The heart never lies - Teil 6

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 21.05.2012


Kapitel 4. - I think I want to marry.

Mary:
„Mary, probier’s doch mal damit!“, rief mir Jenny aus meinem begehbaren Kleiderschrank (♥) zu. Wir waren mittlerweile schon seit über einer Stunde auf der Suche nach dem perfekten Outfit und so langsam aber sicher hatte ich darauf auch keine Lust mehr. Es war Freitagnachmittag und heute Abend hatte Ian für uns beide einen Tisch im „Roma“ reserviert. Das war die Pizzeria, in der wir unser allererstes Date gehabt haben. Grinsend musste ich an diesen Tag zurück denken. Damals hatte ich mich bis auf die Knochen blamiert und war in ein Fettnäpfchen nach dem anderen getreten. Gut, dass mir das mittlerweile nicht mehr passierte. Zumindest nicht mehr so oft wie damals.
Wie auch immer, wir würden auf jeden Fall heute dort hin fahren, weil Ian mir noch etwas ganz schön Wichtiges erzählen musste. Und ich wusste genau, was das war. Ein Antrag. Ian würde mir in wenigen Stunden die Frage aller Fragen stellen- und bei dem Gedanken daran musste ich sofort die Freudentränen herunter schlucken, die in mir aufstiegen. In dem Moment riss mich Jenny zum Glück aus meinen Gedanken.
„Hier, das steht dir bestimmt richtig gut!“ Mit diesen Worten drückte sie mir ein schwarzes Kleid in die Hand. Es war kürzer als bis zu den Knien, hauteng und hatte ¾ - Ärmel. Soweit also sehr schlicht. Das Besondere an diesem Kleid war allerdings seine Rückenansicht- und die hatte es in sich! Der Ausschnitt am Rücken ging zwar nicht bis zum Arsch, aber war auf dem besten Weg dorthin.
„Schlicht, aber aufreizend!“, brachte es Jenny auf den Punkt. Und da konnte ich ihr nur zustimmen! Ich zog es schnell über und betrachtete mich eingehend in dem bodentiefen Spiegel. Ja, das war es. Schlicht, aber aufreizend. Ian kannte es noch nicht und es würde ihm umso besser gefallen.
„Und weißt du, was noch gut an dem Kleid ist?“, fragte mich Jenny mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Und bevor ich mir darüber den Kopf zerbrechen konnte, antwortete sie auch schon: „Dass es zu absolut jedem Verlobungsring passt!“
Und schon wieder musste ich heulen vor Glück! Überglücklich umarmte ich Jenny und stieß einen richtigen Freudenschrei aus. Natürlich, Jensens Antrag konnte noch nicht mal Ian toppen. Aber er war und blieb ein verdammter Romantiker. Also konnte ich mich wirklich auf einen ganz besonderen Abend freuen!
„Oh Gott, ich muss los!“, unterbrach Jenny meine Euphorie, als sie nervös auf ihre Uhr schaute. „Schon fast fünf Uhr!“
Ich brachte sie noch schnell zur Tür, bevor wir uns erneut umarmten, ich mit einem dicken Grinsen im Gesicht, Jenny mit einem aufgezwungenen Lächeln.
„Kopf hoch, Jenny. Jensen bleibt ja nicht für immer in Amerika!“ Aber leider für ein paar Wochen, fügte ich in Gedanken hinzu. Ausgerechnet jetzt, wo die Hochzeit geplant werden musste, flog er zurück nach Amerika, um seine neue Serie zu drehen. Und das brach Jenny sprichwörtlich das Herz.
„Bloß nicht heulen!“, ermahnte ich sie und umarmte sie erneut, was anscheinend ein wenig half.
„Ich heul schon nicht!“, konterte sie und machte sich auf den Weg. Aber natürlich nicht, ohne sich noch einmal umzudrehen. „Mary, heute Abend bist du Ians Verlobte! Du musst mich nachher anrufen und mir alles erzählen!“ Und mit diesen Worten trottete sie zu ihrem Mini- Cooper, wo Jensen schon stand und sie mit einem langen Kuss begrüßte.

