Zwischen Liebe und Verzweiflung - Teil 3

Autor: lissileinxDD
veröffentlicht am: 20.06.2012


soooo ;) erstmal danke für die vielen lieben Kommentare :) und ich freue mich, dass euch meine Geschichte gefällt ;) auch wenn das Thema recht gewagt ist...Naja dann mal viel Spaß mit dem Teil ;) mit meiner anderen Geschichte werde ich vermutlich mal wieder ein bisschen brauchen, da ich zurzeit auch noch arbeite.
Lg, Lissi
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Irgendetwas schaukelte hin und her. Ich wollte jedoch weiterschlafen. Wollte einfach einmal wieder lange schlafen. Durch dieses Geschaukel wurde mir jedoch schlecht. Moment! War ich nicht am Boden eingeschlafen? Seit wann schaukelt der Boden? Ich wurde panisch. Ich schlug die Augen auf und zuckte zurück. Wo war ich. Die Umgebung bewegte sich. Ich fing an panisch mit den Beinen zu strampeln. Erst jetzt spürte ich die Arme um meine Schultern und unter meinen Beinen. Ich stieß einen gellenden Schrei aus und strampelte solange, bis ich auf dem Boden saß. Es tat weh. Ich war genau auf meinem Steißbein gelandet, Schmerzen war ich jedoch gewöhnt. Sie störten mich nicht mehr. Ich sprang auf die Füße und lief los.
„Ich will nicht mehr zurück!“, das war mein einziger Gedanke. Ich wollte nur alleine mein Leben leben. Ich wollte weg. Ich wusste nicht wohin ich lief, aber das war mir egal. Ich wusste auch nicht wer mich da getragen hatte. Auch das war mir egal. Ich musste hier nur weg.
Ich lief schon relativ lange, als sich plötzlich eine Hand um meinen Oberarm legte. Ich erschrak und stolperte. Ich brachte gerade noch einen lauten Schrei hervor, als sich auf einmal eine Hand auf meinen Mund legte. Voller Angst und aufgerissenen Augen sah ich zu der Person die mich am Boden festhielt. Ich merkte wie ich anfing noch schneller zu atmen als ich es vorhin schon tat. Ich bekam keine Luft mehr. Hysterisch versuchte ich die Hand von meinem Mund zu vertreiben, was mir zum Glück gelang. Ich wollte gerade wieder aufspringen, als ich merkte, dass mein Oberarm noch immer festgehalten wurde. Irritiert sah ich auf meinen Arm. Es war eine schöne Hand. Sie hatte lange Finger und sie war sogar sanft. Der Griff war nicht so einer wie ich es gewöhnt war. Er war gerade mal so leicht, dass ich ihn spürte. Er tat nicht weh und würde auch keine blauen Flecken hinterlassen. Ich kannte so etwas nicht. Ich kannte es nicht wie es war wenn etwas nicht weh tat.
Langsam sah ich von der Hand weiter rauf zu ihrem Besitzer. Bronzefarbene Augen blickten mich an und ich zuckte zurück. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir direkt in die Augen sah. Es wurde mir immer verboten, so wie vieles andere auch. Das was ich jedoch erkennen konnte war, dass der Besitzer der Hand hellbraune Haare hatte die ihm leicht ins Gesicht hingen. Seine Wangenknochen waren hoch angesetzt, was seinem Gesicht einen kantigen Ausdruck verlieh. Mehr konnte ich in der kurzen Zeit nicht erkennen. Ich wollte nicht wieder in sein Gesicht sehen, viel zu groß war die Angst, dass mich noch einmal einer dieser Blicke treffen würde. Verängstigt sah ich auf den Boden und versuchte vergeblich ein paar Meter weg zu krabbeln. Es machte mir Angst so nahe an einem Mann zu sitzen. Das ging aber nicht, da er mich noch immer festhielt. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er eine Hand hob und ich zuckte instinktiv zusammen. Ich zog den Kopf ein. Wollte am liebsten verschwinden.
„Nicht noch mehr Schläge.“, entwich mir. Schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund. Das wollte ich doch gar nicht sagen. Ich wollte gar nichts zu diesem Menschen sagen.
„Aber ich tu dir doch nichts.“, erklang eine leise, sehr sanfte Stimme.
