Nachricht von Damals - Teil 2

Autor: Anny
veröffentlicht am: 15.05.2012


Kapitel 2
Damals war jedenfalls noch alles okay mit mir und Susann und Fin…
Ich war total in Gedanken versunken, als ich merkte, dass ich angetippt wurde. „Alles okay?“ fragte mich Fin. Moment mal Fin? Ich hob meinen Blick langsam und sah genau in seine Smaragd-Grünen Augen. Wow, ich hatte sie schon lange nicht mehr so nah gesehen. Ich erinnerte mich, dass ich schon in der Grundschule wie verzaubert von diesen Augen war. Er sah mich leicht verwundert an und lehnte sich auf den Tisch auf. „Alles in Ordnung, interessiert dich doch sonst auch nicht.“ Sagte ich bitter und ging sofort aus dem Raum raus. Klar, vielleicht war ich ein bisschen schroff, aber konnte man mir das verübeln? Ich denk nicht, schließlich hat er mich von einem zum anderen Tag nicht mehr beachtet.
„Da bist du ja Amelia!“ rief Janina fröhlich und zu gleich erleichtert. Kurz danach lief Fin wie in Zeitlupe an mir vorbei und sah mir wieder genau in die Augen. „Fertig mit Glotzen?“ schrie mich eine andere Stimme an. Der Moment zerplatzte wie eine Seifenblase und ich erkannte dass es Susann war, die mir wiedermal versuchte das Leben zur Hölle zu machen. Ich reagierte nicht weiter und ging zusammen mit Janina zu unserer Klasse. Alle standen vor einer kleinen Grube, die ein paar Jungs mit Schaufeln haushoben. Bis es irgendwann *Bling* machte, einer der Jungs hatte die Zeitkapsel gefunden.
Alle waren freudig gestimmt und schrien herum, warum machten die so einen Aufstand. Immerhin war es nur eine Zeitkapsel, mit Videos von vor 3 Jahren. In mir würde, dass nur alte Wunden aufreißen und Susann würde sich schlapp lachen, bei dem Gedanken dass wir einmal befreundet waren. Fin? Nun ja, ich hatte keine Ahnung was ihn bezüglich noch auf mich zukommen würde. Fin stand nun in der Grube, er hatte die „Ehre“ die Videos auszuteilen. Nun war ich an der Reihe mir meine CD abzuholen. Ich ging bis zur Grube und Fin reichte mir die CD, dabei berührte der ganz leicht meine Hand. Ich bildete mir ein weiche Knie zubekommen, aber das war Einbildung. In Wirklichkeit war es Susann die mir von hinten einen Schubs gab. Prompt fiel ich in Fins Arme, der immer noch in der Grube stand. Perfekt gelaufen, dachte ich mir. Fin lächelte mich an, ich hätte gerne zurück gelächelt, tat dies aber nicht. Ich befreite mich aus seinen Armen und stieg aus der Grube.
„Wieder am Boden der Tatsachen angekommen, meine Liebe?“ sagte Susann spitz und lachte. Ich überlegte hin und her, ob ich ihr etwas entgegnen sollte oder einfach gehen sollte. Gerade als ich mich entschied zu gehen, sagte sie noch „Ach ja und mach die Blätter aus deinen Haaren, dein Anblick ist auch ohne Blätter schon peinlich genug.“ Und lachte höhnisch. Da riss bei mir der Geduldsfaden, was zu viel war, war zu viel. Ich ging zurück und haute ihre eine runter. Mitten in ihr auf Barbie getrimmtes Gesicht. Es war so eine Genugtuung und so was von befreiend. Ihr war das Gesicht wie eingefroren und ihr Mund stand weit offen, ohne das ein Ton heraus kam. Danach lächelte ich sie an und sagte „Pass auf das du den Mund wieder zubekommst, ach und übrigens die Fliegen kleben schon an deinem Lipgloss. Weniger ist mehr, verstehst du?“ und ging einfach. Alle um Susann herum lachten und sie bekam die Kinnlade gar nicht mehr hoch. Danach regte sie sich noch gekünstelt auf und kam mit dem Rest wieder in die Klasse. Janina und ich saßen schon auf unserem Platz und konnten uns kaum mehr auf den Stühlen halten, als sich ein deutlicher Handabdruck auf ihrem Gesicht abzeichnete. „Endlich mal jemand, der unserem Prinzesschen die Stirn bieten kann.“ Sagte ein paar Mädchen zu mir. Wow, ich wurde wahrgenommen? War das so etwas wie ein Kompliment?
Kurz darauf schnappte ich ein Gespräch von Susann und Fin auf, war auch nicht unbedingt zu überhören.