Als wir die Pizzeria betraten, überkam mich sofort eine Mischung aus Melancholie und Vorfreude. Melancholie, weil wir genau hier unser allererstes Date gehabt hatten. Hier hatte alles begonnen, wenn auch mit einem Fettnäpfchen nach dem anderen. Aber hier hatte es begonnen und hier sollte es heute Abend auch wieder ganz Besonderes werden. Einen Antrag, verdammt. Ian würde mir genau hier einen Antrag machen. Der Ort war einfach perfekt, genau wie Ian.
„Sweetheart?“ Gerade im richtigen Moment brachte mich seine Stimme zurück in die Realität. Er hatte seine Jacke gerade aufgehängt und deutete mir, dass er mir aus meiner helfen wollte. Er war so ein Gentleman.
Natürlich ließ ich mir aus der Jacke helfen und konnte mir nur zu gut seinen Blick vorstellen, denn jetzt sah er mein Kleid zum ersten Mal von hinten. Oder besser gesagt: den großen Ausschnitt und meinen nackten Rücken darin. Ein leises „Wow“ war alles, was er bei diesem Anblick heraus bringen konnte und das löste mal wieder so ein Kribbeln in mir aus, dass ich den nächsten Freudenschrei nur schwer unterdrücken konnte.
Wir saßen wie immer an einem Tisch am Fenster, von wo aus man auf den Rhein und den Rheinpark gucken konnte. Jetzt im März wurden die Tage auch wieder länger, sodass alles in der orangenen Abendsonne erstrahlte.
„Du siehst großartig aus“, sagte Ian mit seiner rauen Stimme und dem unwiderstehlich Lächeln, das nur er beherrschte. Er sah selber großartig aus, mit seinem Drei-Tage-Bart und den verwuschelten schwarzen Haaren. Dazu ein Varvatos T-Shirt und enge Jeans und schon war das Outfit perfekt. Wobei er eigentlich immer gut aussah.
Grinsend nippte ich an meinem Glas und versuchte mich damit von meiner Nervosität abzulenken. Zu wissen, dass man jeden Moment einen Heiratsantrag (!!!) bekommen würde, war nicht gerade beruhigend. Vor allem nicht, wenn der zukünftige Verlobte so lässig blieb und keine Anstalten machte, vor einem auf die Knie zu gehen. Ian war wirklich ganz normal und schien kein bisschen aufgeregt zu sein, was man von mir nicht gerade behaupten konnte. Nachdem wir zehn Minuten über belanglose Dinge geredet hatten, flüchtete ich für einen Moment auf die Toilette, um mich zu beruhigen. Nervös betrachtete ich mich im Spiegel, mein Make-up sah noch gut aus, aber meine Haare wellten sich trotz Glätteisen und das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen! Mit meinem kleinen Kamm versuchte ich zu retten, was zu retten war und beachtete dabei nicht die alte Frau, die schockiert auf meinen Rücken schaute. Wenigstens konnte ich so was noch tragen.
Irgendwann sahen meine Haare wieder einigermaßen gut aus, aber beruhigt hatte mich das nicht, also ließ ich ein bisschen warmes Wasser über meine Handgelenke laufen. Es gab nichts Entspannenderes als warmes Wasser auf den Handgelenken. Aber nicht mal das konnte mir heute helfen.
„Reg dich ab!“, sagte ich mir selber und betrachtete mich dabei mahnend im Spiegel. Ich hatte überhaupt keinen Grund, aufgeregt zu sein. Offiziell wusste ich nämlich noch nichts von Ians Antrag, also durfte ich es mir auch auf keinen Fall anmerken lassen!
Mit schnellen Schritten ging ich zu unserem Tisch zurück und fühlte mich dabei alles andere als gelassen. Aber wenn ich noch mehr Zeit auf der Toilette verbracht hätte, wäre Ian vermutlich auf falsche Ideen gekommen. Und das konnte ich nun wirklich nicht auch noch gebrauchen!
