The heart never lies - Teil 16

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 19.06.2012


Mary:
Am nächsten Morgen und mit schlimmeren Kopfschmerzen als je zuvor wachte ich in dem riesigen Wasserbett auf, das in Ians traumhaftem Hotelzimmer stand. Allein.
Wie groß so ein Bett sein kann, wird einem leider immer erst dann bewusst, wenn man ganz alleine darin liegt. Und ich war alleine.
Unglaublich aber wahr, Jensen hatte tatsächlich in Ians Hotelzimmer geschlafen. Auf dem Sofa, versteht sich. Auch wenn er sich den ein oder anderen anzüglichen Kommentar nicht verkneifen konnte, als es um die Frage ging, wer wo schlafen sollte. Aber ich hatte ihn ohne Diskussion auf die Couch verfrachtet und war dann direkt ins riesige Wasserbett gefallen. Im Vergleich zu Jensen war Ian nicht da- „PR-Termine oder so“, wie Jensen es nannte. Angeblich hätte er um elf Uhr wieder da sein sollen, aber natürlich war das nicht der Fall gewesen. Und jetzt lag ich in seinem Wasserbett, um elf Uhr morgens am Tag danach, ohne ihn.
Und auch Jensen war weg. Er hatte Ian nur besuchen wollen, weil er auf der Durchreise war. Eigentlich wollte er nämlich zu Jenny, mit einer „ultimativen Überraschung!“, was auch immer das sein sollte. Jensen hatte es mir auf jeden Fall nicht gesagt, aber so wie ich ihn kannte, würde er Jenny damit ganz schön schocken.
Ich blieb noch einen Moment liegen und starrte an die Decke. Etwas Besseres als Warten hatte ich sowieso nicht mehr vor. Es vergingen Minuten, aus denen bald eine ganze Stunde wurde. Von Ian war weit und breit keine Spur. Um zwölf Uhr ließ ich den Zimmerservice kommen und kaufte mir ein Croissant und Kaffee auf Ians Namen. Danach legte ich mich wieder ins Bett. Um eins beschloss ich, den Fernseher anzuschalten um mich abzulenken. Außerdem rief ich Ian an, vergeblich. Um zwei wurde ich langsam aber sicher nervös. Um drei versuchte ich Jenny zu erreichen, weil ich ihren Rat bitter nötig hatte. Aber sie ging nicht ans Handy, wahrscheinlich weil Jensen jetzt mit der ultimativen Überraschung bei ihr war. Um vier lag ich heulend und mit einer Tafel Schokolade auf der Couch und fragte mich, wo zum Teufel Ian sein konnte und warum er sich so scheiße verhielt. Um fünf begann ich meinen Koffer zu packen. Ganz sicher würde ich nicht noch eine Nacht ganz alleine in diesem Hotelzimmer verbringen.
Da hörte ich plötzlich, wie die Tür hinter mir aufgerissen wurde. Vor Schock wie erstarrt war ich zuerst gar nicht in der Lage, mich überhaupt umzudrehen.
„Mary…“ es war Ians erstaunte Stimme, die immer näher kam und mich komplett erschauern ließ. „Was machst du denn hier?“

