604800 Sekunden - Teil 13

Autor: Anny
veröffentlicht am: 15.05.2012


Kapitel 13
Langsam kam ich mir wirklich vor, als wären wir in einer Beziehung, aber setzte er das jetzt einfach so voraus, weil wir uns mochten und geküsst haben?
Bei Mc’es angekommen öffnete er mir sogar die Tür vom Auto. Ich drehte verwundert meinen Kopf und musste feststellen, dass er bereits meine Hand hielt und wir gingen Händchen haltend hinein.
„Guten Tag, was möchten sie bestellen?“ fragte eine gezwungen freundliche Verkäuferin. Sie sah mächtig genervt aus, ob ich bei meinem späteren Job auch mal so genervt Kunden begrüße? Hm, ich denke nicht, schließlich möchte ich auch nicht Kassiererin in einer Fast-Food Kette sein…
„Eine große Cola, einen Milchshake-Schoko, einen McChicken und Nuggets. Außerdem noch einen Big Rösti, große Pommes und eine mittlere Sprite.“ Sagte Tyler freundlich. Wow, er hatte sich alles genau gemerkt, sogar die unwichtige Reihenfolge stimmte. Ich grinste uns schmiegte mich an ihn seine Seite. Er bemerkte das, ließ meine Hand los und legte mir seinen Arm um. So fühlt sich Verliebtheit also an, so verhielten sie Verliebte…so verhielt sich ein Paar! In meinem Kopf ratterte es… Natürlich waren wir zusammen. Es war offensichtlich, trotzdem wollte ich es noch einmal genau von ihm hören. Ich wollte kein ‚Schatz‘ hören oder ‚Liebling‘, aber naja ich wusste nicht was ich hören wollte.
Er trug das Tablett zum Tisch und ich lief ihm hinterher. Wir saßen uns genau gegenüber und er schmachtet mich selbst beim Essen an. Oder seine Big Rösti. „Zufrieden?“ fragte ich lachend. „Allerdings.“ Ich freute mich riesig, dass er das für mich gemacht hat. Ich meine klar, es gibt Romantischeres als bei Mc’es Mittag zu essen, aber alleine, dass er alles was ich sage so ernst nahm und versuchte mir den noch so dümmsten Wunsch zu erfüllen, sich eine unwichtige Reihenfolge zu merken und mich so anzusehen, wie er es tat, berührte mich unheimlich stark…
Ich musste ihn wohl ziemlich verträumt angesehen haben, als er meinte „Was ist denn los? Du schaust so verträumt.“ Legte seinen Kopf leicht schräg und feixte. „Sag mal, sind wir jetzt zusammen?“ sagte ich mit ernster Miene. Es war mir schon peinlich genug, dass ich nicht wusste ob wir zusammen waren oder nicht, da wollte ich wenigstens nicht lächerlich wirken. Er begann zu lachen und sagte „Wenn du das möchtest, Amina?“ sagte und fragte er zu gleich. Okay, okay, das war die Frage die ich wollte. „Unheimlich gerne! Aber willst du überhaupt?“ brach es aus mir heraus und ich kaute auf meiner Lippe herum und wartet auf seine Antwort ab. Er grinst, zog noch mal an seiner Sprite und sagte ruhig „Habe ich dir nicht schon genug gezeigt, dass ich dich möchte? Das ich mit dir zusammen sein möchte?“ „Ja oder nein?“ fragte ich ungeduldig. „Sehr gern, Süße.“ Sagte er liebevoll.
Ich grinste womöglich wie ein Spanferkel, dass dem Spieß davon gekommen war. „Wenn du nicht so viel Mayo an deinen bezaubernden Lippen hättest, würde ich dich Küssen.“ Ärgerte er mich. Oh nein, wie peinlich … was er jetzt wohl dachte? ‚Meine neue Freundin, schafft es nicht einmal einen Burger zu essen ohne sich total vollzuschmieren…‘ Kokett nahm ich etwas Mayo und schmierte sie ihm ins Gesicht. „Da, jetzt haste auch welche!“ lachte ich. „Na warte, nachher landet wohl jemand im Pool.“ Sagte er und zog eine Augenbraue hoch. „Jetzt hab ich aber Angst.“ Grinste ich. Wie alberten noch ein wenig herum und fuhren dann zurück. Im Auto sagte ich vorsichtig „Aber Tyler, lass es uns langsam angehen.“ Er nahm wieder meine Hand, schaute mich kurz an und sagte „Für dich würde ich alles tun.“
Ich konnte bei jedem Gespräch mit ihm einfach so dahin schmelzen und vor Glück weinen. Mensch, wann war ich denn so emotional geworden?
Als wir angekommen waren fragte er mich mit einem schelmischen Lächeln „Aber deine Hand darf ich halten?“ „Du darfst mich auch Küssen.“ Grinste ich zurück. Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen, er so mich an sich und Küsste mich zärtlich. Meine Hand ließ er nicht los und wir gingen zusammen zum Campus. Gesättigt und zusammen.
