Zwischen Glamour und Gosse - Teil 4

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 02.06.2012


Und hier kommt schon Teil 4! :)

Der nächste Teil dauert noch ein bisschen (oder ich schaffs heute noch, was ich allerdings nicht glaube :D), weil ich im Urlaub bin die Woche. Ich hoffe, ihr könnt euch gedulden. Ich freu mich wie immer über eure Meinung!

Ich bin nicht sooo begeistert von dem Teil, aber sehr selbst. Viel Spaß beim Lesen! ;)

Greez
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4: Schwäche

Als Janna nach vier Stunden von ihrem geliebten Heimtrainer stieg, schwankte sie. Sie nahm ihre Umgebung nur verschwommen war, konnte kaum klar denken.
In ihrem Kopf hämmerte es, Kopfschmerzen. Ihr Magen zog sich auch zusammen, ihr war kotzübel. Bei dem Versuch, sich an etwas fest Verankertem festzuhalten, griff sie ins Leere und fiel hin. "Verdammt!", zischte Janna, versuchte vergeblich sich aufzurichten, doch sie war zu schwach. Sie hatte lange nicht mehr geschlafen, kaum etwas gegessen geschweige denn getrunken - kein Wunder, dass da ihr Kreislauf schlapp machte.
Jannas Umfeld verschwamm immer mehr, bis es komplett schwarz wurde.

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"Noch drei Minuten, Mädels!", rief einer der Manager der großen Modenshow. "Macht euch fertig, meine Schönen!" Jannas Blick schweifte umher, alle Menschen um sie herum waren in Hektik, eilten umher, überprüften ihr Make-Up und ob ihr Kleid richtig saß. Sie blickte an sich herunter, sie hatte ein hautenges, rotes Kleid an, das gerade Mal das Nötigste verdeckte. Darunter trug sie eine knallenge, schwarze Satinhose, die den Rest abdeckte.
Sie stand vor einem riesigen Spiegel und schaute sich an - sie sah hammermäßig aus, keine Frage. Mit einer Hand strich sie sich über ihr Gesicht. "Wow", säuselte sie. Eine dicke Schicht von knalligem Rot wechselte am oberen Lid mit einem zwarten Roséton, ihre Lippen hatten ebenfalls einen rosigen Farbton. "Jannie, Süße, pass auf dein Make-Up auf, du verschmierst ja alles!", ihre Stylistin zog sie vom Spiegel weg und besserte ihre Schminke nach. "Du bist die Erste, Honey!", der Manager, der hinter der Bühne bei den Mädchen stand zog sie zum Ausgang des Backstage-Bereichs, der zur Bühne führte.
"...und nun, Ladies and Gentlemen, genießen Sie die Show!", hörte Janna nurnoch, bevor sie auf die Bühne gelassen würde. Alle Augen waren auf sie gerichtet, sie genoss es, der Mittelpunkt zu sein. Sie war in ihrem Element, lief auf ihren Monster-Highheels als wären es ausgelatschte, bequeme Tennislatschen. An der Spitze der Bühne angekommen, poste sie für die Fotografen, lächelte. Das Publikum schenkte ihr bewundernte Blicke, tuschelten, nickten ihr anerkennend zu.

"Perfekt", lobte sich die Stylistin, als sie schnell das Make-Up erneuerte und ihr in ihr neues Outfit half. Diesmal war es ein blaues, etwas weiteres Kleid, das einem Hochzeitskleid ähnelte, aber eben in einem wunderschönen ozeanblau - fast die selbe Farbe wie ihre Augen.
Ihre Haare waren dazu elegant hochgesteckt worden und die Augen waren nun in einem hellen Rosa geschminkt - wieder mal sah sie fantastisch aus.
Janna fand sich selbst wunderschön, als sie sich im Spiegel betrachtete. Der alte Glanz war wieder in ihren Augen - sie war glücklich, sie fühlte sich wohl.
Gleich dürfte sie auf die Bühne - sie hatte den finalen Auftritt, sie war das Highlight der ganzen Show. In ihrem Bauch kribbelte es, die Aufregung stieg, dennoch fühlte sie sich wunderbar in ihrer Haut.

Sie ging raus auf den Laufsteg, verzauberte das Publikum mit ihrem Lächeln, warf einen Luftkuss in die Menge, versprühte ihren Charme und verschwand wieder hinter dem Vorhang, der den Backstage-Bereich von der Bühne trennte.