Vorsichtig drehte ich mich um und versuchte alle Gefühle zu unterdrücken, die in mir aufkamen. Es war gar nicht erst nötig, ihm in die Augen zu schauen. Ich war auch so schon völlig überfordert.
„Hey…“ Ich glaubte einen Funken Freude und Überraschung in seiner Stimme zu hören, als er mich zur Begrüßung in den Arm nahm. Seine muskulösen Arme legten sich sanft um meinen Körper und umschlungen mich einen Moment lang so eindringlich, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als die Zeit abzustellen und für immer so zu erstarren. Dann legte Ian seine rauen Hände an meine Wangen und zog mich an sich, um mich leidenschaftlich zu küssen. Ein wohliger Schauer lief durch meinen Körper und ließ mich alles um uns herum vergessen. Ich hatte ihn so wahnsinnig vermisst, ihn zu riechen und zu spüren.
„Hey…“, sagte auch ich, als er von mir abließ und ich langsam wieder zu Sinnen kam.
Wir schwiegen einen Moment, weil wir wohl beide nach den passenden Worten suchten. Ich musterte Ian. Er sah nicht gut aus, wenn ich ehrlich war. Klar, er trug ein Varvatos Shirt, das ihm wirklich gut stand und auch an den Jeans und den Chucks war nichts auszusetzen. Aber seine Haare standen ziemlich ab. Nicht so wie sonst, wenn das noch gewollt war und wirklich zum Anbeißen aussah. Heute waren sie wirklich durcheinander. Viel schlimmer waren aber die Augenringe, die er hatte und die von einer langen, anstrengenden Nacht zeugten.
„Du siehst nicht gut aus“, begann ich daher, aber Ian antwortete darauf nichts. Er warf mir nur einen müden Blick zu und nickte. Das allein reichte schon, damit ich mich unsicher fühlte. Aber ich wollte jetzt wissen was Sache war.
„Jensen war hier. Also er… er hat gesagt du solltest gestern Abend schon wieder hier gewesen sein.“
Keine Antwort.
„Wo bist du gewesen, Ian?“, fragte ich langsam, aber sicher und spürte, wie mir wieder alle Gründe in den Kopf schossen, aus denen ich eigentlich hier war. Ich war schließlich nicht zum Spaß gekommen, sondern weil ich mir ernsthafte Sorgen um Ian machte.
Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und hatte mich schon fast damit abgefunden, dass er nicht mit mir redete, bis er schließlich doch noch antwortete.
„Ich war arbeiten.“
„Aha.“
Wieder Stille.
„Und, was machst du hier?“, fragte er, als er meine Reisetasche entdeckt hatte. Unglaublich, er redete wirklich mit mir.
Seufzend zog ich die Augenbrauen hoch und ließ mich auf sein Sofa fallen. Das war mit Abstand die seltsamste Unterhaltung, die ich je geführt hatte. Ian legte fragend den Kopf schief, blieb aber stehen.
„Was ich hier will?“, begann ich schließlich und versuchte erst gar nicht, die Verzweiflung zu unterdrücken, die in meiner Stimme lag. War er schwer von Begriff?! „Ich mache mir Sorgen, Ian. Um dich und um unsere Beziehung.“
Überraschung stand in seinem Gesicht, mit so einer direkten Antwort hatte er wohl nicht gerechnet. Aber ich war nicht der Typ für Spielchen.
„Das brauchst du nicht.“ Und als er das sagte, setzte er sich neben mich und wollte seinen Arm um mich legend. Er wusste sehr wohl, welche Wirkung er auf mich hatte. Aber alles, was ich wollte, war darüber zu reden.
„Ian, bitte…“ Ich schob seinen Arm von mir weg. Auch wenn mich das wirkliche Überwindung kostete, ließ ich mir nichts anmerken und redete mir selber ein, dass es so am besten war.
Verwirrt wich er zurück und suchte meinen Blickkontakt. Stur starrte ich an ihm vorbei auf den Boden. Wir schwiegen eine Weile und ich überlegte, womit ich überhaupt anfangen sollte. Es gab so viel, über das wir reden sollten.
„Schön, dass du die Rolle bekommen hast“, begann ich schließlich und klang dabei keinesfalls enttäuscht oder wütend. Es war mehr wie eine Tatsache, mit der ich mich längst abgefunden hatte. Und ich musste Ian erst gar nicht ansehen, um zu merken, wie unangenehm ihm die Sache war.
„Ich wollte dich noch anrufen deswegen, wirklich.“
„Und wann wolltest du mir sagen, dass du in Berlin bist?“
Erschöpft hielt er sich eine Hand an die Stirn, als wäre er zu müde, mit mir darüber zu reden. Ich wollte gar nichts wissen, was er letzte Nacht gemacht hatte.
„Sweetheart…“, begann er schließlich und nahm meine Hände. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das besänftigt werden musste. „Ich hatte echt viel zu tun in den letzten Tagen. Ich… ich wollte dich wirklich anrufen, aber ich hatte einfach keine Zeit.“
Und als hätte er das mit Absicht geschafft, klingelte genau in diesem Moment sein Handy. Er warf ohne zu Zögern einen Blick auf sein Display und verschwand dann mit den entschuldigenden Worten „Ich muss da dran“ im Nebenzimmer. Wie hätte es auch anders sein sollen. Ich ließ ihn ohne Widerrede gehen und nutzte das plötzliche Alleinsein, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Was zum Teufel machte ich eigentlich hier? Und wer war dieser Kerl, der sich absolut gar nicht für unsere Beziehung zu interessieren schien? Und was noch viel schlimmer war: wieso wunderte ich mich nicht, dass es so lief? Ich war weder enttäuscht, noch wütend oder fühlte etwas anderes, so wie es hätte sein sollen. Ich fühlte gar nichts. Und das war nicht gut. Nein, das war ganz und gar nicht gut.
„Sorry, das war mein Manager.“ Ian kam zurück und setzte sich wieder neben mich, machte aber keine Anstalten mehr, seinen Arm um mich zu legen oder meinen Blickkontakt zu suchen. Er saß einfach nur neben mir und wir schauten beide eine Weile hilfesuchend auf den Boden, bis ich es schließlich noch mal versuchte.
„Du hast dich seit Tagen nicht gemeldet. Ich hab dich angerufen, dir SMS geschrieben. Und Nachrichten auf Facebook. Und nenn mich eine Stalkerin, aber ich sehe doch, dass du die ganze Zeit Sachen postest… wieso kannst du mir dann nicht antworten? Ich verlange doch nicht, dass du dich jeden Tag meldest. Ich will nur nicht, dass du mich vollkommen ignorierst. Ich hab das Gefühl, wie leben uns immer weiter auseinander und…“ In dem Moment klingelte schon wieder ein Handy. Genervt seufzte ich, bis ich merkte, dass es meins war.
Ian warf mir einen fragenden Blick zu, als ich einfach sitzen blieb. „Willst du nicht dran gehen?“
„Nein, ich will das jetzt klären.“ Und obwohl das Klingeln mich extrem nervte, sprach ich einfach weiter. „Ich hab das Gefühl, du interessierst dich überhaupt nicht mehr für mich. Ich meine… bevor du weg warst, war es ganz anders…“ Bis ich plötzlich von meinem Anrufbeantworter unterbrochen wurde.
„Hey Mary, hier ist Marc! Also ich fand es echt cool gestern… Bist du noch in Berlin? Dann könnten wir uns ja nachher treffen. Einen Kaffee trinken oder so. Ruf mich einfach zurück. Bis später!“
Angespannt musterte ich Ians Blick. Aber er warf mir nur einen müden Blick zu, ohne jegliche Spur von Eifersucht oder Wut.
„Wer ist denn Marc?“, fragte er schließlich. Und das mit einer so teilnahmslosen Stimme, dass es mir fast Angst machte. Und da wusste ich, was mit uns passiert war. Wir hatten so aneinander vorbei gelebt, dass wir unsere Leidenschaft verloren hatten. Und mit unserer Leidenschaft auch unsere Beziehung.
„Ian. Ich glaube wir haben ein Problem.“






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