Ich dachte zumindest wir gehen zum Campus. Tyler zog mich hinter ein Gebüsch und fing an mich zu Küssen. Ich verstand nicht ganz warum das Gebüsch… „Ähm Tyler, wieso sind wir hinter diesem Gebüsch?“ fragte ich verwirrt. „Du wolltest es doch langsam angehen lassen und es noch nicht offiziell machen.“ Grinste er mich an. „Stimmt.“ Lachte ich und wir machten weiter wo wir aufgehört hatten. Es war so spannend und aufregend etwas heimlich zutun. Es machte alles irgendwie interessanter und gefährlich. Natürlich wäre es nicht gefährlich, wenn uns jemand sehen würde, aber so blieb es intimer. Wir küssten uns immer wilder und er drückte mich mit einer Hand gegen die Wand hinter dem Gebüsch. Diese Seite an Tyler kannte ich noch gar nicht und an mir auch nicht, aber es gefiel mir…
Danach zog ich mir meinen Lippenstift nach und wir gingen unauffällig getrennte Wege. Als ich mich umgedreht hatte bekam ich sofort eine SMS *Sexy Hintern ;) Arrrw Tyler*… so klar, dachte ich mir. Ich drehte mich um und sah ihn gespielt vorwurfsvoll an, er lachte wuschelte sich durchs Haar und ging weiter. Ich ging ebenfalls weiter und schüttelte mit dem Kopf.
….einen Monat später.
Schon einen Monat war er her, seitdem Tyler und ich es endlich auf die Reihe bekommen hatten. Tyler und ich lagen bei mir im Bett, ich in seinem Arm. Ich befreite mich vorsichtig aus seinen muskulösen Armen, schließlich wollte ich ihn nicht wecken. Da ich meine Klamotten nicht fand und nur in Unterwäsche war, zog ich mir sein blaues, mir viel zu großes, Hemd an, knöpfte es aber nicht zu. Durch die bodentiefe Fensterscheibe konnte man auf eine kleine Terrasse gehen, die zu unserem Fenster gehörte, es war strahlender Sonnenschein. Ich öffnete leise die Tür, sah mich noch einmal um, ob Tyler noch schläft und ging raus auf die Terrasse.
Ich ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und fotografierte mit meiner Kamera die wunderschöne Aussicht. Einige Minuten später umarmte mich Tyler von hinten, seufzte kurz auf und Küsste mich auf die Wange. „Ich liebe dich, herzlichen Glückwunsch zum Einmonatigen, Darling.“ Flüsterte er mir ins Ohr. Ich grinste und ließ mich ein wenig nach hinten fallen. Dann nahm er meine Kamera und fotografierte uns. „Tyler! Ich sehe aus wie frisch aufgestanden!“ sagte ich hysterisch. „Ich finde du bist sexy. Immer.“ Flüsterte er mir wieder ins Ohr. Ich sah mir das Foto an und wir wirkten richtig glücklich. Das lag sicherlich daran, dass wir unheimlich glücklich waren und beschlossen es heute offiziell zu machen. Ich drehte mich um und lehnte mich mit dem Rücken an das Geländer der Terrasse und legte meine Arme um seinen Hals. Er lächelte, hob mich hoch und setzte mich auf das Geländer. „Ich liebe dich auch.“ Sagte ich um noch einmal auf seine Worte zu reagieren. Er strahlte richtig und seine Haselnussbraunen Augen funkelten, wie die Sterne damals am Strand. Ich erinnere mich gerne an diese Nacht, diesen Tag, an jede einzelne Sekunde, die wir miteinander verbracht haben. Einfach knutschend und händchenhaltend über den Campus zu laufen, war uns zu langweilig. Also beschlossen wir unser Glück mithilfe des Fotos und des Internets mit all unseren Freunden und Mitschülern zu teilen. Das hieß Facebook auf, Foto hochladen, ein süßer Text runter und los ging das Gelike. Macht heutzutage doch jeder? Nur Streits und intime Details konnten wir auch gut ohne das Internet klären. Das ginge dann doch zu weit. Aber soll es schließlich geben, nicht wahr?
Ich entschloss mich zu duschen und verschwand mit einem Zwinkern im Badezimmer.
Als ich fertig war, kam ich in ein leeres Zimmer zurück. Tyler war irgendwie nicht mehr da, aber er hatte auch nichts gesagt, dass er weg wollte.
Dann sah ich auf dem Bett einen Zettel liegen. Mir stiegen die Tränen ins Gesicht, warum liegt da ein Zettel und er ist weg? … in Teeni-Schnulzen war das eindeutig der ‚Ich-mach-Schluss-Brief-kann es dir aber nicht ins Gesicht sagen‘
Ich beschloss den Brief zu lesen…
„Hey mein Liebling, wenn du das liest bin ich wahrscheinlich schon weg. Denk jetzt nichts schlimmes, es ist alles okay, sogar mehr als okay. Ich liebe dich über alles und liebe es mit dir zusammen zu sein, es würde mich umbringen, wenn es nicht so wäre. Nochmal alles Liebe zum Einmonatigen. Übrigens unter deinem Bett liegt ein kleines Geschenk. Ich hoffe zu freust dich darüber. Aber ich habe noch eine kleine Überraschung, mach dich hübsch, pack eine Reisetasche für zwei bis drei Tage und sei 12.00 Uhr am Parkplatz. Wir haben einen langen Weg vor uns.