Verwirrt sah ich auf und es passierte genau das was ich vorhin versuchte zu vermeiden. Ein intensiver Blick traf mich und diesmal fesselte er mich. Ich konnte nicht wegsehen. Viel zu beeindruckend waren diese Augen. Ich hatte mich geirrt. Sie waren nicht nur einfach bronzefarben, sie enthielten viele verschiedene Schattierungen. Sie schienen ständig die Farbe zu wechseln. Es waren wunderschöne Augen. Früher hätte ich über so einen Blick gelächelt, doch jetzt konnte ich keine Regung zeigen. Ich konnte nicht glauben was er gesagt hatte. Er würde mich nicht schlagen? Das war etwas Neues für mich.
Jetzt war ich sogar soweit, dass ich mir das restliche Gesicht des Mannes ansehen konnte. Es war ein hübsches Gesicht. Vielleicht etwas kantig, aber immer noch sehr hübsch.
Ich merkte wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und wich zurück. Das ging zu weit. Ich konnte ihn vielleicht ansehen, aber berührt werden wollte ich nicht. Ich hatte Angst vor Berührungen, auch wenn diese sich eigentlich ziemlich zärtlich angefühlt hatte. Er zog seine Hand weg und sah mich nur weiter an. Dabei war sein Blick so intensiv, dass ich es als Bedrängung empfand. Es machte mir Angst, dass er meinen Blick erwiderte. Ich zuckte wieder zurück und die Hand von meinem Oberarm verschwand.
„Lauf weg, Lucinda.“, rief ich innerlich, doch irgendetwas an diesem Mann hielt mich davon ab. Es beunruhigte mich, dass ich nicht vor ihm davon laufen wollte. Er kam auf mich zu. Wie ein verängstigtes Tier drängte ich mich an den nächsten Baum. Ich kam hier nicht weiter, doch er ging immer weiter zu mir. Mein Herzschlag beschleunigte wieder und meine Atmung wurde wieder abgehackt. Einen Schritt von mir entfernt bleib er stehen und streckte mir seinen Arm entgegen. Verwirrt sah ich ihn an.
„Na komm. Ich bringe dich hier weg.“, erklang wieder diese sanfte Stimme.
Panisch schüttelte ich den Kopf. Diesen Satz hatte ich schon einmal gehört. Ich würde nie mehr mit jemanden mitgehen den ich nicht kannte.
„Na komm schon. Du musst doch Hunger haben.“
Ich schüttelte wieder den Kopf. Hunger hatte ich. Das merkte ich erst jetzt, aber ich würde nie im Leben mit dem Mann mitgehen.
„Ich will dir doch nur helfen.“
Er log. Niemand konnte mir helfen. Ich wollte auch nicht, dass mir jemand half. Ich wollte alleine sein und zwar für immer.
Der Mann kam noch weiter auf mich zu. Ich wollte zurückgehen, doch da war der Baum. Er war mir im Weg und bevor ich auf der Seite vorbei konnte, war er schon bei mir. Ich merkte wie die Luft aus meiner Lunge entwich und mein Mund trocken wurde. Panisch versuchte ich wieder Luft zu bekommen, doch es funktionierte nicht. Kein bisschen Luft wollte in meine Lunge. Ich wurde hektisch. Griff mir an den Brustkorb und wäre umgekippt, wenn mich nicht zwei starke Hände aufgefangen hätten. Hände legten sich von hinten um mich und drückten mich an einen Körper. Ich wurde nur noch panischer und Luft bekam ich noch immer nicht.
„Mach genau das gleiche wie ich. Atme ganz ruhig ein und aus. Ich helfe dir.“, drang die wunderbar sanfte Stimme an mein Ohr. Ich merkte wie sich sein Oberkörper langsam an meinem bewegte. Ich hörte wie er ein- und ausatmete und langsam beruhigte ich mich. Er saß hinter mir und ich merkte wie wieder Luft in meine Lungen strömte. Er blieb noch eine Zeit lang hinter mir und hielt mich fest. Ein paar Minuten später war ich wieder ganz ruhig und konnte tief ein- und ausatmen. Er hatte mir doch tatsächlich geholfen. Mir wurde nicht weh getan und nur dank ihm war ich jetzt wahrscheinlich noch am Leben. Das hätte ich nie gedacht. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich mich von einem Mann beruhigen lassen würde. Er saß noch immer hinter mir und seine Arme lagen nach wie vor um meinen Brustkorb.
„Geht es jetzt wieder besser?“, fragte er mich und ich brachte nur ein schwaches Nicken zusammen.