„Oaaar hast du gesehen was dieses lausige Mädchen mit meinem Gesicht angestellt hat? Wenn ich den Schönheitswettbewerb nächste Woche nicht gewinne, zeig ich sie an! Warum hast du denn nichts gemacht? Und hättest du sie nicht einfach auf den Boden fallen lassen können?“ quiekte Susann herum. „Als ob deine dummen Schönheitswettbewerbe immer so wichtig sind! Davon wirst du auch nicht Schöner, du wirst nur arroganter und künstlicher. Schau dich doch einmal an, du willst lieber dass sich ein Mensch, der dir nichts getan hat, sich verletzt, als dass du nicht perfekt gestylt bist.“ Brüllte Fin zurück. „Ach willst du lieber eine hässliche Freundin? So eine wie Amelia oder was?“ sagte sie und wurde immer gemeiner. „Lieber habe ich gar keine Freundin, als dich. Und Amelia ist alles andere als hässlich. Im Gegensatz zu dir ist sie nicht nur äußerlich hübsch und gibt nicht damit an.“ Sagte er verteidigend, packte seine Sachen und setzte sich zu Tim, genau eine Reihe vor mich. „Schön, kannst du haben. Bitte, ich brauch dich gar nicht! Ich kann jeden haben verstehst du, JEDEN!“ schrie sie ihm hinterher.
Schon fast krank, wie schlimm Susann geworden war. Und nach der Aktion heute, wurde sie schlagartig unbeliebter. Die Mädels hier waren vielleicht auf ihr Aussehen fixiert und lästerten gerne, aber das mit der Grube, war selbst für die zu krass.
Jetzt hatten wir Kunst, ich liebte Kunst. Heute hatten wir das Thema Abstraktion. Das heißt man musste ein Bild in ein paar Schritten immer mehr vereinfachen, aber die Hauptmerkmale mussten vorhanden bleiben. Wir zeichneten also zuerst das Portrait von Albrecht Dürer naturgetreu ab und abstrahierten es dann. Seine Lockenmähne und die Mütze auf diesem Bild blieben also so gut es ging vorhanden, sein Hemd verlor nach und nach seine Details.
Zeichnen lag mir ziemlich gut, deswegen fiel es mir nicht sehr schwer und brauchte auch nicht lange um die Bilder zu zeichnen. Irgendwann fiel mir auf, dass sich jemand von vorn auf meinen Tisch lehnte. Ich hob meinen Blick und sah Fin, der mit seinem Kopf auf seinen Armen lag und mich genau beobachtete. Dann hob auch er seinen Kopf und lächelte mich schief an. „Stör ich dich?“ fragte er. Ich überlegte kurz ob ich ja sagen sollte, schließlich lenkte er mich schon ab. Aber irgendwie gefiel es mir, wie er mich ansah und das er mit mir redete. „Nein.“ Schnell schob ich den Gedanken weg und merkte gar nicht dass ich das „Nein“ laut gesagt hatte. Fin bezog das natürlich auf sich und blieb dabei mich zu Beobachten. Naja, wenn es sein muss, dachte ich mir und zeichnete in aller Ruhe weiter.
„Amelie Stone, bitte in das Büro des Rektors.“ Ertönte es als Durchsage. Was sollte ich den beim Rektor, das Grinsen auf Susanns Gesicht, verriet es mir. Klar, sie hatte mich für die Ohrfeige verpetzt. Ich stand auf, packte meine Sachen und begab mich auf den Weg ins Büro des Rektors. Erst später fiel mir auf das ich meine Zeichnung vergessen hatte.
Ich klopfte und ein lautes „Herein!“ ertönte. Ich ging hinein und wartete bis ich mich setzen konnte. „So Miss Stone, möchte sie mir etwas sagen?“ fragte mich Herr Volber ruhig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Ich drehte mit den Augen und fragte „Was hat Susann denn gesagt?“. „Gut, du weißt worum es geht. Sie beschuldigt dich, sie geohrfeigt zu haben. Stimmt das?“ fragte er etwas zornig. „Kann schon sein, aber hat sie ihnen auch den Grund gesagt?“ entgegnete ich ihm. Mir war klar, dass ich mich ein wenig unpassend benahm, aber heute war mir eh alles egal. „Nun Fräulein, ihr Ton ist auch nicht gerade passend, finden sie nicht? Nur weil sie bald ihre Prüfungen machen, heißt es nicht, dass sie die letzten Wochen machen können was sie wollen.“ Sagte er aufgebracht. „Wenn sie das so sehen, muss es wohl stimmen. Also bekomm ich jetzt eine Strafe oder kann ich gehen?“ sagte ich zynisch. „Sehr wohl bekommen sie eine Strafe! Zuerst werden sie sich bei Susann entschuldigen und dann haben sie Küchendienst die ganze Woche.“ Forderte er. Küchendienst… Prima, aber die Ohrfeige wäre mir auch zwei Wochen Küchendienst wert. „War das alles?“ fragte ich genervt und verließ das Büro nachdem mir Herr Volber zunickte. Mittlerweile war der Kunstunterricht zu ende, dass hieß die Schule war aus und so gut wie niemand war mehr in der Schule. Ich beschloss noch ein paar Sachen aus meinem Spint zu holen. Als ich meinen Spint öffnete viel mir ein dicker Briefumschlag in die Hände, ohne Absender. Es stand nur dick und fett Amelia darauf. Ich fragte mich was da wohl drin ist? Heimlicher Verehrer? Nein, jetzt musste ich selbst lachen, als ob ich einen heimlichen Verehrer hätte.
Ich beschloss den Briefumschlag noch vor Ort zu öffnen. In diesem mysteriösen Umschlag war eine CD.
Es stand weder ein Name noch ein Titel oder irgendeine andere Erklärung darauf…






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