Ian erwartete mich natürlich mal wieder mit dem frechen Grinsen, für das ich ihn in dem Moment hätte töten können. Als ob er nicht gemerkt hatte, wie nervös ich war! Konnte er mir nicht endlich diesen scheiß Heiratsantrag machen?!
„Alles okay?“, fragte er und legte dabei mal wieder den Kopf schief, was vielleicht daran lag, dass ich mein komplettes Weinglas auf Ex trank. Dabei war Alkohol vielleicht nicht meine beste Idee.
„Alles tutti“, antwortete ich daher und errötete im nächsten Moment schon. Tutti? Was zum Teufel war los mit mir?
Der Hauptgang kam bald und mit jeder Minute verging mir mehr der Appetit. Die Lasagne war köstlich, wie immer, aber ich war so aufgeregt, dass mir richtig schlecht war. Außerdem hatte ich nach dem Essen das ungute Gefühl, dass mein Bauch sich aufblähte und das würde man in dem engen Kleid sofort sehen! Das einzige, was jetzt noch fehlte, war wirklich, dass ich meine Tage bekam. Aber das wünschte ich mir nicht herbei, nachher passierte es wirklich…
Ich wollte gerade noch mal auf die Toilette flüchten, als Ian plötzlich meine Hand nahm und sein Gesicht auf einmal ernster wurde. Augenblicklich stieg mir das Blut in den Kopf und ich versuchte die ersten Freudentränen zu unterdrücken. Oh mein Gott, es war endlich soweit!
„Hey Sweetheart, ich wollte dir ja noch was sagen…“, begann er langsam und schaute mich dabei durchdringlich an. Jetzt hieß es, Haltung zu bewahren!
Bevor er begann, ließ er uns noch zwei Gläser Champagner bringen. Es gab anscheinend etwas zu feiern und lustigerweise wusste ich schon jetzt genau, was das war.
„Also…“, begann er schließlich. „Ich habe gute Neuigkeiten. Wirklich gute Neuigkeiten!“
Sag es! Sag es! SAG ES!
„Du erinnerst dich doch sicher an dieses Casting Anfang des Jahres. Für diese Vampirserie in Atlanta.“ Verwirrt zog ich meine Hand ein Stück zurück.
„Ja, da kann ich mich noch dran erinnern“, antwortete ich langsam und versuchte mir meine Verwirrung nicht anzumerken. Wieso fing er denn jetzt damit an? Soweit ich mich erinnern konnte, hieß die Serie „Vampire Diaries“ oder so ähnlich. Und wie der Name schon verrät, sollte das so ein Twilight- Abklatsch werden, in dem sich irgendein Mädchen unsterblich in so einen Schönling- Vampir verliebte. Ians Rolle war die des bösen Vampir- Bruders. Und soweit ich mich erinnern konnte, war das Casting alles andere als gut abgelaufen.
Ian nahm meine Hand wieder und redete gelassen wie eh und je weiter. Irgendetwas lief hier gerade gewaltig schief.
„Okay, dann halt dich fest. Die Produzenten haben mich vor zwei Tagen angerufen! Die wollen mich echt dabei haben! Ich hab die Rolle!“

Enttäuschung war nicht annähernd das, was ich in dem Moment fühlte. Das war es also. Das hatte Ian mir sagen wollen.
„Ist das nicht großartig?“, fragte er mich mit einem dicken Grinsen im Gesicht und das machte die Sache nur noch viel schlimmer, als sie ohnehin schon war. Ich war ein Idiot. Ich war verdammt noch mal so ein Idiot! Wie konnte ich nur so dumm sein und erwarten, dass er mir jetzt schon einen Antrag machen würde?
„Das ist großartig, wirklich“, brachte ich mehr oder weniger gezwungen heraus, versuchte mit einem Lächeln meine Enttäuschung zu überspielen und drückte Ians Hand kurz zur Bestätigung. Genau in diesem Moment kam der Keller mit unserem Champagner und ließ es sich nicht nehmen, uns kurz zu fragen: „Gibt es denn etwas zu feiern?“ Ja, meine Dummheit, dachte ich verbittert, ließ Ians Hand los und trank das Glas erneut auf Ex. Ich hätte es besser wissen müssen. Alkohol machte mich immer so hysterisch.