„Das ist gut. Und jetzt komm. Ich bringe dich hier weg.“
Noch immer ziemlich verwirrt ließ ich mich von ihm auf die Beine ziehen, zuckte jedoch zusammen als er meine blauen Flecken berührte. Inzwischen war ich sogar soweit mit ihm mitzugehen. Mein Gefühl sagte mir, dass er mir nichts tun würde. Er würde mir nicht weh tun. Ich ging langsam neben ihm her, als er jedoch seinen Arm um meine Taille legen wollte zuckte ich weg. Das war zu viel. Und er akzeptierte das. Er griff nicht mehr in meine Richtung.
„Ich bin übrigens Kyle.“, stellte er sich vor und ich war mal wieder überrascht wie weich eine Männerstimme klingen konnte. Ich sah ihn mit großen Augen an während wir uns einen Weg durch den ziemlich dicht bewachsenen Wald bahnten.
„Und du?“, half er nach, als ich nach längerer Zeit noch immer nicht geantwortet hatte. Ich wusste nicht, ob ich ihm meinen Namen nennen sollte. Während ich noch hin und her überlegte, sagte er schon, dass es okay war wenn ich ihm meinen Namen nicht sage. Das war ein seltsamer Mann. Er schlug mich nicht und hat mir sogar geholfen wieder richtig Luft zu bekommen. Und es machte ihm nichts aus, wenn ich stumm blieb. Erst jetzt fiel mir auf, dass er Sportklamotten trug. Er hatte ein schwarzes Shirt an, welches seinen doch sehr kräftigen Körper betonte. Die Hose war weiß und ging ihm nur bis zu den Knien. Ich konnte eine Narbe erkennen. Sie war direkt unter seiner rechten Kniescheibe. Ob ihm auch Gewalt angetan wurde? Vielleicht war ich ja nicht alleine.
„Was ist das für eine Narbe?“, fragte ich ihn flüsternd. Erschrocken das ich gesprochen hatte blieb er stehen und sah mich an.
„Meinst du die hier?“, fragte er mich und zeigte auf genau die Narbe die ich gerade betrachtet hatte. Ich nickte nur.
„Ich bin als ich jünger war mit einem Skateboard hingefallen. Hatte eine ziemlich tiefe Wunde und das ist die Erinnerung daran.“, erzählte er mir.
Jetzt wusste ich es. Ich war alleine. Ihm war keine Gewalt widerfahren, zumindest nicht so eine wie mir. Er blickte mich neugierig an, was mich ein wenig zusammen zucken ließ. Nicht das sein Blick unangenehm war, es war einfach ungewohnt, dass mich jemand interessiert ansah. Ohne jeglichen Hass im Blick, ohne den Willen mir weh zu tun.
„Was ist mit dir nur passiert?“, erklang ein leises Murmeln, das offensichtlich nicht dafür bestimmt war, dass ich es hörte. Er setzte sich wieder in Bewegung und ich stackste unsicher neben ihm her. Ich wusste nicht wo wir waren und wo wir hin gingen wusste ich schon gar nicht. Ich wusste nur, dass wir inzwischen an einem Weg entlang gingen.
Ich ging schweigsam neben ihm her, während er immer wieder probierte ein Gespräch anzufangen, er scheiterte jedoch. Ich wollte nicht reden, wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und mich von ihm wegbringen lassen. Er würde mich an einen sicheren Platz bringen, dessen war ich mir inzwischen schon sicher. Er würde mich nicht zurückbringen. Ich begann sogar schon mich zu entspannen, was mich ziemlich verwunderte. Dieser Mann strahlte eine solche Sicherheit und Vertrautheit aus, dass ich mich sogar halbwegs wohl fühlte. Ich fühlte mich sicher an seiner Seite.
