The heart never lies - Teil 2

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 09.05.2012


Kapitel 2. - Party Time!

Mary
“Du siehst großartig aus”, lobte ich Ian, während ich ihm mit der Krawatte half. Und das war wirklich so. Klar, eigentlich sah er immer und überall gut aus, egal ob morgens oder abends. Und egal wo wir zusammen waren. Selbst jetzt, nach dem halben Jahr, in dem wir fast jede freie Minute miteinander verbracht hatten, fielen mir immer noch Dinge an ihm auf, die ihn in meinen Augen nur noch perfekter machten.
Er hatte sich gerade erst rasiert, sein Aftershave war mir mittlerweile schon so vertraut, dass ich es immer und überall erkennen würde. Und trotzdem hatte ich mal wieder das Bedürfnis, über ihn herzufallen.
Vorsichtig legte ich meine Hände an seine glatten Wangen, verlor mich für einen Augenblick in seinen ehrlichen, blauen Augen. Mit meinen Lippen formte ich ein lautloses „I love you“, sodass er mich mit seinen perfekten Zähnen angrinste, bevor wir uns kurz, aber eindringlich küssten. Ians Lippen waren rau und auffordernd, ein Kontrast zu seinem sonst so ruhigen Charakter. Beide Seiten an ihm schätze ich mehr als alles andere. Aber bevor wir uns in unserem Kuss verlieren konnten, ließ ich von ihm ab, wohl wissend, dass ich das noch bereuen würde.
„Ich muss mich fertig machen…“, sagte ich leise. Ein schwacher Versuch, ihn und mich davon zu überzeugen. „Aber wir können später gerne damit weiter machen.“ Und das sagte ich mit einem so verführerischen Grinsen, dass ich es selbst kaum erwarten konnte.
Ich musste mich zwingen, endlich im Bad zu verschwinden, bevor die Versuchung mich wieder erfassen konnte.
Ich liebte ihn.

Eine geschlagene Stunde verbrachte ich im Bad, dafür konnte sich das Ergebnis aber wirklich sehen lassen:
Ich hatte mir extra für die Verlobungsparty ein neues Kleid gekauft, es war rostrot und betonte perfekt meine schlanke Figur. Meine Haare fielen mir, dank Lockenstab, in leichten Wellen über die Schultern und meine Augen hatte ich nahezu perfekt geschminkt. Eigenlob ist ja ne miese Sache, aber heute konnte ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich wirklich zum Anbeißen aussah.
Schlicht und doch besonders. Auffallend, aber nicht der Mittelpunkt.
Und genauso sollte es sein. Denn heute Abend gehörte dieser Platz einzig und allein Jenny und Jensen. Sie würden umwerfend aussehen, das wusste ich genau. Mit ihrer Verliebtheit und ihrer Leichtigkeit würden sie den Abend zu einem ganz Besonderen machen.
Wie ich so darüber nachdachte, warf ich einen Blick in den Spiegel und erwischte mich selbst dabei, fast vor Freude für die beiden zu heulen. Das unglaubliche Gefühl, das ich mit Ian hatte, war das Beste, was ich mir hätte wünschen können. Und die Tatsache, dass Jenny, meine beste Freundin, auch so ein gutes Leben führen konnte, machte mich einfach unglaublich dankbar. Ihre Verlobungsfeier würde die Sache perfekt machen.
Mit diesem Gedanken und einem mehr als breiten Lächeln im Gesicht ging ich ins Wohnzimmer, wo Ian schon auf mich wartete. Er stand geduldig an der Bar, in der einen Hand ein Whiskeyglas, die andere lässig in die Hosentasche gesteckt. Als er mich sah, erhellte sich sein Gesicht und er brachte nicht mehr als ein ehrlich erstauntes „Wow!“ heraus. Grinsend drehte ich mich einmal um die eigene Achse und genoss den Blick, mit dem er mich von oben bis unten betrachtete.
„Du siehst… umwerfend aus“, sagte er mit rauer Stimme und diesem unverwechselbaren amerikanischen Akzent, der ihn einfach unwiderstehlich machte. Dann nahm er meine Hand und zog mich an sich- ein fataler Fehler, denn dabei verschüttete ich den Whiskey auf seinem Hemd.
„Fuck!“, stieß ich verärgert hervor und zuckte, von mir selbst erschrocken, zusammen. Seit ich mit Ian zusammen war, hatte ich es mir dummerweise angewöhnt, bei jeder Gelegenheit auf Englisch zu fluchen. Ian nahm die Sache dagegen, wie gewöhnlich, mit Humor. Und während er mich noch mit seinem „das ist ja mal wieder so typisch“- Blick strafte, drehte ich mich auch schon um und ging mit entschlossenen Schritten Richtung Ankleidezimmer. Die Zeit lief uns langsam davon und ich konnte nur beten, dass er noch so ein weißes Hemd besaß.
Zielsicher lief ich an meinem Schuhschrank (♥) vorbei und öffnete eine Schublade von Ians Schrank. Darin wühlte ich, wie eine Irre, nach einem verdammten weißen Hemd, fand aber natürlich keins. Mein Gott, der Kerl verdiente Millionen im Jahr und konnte sich nicht mal ein zweites weißes Hemd leisten?
Verzweifelt ließ ich mich auf die Knie fallen und versuchte scharf nachzudenken. Nur eins dieser Hemden passte zu seinem Outfit, aber das war KACKBRAUN. Da fiel mir plötzlich ein, dass er ganz hinten, an der Wand, noch eine Kommode hatte. Normalerweise war ich ja niemand, der einfach in den Schubladen anderer Leute wühlte, aber irgendetwas sagte mir, dass ich dort vielleicht noch etwas Passendes finden würde.
Alles, was ich dort fand, waren Socken. So ein Mist aber auch. Ein Blick auf die Uhr ließ mich nicht gerade entspannter werden. In einer halben Stunde sollten wir da sein- und so wie es aussah, würde Ian auf allen Fotos in einem kackbraunen Hemd zu sehen sein.
Gerade wollte ich genervt die Schublade zuschmeißen, da fiel mein Blick auf eine kleine schwarze Schachtel, die unter den Bergen von Socken hervorschaute. Was zum…? Ich schaute mich kurz nach Ian um, aber der war natürlich weit und breit nicht zu sehen, also trotzte ich meinem schlechten Gewissen und holte die kleine Schachtel heraus.
Ich konnte förmlich die Schmetterlinge im Bauch spüren, denn das war nicht einfach nur eine Schachtel. Sie war mit schwarzem Samt überzogen und hatte genau die Größe, die sie haben musste, um für einen Verlobungsring zu sein. Einen Antrag. Er wollte mir einen Antrag machen. Ian wollte mir einen Antrag machen!
„Mary…“, hörte ich plötzlich seine Stimme aus dem Flur. Schnell warf ich die Schachtel wieder in ihre Kommode und wischte die Freudentränen weg. Im nächsten Moment stand Ian auch schon vor mir, in einem sauberen weißen Hemd, woher auch immer das jetzt kam. Es war mir eigentlich auch egal.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte er grinsend als er mein Gesicht sah und nahm mich kurz in den Arm. Verzweifelt versuchte ich, nicht so sehr vor Glück zu strahlen, aber ich war immer noch eine grottenschlechte Schauspielerin. Und das wusste er.
„Nichts, nichts. Ich äh… ich freu mich einfach auf gleich.“ Und bevor er auch nur versuchen konnte, zu antworten, harkte ich mich bei ihm unter und führte ihn zum Auto.