Nun trat der Designer auf den Laufsteg, selbstsicher, stolz und blieb ganz vorne stehen.
"Meine Damen und Herren, verehrtes Publikum! Dies war meine neue Kollektion und sie wäre nicht so ein großer Erfolg gewesen, wenn meine Werke nicht von solch wunderschönen Mädchen vorgeführt worden wären.
Und mein ganz besonderer Dank geht an meinen Engel, mein Honey, meine Muse, meine Fee - meine Geheimwaffe. Janna Mayer!"
Sie hörte ihren Namen und ging nochmal auf die Bühne, noch immer trug sie das wunderschöne, blaue Kleid. Sie war stolz, dass sie es tragen durfte - das Meisterwerk. Neben ihrem Designer - Karl Meisinger - blieb sie stehen, der einen Arm um ihre Taille legte und ins Publikum lächelte.
Sie war Karls Schatz, oder eher seine 'Geheimwaffe', wie er sie betitelt hatte. Wieso?
Karl war der große Bruder von Alecs Freundin. Alec war Jannas großer Bruder und hatte den Designer auf seine kleine Schwester aufmerksam gemacht - dafür würde sie ihm auf ewig dankbar sein, denn das war das Beste, was ihr je passieren konnte. Karl und Janna fanden sich auf Anhieb sympathisch und er fand sie von Anfang an wundervoll - deswegen traute er ihr diese große Aufgabe zu, sein Meisterwerk zu präsentieren.

Karl nahm Jannas Hand und hielt sie hoch. Die Fotografen knipsten was das Zeug hielt, jeder wollte diesen Moment festhalten und das beste Foto schießen.
Janna genoss diesen Moment.
Ohne Vorwarnung wurde sie von Karl in eine Umarmung - so dachte sie - gerissen. Doch es war keine Umarmung, Karl küsste sie! Karl hatte ihr immer versichert, dass er nur Freundschaft wollte, immerhin war sie gerade mal neunzehn und er Anfang dreißig.
Doch sie ließ es geschehen - der Publicity Willen.
Fast zehn Sekunden lang lieferten die beiden den Fotografen und dem Publikum eine unfassbare Show, bevor sie sich voneinander lösten, um wieder in die Menge zu lächeln.
Jannas Sinne waren benebelt, sie konnte nicht klar denken, aber es war ihr egal - sie fühlte sich wohl!

Auf einmal ging alles ganz schnell. Ein Mann in der fünften Reihe erhob sich, er hatte eine Pistole in der Hand. Das Publikum war in Aufruhr und als Janna den Mann in der Menge sah, wohin er zielte, fing auch sie an zu schreien. Verzweifelt versuchte sie, Karl mit sich zu ziehen, doch er wollte nicht gehen, es war seine Show!
Ein Schuss ertönte, Blut spritzte auf ihre perfekte Haut und auf ihr Kleid - es war zu spät.
Karls Körper sackte zusammen und mit ihm auch Janna, die sich verzweifelt an ihn krallte, auf ein Lebenszeichen hoffte. Sanitäter stürmten auf die Bühne, Security hielt das Publikum davon ab, auf die Bühne zu klettern.
"Nein! Nein! Karl!! NEIN!!!", hysterisch klammerte sie sich an seinen Arm, als sie von einem Mann an den Schultern zurückgezogen wurde.
Janna nahm alles wie in Trance wahr, schrie verzweifelt, fuchtelte wild mit den Händen um sich, hoffte, dass alles nur ein schrecklicher Traum war, aus dem sie jeden Moment erwachen würde.
Janna wurde von einem der Security-Männern hinter die Bühne gebracht, wo ihre aufgeregten Modelkolleginnen auf sie warteten. "Janna, was ist passiert? Wir haben Schreie gehört und - und oh Gott! Du bist voller Blut, was ist passiert??!?", fragte ein schwarzhaariges Mädchen mit zittriger Stimme. Der Mann schüttelte den Kopf. "Karl Meisinger wurde soeben erschossen.", gab er den aufgewühlten Mädchen die Auskunft.
"E-es", Janna schluckte und brach sofort wieder in Tränen aus. "Mir geht es g-gut, keine Sorge", schluchzte sie und wurde von dem schwarzhaarigen Mädchen in die Arme gezogen, die beruhigend auf sie einredete. "Was ist denn genau passiert?", wollte sie dann wissen.
Der Bodyguard versuchte alles so harmlos wie möglich zu erzählen.
Aufgebracht sprang eine andere Blondine auf: "Welcher Idiot tut denn bitte sowas??!!"
Ein weiterer Mann betracht den Backstagebereich. "Mein Name ist Frank Grey, ich bin von der Kriminalpolizei und bearbeite den Fall. Frau" - er sah auf einen Zettel - "Mayer. Ich weiß, dass es sehr schwer für sie ist gerade, dürfte ich Ihnen trotzdem ein paar Fragen stellen?"
Janna nickte kurz und setzte sich mit dem Polizist in eine Garderobe, wo sie dem Mann das Geschehene bis ins kleinste Detail erzählte.
"Vielen Dank, Frau Mayer, wir werden sehen, was wir für Sie tun können.
Erholen sie sich gut."
--