Er war gerade dabei mir zu erzählen, dass er Medizin studierte und später einmal ein Mittel gegen Krebs erstellen wollte, als der Weg im Wald endete und in eine asphaltierte Straße überging. Wo würde diese Straße wohl hinführen? Vielleicht in mein neues Leben? Oder vielleicht doch nur in die nächste Katastrophe? Ich wusste es nicht, blieb jedoch an seiner Seite. Viel schlimmer konnte mein Leben ja nicht mehr werden. Bei ihm würde es sicherlich besser werden als es vorher war, aber vermutlich wäre es überall schöner als dort. Wir gingen mit einigem Abstand zwischen uns die Straße entlang und hin und wieder kam ein Auto vorbei. Jedes Mal ließ mich das Geräusch der Autos aufschrecken. Ich dachte immer, dass er kommen würde und mich wieder mitnahm. Aber es war nicht er. Es waren ganz normale Menschen die von der Arbeit oder von Freunden nach Hause fuhren. Sie fuhren da einfach auf der Straße, ohne überhaupt zu merken wie toll ihr Leben war. Ein Leben ohne panischer Angst-das musste wunderbar sein. Ich wäre am liebsten eine von den Frauen aus den Autos die zu ihren Männern nach Hause fuhren. Sie würden zur Begrüßung eine Umarmung und einen liebevollen Kuss bekommen. Jemand würde sie im Arm halten und ihnen sagen, wie sehr sie geliebt werden. Mir würde das niemand mehr sagen. Ich würde keine liebevollen Umarmungen oder Küsse bekommen. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte wie Kyle näher zu mir getreten war. Erschrocken wich ich zurück und blieb verängstigt stehen.
„Was ist denn los?“, fragte wieder diese wunderbare samtige Stimme.
Ich sah ihm misstrauisch in die Augen, konnte darin jedoch nicht den geringsten Funken „Böse“ entdecken. Ich schüttelte den Kopf und ging wieder los. Jetzt war es an ihm verwirrt zu sein. Er sah mich von der Seite an, doch ich erwiderte den Blick nicht. Ich ging, den Kopf nach unten gesenkt neben ihm her und blieb stumm. Irgendwann ergriff Kyle wieder das Wort und erzählte mir sämtliche Details aus seinem Leben. Er war anscheinend ein Mensch der ständig reden musste. Früher war ich auch so. Keiner brachte mich dazu still zu sein. Ich hatte meine Klappe ständig offen und wusste auf fast alles eine Antwort, meist waren sie jedoch ziemlich unnütz, aber mir ging es nur darum etwas gesagt zu haben. Diese Zeiten waren jedoch vorbei. Und sie würden auch nicht mehr zurück kommen. Ich sollte langsam anfangen zu vergessen. Es verursachte nur Schmerz an sie zu denken. So als würde einem ein Messer in den Bauch gerammt werden. Und es wurde einfach nicht weniger, auch wenn es schon lange her war. Es tat weh wie am ersten Tag. Und es würde noch lange weh tun, aber ich wollte, dass es aufhörte. Ich wollte so leben wie alle anderen auch. Wollte ein normales Leben führen.
Ich ging weiterhin ruhig und den Kopf gesenkt neben Kyle, während er redete. Ich war froh, dass er sprach. Seine Stimme beruhigte mich. Sie klang so sanft und mit ihr schwang das Versprechen mit, dass er mich nicht verletzen würde. Er erzählte mir, dass er schon 19 war und am liebsten mit seinen Freunden skaten ging. Er hatte dabei immer ein Lächeln auf den Lippen. Ob es war um mich aufzuheitern, oder ob er das immer machte wusste ich nicht, doch es war mir bis zu einem gewissen Grad egal. Ich war froh, dass er da war. Er hatte mich gerettet und er hat mir nicht weh getan. Außerdem hatte er eine unglaubliche Stimme. Ich wusste nicht, dass ich mich bei einer Stimme so entspannen konnte. Ich wusste gar nicht, dass ich mich überhaupt noch entspannen konnte, doch er schaffte es und das innerhalb kürzester Zeit. Es war erstaunlich. Kyle erzählte wirklich viel. Inzwischen wusste ich sogar schon, dass er ein Haus besaß und dort alleine wohnte. Er hatte es von seiner Großmutter geerbt die erst vor kurzem gestorben war. Er tat mir leid. Ich merkte wie traurig er über den Tod war. Ich wollte ihn gerne in den Arm nehmen, aber ich konnte nicht. Das war zu viel für mich. Er erzählte mir auch, dass er früher mit seinen Eltern auf einem Bauernhof lebte und aufgrund seines Studiums in das Haus seiner Oma gezogen war, außerdem meinte er, dass er sich ihr dort nahe fühlt. Diese Frau musste er wirklich geliebt haben. Ich hätte gerne gewusst was mit ihr passiert war, stattdessen blieb ich stumm und lauschte auf seine Worte. Ich prägte mir alles ein. Merkte mir alles was er sagte. Irgendwann würde ich auch mit ihm reden. Ich würde ihm antworten wenn er mich etwas fragt. Ich würde ihm meinen Namen verraten, aber dazu brauchte ich noch eine Menge Zeit.