„Alles okay?“, fragte Ian und holte dabei einen Umschlag aus seiner Jacke. Verwirrt schaute ich von ihm zum Umschlag und wieder zurück, während ich mich mal wieder um Kopf und Kragen redete.
„Klar, alles wunderbar. Ernsthaft, mir geht’s großartig. Ich freu mich für dich. Ist ja nicht so, als hätten wir genug Geld oder genug Paparazzi. Nein. Jetzt bekommen wir von beidem noch ein bisschen mehr, aber das ist schon in Ordnung. Immerhin kannst du tun, was du schon immer wolltest. Einen Vampir spielen. In einer Serie für kleine Teenager- Mädchen. Ist doch klasse!“ Lustigerweise schien Ian meine Hysterie überhaupt nicht zu bemerken, denn es kam nur noch besser.
„Und weißt du was? Die Dreharbeiten beginnen schon nächste Woche! Den Vertrag für eine ganze Staffel habe ich dabei und muss ich nur noch unterschreiben. Aber ich wollte das natürlich erst mit dir klären.“ Wow, das war ja unglaublich nett von ihm, dass er damit so früh zu mir kam. Einen Stift hatte er natürlich auch schon dabei.
„Und wie lang bist du dann weg?“, fragte ich skeptisch und warf einen Blick auf den Vertrag.
„Bis Juli.“
„WAS?!“ Und das kam so plötzlich und laut, dass mich alle Leute an den anderen Tischen anschauten. Ian schien das weniger aufzuregen, was mich langsam aber sicher richtig wütend machte.
„Ach, dazwischen habe ich ja immer ein paar Tage frei. Und außerdem ist Atlanta nicht sooo weit weg von New York, also sehen wir uns auf jeden Fall an den Wochenenden.“
Kopfschüttelnd flüchtete ich vor seinem Blick und schaute nach draußen. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und auf dem Rhein lag jetzt die kalte Nacht. Erst da fiel mir auf, dass er gerade was von New York gesagt hatte... Aufgewühlt sah ich ihn an und traf auf seine durchdringlichen, blauen Augen. Diese verdammten blauen Augen. Ihr Anblick zog mir beinahe wieder den Boden unter den Füßen weg, aber ich war immer noch zu verärgert über meine eigene Dummheit und über Ians Gleichgültigkeit mir gegenüber.
„New York? Wie meinst du das denn jetzt?“
„Na ich dachte, du kommst mit nach Amerika.“
„Nein“, antwortete ich, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben. Aber wenn ich ehrlich war, konnte und wollte ich auch nicht mit nach Amerika, was Ian jetzt doch ein wenig zu überraschen schien.
„Wie… nein? Ist das dein Ernst?“ Er klang keineswegs enttäuscht oder verärgert, nur ein bisschen verwundert. Aber mein Entschluss stand fest. Und es war Zeit, mal ein bisschen Klartext zu reden.
„Ian, ich kann jetzt nicht einfach spontan mit dir nach New York kommen! Hast du vergessen, was im Sommer ist? Jenny und Jensen werden HEIRATEN! Verstehst du, wie viel Arbeit das noch ist? Ich muss hier bleiben, vor allem jetzt wo Jensen ihr nicht beim Planen helfen kann! Und außerdem habe ich selber einen Job, falls du das vergessen hast.“
Und ich will wirklich nicht mit dir nach Amerika, dachte ich und musste mich bei der Erkenntnis sehr zusammen reißen. Bloß nicht heulen, nicht hier. Aber das war die Wahrheit. Ich hatte keine Lust, ganz alleine in New York zu sitzen, nur um Ian einmal in der Woche sehen zu können. Ian, der Kerl, der jetzt eigentlich mein Verlobter sein sollte.






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