Als wir das Restaurant betraten, das Jenny und Jensen für ihre Feier ausgesucht hatten, war ich für einen Moment so überwältigt, dass ich nur noch in der Tür stehen und staunen konnte. Es war einfach unglaublich schön. Überall standen kleine, runde Tische und in der Mitte des Saals war eine kleine Tanzfläche. Außerdem standen überall Blumen-Bouquets und Lampen auf den Tischen, die den Raum mit gedämpftem Licht bedeckten. Es war weder zu protzig, noch zu langweilig, sondern für eine Verlobungsparty mit Familie und Freunden perfekt. Nur die beiden frisch Verlobten ließen sich noch nicht blicken. Gerade wollte ich nach ihnen Ausschau halten, da spürte ich plötzlich, wie ich von hinten umarmt wurde.
„Maaaary!“, begrüßte mich eine freudestrahlende Lara. Lara war eine meiner besten Freundinnen, zusammen mit Jenny und Laura, die heute Abend auch hier sein würde. Überglücklich umarmte ich sie und stellte ihr Ian vor. Wir hatten uns alle viel zu lange nicht gesehen, aber umso schöner war es, dass wir ausgerechnet heute zusammen kamen- zu Jennys Verlobungsparty. Ich war kurz davor, vor Glück zu platzen. Vor allem, weil ich immer wieder an den Ring denken musste, wenn ich Ian anschaute. Ja, es war einfach perfekt.
Ian und ich blieben noch bei Lara und ihrem Freund Patrick. Überhaupt sah ich immer mehr bekannte Gesichter, und das war richtig schön. Allein für die Tatsache, dass ich Ian allen vorstellen durfte, hätte sich der Abend schon gelohnt.
Und auf einmal standen sie vor mir, Jenny und Jensen.
„Maaaaaary!“, schrie auch sie überglücklich und umarmte mich dabei so fest, dass ich für einen Moment keine Luft bekam. Auch Jensen begrüßte mich mit einer langen Umarmung. Das kurze Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als er so im gebügelten Hemd vor mir stand. So schick hätte ich ihn beinahe nicht erkannt.
Jenny war umwerfend, wirklich wunderschön und in ihrem hautengen, weißen Cocktailkleid der strahlende Mittelpunkt der Party. Der große, mit einem blauen Stein besetzte Ring an ihrem Finger strahlte Reinheit und Liebe aus und konkurrierte mit dem Funkeln in ihren Augen. Einfach perfekt, dachte ich. Und genauso sollte der Abend auch werden.






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