Wir gingen weiter und kurze Zeit später standen wir vor einem riesigen Haus. Es sah elegant aus mit dem weißen Anstrich und dem blauen Rand um die Fenster. Im ersten Stock gab es einen Balkon auf dem jede Menge Blumenkästchen standen. Blumen in den unterschiedlichsten Farben waren darauf platziert und verliehen dem Haus einen freundlichen Ausdruck. Ich stand vor dem Haus und sah es bewundernd an, als Kyle sich an mir vorbeischob und die Gartentür öffnete. Diesmal zuckte ich nur kurz zusammen als sein Arm meinen streifte.
Er sperrte das Tor auf und ich betrat den wunderbarsten Garten den ich in meinem Leben je gesehen hatte. Überall blühte etwas. Die Farben waren so vielfältig, dass ich nicht gar nicht wusste wo ich zuerst hinsehen sollte. Um das Haus herum waren verschiedene Rosensträucher gepflanzt worden, die nun in allen möglichen Farben blühten. Es sah wunderschön aus. In der Mitte des Gartens stand ein riesiger Baum, der soweit ich erkannte eine Birke war. Ich kannte mich gut mit Bäumen aus. Meine Mutter war ja schließlich Biologin. Sie hatte mir sämtliche Sachen beigebracht die ich über die Natur wissen musste. Die Erinnerung daran tat weh. Wieder mal ein Stich in den Bauch.
Kyle war hinter mich getreten und sah mir zu wie ich staunend den Garten betrachtete.
„Gefällt es dir?“, fragte er mich und ich konnte nur nicken. Gefallen war bei weitem nicht der richtige Ausdruck dafür. Diese Anlage faszinierte mich. Ich fand sie wunderbar. Der Anblick nahm mir kurzzeitig den allgegenwärtigen Schmerz.
„Komm, gehen wir rein.“, erklang wieder seine Stimme und ich folge ihm, wenn auch ein bisschen misstrauisch. Ich wusste nicht was mich drinnen erwarten würde. Ich wusste nicht ob er mich nicht vielleicht doch etwas tun würde, doch ich hatte ein gutes Gefühl. Er würde mir nicht weh tun.
Kyle war kein grober Mann. Er würde mich nicht verletzen. Ich redete es mir immer wieder ein. Solange bis ich es halbwegs glaubte. Ich betrat hinter ihm das Haus und war wieder
überrascht. Ich hätte gedacht das Haus einer alten Dame wäre altmodisch eingerichtet, doch das war es ganz und gar nicht. Die Möbel waren in Weiß gehalten und die Wände waren mit einem wunderschönen blau bestrichen. Sie hatten fast das gleiche Blau wie meine Augen, nur waren die Wände etwas heller. Es sah sehr modern, aber trotzdem elegant aus. Zum zweiten Mal an diesem Tag war ich begeistert von diesem Haus.
Kyle ging vor mir her und zeigte mir jedes Zimmer. Alles in diesem Haus passte perfekt zusammen. Auch wenn ich immer dachte weiß machte Räume kühl und ungemütlich, strahlte dieses Haus Gemütlichkeit aus. Als letztes blieb Kyle in einem großen Raum stehen und strahlte mich an. Verunsichert ging ich einen Schritt zurück. Ich wusste nicht was er von mir wollte.
„Keine Angst ich tu dir nichts. Das hier ist dein Zimmer. Normalerweise ist es ein Gästezimmer aber du kannst hier solange bleiben wie du willst.“, sagte er noch immer strahlend.
Dankbar ging ich in das Zimmer und strich bewundernd über eine Kommode. Sie war ebenfalls weiß und hatte blaue Halterungen. Dieses Zimmer war ein Traum. Man sah direkt in den Garten und wenn ich mich ein wenig aus dem Fenster streckte würde ich einen Ast der riesigen Birke berühren.
Ich wollte mich gerade umdrehen und Kyle ein dankbares Lächeln zuwerfen, als ich merkte, dass ich alleine war. Er hatte mich in Ruhe mein Reich erkunden lassen. Er war ein sehr verständnisvoller und netter Mann. So etwas war ich gar nicht gewöhnt, aber es fühlte sich schön an. Sehr schön sogar.






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