Janna öffnete die Augen. Sie sah sich um, erkannte aber nicht viel. Sie war definitiv nicht bei sich zu Hause, das erkannte sie an den sterilen weißen Wänden. Womöglich lag sie in einem Krankenhaus.
"Was!?", erschrocken fuhr sie auf. Ein Krankenhaus? Was tat sie hier? War etwas passiert? "Autsch", ein stechender Schmerz machte sich in ihrem Kopf bemerkbar und brachte sie dazu, sich wieder hinzulegen.
So sehr sie sich den Kopf darüber zerbrach, wieso sie hier war - sie kam einfach nicht drauf.
Die Tür von dem Zimmer öffnete sich und eine Krankenschwester trat herein. "Ah, sie sind wach.", stellte sie fest. "Was ... was mache ich hier? Wie bin ich hier her gekommen? Was ist passiert?" - "Frau Mayer, Sie sind im Krankenhaus. Wissen Sie ihren Vornamen noch?" - "Natürlich. Ich heiße Janna Mayer, aber wieso bin ich nun hier?"
Die Krankenschwester nickte nachdenklich. "Nun, sie wurden von ihrem Chauffeur im Keller Ihres Hauses aufgefunden, anscheinend hatten sie einen Kreislaufzusammenbruch. Ist Ihnen schlecht? Haben Sie irgendwelche Beschwerden?"
"Nein, ich habe nur Kopfschmerzen." Die Krankenschwester gab ihr ein Glas Wasser und eine Kopfschmerztablette und wand sich dann wieder Janna zu: "Mit so einem Zusammenbruch ist nicht zu scherzen. Sie sollten sich noch ein bisschen ausruhen.
Eine Frage hätte ich allerdings noch." Janna schaute die Schwester fragend an. "Sie haben im Schlaf des Öfteren 'Nein!' geschrien und haben geweint. Hatten Sie einen Alptraum?"
- "Nein, ähm ... eher ein verdrängtes Erlebnis geträumt. Es ist alles wieder okay."

Fünf Tage später saß Janna auf der Rückbank ihres Autos - Julien, ihr Chauffeur hatte sie aus dem Krankenhaus abgeholt und fuhr sie nach Hause.
Sie war ihm unendlich dankbar, dennoch fühlte sie sich ausgelaugt, leer und kaputt. Zwar hatte sie in den letzten Tagen viel geschlafen, dennoch änderte das nichts an ihrer Gefühlslage. Sie wollte einfach nur noch nach Hause!
Kurz nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie sich an der kühlen Tür auf den Boden sinken - und dort blieb sie fast eine Stunde sitzen und weinte.
Ihr ging es, um es auf den Punkt zu bringen, total beschissen.
Alles lief falsch in letzter Zeit und Dank ihres Krankenhausaufenthaltes hatte sie 2 wichtige Shootings und eine Show von einem bekannten Designer absagen müssen.

Nach etlichen Minuten stand sie wieder auf, musste sich aber gleich an ihrer Kommode festhalten, um nicht umzukippen. Ihr Blick war verschwommen, da sie noch Tränen in den Augen hatte, die ihr unaufhörlich über die Wangen liefen.
Ihr wurde kurz schwarz vor Augen, dann fiel ihr Blick auf das Bild - ihr erster richtiger Auftrag.
Vorsichtig nahm sie es in die Hand und ging damit nach oben in ihr Schlafzimmer. Auf dem Weg dorthin entledigte sie sich ihrer Schuhe und ihrer Jacke, die sie achtlos in irgendeine Ecke warf. Früher hatte Janna ihre Designerklamotten sorgfältig aufgeräumt, aber nicht heute - sie hatte schließlich genug davon und konnte sich jeder Zeit Neues kaufen.
Janna stellte das eingerahmte Foto auf ihrem Nachttisch ab und sah sich in ihrem Zimmer um. Lange hatte sie das nicht mehr getan, weil es ihr egal war, wie ihr Zimmer aussah.
Schließlich hatte sie ein Hausmädchen, das ihre Sachen aufräumte.
Aber heute war sie auf der Suche nach etwas - und wurde fündig. Sie schlich leise auf die kleine Box, die sich auf ihrem Kleiderschrank befand, zu.
Für einen kurzen Augenblick kam ihr die Welt völlig absurd vor. Wieso bewegte sie sich leise in ihrem eigenen Haus? Sie war alleine. Es würde niemanden stören, wenn sie herumstampfen würde. Dennoch wollte sie kein Risiko eingehen.
Wie eine Katze schlich sie sich an das kleine Kästchen an, fand sich selbst albern, wie sie in ihrem eigenen Reich herumschlich, als wäre sie ein Dieb.
Je länger sie darüber nachdachte, desto besser erschien ihr diese Lösung.
Zögerlich und überlegend schritt sie barfüßig über den Parkettboden. Immernoch kamen aus ihren Augen die Tränen und je näher sie der Box kam, desto mehr Tränen flossen an ihren Wangen herunter.
Vorsichtig holte sie die Box mit Hilfe eines Stuhls - auf den sie sich stellte - von ihrem Schrank und besah sich das braune Etwas.
Ihr Blick wurde von den Tränen verschleiert und sie kam sich total lächerlich vor. "Scheiße, verdammt! Reiß dich zusammen!", mahnte sie sich selbst und atmete tief durch.

In diesem Moment schloss Janna mit ihrem alten Leben ab. Nichts würde mehr so sein, wie es vorher mal war.





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