Gefährliche Liebe

Autor: Floh
veröffentlicht am: 18.05.2012


Mühsam öffnete ich meine Augen. Es war dunkel, ich konnte nichts erkennen, und es roch komisch. Ich konnte diesen Geruch allerdings nicht identifizieren. Ich lag auf etwas weichem, es war aber kein Bett, eher ein Teppich oder eine Matte. Ich versuchte mich zu erinnern was geschehen war und warum ich hier war, aber ich konnte mich nicht erinnern. Angst ergriff mich und ich versuchte mich auf zu richten. Ein stechender Schmerz im Kopf liess mich zurückfallen. Ich fasste mir an die Stirn und spürte etwas Klebriges. Es war viel zu dunkel in dem Raum, in dem ich mich befand, um zu sehen was es war. Ich roch an dieser Substanz und stellte fest, dass sie nach Metall roch - Blut! Die nackte Panik ergriff mich und ich versuchte trotz Kopfschmerzen auf zu stehen, um nach einem Ausgang zu suchen. Als ich auf den Beinen stand, spürte ich, dass ich nicht richtig atmen konnte, da das Atmen wehtat. Ich riss mich zusammen und suchte eine Tür oder wenigstens einen Lichtschalter. Ich tastete mich Schritt für Schritt die Wand entlang. Sie bestand aus Beton und fühlte sich sehr kalt an. Plötzlich ertastete ich eine Tür und eine Türklinke. Ich hoffte nur, dass die Tür aufgehen würde. Zu meinem Erstaunen liess sich die Tür öffnen und ich blinzelte vorsichtig hinaus. Es war dunkel und es roch moderig nach Keller, allerdings war es nicht stockdunkle Finsternis, wie in dem Raum in dem ich mich anfangs aufhielt, sondern es war eher dämmerig. Ich trat in den Gang hinaus und zog die Tür hinter mir zu. Der Boden unter mir knirschte und ich merkte, dass ich auf einem Kieselsteinboden stand. Meine Lunge brannte und ich musste mich richtig zusammenreissen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Der Gang in dem ich mich befand war lang, und ich entschied mich instinktiv nach rechts zu gehen. Nach einiger Zeit erreichte ich auch eine Treppe und seufzte auf. Wie sollte ich da nur hoch kommen? Angestrengt stieg ich die Treppenstufen hoch und gelang an eine weitere Tür, die aus massiver Eiche bestand. Diese liess sich jedoch nicht öffnen und ich musste wieder die Treppe hinuntergehen und in die andere Richtung laufen. Auch dort befand sich eine Tür, die allerdings ein Milchglasefenster beherbergte und ein kleinwenig Licht in die Dunkelheit strömen liess. Diese Tür liess sich glücklicherweise öffnen. Als ich hinaustrat, fand ich mich in einer modern eingerichteten Küche wieder, diese war mir jedoch unbekannt. Die Theke bestand aus dunklem Holz mit einer Mamor- oder Granitplatte und der Boden war hell gefliesst. Als ich den ersten Schock verdaut hatte, suchte ich schleunigst den Ausgang. Doch kurz bevor ich die Haustür erreicht hatte, hielt ich inne... Ein Spiegel hing im Flur an der Wand, und ich konnte nicht glauben was ich sah. Meine Haare waren blutverklebt, ich hatte überall Schürfwunden und meine Kleider waren zerrissen. An einer Stelle klaffte eine riesige Stichwunde. Entsetzt sah ich das geschundene Mädchen in dem Spiegel an. Eins war klar, ich musste schleunigst weg, denn wo auch immer ich war, es war zu gefährlich für mich. Ich schüttelte den Kopf um wieder klar denken zu können und wollte die Haustür öffnen - doch diese ging nicht auf. Ich wollte keine Terrassentür oder Ähnliches suchen und entschied mich dann dafür trotz Schmerzen aus dem Küchenfenster zu klettern. Ich räumte die Theke frei, auf der noch Töpfe und Teller herumstanden, öffnete das Fenster und kletterte aus dem fremden Haus. Die Sonne brannte unbarmherzig und der Garten in dem ich mich befand war nicht sonderlich gepflegt. Ich musste einen Moment stehen bleiben, da mich ein heftiges Schwindelgefühl erfasst hatte, das aber schnell wieder abklang. Ich ging ums Haus herum um das Grundstück zu verlassen. Die einzige Strasse die jedoch von dem Haus wegführte verlief direkt in den Wald. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und von meiner Angst geleitet lief ich los. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, ich hatte aber nur eine Chance indem ich mich auf den Weg machte. Ich fing an zu rennen, den kleinen Schotterweg entlang Richtung Wald. Es war sehr warm und ich dachte ich falle gleich in Ohnmacht. Doch ich musste mich zusammenreissen, nur heute, in diesem Moment, nur um Hilfe zu holen. In dem Wald war es angenehm kühl, was mir jedoch auffiel war, dass keine Vögel zwitscherten und dass es komplett windstill war. Man hörte nichts, keine Äste knacken, kein Rauschen der Baumkronen, kein Vogelgezwitscher. Erneut lief mir ein Schauer eiskalt den Rücken hinab und ich fragte mich wieder, was passiert war. Ich konnte mich nicht einmal mehr erinnern, was ich zuletzt getan hatte.
Als das Adrenalin ein wenig nachliess, hämmerten die Schmerzen wie ein Presslufthammer auf mich ein. Ich entschloss mich, mich einen Moment hin zu setzen. Ich ergriff die Gunst der Stunde und durchsuchte meine Klamotten nach etwas brauchbarem und stiess tatsächlich auf ein Handy. Wieso das nicht weg war...? Der Akku war beinahe leer, das hiess, der erste Anruf musste sitzen und ich musste schnell sein. Ich tippte die erstbeste Nummer die mir in den Sinn kam in mein Handy - ich wusste im Moment nicht einmal, wem die Nummer gehört hatte. Es klingelte drei Mal, dann nahm jemand genervt den Hörer ab. Ich fing an zu reden:

"Hallo? Oh Gott sei Dank! Bitte hören Sie mir zu, mein Name ist Elena Hunter, ich weiss nicht was passiert ist, überall ist Blut... ich bin in einem Wald, in der Nähe eines einsamen Hauses, welches einen sehr ungepflegten, verwitterten Garten hat. Ich weiss nicht wo ich bin und ich habe Angst... Bitte holen Sie Hilfe..." Dann brach die Verbindung ab, mein Handy war tot... Und ich hatte keine Ahnung wo ich war oder was passiert war. Insgeheim nervte ich mich, dass ich mir nicht eine Hausnummer oder einen Namen an der Klingel gemerkt hatte. Doch um noch einmal um zu kehren war ich viel zu erschöpft und nützen würde es mir mit einem Handy ohne Akku auch nichts. Ich hoffte nur, dass meine Beschreibung jemandem bekannt vorkam und Hilfe kommen würde. Ich entschloss mich, mich wieder aufzurappeln und weiter zu laufen, vielleicht würde ich ja ein anderes Haus finden. Als ich loslaufen wollte wurde ich von einem heftigen Schmerzenskrampf im Magen erschüttert und ich spürte wie eine warme Flüssigkeit in meinem Bauch aufstieg. Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus und ich merkte, dass ich erbrechen musste. Als ich erbrach, sah ich, dass es Blut war, und wieder erfasste mich Panik. Doch noch ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, übermannten mich meine Schmerzen und dann sackte ich einfach auf dem Weg zusammen. Ich lag auf dem Rücken und kriegte durch das aufstossende Blut keine Luft mehr. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und dann tauchte ein Bild vor mir auf. Ich sah meine Mutter, die schon vor einigen Jahren an Krebs gestorben war, wie sie mir ihre Hand anbot. Sie lächelte mich mit ihrer herzlichen Art an. Ich versuchte ihr zu sagen, dass ich Angst hatte und nicht sterben wollte, doch es kam nur ein Glucksen heraus und das Blut lief mir aus dem Mund. Mama strich mir über die Haare und umfasste meine Hand. Auf einmal wurde um mich herum alles schwarz und die Schmerzen waren verschwunden…






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