In ewiger Liebe, Tyler.“

Mir liefen die Tränen vom Gesicht, aber nicht weil ich Angst hatte, dass er Schluss macht. Sondern weil ich so gerührt war. Einen Brief? Wer schreibt heute denn noch Briefe? Und Tyler war definitiv nicht der typische Kerl, der so einen Schnulzenkram abzieht. Ach ja unter dem Bett. Ich legte den Brief zur Seite und schaute unter mein Bett. Dort holte ich ein Schuhkarton großes Päckchen hervor. Eingepackt, sogar mit Schleife. Das war definitiv nicht Tyler, der das eingepackt hat. Das roch gewaltig nach Nina. Störte mich aber nicht weiter.
Ich packte das Geschenk ungeduldig aus und es sah nicht nur aus wie ein Schuhkarton, sondern es war ein Schuhkarton! Bitte lass es die neuen blauen Louboutin Schuhe sein, dachte ich mir! Aber die waren ganz schön teuer, das konnte ich ihm doch nicht zumuten… Naja jedenfalls öffnete ich das Päckchen und ZACK! BLAUE LOUBOUTINs stachen mir ins Auge! Oh meine Gott, wenn Tyler oder irgendjemand mich jetzt sehen würde, der würde denken ich wäre aus der Irrenanstalt ausgebrochen. Ich liebe Tyler, ich liebe ihn so sehr! Daneben lag noch eine gelbe Blume, ich kannte sie nicht. Daneben ein Zettel „Dies ist eine Immortelle, sie steht für ewige Liebe. Sie scheint zwar nicht besonders hübsch auszusehen und riecht auch nicht außergewöhnlich, aber ist es nicht die Bedeutung die zählt, wie der Charakter eines Menschen, der ihn erst Liebenswert macht? Was bringt mir eine Rose, an der ich mich steche. Was bringt mir ein Blondchen, was nichts im Kopf hat?“
Diese Blume und der Text dazu rührten mich nochmals zu Tränen und die Louboutins waren mir gar nicht mehr so wichtig, viel wichtiger war, der Gedanke und der Aufwand den er für den Text und den Brief hatte. Die Schuhe kann man schnell bestellen, aber so ein tiefsinniger Text braucht Zeit und Liebe.
Mit den Gedanken total am Träumen, fiel mir die Uhr ins Auge. 9.53 Uhr … es war schon fast um 10 Uhr. FAST UM 10 UHR?? Oh nein, ich musste noch packen, umziehen, schminken. Das schaff ich niemals.
Ich war immer noch im Handtuch bekleidet und suchte mir schnell ein mittelblaues, kurzes Kleidchen aus dem Schrank heraus. In der Mitte der Brust gingen zwei Bänder entlang, die man hinter dem Hals zusammen binden musste. Die blauen, glitzernden Louboutins passten perfekt dazu. Noch ein paar Accessoires, Lidstrich, Rouge und Rote Lippen. Fertig. Die Haare glättete ich und teile an jeder Seite eine Strähne ab, die ich nach Hinten steckte. Dann packte ich alle möglichen Sachen in meinen Rollkoffer. Bikini, kurze Hose, lange Hose, Rock, Kleid, festliches Kleid, Unterwäsche, Schuhe ( 4 Paar natürlich) und noch andere wichtige Sachen.
Mittlerweile war es schon kurz vor 12.00 Uhr und ich nahm schnell noch meine Handtasche, den Koffer und ging los zum Parkplatz.
Tyler erwartete mich schon und ihm fielen fast die Augen heraus, als er mein Outfit sah.
„Wow, du siehst, ich bin sprachlos, du siehst Klasse aus. Also du siehst immer gut aus, aber heute…“ er verhaspelte sich immer weiter. Ich beendete sein Stottern mit einem Kuss und drückte ihm den Koffer in die Hand. „Sag mal Schatz, willst du ausziehen?“ fragte er mich schmunzelnd. „Ich? Nö, wieso?“ sagte ich ernst zurück. Also ich brauche alles, wirklich ALLES, was in dem Koffer ist.
Im Auto fragte ich ihn „Sag mal, wo wollen wir überhaupt hin?“ „Das wüsstest du gerne, nicht wahr?“ sagte er belustigt. „Saaaag!“ rief ich gespielt böse. „Wir fahren jetzt erst einmal 5 Stunden, mach es dir bequem, unter deinem Sitz ist ein Kissen und eine Decke.“ Grinste er. „Aber entführen willst du mich nicht oder?“ fragte ich lachend. „Wer weiß.“ Grinste er.
Nun denn, ich lehnte mich mit dem Kissen an die Fensterscheibe und schlief langsam ein. Draußen regnete es und so beobachtet ich die Tropfen bis mir irgendwann die Augen zu fielen….






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