markt nur kriegen kannst." Janna riss die Augen auf und meinte empört: "Ich kann und will doch keine Drogen nehmen!"
Kristy schmunzelte. "Das Zeug ist harmlos, aber gute Qualität. Ich brauch das nicht mehr, ich bin auf fixen umgestiegen, das gibt mir 'nen heftigeren Kick. Aber für Einsteiger ist das genau das Richtige." Sie drückte Janna das Päckchen in die Hand. "Warte, ich zeig dir wie du's drehst."
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Genau so, wie Kristy es ihr damals gezeigt hatte, drehte Janna aus dem Papier, das sich ebenfalls in der 'Notfall'-Box, ein Röhrchen.
Noch einmal schaute sie ihrem Bruder in die Augen - auf dem Bild, versteht sich -, dann beugte sie sich hinunter.

~

Farben, überall Farben.
Die Welt war bunt - endlich! Die Farben schienen verleiten zu wollen - doch zu was? Janna nahm alles intensiver wahr, ihr Nachttisch hatte nun nicht mehr dieses stinklangweilige hellbraun, sondern einen Farbton zwischen Sand und Okka.
Janna kannte zu wenig Farben, um das prachtvolle Farbspiel, das sich ihr bot, genauer zu beschreiben.

Bildete sie sich das alles nur ein, oder war es die erste Wirkung der Drogen?

"Was soll denn das?", fragte sie sich selbst.
Für eine Einsteigerin hatte sie eindeutig zu viel von dem Lysergsäurediethylamid erwischt. LSD. Doch es war ihr egal, ihr ging es blendend. Um nichts auf dieser verdammten, beschissenen Welt wollte sie dieses Glücksgefühl hergeben.
Übertrieben fröhlich hüpfte Janna fröhlich in ihrem Zimmer umher, sprang auf ihrem Bett rum und warf sich in ihre Kissen.
Sie lachte fast schon hysterisch. Früher hätte sie sich vor sich selbst erschreckt, aber nun lachte sie noch mehr, die Welt war endlich wieder schön!
Sie hüpfte wie ein kleines Kind durch ihr Haus, trank ein Glas Cola und trank aus auf ex aus. Wie lange hatte sie nicht mehr dieses köstliche Getränk getrunken? Definitiv zu lange! Wieso sich so etwas überhaupt in ihrem Hause befand, war ihr egal. Sie wollte es gar nicht erst wissen.
Sie legte ihre Lieblings-CD ein, die schon komplett zugestaubt war - neumodisch wie sie war, war sie eben auf iPhone und Mp3-Player umgestiegen - und tanzte wild dazu.

Es fühlte sich verdammt gut an, endlich das Gefühl zu haben, frei zu sein. Glücklich zu sein.
Wie lange dieses wunderbare Gefühl andauerte, wusste sie nicht, aber es war viel zu schnell vorbei.

Als Janna aufwachte, war alles wieder wie davor. Düster, grau, langweilig - unbunt.
Sie hatte höllische Kopfschmerzen und ihr war schlecht. Wie lange hatte sie denn überhaupt geschlafen? Draußen schien schon die Sonne... "WAS?! Ich habe dreizehn Stunden geschlafen!? Heilige Scheiße, zieht das Zeug mächtig!" Sie legte sich eine Hand an den Kopf, um das Hämmern in ihrem Kopf zu beruhigen - doch leider vergeblich.
Verdammt, was war überhaupt passiert?
Janna ging in die Küche, um erstmal ein Glas Wasser zu trinken, diese Kopfschmerzen waren ja nicht auszuhalten! Als sie das Glas geleert hatte, stellte sie es auf ihre Ablage neben ein anderes Glas, in dem noch braune Flüssigkeit war. Verwundert führte sie es an ihren Mund und trank den letzten minimalen Inhalt ... und verzog angeekelt das Gesicht. "Cola?!", fragte sie sich entsetzt.
Langsam kehrten die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück und Janna senkte ihren Kopf. Wo war denn dieses berauschende Gefühl hin? Diese wunderbaren Farben? Das Glücksgefühl? Warum war sie jetzt so niedergeschlagen und hatte dieses bekoppte Hämmern im Kopf?
Sie hatte keine Antwort, auf ihre selbstgestellten Fragen, doch eines wusste sie genau:

Was auch immer ihr dieses Glücksgefühl beschert hatte - sie wollte mehr.






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